Brasilien ist zweifelsohne eine der größten Fußballnationen überhaupt. Wenn es um Fußballleidenschaft geht, fällt vielen Deutschen das südamerikanische Land sogar zuvorderst ein. Andererseits zählt Brasilien aber leider auch zu den Staaten, die für eine sehr hohe Kriminalitäts- und Korruptionsrate bekannt sind. Diese Negativfaktoren zeigen sich ebenso im Fußball. Spielmanipulationen und Wettbetrug sind fast an der Tagesordnung.

Sehr offensichtliche Fouls, Elfmeter, die nur schwer als solche zu erkennen sind und Spieler, die bestochen werden. Laut einem aktuellen Bericht des Deutschlandfunks werden Fußballspiele vor allem in den unteren Ligen Brasiliens immer wieder so manipuliert, dass Kriminelle mit Sportwetten garantiert viel Geld verdienen können. Die Justiz unternimmt relativ wenig gegen die Machenschaften. Einzeltäter oder organisierte Gruppen haben praktisch freie Hand und viele Spieler sind empfänglich für Bestechungen.

Jeder fünfte Fall von Fußballmanipulation weltweit in Brasilien

Regelmäßig sind Fußball-Manipulationsskandale Schwerpunktthemen in den brasilianischen Medien. Schon aus der Masse der Berichterstattungen lässt sich erkennen, dass derartige Betrügereien ein erhebliches Problem darstellen. Die tatsächlichen Ausmaße blieben lange Zeit im Dunkeln.

Kürzlich hat eine Studie der Schweizer Firma Sportradar diese Vermutungen konkretisiert. Man analysiert dort - unter anderem mittels Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz - kontinuierlich den weltweiten Markt der Sportwetten. Im Jahr 2022 wurden im Zuge dessen 775 Fußballspiele identifiziert, die garantiert manipuliert gewesen sein sollen.

Die traurige brasilianische Bilanz aus dieser Erkenntnis: Jede fünfte der Begegnungen mit Betrugscharakter fand in einer der Ligen des Landes statt.

Wettbetrug wurde in den letzten Jahren häufig registriert

Derzeit laufen Ermittlungen zu mehreren Manipulationen in der Serie B, die Musterbeispiele für den Wettbetrug in Brasilien sind. In der zweiten Liga des Landes soll es während der vergangenen Spielzeit zu manipulierten Elfmetersituationen gekommen sein. Der betreffende Club Vila Nova F.C. hat die Sache selbst zur Anzeige gebracht, nachdem ein Bestechungsversuch schiefgelaufen war. Ein Spieler ist auf das Angebot seines Kollegen nicht eingegangen und habe den Vereinspräsidenten informiert, so der Deutschlandfunk.

Ziel des Betrugs war es, vorsätzlich Elfmeter in der ersten Halbzeit zu verursachen, um eine Kombinationswette sicher zum Gewinn zu führen. Für den Erfolg der Wette mussten in drei bestimmten Begegnungen entsprechende Elfer gepfiffen werden.

Als Bezahlung winkten 150.000 Real (umgerechnet etwa 25.000 Euro). 10.000 wurden als Anzahlung übergeben, der Rest wurde bei erfolgreicher Umsetzung überwiesen. Fraglos eine Menge Geld - im Vergleich zum möglichen Wettgewinn von umgerechnet 350.000 Euro jedoch eine absolut hinnehmbare Investition.

Während der Verhandlung kamen Hinweise auf weitere wahrscheinliche Manipulationen bei den Regionalmeisterschaften ans Licht. Wundern würde es die brasilianische Justiz wahrscheinlich nicht, wenn der Elfmeterbetrug nur die Spitze eines Eisberges wäre. Denn in den letzten Jahren gab es zahlreiche Fälle wie den aktuellen.

So wurde zum Beispiel die vierte Liga durch das Herauskommen einer regelrechten Manipulationswelle erschüttert. Gleich neun Vereine aus Rio de Janeiro waren involviert. Die Regionalliga von São Paulo musste ganz ähnliche Fälle registrieren. Selbst bei den Junioren stellten sich zahlreiche Bestechungen von Spielern heraus. 2023 konnte man in der zweiten Amazonas Liga sogar ein Delikt auf höchster Ebene aufdecken. Hier beteiligte sich der Präsident eines Clubs sogar selbst an den Betrügereien.

Wie läuft der Wettbetrug ab und wer steckt dahinter?

Das Vorgehen läuft häufig nach folgendem Muster ab: Mittelsmänner umwerben Spieler relativ offen und bieten jenen für ihre Dienste im Kontext des Wettbetrugs hohe Geldsummen an.

Die Fußballer müssen schließlich Strafen provozieren oder andere relativ leicht zu begünstigende Situationen in bestimmten Matches schaffen. Auf diese Ereignisse hat der „Auftraggeber“ vorher eine Wette platziert, die schließlich sicher gewonnen wird. Oftmals sind dabei nicht nur einzelne Fußballer beteiligt, sondern die halbe Mannschaft oder noch mehr Mitspieler.

Die Kriminellen agieren meistens unter dem Deckmantel einer Spielerberater-Agentur. Dahinter stecken sowohl Einzelpersonen als auch organisierte Banden. Diese fokussieren vor allem Spieler, die weniger Ambitionen für einen Karriere-Push haben oder auch ganze Vereine, die finanziell schlecht dastehen.

Deshalb ist Brasilien so anfällig für Wettbetrug

Es gibt drei Hauptgründe, weshalb Brasilien sehr anfällig für Wettbetrug im Fußball ist:

  • Da ist zuallererst der immens große Fußballmarkt, den sich Kriminelle zunutze machen können. Es gibt sehr viele brasilianische Ligen und Woche für Woche finden hunderte Spiele statt, von denen ein großer Teil auf Bundesebene ausgetragen wird.

  • Des Weiteren wurde die Bereitstellung von Sportwetten für entsprechende Unternehmen im Jahr 2018 deutlich erleichtert. Bis heute gibt es aber keine spezifische Regulierung. Ein unterschriftsreifes Dekret wurde dem damaligen Präsidenten vorgelegt, bislang ist jedoch nichts passiert. Dabei ist der Markt riesig – jährlich werden umgerechnet rund 26 Milliarden Euro umgesetzt. Wie viel davon illegal erwirtschaftet wird, ist nicht bekannt. Es stehen kaum Maßnahmen zur Verfügung, um solche Zahlen aufzudecken oder kriminelle Machenschaften zu unterbinden.

  • Vor allem aber sind es die schlechten Bezahlungen in fast allen Ligen, die Bestechung und Wettbetrug sehr attraktiv für den brasilianischen Fußball bzw. dessen Spieler machen. Laut dem Deutschlandfunk verdienen mehr als die Hälfte der registrierten Profis in Brasilien lediglich den Mindestlohn von umgerechnet etwa 230 Euro monatlich. Sogar in der ersten Liga gebe es Berufsfußballer, die nicht mehr als 1.500 Euro bekommen.

Fazit

Wettbetrüger bekommen in Brasilien viele Angriffspunkte. Diese vollständig auszumerzen, scheint kaum möglich. So ist Fußball für die Brasilianer nun einmal Nationalsport Nummer eins, weshalb fast jede kleinere Stadt ihre eigene Mannschaft (auf Bundesebene) „braucht“. Außerdem haben die meisten Clubs einfach nicht genügend Geld, um ihre Spieler besser zu bezahlen.

Sportradar empfiehlt in der Berichterstattung des Deutschlandfunks die Schaffung einer zweckmäßigen Regulierung des brasilianischen Sportwettenmarktes. Damit könnten Maßnahmen gewährleistet werden, die das Potenzial haben, den Wettbetrug zumindest deutlich einzudämmen. Die derzeitige Regierung macht mit der Einführung einer Wettsteuer inzwischen einen Schritt in die Richtung allgemeingültiger Bestimmungen. Das wird allerdings ganz sicher nicht ausreichen, um die Situation in den Griff zu bekommen.

 Quelle des Bildes: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-uhr-markt-geld-4427643/

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1 Kommentar zu: Wettbetrug in Brasiliens Fußballligen gang und gäbe

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Avatar von n****4
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