Glücksspielsucht, in der Fachsprache pathologisches Spielen genannt, ist eine seit 2001 anerkannte Suchterkrankung, welche sich durch alle Schichten zieht, von arm bis reich. Bei Spielsucht handelt es sich um eine stoffungebundene Suchtkrankheit, von welcher circa 500.000 Menschen in Deutschland betroffen sind. Betroffene Spieler können dem Drang zu spielen nicht oder nur unter höchsten Anstrengungen widerstehen, obwohl den Betroffenen in der Regel bekannt ist, welche gravierenden Auswirkungen das pathologische Spielverhalten im finanziellen und sozialen Umfeld nach sich zieht oder nach sich ziehen wird.
Die Symptome
Spielsucht äußert sich bei Betroffenen in der Regel durch eines oder mehrerer der folgenden Symptome:
- Suchtdruck: ein ständiges oder häufig unwiderstehliches Verlangen, am Glücksspiel teilzunehmen. Bei „Quartalsspielern“ kann dieses Verlangen auch nur phasenweise auftreten.
- Kontrollverlust: Betroffene können, sobald sie begonnen haben, nicht mehr aufhören zu spielen. Sie spielen so lange weiter, bis das Geld aufgebraucht ist. Auch hohe Gewinne werden sehr häufig wieder verspielt.
- Toleranzentwicklung: Es werden immer höhere Einsätze und Gewinne benötigt, um dieselben Glücksgefühle auszulösen.
- Längere Spieldauer: Es wird immer mehr Zeit für Glücksspiel aufgebracht. Andere Verpflichtungen werden stark vernachlässigt.
- Entzugserscheinungen: Betroffene sind gereizt, unruhig oder resignieren, wenn das Spielen eingeschränkt oder gestoppt wird.
- Interessenverlust: Betroffene geben ihre Hobbys auf und verlieren das Interesse an früheren Aktivitäten. Teilweise ist auch das Interesse an Sexualität eingeschränkt oder geht verloren.
- Verheimlichung / Verdrängung: Das Spielen oder die daraus entstehenden Verluste werden vor anderen oder teilweise auch vor sich selbst verheimlicht und kleingeredet. Viele pathologische Spieler haben über lange Zeit keine Krankheitseinsicht.
- Soziale Isolation: Betroffene haben oft keine Zeit oder verlieren das Interesse an sozialen Kontakten und ziehen sich immer mehr zurück. Soziale Kontakte dienen immer mehr als reine Geldquelle, um die Spielsucht weiter zu befriedigen.
Wie bei jeder psychischen Erkrankung können die Symptome zwischen den Betroffenen variieren und mehr oder weniger stark ausgeprägt sein.
Auch der gesellschaftliche Status spielt eine Rolle. So gibt es vermögende Spieler, die verhältnismäßig kleine Einsätze spielen, dafür aber zu viel Zeit für Glücksspiel(e) aufwenden. Diese Spieler leiden zwar kaum finanziell unter dieser Krankheit, dafür aber umso mehr im privaten, beruflichen und sozialen Bereich.
Der Krankheitsverlauf
Der typische Verlauf einer Spielsucht gliedert sich in drei Phasen.
- Gewinnphase: Es kommt zum ersten Kontakt mit Glücksspiel (meist außerhalb von reinen Spielstätten wie in Kneipen oder Imbissbuden). Das Spielen findet nur gelegentlich statt. Gewinne sind im Verhältnis zum Einsatz noch relativ hoch. Es kommt langsam zu Einsatzsteigerungen, Wunschgedanken und euphorischer Stimmung vor und während des Spielens.
- Verlustphase: Erste größere Verluste werden vor sich selbst und anderen bagatellisiert oder verheimlicht. Es entsteht die Illusion, die Verluste würden durch Gewinne abgedeckt. Die Familie, Arbeit und sozialen Kontakte werden vernachlässigt oder aufgegeben. Betroffene nehmen in dieser Phase häufig Kredite auf oder machen Schulden. Das Denken dreht sich in dieser Phase fast ausschließlich um Glücksspiel und die Betroffenen sind unfähig dem Spiel zu widerstehen, obwohl ihnen die negativen Folgen bereits bewusst sind.
- Verzweiflungsphase: In dieser Phase leiden die Betroffenen meist unter Panikattacken, sind gereizt und haben ein schlechtes Gewissen. Schulden können nicht mehr oder nur unpünktlich zurückgezahlt werden. Es findet meist ein Verlust des gesellschaftlichen Ansehens statt. Einige Betroffene greifen in dieser Phase sogar zu illegalen Methoden, um Spielgeld zu beschaffen.
Nicht jeder pathologische Spieler muss zwangsläufig diese drei Phasen durchlaufen, dieser Verlauf ist aber typisch für die meisten Betroffenen.
Die Ursachen
Das Risiko eine Spielsucht zu entwickeln wird durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren begünstigt. Auf der einen Seite spielen genetische Faktoren eine Rolle und auf der anderen Seite tragen Umwelteinflüsse zur Entstehung dieser Krankheit bei. So können beispielsweise traumatische Erlebnisse in der Kindheit bei einem Spieler später zur Spielsucht führen, während ein anderer Spieler trotz ähnlichen Erlebnissen und negativen Umwelteinflüssen keine Spielsucht entwickelt.
Besonders gefährdet sind junge, männliche Migranten, da diese in ihrem sozialen Umfeld häufig mit Spielautomaten und Glücksspiel konfrontiert werden. Ebenso sind Personen gefährdet, welche bereits an einer anderen Suchterkrankung leiden oder Suchterkrankungen in der Familie gehäuft auftreten.
Grundsätzlich können Menschen aus allen Bildungs- und Gesellschaftsschichten und in jedem Alter eine Spielsucht entwickeln. Es gibt spielsüchtige Menschen unter Millionären und Akademikern genauso wie unter Arbeitslosen und Geringverdienern. Es gibt sogar pathologische Spieler unter Automatenaufstellern und Spielhallenbetreibern.
Der weitaus größte Teil der pathologischen Spieler spielen nicht aus Gier oder weil sie nicht verstehen, dass sie auf Dauer Verluste mit Glücksspielen machen, sondern um sich von Problemen, Langeweile, Unzufriedenheit oder anderen negativen Stimmungen abzulenken. Oft steckt hinter einer Spielsucht eine andere psychische Erkrankung wie eine Depression. Ein Gewinn oder das Gefühl, einen Automaten besiegt zu haben, führt in der Regel zur Aktivierung des Belohnungszentrums im Gehirn, zur Ausschüttung bestimmter Botenstoffe und damit zu positiven Gefühlen - von diesen Gefühlen sind die Betroffenen abhängig.