In immer mehr Ländern rund um den Globus werden Werbemaßnahmen für Glücksspielangebote zunehmend kritisch gesehen. Jetzt kocht auch in Australien die Debatte hoch: Eine Reihe ehemaliger Premierminister und andere Personen der Öffentlichkeit drängen auf ein generelles Verbot von entsprechenden Promotionen, das eigentlich schon beschlossen war, dann aber wieder abgeschwächt wurde.

Glücksspielwerbung ist in der (internationalen) Presse und auch bei GambleJoe schon seit geraumer Zeit ein fortwährendes Thema. Gerade die Tatsache, dass Sportwettenanbieter oder Online Casinos auf immer breiterer Front und mit immer ausgefeilteren Taktiken angepriesen werden, ruft sowohl bei Spielsuchtforschern, Behörden und Politikern als auch bei Zockern verbreitet Kritik hervor. Gemeinhin wird entsprechenden Clips, Bannern, Gewinnspielen etc. eine starke Wirkung beigemessen, die gerade für vulnerable Gruppen wie Problemspieler oder junge Menschen kritisch sei.

In Down Under brodelt seit langem eine Diskussion zur Thematik. Generell gelten die Australier als regelrecht spielverrückt. Wie wir im Artikel „Australien hat ein massives Spielproblem“ dargelegt haben, gibt es nirgendwo mehr Spielautomaten – und leider wird auch nirgendwo mehr Geld pro Kopf verloren.

Das Verbot von Glücksspielwerbung steht in diesem durchaus schwierigen Zusammenhang bereits seit einer ganzen Weile im Raum und war eigentlich auch beschlossene Sache. Es wurde jedoch zurückgerudert. Das wiederum bewegte eine Gruppe prominenter Australier, darunter mehrere ehemalige Premierminister, Abgeordnete und Gewerkschaftsführer, dazu, einen offenen Brief zu unterzeichnen, in dem sie die australische Regierung auffordern, innerhalb von drei Jahren jegliche Promotionen für Glücksspiele zu auszuschließen.

Das hat es mit dem offenen Brief auf sich

Der Anfang August veröffentlichte Brief der Alliance for Gambling Reform richtet sich sowohl an die derzeitige Regierung in Australien als auch an die Opposition. Die Unterzeichner fordern die Annahme des sogenannten „Murphy‘s law“, das nach der verstorbenen Abgeordneten Peta Murphy benannt ist, die den Vorsitz der Bundesuntersuchung zum Online-Glücksspiel innehatte.

Der Entwurf vom Juni 2023 legte ein vollständiges Verbot aller Glücksspielwerbung innerhalb von drei Jahren nahe, das sowohl die Rundfunkmedien als auch das Internet betreffen sollte. Jüngsten Berichten zufolge erwägt die australische Regierung jedoch, eine abgeschwächte Version des ursprünglich vorgeschlagenen Plans umzusetzen.

Die neue Variante könnte eine Obergrenze von zwei Glücksspielwerbespots pro Stunde bis 22:00 Uhr im Fernsehen und einen vollständigen Ausschluss von Werbung eine Stunde vor und nach Live-Sportübertragungen beinhalten. Onlinewerbung, die bereits jetzt unzulässig ist, soll dies auch bleiben.

Als Reaktion darauf fordern mehr als 60 einflussreiche Persönlichkeiten in Australien einen Ansatz, der mit dem „Murphy‘s law“ übereinstimmt. Die ehemaligen Premierminister John Howard und Malcolm Turnbull haben den Brief unterschrieben. Auch der einstige Premierminister von New South Wales, Dominic Perrottet, und die ehemaligen Premierminister von Victoria, Jeff Kennett und Steve Bracks, unterstützen die Forderungen. Zu den weiteren Unterzeichnern gehören Vertreter aus den Bereichen Sport, Wirtschaft, Gesundheit, Gewerkschaften und Glaube sowie Akademiker, Schriftsteller, Befürworter sozialer Gerechtigkeit und Sozialdienstgruppen.

Die Unterzeichner haben durchaus starke Argumente

Der Geschäftsführer der Alliance for Gambling Reform, Martin Thomas, bringt in dem Schreiben vor:

„Die Australier verlieren jedes Jahr 25 Milliarden Dollar durch Glücksspiele. Aber die wahren Kosten der Untätigkeit sind der zunehmende finanzielle Ruin, psychische Gesundheitsprobleme, Selbstmord und die familiäre Gewalt, die das Glücksspiel verschlimmern kann.“

Die Summe und die entsprechenden Folgeumstände werden zwar nicht konkret belegt. Neuste verfügbare Zahlen des australischen Berichts über Glücksspielstatistiken deuten aber tatsächlich auf Ausgaben – nicht Verluste – von 24 Milliarden Dollar hin.

Thomas führt weiter aus:

„Kinder werden mit Werbung übersättigt und Menschen, die mit dem Glücksspiel aufhören wollen, werden durch ausbeuterische und unethische Anreize oder Werbeaktionen wieder hineingezogen.“

In diesem Kontext wird festgestellt, dass Glücksspielwerbung insbesondere bei der Übertragung der wichtigsten Sportarten „außer Kontrolle geraten“ sei. Eine Million Advertisings sollen in einem Jahr im frei empfangbaren Fernsehen und Radio ausgestrahlt worden sein. Diese Zahl stammt aus einer von der australischen Kommunikations- und Medienbehörde (ACMA) in Auftrag gegebenen Nielsen-Studie.

Auch in Social-Media-Kanälen soll es trotz des Verbots von Onlinewerbung regelmäßig zu Promotionen kommen, die dann häufig von jungen Menschen, die die Hauptzielgruppe betreffender Medien sind, aufgenommen werden. Diese Maßnahmen gingen zwar hauptsächlich von illegalen Anbietern aus – das mache die Sache aber nicht weniger kritisch.

Fazit

Trotz der bestehenden Bedenken und dem breiten Konsens über die schädlichen Effekte von Glücksspielwerbung in Australien wurde ein ursprünglich geplantes Verbot abgeschwächt, was zu erheblichem Widerstand in der Öffentlichkeit führte. Prominente Australier, darunter mehrere ehemalige Premierminister, fordern eine konsequentere Durchsetzung des ursprünglichen Vorhabens, um vulnerable Bevölkerungsgruppen, insbesondere junge Menschen und Spielsüchtige, besser zu schützen. Die Aktion ist wirklich bemerkenswert, da viele sehr einflussreiche Leute daran teilnehmen. Zwar könnten die Argumente besser belegt sein, dennoch scheinen die Chancen auf einen Erfolg zumindest nicht aussichtslos. Ob so etwas wohl auch in Deutschland möglich wäre?

Quelle des Bildes: Screenshot von https://www.agr.org.au/_files/ugd/f3b93a_ed6539ec31994bb3979163766d26c149.pdf

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1 Kommentar zu: Offener Brief zum Verbot von Glücksspielwerbung in Australien mit viel Promiunterstützung

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