Paris ist weltbekannt für das Moulin Rouge, das glanzvolle Cabaret, das Eiffelturmlichtspiel, die kreativen Straßenkünstler am Montmartre oder die ikonischen Theater der Opéra Garnier. Diese Sehenswürdigkeiten sind Ausdruck der kulturellen Offenheit einer Stadt, die immer wieder als Vorreiter für Kunst und Unterhaltung in Erscheinung tritt. In puncto Glücksspiel kennt man jedoch keinen Spaß. Tatsächlich sind Casinos seit langem verboten – und nun müssen womöglich selbst die sogenannten Spielclubs schließen. Wäre es denkbar, auch Berlin glücksspielfrei zu machen?

Paris – die Stadt der Liebe, der Kunst und des guten Lebens. Hier kann man nicht nur den Eiffelturm besteigen oder im Moulin Rouge den schillernden Tänzerinnen zuschauen, sondern auch in charmanten Cafés stundenlang die Welt beobachten. Doch während die Stadt bei Wein, Käse und Cabaret herrlich liberal ist, versteht sie beim Glücksspiel keinen Spaß. Seit über hundert Jahren sind klassische Casinos in der französischen Hauptstadt tabu – ein Gesetz von 1917 schob dem Ganzen einen Riegel vor. Kurz gesagt: Die Regierung wollte die Bevölkerung vor den potenziellen negativen Auswirkungen des Glücksspiels schützen.

Die Briten führten damals private Spielzusammenkünfte ein – und daraus entwickelten sich später die berüchtigten „Cercles de jeux“ (Spielkreise). Nicht immer ganz legal, nicht immer ganz sauber, aber eine ganze Zeit lang durchaus typisch Paris. 2018 wagte Präsident Macron einen Versuch: Er genehmigte strenger kontrollierte Spielclubs, die das Glücksspiel wieder in geordnete Bahnen lenken sollten. Heute gibt’s sieben davon – von edlen Adressen wie dem Club Barrière bis zum eher entspannten Club Circus Paris.

Aber jetzt steht alles auf der Kippe, denn die Genehmigungen laufen aus und eine Verlängerung wurde abgelehnt. Das wirft spannende Fragen auf: Wird Paris wirklich komplett glücksspielfrei (natürlich nur in Bezug auf stationäre Angebote)? Und könnte so ein Modell auch für andere Städte funktionieren – sagen wir mal Berlin?

Von Fliegern, Clubs und zwielichtigen Deals: Die turbulente Geschichte der Pariser Spielkreise

Es klingt fast wie ein Filmplot: Glücksspiel, Geldwäsche, zwielichtige Gestalten und ein Hauch von Nostalgie. Tatsächlich ist es aber die echte Geschichte der Pariser Spielkreise und Spielclubs, die das Flair der Hauptstadt über ein Jahrhundert mitprägten. Das französische Innenministerium hat die Historie im Rahmen eines Dossiers einmal ausführlich nachgezeichnet.

Alles begann während des Ersten Weltkriegs, als britische Flieger 1917 den ersten „englischen Club“ gründeten. Dort wetteten sie bei einer Partie Billard oder zockten an den Spieltischen – und die Idee schlug ein wie eine Bombe. Bald folgten immer mehr dieser Zirkel, in denen schließlich nicht nur Briten, sondern auch Amerikaner und Australier ihre Einsätze machten. Apropos „Wetten“: Wir haben im letzten Sommer geschaut, wie gut die Olympischen Spiele 2024 in Frankreich bei den Wettfans ankamen.

Die Regeln? Ein bisschen schwammig

1923 verabschiedete Frankreich ein Gesetz, um diese Spielkreise zu regulieren. Offiziell waren sie „nicht gewinnorientierte Vereine“, deren Einnahmen ausschließlich für die Auszahlung der Spieler sowie Abgaben, Mieten und Gehälter verwendet werden sollten. Klingt ehrlich, oder? In der Praxis sah das aber ganz anders aus:

  1. Die Bank gewinnt immer: Einer der Spieler ersteigerte einen Tisch und wurde zum „Bankier“. Er verwaltete sozusagen die Einsätze der Mitspieler und zahlte diese im Gewinnfall wieder aus. Erscheint fair, war es aber nicht immer. Denn die Bankiers waren oft Strohmänner – heimlich bezahlt von den eigentlichen Betreibern der Zirkel, die im Hintergrund richtig abkassierten.
  2. Geld unter der Hand: Gewinne flossen diskret an die Clubbesitzer zurück, während Mitarbeiter in bar bezahlt wurden, um Sozialabgaben zu umgehen. Und ein Großteil des Geldes ging direkt nach Korsika, wo es in „Banditentum und Korruption“ landete. Ja, Korsika hatte seine Finger mit im Spiel: Als Dank für ihre Rolle im Widerstand wurden Korsen nach dem Zweiten Weltkrieg oft mit der Leitung von Spielbanken betraut.

Das Ende der Spielkreise

2008 kam die große Wende: Mit neuen Gesetzen gegen Geldwäsche und einem gestiegenen Druck der Behörden begann das Ende der häufig zwielichtigen Machenschaften. Der Schlusspunkt kam 2018, als der letzte der berühmten Zirkel, der Clichy-Montmartre, wegen Steuerbetrugs und Geldwäsche geschlossen wurde. Namen wie der Aviation Club de France oder der Club Wagram – einst legendär – sind heute nur noch Teil der Geschichte.

Der Versuch, es mit Spielclubs besser zu machen

Um illegale Spielhöllen in Schach zu halten, experimentierte Paris ab 2018 mit legalen Spielclubs. Seriöse Unternehmen wie die Barrière-Gruppe bekamen grünes Licht, um moralisch einwandfreie Clubs zu betreiben.

  • Das darf gespielt werden: Poker, Punto-Banco und andere klassische Tischspiele stehen auf der Liste, Spielautomaten hingegen nicht.
  • Heute: Es gibt bislang noch sieben solcher Clubs, darunter der Club Pierre Charron und der Paris Élysées Club. Doch auch ihnen droht das Aus – die Genehmigungen werden 2025 wohl nicht verlängert.

Erst vor kurzem haben wir darüber berichtet, dass in Frankreich vorerst keine Legalisierung von Online Casinos zu erwarten ist.

Letzte Runde für die Pariser Spielclubs? Zukunft ungewiss – und hunderte Jobs in Gefahr

Die Pariser Spielclubs waren nie als Dauerlösung gedacht. Ursprünglich sollte das Experiment schon 2021 enden, doch man drückte ein Auge zu und verlängerte die Genehmigung.

Es sah sogar ganz gut aus: Ein Entwurf des Haushaltsgesetzes plante, die Clubs langfristig zu legalisieren. Doch dann kam die große Überraschung: Der Gesetzentwurf scheiterte, der Premierminister stolperte über ein Misstrauensvotum und musste zurücktreten. Ergebnis? Die Spielclubs stehen vor dem Aus.

Das Innenministerium hat die Betreiber offenbar bereits Anfang Dezember informiert: Ab 1. Januar 2025 ist Schluss. Damit endet die Geschichte der Pariser Spielclubs möglicherweise so abrupt, wie sie begann. Und die Konsequenzen sind erheblich – vor allem für die Mitarbeiter.
  • Grégory Rabuel, der Generaldirektor der Barrière-Gruppe, zeigte sich in einem Interview mit Ouest France völlig überrascht: „Wir sind perplex und fordern die Regierung auf, schnell eine Lösung zu finden.“
  • Mehrere Clubs haben bereits Anträge gestellt, um Kurzarbeit für ihre Angestellten zu ermöglichen – zumindest, bis die politische Lage geklärt ist und ein neuer Haushaltsplan verabschiedet wird. Doch ob und wann das passiert, steht in den Sternen.

Für die Spielclubs selbst könnte es heißen: „Rien ne va plus“. Aber das letzte Kapitel dieser Geschichte ist wohl noch nicht geschrieben.

Berlin ohne Casinos? Eher nicht – dafür sind die Voraussetzungen zu unterschiedlich

Die Vorstellung, dass Berlin wie Paris plötzlich komplett auf Glücksspiel verzichten müsste, ist in der Praxis ziemlich unrealistisch.

Warum? Weil bei uns die Rahmenbedingungen völlig anders sind. In Deutschland gehören Spielbanken schon immer zur legalen Landschaft – kein historisches Verbot, keine Umgehungslösungen à la Pariser Spielclubs. Im Dezember haben übrigens einige deutsche Online Casinos vor Betrug durch Fakeprofile der Berliner Spielbank im Internet gewarnt.
  • Kein Experiment, sondern Tradition: Anders als in Paris, wo die Spielclubs als zeitlich befristeter Testlauf gedacht waren, sind Spielbanken in Deutschland fest verankert und seit jeher erlaubt. Die Idee, sie einfach „abzuschalten“, steht hierzulande gar nicht zur Debatte.
  • Klare Gesetze: Während Paris 1917 den „Stecker zog“, weil Glücksspiel kaum reguliert war, gibt es in Deutschland seit Jahrzehnten ein engmaschiges Netz an Regeln. Die Behörden haben ein Auge auf Lizenzierung, Sicherheit und Prävention, sodass „zwielichtige Machenschaften“ keine Chance haben sollen.
  • Neue Sichtweise unwahrscheinlich: Für eine Abschaffung von Casinos und Spielhallen in Berlin bräuchte es ein völlig neues Gesetz. Und dafür müsste jemand erst einmal eine wasserdichte Begründung liefern. Heute ist so eine Gesetzgebung kaum denkbar, weil Casinos schon jetzt strenger reguliert sind als viele andere Branchen.

Natürlich ist in der Politik alles möglich (vor kurzem wurde deutliche Kritik am auch politisch bedingten „Stillstand“ auf dem deutschen Glücksspielmarkt aus der Branche laut). Wer weiß, vielleicht liegt irgendwann mal ein Gesetzesvorschlag auf dem Tisch, der Glücksspiel in Berlin ganz abschaffen will. Aber das wäre ein Mammutprojekt, das jede Menge rechtliche Hürden überwinden müsste. Und seien wir ehrlich: Solange sich in Deutschland die aktuelle Regulierung bewährt, ist ein kompletter Glücksspiel-Bann wohl eher ein Thema für Science-Fiction als für die nächste Legislaturperiode.

Zum Thema stationäres Spiel auch interessant: Wie kann man eine Spielhalle eröffnen und was kostet der Betrieb?

Die Geschichte der Pariser Spielkreise ist ein Mix aus Glamour, Gesetzeslücken und krimineller Energie. Ob mit den Spielclubs ein neues Kapitel geschrieben wird oder Paris endgültig auf Glücksspiele verzichtet? Es bleibt spannend für die Pariser Zocker-Community. Deutsche Casino- bzw. Spielhallen-Fans müssen sich erst einmal keine Sorgen um mögliche ähnliche Beschlüsse für die Hauptstadt oder andere Regionen machen. Dass eine Abschaffung in Frankreich überhaupt denkbar ist, liegt nur an den sehr speziellen gesetzlichen Bedingungen.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/photos/bar-interior-luxury-design-601303/

Zentrale Textquellen: https://www.interieur.gouv.fr/actualites/grands-dossiers/jeux-interdits-et-autorises/des-cercles-aux-clubs, https://www.ouest-france.fr/economie/entreprises/a-paris-les-clubs-de-jeux-vont-devoir-fermer-a-cause-de-la-censure-du-gouvernement-847e8ece-b7bf-11ef-ab9f-bc1b3bcb740d, https://www.lesechos.fr/industrie-services/services-conseils/les-clubs-de-jeux-parisiens-menaces-de-fermeture-quasi-immediate-2137042, https://www.bfmtv.com/economie/entreprises/les-clubs-de-jeux-parisiens-devront-fermer-le-1er-janvier-a-cause-de-la-censure_AV-202412110410.html  

Du hast Fehler in unseren Daten entdeckt?

Um einen Fehler zu melden, musst du dich zuerst kostenlos .

Wie gefällt dir der Artikel?

0 Kommentare zu: Wird Paris 2025 komplett glücksspielfrei? Auch ein Modell für Deutschland?

Kommentar verfassen

Unsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!

Du möchtest selbst Kommentare auf GambleJoe schreiben? Dann erstelle dir einfach ein GambleJoe Benutzerkonto.

  • Hochladen von eigenen Gewinnbildern
  • Bewerten von Online Casinos
  • Benutzung der Kommentarfunktion
  • Beiträge im Forum schreiben
  • Und vieles mehr