Das ist schon ein echter Hammer: Noch nie musste ein Glücksspielanbieter mit britischer Lizenz eine höhere Strafe hinnehmen, als jüngst dem Buchmacher William Hill aufgebrummt wurde. Aufgrund von Lizenzverstößen – genauer im Spielerschutz und in den Anti-Geldwäsche-Richtlinien - ist William Hill dazu verurteilt worden, ein Strafgeld von 19,2 Millionen Pfund zu zahlen. Das sind umgerechnet rund 21,83 Millionen Euro!

Die UK Gambling Commission zählt zweifelsohne zu den strengsten Glücksspiel-Regulierungsstellen weltweit. Das hat die Behörde Ende März 2023 tatsächlich besonders beeindruckend untermauert. Nach einer 15-monatigen Untersuchung wurde William Hill, einer der größten Glücksspielkonzerne überhaupt, zu einer fast unglaublichen Strafzahlung verurteilt.

Der Betrag von 19,2 Millionen Britischen Pfund teilt sich auf mehrere Angebote des Unternehmens auf. In einem Statement der Gambling Commission heißt es: „WHG (International) Limited, der Betreiber von williamhill.com, zahlt 12,5 Millionen Pfund, Mr Green Limited, der Betreiber von mrgreen.com, zahlt 3,7 Millionen Pfund und William Hill Organization Limited, der Betreiber von 1.344 Glücksspiellokalen in Großbritannien, zahlt 3 Millionen Pfund.“

Es stand kurzzeitig sogar ein Lizenzentzug im Raum! Andrew Rhodes, Geschäftsführer der Glücksspielkommission von Großbritannien, sagt dazu in einer offiziellen Erklärung:

„Als wir diese Untersuchung einleiteten, waren die Mängel, die wir aufgedeckt haben, so weit verbreitet und alarmierend, dass wir ernsthaft in Erwägung gezogen haben, die Lizenz auszusetzen. Da der Betreiber seine Versäumnisse jedoch sofort einräumte und mit uns zusammenarbeitete, um rasch Verbesserungen zu erzielen, entschieden wir uns stattdessen für die größte Vollstreckungszahlung in unserer Geschichte.“

Fragt sich: Warum das Ganze?

William Hill und die angeschlossenen Marken haben offensichtlich massiv gegen die Lizenzvereinbarungen mit der zuständigen Regulierungsbehörde verstoßen. Es werden der Gruppe vonseiten der Gambling Commission zahlreiche Verfehlungen hinsichtlich des Spielerschutzes und der Verhinderung von Geldwäsche zulasten gelegt. Allgemein konnten Kunden häufig viel zu hohe Summen einzahlen und spielen. Die Herkunft entsprechender Beträge wurde nicht hinterfragt und potenzielle Problemspieler sind kaum ausreichend vor großen Ausgaben geschützt worden.

Diese Versäumnisse werden William Hill in puncto soziale Verantwortung (Spielerschutz) angekreidet

Die Liste der Fehlverhalten in diesem Bereich ist in der Tat sehr lang. Die Gambling Commission hat sie in ihrem offiziellen Statement komplett veröffentlicht. Wir beschränken uns hier allerdings auf die gravierendsten Vorkommnisse, um den Rahmen zu wahren.

  • So wurde es einem neuen Kunden erlaubt, direkt nach der Kontoeröffnung innerhalb von 20 Minuten (!) satte 23.000 Pfund auszugeben, – ohne dass es in irgendeiner Form zu einer Kontrolle kam.

 

  • Personen, bei denen eine erhöhte Gefahr besteht, durch Glücksspiele geschädigt zu werden, wurden durch den Anbieter nicht hinreichend identifiziert: Bei Mr Green verlor ein entsprechend gefährdeter Spieler in 70 Minuten 14.902 Pfund.

 

  • Die vorgeschriebene Frist von 24 Stunden zwischen der Bewilligung einer Einsatzerhöhung und dem Inkrafttreten dieser wurde nicht eingehalten: Ein Kunde konnte sofort nach dem Antrag eine Wette über 100.000 Pfund abschließen.

 

  • Ein Betreiber eines Wettlokals ließ zu, dass einer seiner Kunden innerhalb von zwei Tagen 10.600 Pfund verlor – es kam zu keiner Zeit zu einer Warnung oder anderen angebrachten Schutzmaßnahmen seitens des Inhabers oder dessen Personals.

 

Das soll in Sachen Geldwäsche-Richtlinien schiefgelaufen sein

Die Anschuldigungen für Verstöße gegen Geldwäsche-Richtlinien sind nicht ganz so zahlreich wie die beim Spielerschutz. Dennoch hat die Gambling Commission sehr viel zu bemängeln. Auch hier haben wir uns demgemäß auf die Auflistung zentraler Punkte beschränkt.

  • Mehrfach wurden sehr hohe Einzahlungsbeträge ohne weitere Fragen angenommen: In einem Fall waren es mehr als 70.000 Pfund innerhalb eines Monats.

  • Es wurden keine verifizierenden Unterlagen von einem Kunden eingeholt, der 276.942 Pfund einsetzte und über zwei Monate 24.395 Pfund verlor: Ähnliche Fälle gab es auch in kleinerem Umfang.

  • In den AGB und anderen wichtigen Dokumenten waren die Richtlinien und die eventuellen Maßnahmen für Geldwäsche-Risiken nicht ausreichend dargelegt.

  • Das Personal wurde in Geldwäsche-Angelegenheiten nicht hinreichend geschult.

 

UK Gambling Commission mit starker Initiative gegen Lizenzverstöße

Die UK Gambling Commission scheint derzeit einen regelrechten Abmahn-Run zu haben. Laut offiziellen Angaben konnte man seit Anfang 2022 sage und schreibe 26 Fälle abschließen, bei denen die Betreiber von Glücksspielen aufgrund von Regelverstößen mehr als 76 Millionen Pfund zahlen mussten. Gerade eine Woche vor der Verkündung der Strafe gegen William Hill verhängte die Gambling Commission gegen zwei Angebote der Kindred Group plc Geldbußen in Höhe von insgesamt 7,2 Millionen Pfund.

Andrew Rhodes sagt zu den Aktivitäten:

„In den letzten 15 Monaten haben wir noch nie da gewesene Maßnahmen gegen Glücksspielbetreiber ergriffen, aber wir sehen jetzt erste Anzeichen einer Verbesserung. Es gibt Indizien dafür, dass die Branche mehr tut, um das Glücksspiel sicherer zu machen und die Möglichkeit zu verringern, dass kriminelle Gelder in ihre Geschäfte fließen.“

Fazit

Das Strafgeld gegen William Hill soll das höchste der Geschichte sein. Bislang hatte Entain diesen zweifelhaften Titel inne. Das Unternehmen wurde im August letzten Jahres zu einer Zahlung in Höhe von 17 Millionen Pfund verurteilt.

Alles in allem sollten sich die in Großbritannien regulierten Online Casinos und Anbieter von Sportwetten derzeit offensichtlich warm anziehen bzw. die lizenzrechtliche Korrektheit ihrer Vorgänge genauestens prüfen.

Mag ein derart hohes Strafgeld für eine Weltmarke - wie es William Hill zweifelsohne ist - noch mehr oder weniger gut zu stemmen sein, so dürfte es (oder auch ein entsprechend geringer Betrag) für einen kleineren Betreiber schnell den sicheren Bankrott bedeuten.


Quelle des Bildes: https://www.pexels.com/de-de/foto/hangende-flaggen-neben-dem-gebaude-2773597/

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7 Kommentare zu: William Hill zu Rekord-Strafe verurteilt: 21,83 Millionen Euro

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Wo geht das Geld für die Strafe eigentlich hin ?
Gute Frage... Das Strafgeld dürfte in die Staatskasse fließen. Die Gambling Commission ist dem Department for Digital, Culture, Media & Sport (DCMS) unterstellt.
Strafe schön und gut, aber das zahlen die doch aus der Kaffeekasse.
Das wohl war. In GB wird jährlich so I'm Schnitt 14 Milliarden £ für gambling ausgegeben .
ich finde es richtig das eine glücksspielbehörde durchgreift. im gegensatz zur MGA ist die UK Gambling Commission wirklich am "spielerschutz" interessiert.
Das war aber nicht immer so. Als ich 2002 nach London zog fand gerade eine Steuerreform staat. Finanzminister Gordon Brown hat ein loophole im System geschaffen was fürs gambling gar nicht gut war. Labour wollte eigentlich FOBS...   Mehr anzeigen
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Da William Hill sich den gesamten britischen Glücksspiel und Sportwetten Markt nur mit Ladbrokes teilt , in Australien mehr oder weniger den ganzen Markt alleine betreibt, plus alles was 888 Holdings so einbringt, wird denen der...   Mehr anzeigen

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