“Gamechanger“, „bahnbrechend“, „Spieleerfahrung der Zukunft“: Solche Schlagzeilen waren vor einigen Jahren häufiger zu lesen, wenn es um Virtual-Reality (VR) und Glücksspiele ging. Die ersten VR-Slots oder sogar ganze VR-Casinos wurden stolz auf den internationalen Messen präsentiert und machten mächtig Eindruck. Von vielen Seiten prophezeite man eine Revolution. So richtig durchgesetzt hat sich das Ganze aber irgendwie nicht. Insider verrieten kürzlich, woran das liegen könnte und welche Top-Innovation wirklich langfristig bleiben dürfte.

Viele die schon länger in Online Casinos unterwegs sind, werden sich an eine Zeit erinnern, als VR-Slots oder VR-Live-Casinos als das nächste große Ding galten. Tja, ein paar Jahre später sieht die Sache etwas anders aus – und man fragt sich unweigerlich: Was ist eigentlich aus den „bahnbrechenden“ Glücksspiel-Technologien geworden?

Dabei ist unbestritten, dass Virtual-Reality (VR), Augmented-Reality (AR) und verwandte Konzepte durchaus einen festen Platz in unserer Welt gefunden haben. Sie kommen längst in zahlreichen Bereichen zum Einsatz – sei es in der Medizin, wo Chirurgen mit AR-gestützten Simulationen operieren, in der Flugzeugindustrie, wo neue Lösungen durch VR-Trainings zur Serienreife gebracht werden, oder im Bildungsbereich, wo immersive Lernwelten den Unterricht bzw. Seminare und Vorlesungen effektiver gestalten. Auch in der Glücksspielbranche gibt es Anwendungen abseits von Automaten und Co., etwa in der Spielsuchtbekämpfung, die zunehmend mit VR-Brillen unterstützt wird.

Aber was ist mit den noch vor nicht allzu langer Zeit mächtig gehypten Möglichkeiten rund um VR-Slots, AR-Slots oder gar Mixed-Reality-Spielen? Vor ein paar Jahren – speziell vor dem Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV) von 2021 – gab es durchaus zahlreiche VR-Angebote.

  • Einige Top-Casinos richteten bereits spezielle VR-Bereiche ein, in denen man mit der passenden Ausrüstung in virtuelle Spielhallen eintauchen konnte.
  • Große Entwickler wie NetEnt und Microgaming (heute Games Global) experimentierten mit VR-Games und PokerStars VR, das heute in etwas anderer Form als Vegas Infinite by PokerStars bekannt ist, hatte ebenfalls eine gewisse Hochphase.
Damals war es leicht, sich eine Welt vorzustellen, in der die Grenzen zwischen realer, erweiterter (AR) und virtueller (VR) Realität verschwimmen. Eine Welt, in der die Blockchain das Glücksspiel für immer verändert – und in der der smarte Kühlschrank nicht nur Lebensmittel nachbestellt, sondern gleichzeitig stets die besten Wettquoten präsentiert.

Doch heute? Von all dem ist erstaunlich wenig übriggeblieben. Der große VR-Glücksspiel-Boom scheint spurlos verschwunden, bevor er überhaupt richtig Fahrt aufnehmen konnte. Einige Branchen-Insider haben sich vor kurzem in der internationalen Fachpresse dazu geäußert. Wir wollen das zum Anlass nehmen, uns einmal genauer anzusehen, woran die einstige „Spielerfahrung der Zukunft“ gescheitert sein könnten. Eines steht jedenfalls fest: Während VR-Slots vielleicht nicht den erhofften Siegeszug angetreten haben, wird die Blockchain im Glücksspiel wohl so schnell nicht das Feld räumen.

Was bedeutet Virtual-Reality und Augmented-Reality im Casino-Kontext und wie funktioniert‘s?

Einfach die VR-Brille aufsetzen, eine digitale Spielhalle betreten und zwischen blinkenden Automaten oder Roulette-Tischen herumschlendern – fast so, als wäre man in Las Vegas.

  • Genau das ist die Idee hinter Virtual Reality im Casino-Bereich: Eine vollständig digitale Umgebung, die das Spielerlebnis auf ein neues Level hebt.
  • Augmented Reality geht noch einen Schritt weiter, indem sie virtuelle Elemente in unsere reale Welt einblendet – etwa interaktive Spielfelder auf dem Wohnzimmertisch.
  • Bei Mixed-Reality verschmelzen die digitale und die reale Welt noch mehr und interagieren freier miteinander. Digitale Objekte können sich hier an die physische Umgebung anpassen und darauf reagieren, zum Beispiel in Form eines Hologramm-Croupiers, der virtuelle Karten an die Mitspieler austeilt.

Einige Online Casinos wagten den Schritt in diese Technologien bereits vor fast zehn Jahren, wobei die Spiele-Provider eine Schlüsselrolle einnahmen. Marken wie NetEnt, Microgaming und einige weitere optimierten spezielle Angebote für VR-Brillen. In einer Pressemitteilung von NetEnt wurde VR für die ICE-Messe 2018 als Mittelpunkt der Unternehmenspräsentation angekündigt. Schon rund ein Jahr zuvor sprach man in einem offiziellen Statement von einem „wachsenden Trend“ und prognostizierte einen „schnell wachsenden Markt der virtuellen Realität“.

► Das Ergebnis: Man konnte diverse Klassiker wie Starburst oder Gonzo’s Quest direkt vor Augen zocken bzw. quasi in das jeweilige Spielfeld eintauchen und/oder dort verschiedene Ebenen/Bereiche betreten. Es gab 3D-Grafiken und einiges zu entdecken. Bei Gewinnen befand man sich in einem Regen aus Edelsteinen und Münzen. Diese Games integrierten die Casinos wiederum in eine detaillierte virtuelle Umgebung. Spieler konnten sich frei in Locations mit Bar, Lounge-Ecken und eben zahlreichen Spielautomaten bewegen. Verschiedene Raumkategorien wie „Best Games“ oder „Tablegames“ sorgten für zusätzliche Orientierung.

★ Das – so die damaligen VR-Casino-Visionäre – sollte aber nur der Anfang sein: Denkbar wären in Zukunft noch immersivere Spielkonzepte, bei denen der Nutzer nicht nur visuell, sondern auch mit haptischem Feedback interagieren kann. Etwa durch Handschuhe mit taktilem Widerstand oder durch Bewegungssensoren, die das eigene Verhalten direkt ins Game übertragen und somit die Steuerung per Tastatur oder Gamepad ersetzen.

„Immersiv“ war das Wort der Stunde. Es bedeutet in diesem Kontext, dass der Spieler vollständig in die Virtualität eintaucht, sich als Teil der Umgebung fühlt und die reale Welt zunehmend in den Hintergrund tritt.

Deshalb spielen wir heute (noch) nicht alle im VR-Casino

Woran liegt es also, dass sich VR nicht durchgesetzt hat?

  • Die kurze Antwort: Weil es nicht einfach genug ist.
  • Die lange Antwort: Nun, die Technologie hat, wie Branchen-Insider bestätigen, mit mehreren Problemen zu kämpfen – vom Preis über den Komfort bis hin zur Frage, ob die Nutzer überhaupt Lust auf diese Form des Glücksspiels haben.

Teures Equipment, wenig Nutzen – die großen Stolpersteine der VR-Casinos

Die wirklich bahnbrechenden Technologien unserer Zeit – etwa PCs, das Internet und Smartphones – setzten sich erst dann durch, als sie erschwinglich, intuitiv und wirklich nützlich wurden. VR-Brillen? Sind bis heute teuer, umständlich einzurichten und nur für eine sehr begrenzte Zielgruppe wirklich reizvoll. Selbst Apple konnte mit der Vision Pro nicht überzeugen. Statt einer alltagstauglichen Innovation für den Massenmarkt präsentierte man ein 3.500 Dollar teures High-End-Headset für eine elitäre Nische – weit entfernt von dem, was das erste iPhone für die moderne Kommunikation bedeutete.

Marketing-Professor und Unternehmer Scott Galloway brachte es bereits vor der Veröffentlichung der Vision Pro auf den Punkt:

„Der letzte Sargnagel für diese headset-getriebene VR-Halluzination.“

Die Realität sieht entsprechend ernüchternd aus: Wer sich heute eine VR-Brille aufsetzt, wird schnell mit klassischen Problemen konfrontiert – sie ist klobig, schränkt die Bewegungsfreiheit ein und kann durch das sogenannte Motion-Sickness-Phänomen sogar Übelkeit auslösen. Studien zufolge betrifft das bis zu 20 Prozent der männlichen Nutzer, Frauen sogar noch häufiger. Ein massiver Nachteil für eine Technologie, die eigentlich immersiv und intuitiv sein sollte.

Die Frage, die keiner beantworten konnte: Warum überhaupt?

Anbieter von VR und AR im Glücksspiel hätten von Anfang an mit einer klaren Vision starten müssen: Wir lösen dieses oder jenes Problem damit! Matt Howard, CEO von OrbitalBet, fasst es wie folgt zusammen:

„Wenn Sie nicht beantworten können, welche Verbesserung Sie erzielen oder welches Problem Sie lösen, dann wird niemand Geld in diese Dinge investieren.“

Und genau hier liegt das Problem. Die meisten Spieler sind völlig zufrieden mit ihren bestehenden Optionen. Statt sich eine sperrige Brille aufzusetzen, sie zu konfigurieren und dann in eine virtuelle Spielwelt einzutauchen, reicht ihnen ein Handy oder ein Laptop, um mit ein paar Klicks loszulegen.

Rich Criado, ehemals VP bei Fanatics Game Studios, sieht das genauso:

„Der durchschnittliche Casino-Kunde wird sich nicht dieses riesige Headset aufsetzen, es an einen Computer anschließen, aufladen und all die Dinge tun, die man tun muss, nur um ein Spiel zu spielen, wenn man auch mit dem Handy spielen kann.“

Während sich Gamer und Technik-Enthusiasten also über VR freuen, ist die klassische Casino-Zielgruppe eher zurückhaltend, wenn es um große technologische Umstellungen geht. Zu teuer, zu kompliziert, zu wenig Mehrwert.

War’s das jetzt komplett mit VR und AR?

Wahrscheinlich nicht. Der Facebook-Konzern Meta scheint zumindest noch nicht aufzugeben. Im Juli 2024 kündigte man dort eine Kooperation mit dem Brillenriesen Essilor Luxottica (zu dem Marken wie Ray-Ban und Oakley gehören) an.

Die Idee: Praktikable Smartglasses, die sich besser in den täglichen Gebrauch einfügen. Mark Zuckerberg selbst sprach von einer KI-gestützten Zukunft, in der die Brille erkennen kann, was der Nutzer sieht, und ihm in Echtzeit weiterhilft.

Könnte das der Moment sein, in dem auch das Glücksspiel wieder auf den VR-AR-Zug aufspringt? Noch ist es zu früh, um das zu sagen. Aber wenn es gelingt, die Technologie entsprechend alltagstauglicher zu machen und einen echten Mehrwert zu bieten, könnte VR im Casino vielleicht doch noch ein Hit werden.

Insider sicher: Der Blockchain gehört wirklich die Zukunft

Nicht jede futuristische Technologie entpuppt sich als Luftnummer. Während Virtual-Reality und Augmented-Reality im Glücksspiel bislang eher an fehlender Massentauglichkeit scheitern, gibt es einen anderen Trend, der sich deutlich robuster zeigt: die Blockchain. Schon vor einiger Zeit haben wir uns übrigens gefragt, ob die Blockchain das Online-Glücksspiel revolutioniert.

Kryptowährungen haben in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung hingelegt. Seit 2019 ist der Wert von Bitcoin – der bekanntesten Digitalwährung – um mehr als 2.500 Prozent gestiegen. Länder wie Malta und Japan haben Krypto bereits in ihre Finanzsysteme integriert – und auch in der Glücksspielbranche bieten Bitcoin, Ethereum und Co. enorme Vorteile: blitzschnelle Transaktionen, minimale Gebühren und ein hohes Maß an Anonymität. Das sind Argumente, die bei Spielern und Betreibern gleichermaßen gut ankommen.

Kryptowährungen haben sich im Glücksspiel also etabliert, dennoch ist die tatsächliche Rolle der Blockchain-Technologie als Fundament vieler Anwendungen noch nicht ganz so eindeutig. Matt Howard bringt das Dilemma auf den Punkt:

„Viele Unternehmen haben sich gefragt: Sollten wir eine komplette Plattform auf Blockchain aufbauen? Aber wofür eigentlich? Was macht Blockchain besser als die Technologien, die wir bereits nutzen?“

Tatsächlich ist Blockchain ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ermöglicht sie fälschungssichere Transaktionen und hohe Sicherheit, andererseits kann sie im Hochgeschwindigkeitsgeschäft des Online-Glücksspiels ihre Schwächen nicht verbergen. Bei Sportwetten und Casino-Spielen müssen teils Tausende von Transaktionen pro Sekunde verarbeitet werden. Jede einzelne Blockchain-Transaktion erfordert hier die Erstellung eines neuen Blocks – ein Prozess, der nicht nur zeitaufwendig, sondern auch energieintensiv ist. Ein zu starker Fokus auf das Konzept könnte demnach schädlich sein – es hat im Ganzen einfach nicht genügend Mehrwert.

Dennoch wird die Blockchain alleine aufgrund ihrer Vorteile rund um Casino- oder Sportwetten-Zahlungen vermutlich ein fester Bestandteil der Online-Glücksspielindustrie bleiben.

Aber es gibt noch einen massiven Haken: die Regulierung Viele Länder tun sich schwer damit, Blockchain-Technologien in den Glücksspielsektor zu integrieren. Ein Grund dafür ist die fehlende Kontrollierbarkeit: Transaktionen über die Blockchain sind dezentral, schwer nachzuverfolgen und laufen oft außerhalb der traditionellen Finanzsysteme. In Deutschland dürfte es daher so schnell keine legalen Blockchain-(Zahlungs-)Casinos geben.

Wären VR-Slots oder AR-Automaten in deutschen Online Casinos denkbar?

Die Vorstellung, in deutschen Online Casinos mittels VR oder AR zu spielen, kann durchaus spannend sein. Aber wie realistisch ist dieses Szenario angesichts der aktuellen Gesetzeslage?

Trotz vieler Einschränkungen gibt es im deutschen Online-Gambling keinen ausdrücklichen Ausschluss von VR- oder AR-basierten Games. Allerdings müssten solche Angebote die strengen Anforderungen des GlüStV von 2021 erfüllen. Und das könnte insbesondere im Hinblick auf Spielerschutz und Suchtprävention problematisch werden.

Sehr immersive Spielerlebnisse vermitteln einen starken „Haben-will“-Reiz und gelten damit potenziell als besonders gefährlich. Je realistischer und fesselnder das Game ist, desto größer wird die psychologische Bindung – und desto höher auch das Risiko für exzessives Zocken. Genau hier liegt der Knackpunkt. Ähnliche Mechanismen haben dazu geführt, dass progressive Jackpots in Deutschland komplett verboten wurden, da ihr hoher Gewinnanreiz als stark suchtfördernd angesehen wird. Auch Live-Casinos, die ebenfalls eine signifikante Interaktions- und Immersionsrate haben, wurden erst mit Verzögerung und unter strengen Auflagen zugelassen. In Schleswig-Holstein gibt’s seit Sommer 2024 die ersten Online-Tischspiele von privaten Anbietern mit offizieller deutscher Lizenz.

Bei der Betrachtung dieser Voraussetzungen erscheint es doch eher unwahrscheinlich, dass VR-Casinos in Deutschland jemals grünes Licht bekommen.

Fazit: Was bleibt, was kommt?

VR-Technologien sind im Glücksspiel noch nicht völlig vom Tisch, der große, schnelle Durchbruch blieb allerdings aus. Die Blockchain hatte schon einen deutlich nachhaltigeren Impact auf die Branche – insbesondere im Bereich der Zahlungsmethoden.

Und auch weiterhin wird fleißig über immer wieder neue mögliche Gamechanger diskutiert. Aktuell sehen viele Experten das „Next-Big-Thing“ in einer größeren Kontrolle für die Spieler. Matt Howard liefert auch dazu eine logische Erklärung:
„Ältere Millennials gehen auf die 40 zu und sie sind mit Videospielen aufgewachsen, bei denen sie das Ergebnis kontrollieren. Werden sie sich also für ein Spiel interessieren, bei dem es in erster Linie darum geht, immer wieder einen Knopf zu drücken? Wahrscheinlich nicht.“

Die Herausforderung besteht darin, den Nutzern ein Gefühl der Einflussnahme zu vermitteln – ohne dabei das grundlegende Zufallsprinzip des Gambelns zu verändern. Ein Beispiel für eine bereits jetzt ziemlich populäre Ausprägung dieser Idee sind die Buy-Features, die immer mehr Slots in unterschiedlichen Varianten mitbringen.

Quelle des Bildes: Screenshot von https://www.netent.com/en/netent-pioneers-online-casino-with-real-money-virtual-reality-slot/

Zentrale Textquellen: https://igamingbusiness.com/tech-innovation/gambling-tech-innovation-slowed-whats-next/, https://www.derstandard.de/story/3000000230597/warum-vr-und-ar-headsets-schon-immer-zum-scheitern-verurteilt-waren, https://www.netent.com/en/netent-pioneers-online-casino-with-real-money-virtual-reality-slot/, https://www.netent.com/en/netent-displays-strength-and-breadth-of-products-and-services-at-2018-ice-totally-gaming/

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