Um zu verstehen, wie ein Spielautomat funktioniert und programmiert ist, werden wir unseren eigenen simplen Spielautomaten Schritt für Schritt entwickeln. Dieser besticht zwar nicht durch ein schickes Design, ist aber der grundsätzlichen Funktionsweise moderner Spielautomaten 1:1 nachempfunden.
Damit das Ganze für den Einstieg leicht verständlich bleibt, bauen wir einen möglichst minimalistischen Spielautomaten ohne besondere Features.
Der Zufallszahlengenerator
Das Herzstück unseres Automaten ist der Zufallszahlengenerator (engl. Random Number Generator oder kurz RNG). Dieser Zufallszahlengenerator läuft ständig im Hintergrund und erzeugt pro Minute mehrere tausend zufällige Zahlen. Der Zufallszahlengenerator wird später benötigt, um ein zufallsbasiertes Spiel zu garantieren.
Alle Spielergebnisse müssen später von diesem Zufallszahlengenerator bestimmt werden, weil es uns als Automatenentwickler von der Aufsichtsbehörde vorgeschrieben wird (zumindest in Spielbanken und Online Casinos) und weil es auch unserer eigenen Sicherheit dient. Hätten Spielergebnisse ein bestimmtes Muster, könnten unsere Angestellten, welche auch nur ein durchschnittliches Einkommen beziehen, ihr Insiderwissen ausnutzen und unsere Automaten in ihrer Freizeit plündern.
Der Spielautomat
Nun überlegen wir uns ein Automatenspiel, welches später auf dem Spielautomaten laufen soll. Das Spiel soll so gestaltet sein, dass es uns als Betreiber langfristig Gewinn einbringt.
Wie man sieht, ist unser Automatenspiel sehr einfach aufgebaut und besitzt folgende Eigenschaften:
- 3 Walzen
- 3 Symbole je Walze (jedes Walzensymbol hat eine Nummer)
- 1 Gewinnlinie
- 1 Gewinnkombination (wenn 3 Kleeblätter in der Mitte auf Gewinnlinie 1 erscheinen)
- 1 Startknopf zum Starten des Spiels.
Da dieses Spiel 3 Walzen mit jeweils 3 Symbolen besitzt, sind insgesamt 3 x 3 x 3 oder 33 = 27 Zustände möglich. In diesen 27 Zuständen kommt exakt einmal die Gewinnkombination (3x Kleeblatt auf Gewinnlinie 1) vor.
Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass die Gewinnkombination erscheint, ist daher 1 zu 27. Das bedeutet, dass wenn man dieses Spiel unendlich lange spielen würde, würde durchschnittlich alle 27 Umdrehungen die Gewinnkombination erscheinen.
Damit wir als Betreiber auf lange Sicht profitieren, muss der Gewinn, welcher bei dieser Gewinnkombination an den Spieler ausgezahlt wird, unter dem 27-fachen Einsatz sein - in diesem Fall also kleiner als 27 €.
Wir legen den Gewinn auf 26 € fest, womit unser Spielautomat die theoretische Auszahlungsquote von 96,30 % hat.
Wir als Betreiber würden pro 1 €-Umdrehung also langfristig circa 4 Cent verdienen. Bei 20 Umdrehungen die Minute und 1.200 Umdrehungen die Stunde, ein nettes Stundeneinkommen von durchschnittlich 48 €.
Der Spielablauf: Wir lassen die Walzen drehen
Wir haben den Spielautomaten so programmiert, dass jedes Mal, wenn der Spieler den Startknopf drückt, die letzten drei Zahlen aus unserem Zufallszahlengenerator genommen werden - eine Zufallszahl pro Walze. In diesem Beispiel wären die gezogenen Zahlen:
- 8375823985
- 3849348303
- 6839028421
Da unsere Zufallszahlen sehr lang sind, aber unsere Walzen nur jeweils 3 Symbole haben, müssen wir diese Zahlen durch 3 dividieren und den Rest als Ergebnis nehmen. Der Rest kann immer nur zwischen 0 und 2 liegen.
- 8375823985 : 3 = 2791941328 Rest 1
- 3849348303 : 3 = 1283116101 Rest 0
- 6839028421 : 3 = 2279676140 Rest 1
Bei diesem Spin würden die Walzen so stoppen, dass Kleeblatt, X, Kleeblatt auf der Gewinnlinie erscheint - was für den Spieler in diesem Fall eine Verlustrunde bedeuten würde.
Die Auszahlungsquote und Gewinnwahrscheinlichkeit verringern
Wir haben den Auftrag bekommen, unseren Spielautomaten für Spielotheken umzustellen. Hierzu müssen wir die Auszahlungsquote und die Gewinnwahrscheinlichkeit verringern. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder wir verringern den Gewinn, den die Spieler bei der Gewinnkombination bekommen. Oder wir verlängern die Walzen um ein Verlustsymbol.
Würden wir jeder Walze ein „X-Symbol“ hinzufügen, hätte das Spiel 4 x 4 x 4 oder 43 = 64 Zustände. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Gewinnkombination erscheint, läge dann nur noch bei 1 zu 64 anstatt 1 zu 27.
Man muss nun durchschnittlich 64 € aufwenden, um einmal 26 € zu gewinnen. Die Auszahlungsquote ist somit von 96,3 % auf extrem magere 40,6 % gesunken.
Ist so wirklich jedes Automatenspiel programmiert?
Ja, alle Spielautomaten und Automatenspiele sind nach diesem Schema aufgebaut und programmiert. Auch die theoretische Auszahlungsquote von Spielautomaten wird auf diese Weise ermittelt. Es spielt dabei auch keine Rolle, ob man nun in Online Casinos oder staatlichen Spielbanken spielt, die Funktionsweise ist dieselbe.
In Spielotheken wird keine feste Auszahlungsquote festgeschrieben und muss auch nicht veröffentlicht werden. Es handelt sich hier um „Unterhaltungsgeräte mit Gewinnmöglichkeit“ und daher ist der Gestaltungsspielraum für die Betreiber hier größer. Grundsätzlich dürften aber auch diese Geräte nach diesem Prinzip funktionieren, nur eben mit deutlich geringerer Auszahlungsquote.
Natürlich haben richtige Automatenspiele mehr Walzen und auch mehr als drei Symbole pro Walze und verschiedene Features, was die Berechnungen weitaus komplexer macht. Vom Grundprinzip funktionieren Spielautomaten aber genau auf diese Weise. Dieses Beispiel wurde absichtlich einfach gehalten, um möglichst vielen Spielern die grundsätzliche Funktionsweise eines Spielautomaten verständlich zu machen.
Wer die Funktionsweise von Spielautomaten verstanden hat, wird hoffentlich auch verstanden haben, dass es keine Tricks gibt, sondern es lediglich Glück und Zufall ist, wenn man an einem Automaten gewinnt oder verliert. Keiner, nicht einmal der Automatenhersteller selbst, kann vorhersagen, wann ein bestimmtes Gewinnbild bei einem Automatenspiel erscheint oder welcher Spielautomat als Nächstes einen großen Gewinn wirft.