Die Bekämpfung illegaler Glücksspielaktivitäten ist eine ziemlich kostspielige Angelegenheit. Aus dem Abschlussbericht des Landeskriminalamtes in NRW, der der Rheinischen Post vorliegt, geht hervor, dass es den Behörden in dieser Angelegenheit an „Ausstattung und fachlicher Expertise“ mangelt. Dem Staat entstehe gerade durch nicht genehmigte Spielautomaten ein jährlicher Schaden in Millionenhöhe. Der Rekord für ein einzelnes illegal aufgestelltes Gerät liegt bei einem Umsatz von 423.000 Euro im Jahr. Oft seien gut organisierte Clans die Strippenzieher.

Die Bekämpfung illegaler Glücksspielaktivitäten stellt die Kriminalbehörden vor erhebliche Herausforderungen. Dies wird aus dem aktuellen Abschlussbericht des Landeskriminalamts (LKA) in Nordrhein-Westfalen deutlich, der der Rheinischen Post vorliegt. Dies liegt nicht nur an der ausgeklügelten Technik, die von den Betreibern genutzt wird, sondern auch an der (inter-)nationalen Verflechtung der Netzwerke. Das LKA klagt in seinem Bericht über gravierende Defizite bei der Ausstattung und der fachlichen Expertise der Behörden. Moderne Überwachungstechnologien und spezialisierte Ermittler sind unabdingbar, um gegen die professionell organisierten Strukturen vorgehen zu können. Jedoch mangelt es an beidem, was die Effizienz der Bekämpfungsmaßnahmen erheblich einschränkt. Nur selten gelingt es, weitreichendere Machenschaften aufzudecken, wie etwa im Fall der Aushebung eines nicht genehmigten Casino-Betriebs in Kamen Mitte Juni 2024.

Die hohe Professionalität der Täter macht es den Ermittlern schwer, Beweise zu sichern und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Oft sind die illegalen Aktivitäten gut getarnt und die Geldflüsse verschleiert, was die Ermittlungsarbeiten zusätzlich verkompliziert. Hinzu kommt, dass das illegale Glücksspiel nicht nur ein finanzielles Problem darstellt, sondern auch soziale und sicherheitspolitische Konsequenzen hat. Die Gelder, die durch illegale Glücksspielaktivitäten generiert werden, fließen zudem häufig in andere kriminelle Bereiche, wie Drogenhandel oder Menschenhandel, und fördern somit weitere Verbrechen.

Laut den Informationen der Rheinischen Post ist gerade das Ruhrgebiet als Ballungsraum ein Schwerpunkt der Glücksspielkriminalität in NRW. Clans und andere Organisationen nehmen Millionen ein und die Behörden kommen aufgrund fehlender Mittel nicht dagegen an. Die Defizite reichen von Personalmangel über unzureichende Ausstattung und Fortbildungsschwächen bis hin zu logistischen Schwierigkeiten.

Daran fehlt es den Einsatzkräften konkret

Das größte Problem scheint der Mangel an Personal zu sein. Laut dem LKA hat die Polizei nicht genügend Einsatzkräfte im Wach- und Wechseldienst. Auch die Kriminalpolizei sei unterbesetzt. Hinzukäme ein Problem mit der Ausstattung. Es seien nicht ausreichend „Geldzählmaschinen, Automatenauslesegeräte und Lagermöglichkeiten für sichergestellte Automaten“ vorhanden, berichtet die Rheinische Post.

Neben diesen personellen und technischen Schwierigkeiten sei aber auch das Know-how ausbaufähig. So seien die Polizeikräfte in ihrem täglichen Dienst nicht hinreichend auf die Erkennung illegaler Spielautomaten geschult. Manipulierte Geräte würden schnell übersehen werden. Eine entsprechende Fachdienststelle könnte Abhilfe schaffen, die gäbe es allerdings nicht. Gleiches gelte für ganzheitliche, wirklich effektive Bekämpfungskonzepte.

Um die grundlegenden Fakten zu vermitteln und entsprechende Ermittlungsmaßnahmen zu stützen, arbeite die Polizei mit Handzetteln. Grundsätzlich hätten die Beamten die Möglichkeit, sich in dieser Richtung fortbilden zu lassen. Anscheinend werden diese Angebote aber nicht ausreichend angenommen. Es gibt hier keine konkreteren Informationen. Letztlich sei auch der sachgerechte Umgang mit sichergestellten Automaten eine logistische Herausforderung.

Dagegen sind die Veranstalter illegaler Glücksspiele flexibel und verdienen tausende Euro im Monat mit nur einem Automaten

Die Fälle rund um manipulierte und illegale Spielautomaten seien laut dem LKA keine Einzelstraftaten. Dahinter stünden strukturierte und organisierte Gruppen. Tatsächlich soll die Bereitstellung in großem Stil erfolgen. Die Rede ist von „Großaufstellern“ und „Netzwerken von Strohleuten“. Diese würden gegenüber den Behörden nicht in Erscheinung treten, seien also praktisch unsichtbar.

Die mutmaßlichen Täter seien oft Angehörige überregional aktiver Clans. Der Bericht zeige laut der Rheinischen Post zudem auf, dass „regional unterschiedliche Gruppen involviert sind, die den Markt unter sich aufteilen“, wozu auch Rockerorganisationen zählen sollen. Diesen Kriminellen würden sich äußerst attraktive und vor allem lukrative Umsatzmöglichkeiten eröffnen. Pro Monat könnten an nur einem Automaten mehrere Tausend Euro eingenommen werden.

Dabei sind nicht nur die Steuereinbußen ein wichtiges Thema für die Behörden, die sich im Millionenbereich bewegen sollen, sondern auch der Spielerschutz. Im Zusammengang mit dem Bericht des LKA wird ein Experiment vom Verein für Spielsucht vorgebracht. Bei dem Versuch hätte man gezeigt, dass es an einem illegalen Spielautomaten durchschnittlich gerade einmal vier Stunden dauere, 3.000 Euro zu verlieren. Wohingegen für das Verspielen der gleichen Summe an einem rechtmäßigen Gerät über 50 Stunden erforderlich wären.

Was die Drahtzieher mit einem nicht genehmigten Automaten verdienen, sei nach Angaben der Behörden insbesondere vom Ort der Aufstellung abhängig. Der Rekord in NRW läge bei einem Jahreseinwurf von 423.000 Euro! Im Durchschnitt würden derartige Angebote einen Umsatz zwischen 9.000 und 14.000 Euro im Monat erzielen.

Fazit

Die Informationen des LKA und die Berichterstattung der Rheinischen Post zeigen zugleich besorgniserregende und beeindruckende Sachverhalte auf. Natürlich sind es hauptsächlich die enormen Summen, die hier ins Auge fallen. Dass die Behörden dieser „Industrie“ vergleichsweise wenig entgegenzusetzen haben, erschreckt. Im durchaus auffälligen Gegensatz zu dieser Entwicklung steht der Kommentar von Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU), den die Rheinische Post im Zusammenhang mit der Sache bringt. Sein Statement erscheint zwar nicht vollkommen unkritisch, aber doch erstaunlich neutral: „Dass kriminelle Clanmitglieder durch illegales Glücksspiel Steuern hinterziehen und sich so ihr Luxusleben finanzieren, ist mir ein Dorn im Auge. Unsere Sicherheitsbehörden vernetzen sich mehr und mehr, um entschieden dagegen vorzugehen. Gemeinsame Kontrollen von Steuerfahndung, Zoll, Kommune und Polizei sind effektiv und führen neben dem Aufdecken von Verstößen auch zu wichtigen Erkenntnissen über die verflochtenen Strukturen der Clankriminalität.“

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/photos/police-pistol-mission-patrol-car-7066596/

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