Wien: Jugendliche sollen als Glücksspiel-Detektive helfen

Die Wiener Sucht- und Drogenkoordination wird im Frühjahr 2025 wahrscheinlich eine neue „Waffe“ zur Aufklärung von Verstößen gegen die Glücksspielbestimmungen an die Hand bekommen: Ein neues Gesetz, soll es künftig ermöglichen, Jugendliche zum Beispiel in Spielhallen als verdeckte Testpersonen einzuschleusen. Kann es wirklich rechtens sein, Minderjährige für solche Ermittlungen einzusetzen? Interessant ist auch, dass es im Wiener Jugendschutzgesetz offenbar bislang nur ein unzureichendes Verbot hinsichtlich der Teilnahme an Glücksspielen für junge Menschen gibt.
Jugendliche und Glücksspiel – klingt nach einer Kombi, die genauso wenig zusammenpassen sollte wie Schokolade und Ketchup. Und doch fallen diese zwei Worte immer öfter gemeinsam.
- Schon länger ist bekannt, dass Glücksspiele bei jungen Menschen zunehmend beliebter werden. In Großbritannien geht’s sogar so weit, dass es dort bereits spezielle Kliniken für Online-Spielsucht bei Kindern und Jugendlichen gibt.
- Während viele aufgrund solcher Fakten meinen, dass Jugendliche möglichst weit weg von Glücksspiel gehalten werden sollten, setzen andere auf Prävention und Aufklärung. Projekte wie die SMART CAMPS an deutschen Schulen machen’s vor: Junge Menschen lernen dort unter anderem, verstecktes Glücksspiel zu erkennen. In Schweden gibt’s sogar Anti-Wettmanipulations-Workshops für Schüler, die später mal im Profisport durchstarten könnten.
Das Ganze gründet auf einer geplanten Novelle zum Wiener Jugendschutzgesetz, die (wenn sie abgesegnet wird) ab April dieses Jahres greifen soll. Besonders kurios: Das Gesetz deckt bislang zwar Automatenspiele ab, andere Glücksspiele werden jedoch überhaupt nicht bedacht. Es gibt also einiges zu klären – und wir werfen einen Blick darauf, wie diese neue Idee in Wien funktionieren soll.
Wie sollen die Undercover-Einsätze ablaufen – ist das wirklich erlaubt?
Die Idee klingt zunächst ziemlich gewagt: Jugendliche sollen sich undercover auf die Suche nach Verstößen gegen Jugendschutzvorschriften machen. Doch keine Sorge, das Ganze soll streng geregelt und absolut legal ablaufen. Verdeckte Ermittler in Spielhallen sind übrigens keine Seltenheit, dabei handelt es sich normalerweise aber um speziell ausgebildete Erwachsene.
Damit die Einsätze rechtlich einwandfrei bleiben, hat der Gesetzgeber einige Voraussetzungen eingebaut, die eingehalten werden müssen.
- Zustimmung der Erziehungsberechtigten: Ohne das Okay von Mama, Papa oder anderen „Obsorgeberechtigten“ läuft gar nichts.
- Schulung: Bevor die jungen Detektive loslegen dürfen, erhalten sie eine umfassende Einweisung, damit sie wissen, was sie tun.
- Begleitung: Eine volljährige Aufsichtsperson muss bei den Einsätzen immer dabei sein – wahrscheinlich ein Beamter der Behörde.
- Keine Beute: Alles, was gekauft oder gewonnen wird, dürfen die Jugendlichen nicht behalten. Die Waren – und auch potenzielle Gewinne – müssen sofort an die jeweilige Begleitperson übergeben werden.
Besonders der letzte Punkt kann natürlich schnell unsere Synapsen als Spielbegeisterte in Schwung bringen: Was passiert, wenn ein Testkäufer beim Zocken am Automaten die Freispiele hittet oder gar beim Lotto ein Merhfachpasch tippt? Ob die Begleitperson dann mit dem Lottoschein in der Hand den Jackpot abholt? So weit gehen die Erklärungen leider nicht – aber spannend wäre es allemal.
Eines steht fest: Ziel der Testkäufe ist es nicht, Jugendliche selbst zu gefährden oder ihnen jugendgefährdende Inhalte zugänglich zu machen. Stattdessen sollen Unternehmen dafür sensibilisiert werden, sich strikt an die Vorschriften zu halten. Vermutlich werden solche Einsätze dann regelmäßig durchgeführt, womit Glücksspielbetreiber und Ladenbesitzer auch langfristig aufmerksamer sein müssen.
Unzureichendes Jugendschutzgesetz: Sind wirklich nur Spielautomaten für Kinder und Jugendliche in Wien verboten?
Das Wiener Jugendschutzgesetz wird in Presseberichten zu den jungen Glücksspiel-Detektiven mitunter als löchrig beschrieben – und wenn man genauer hinsieht, ist diese Kritik wohl auch nicht unbegründet.
Bislang fehlte es offenbar an klaren Bestimmungen zum Zugang Jugendlicher zu Glücksspielen, abgesehen von einem Verbot für Spielapparate. Kurz gesagt: Spielautomaten sind tabu, aber was ist mit anderen Angeboten wie Lotto oder Sportwetten? Apropos „Spielautomaten“: Kürzlich berichteten wir über den spannenden Fall der österreichischen Automatenbande „Kajot“, die seit Jahren nicht zu fassen ist.
Genau hier setzt die geplante Gesetzesänderung an und will die Regeln endlich auf den Punkt bringen.
Was bisher galt – und was nicht
- Spielapparate: Jugendliche unter 18 Jahren dürfen weder an Spielautomaten spielen noch sich in Räumlichkeiten aufhalten, in denen diese dominieren. Das war schon seit 2002 klar im Jugendschutzgesetz geregelt.
- Lotto: Bis vor wenigen Jahren galt eine Altersgrenze von nur 16 Jahren für die Teilnahme. Mittlerweile haben sich Anbieter wie die Österreichischen Lotterien freiwillig dazu verpflichtet, den Zugang auf Volljährige zu beschränken. Davon war aber kein Wort im Jugendschutzgesetz zu lesen.
- Sportwetten: Sportwetten sind in Österreich keine Glücksspiele, sondern werden als Geschicklichkeitsspiele eingestuft. Dadurch fallen sie aus dem Glücksspielgesetz heraus und werden auf Landesebene geregelt. In Wien dürfen sich Jugendliche zwar nicht in Wettlokalen aufhalten, jedoch war dies bislang ebenfalls nicht direkt im Jugendschutzgesetz verankert.
Klingt kompliziert? Ist es auch! Doch genau deshalb soll jetzt endlich Klarheit geschaffen werden. Mit der Gesetzesänderung möchte man nun alles an einem Ort festschreiben. Keine Ausnahmen, keine Schlupflöcher.
„Es ist uns wichtig, Jugendliche in Wien bestmöglich zu schützen“, betont Christoph Wiederkehr, Stadtrat für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz.
Mit der geplanten Novelle soll der Schutz vor den Gefahren des Glücksspiels und anderer Suchtmittel wie Tabak verstärkt werden. Das Ziel: Endlich alle relevanten Glücksspielformen – von Automaten bis Wetten – ausdrücklich für Menschen unter 18 zu verbieten.
Die bisherigen Lücken im Gesetz könnten durchaus den Eindruck erwecken, dass Jugendliche in Wien problemlos Zugang zu Glücksspielen hatten. Doch ganz so schlimm war es dann eben doch nicht.
Quelle des Bildes: https://pixabay.com/photos/teenager-hoodie-hand-no-gesture-5842706/
Zentrale Textquelle: https://www.diepresse.com/19167548/wien-erlaubt-jugendlichen-testkaeufe-von-zigaretten-und-gluecksspiel
Um einen Fehler zu melden, musst du dich zuerst kostenlos bei GambleJoe registrieren.
0 Kommentare zu: Wien: Jugendliche sollen als Glücksspiel-Detektive helfen
Kommentar verfassenUnsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!
Du möchtest selbst Kommentare auf GambleJoe schreiben? Dann erstelle dir einfach ein GambleJoe Benutzerkonto.