Sportwetten auf den Amateurfußball sind hierzulande untersagt. International werden sie jedoch in großem Stil angeboten – auch für Spiele in Deutschland. Kurios ist dabei, dass das Thema für die deutschen Clubs und sogar DFB-Verantwortliche Neuland zu sein scheint. Das deckte eine aktuelle TV-Dokumentation der Öffentlich-Rechtlichen auf. In dem Bericht werden entsprechende Wettmachenschaften umfassend in den Blick genommen, bei denen sogenannte Datenscouts eine zentrale Rolle einnehmen. Nun erhalten diese Informationsbeschaffer für die Bookies verstärkte Aufmerksamkeit von den Vereinen und den Verbänden.

Wetten auf den deutschen Amateurfußball bilden einen nicht unerheblichen Markt bei internationalen Buchmachern – und das mit weitreichenden Folgen. Besonders pikant: Selbst dann, wenn die Amateur-Wettangebote von Betano, bwin, Interwetten und Co. nicht direkt auf deutsche Kunden abzielen, stellen sie dennoch eine erhebliche Manipulationsgefahr dar. Das liegt vor allem daran, dass Spieler in den unteren Ligen häufig nur geringe bis gar keine Entgelte erhalten. Diese finanzielle Situation könnte für einige Akteure den Reiz erhöhen, durch Spielmanipulationen zusätzliche Einkünfte zu erzielen.

Die betreffende Dynamik geriet in letzter Zeit zunehmend in den Fokus von Amateurclubs und Fußballverbänden, insbesondere nachdem eine brisante TV-Dokumentation der Öffentlich-Rechtlichen zu Wetten auf Amateurspiele das Thema ins Licht der Öffentlichkeit gerückt hat. In der Reportage, die erstmals im August 2024 ausgestrahlt wurde, wird deutlich gezeigt, wie wichtig die Rolle sogenannter Datenscouts ist.

Diese Scouts erfassen auf den Sportplätzen in Echtzeit Informationen zu laufenden Spielen – Torschüsse, Fouls, Verwarnungen oder sogar taktische Veränderungen – und übermitteln sie direkt an Wettanbieter. Das erlaubt es wiederum den Buchmachern, dynamische und komplexe Wetten bereitzustellen, bei denen sich die Quoten je nach Spielverlauf anpassen lassen. Ein Vorfall, der in der Doku exemplarisch behandelt wurde, ereignete sich beim Kirchheimer SC im Landkreis München, wo man einen Datenscout des Platzes verwies.

Nur wenige Wochen nach den Kirchheimer Geschehnissen wurde auch während eines Spiels in der Verbandsliga Hessen Mitte ein Datenscout auf einem Sportplatz aufgedeckt. Man nahm den Fall sehr ernst. Der Hessische Fußball-Verband (HFV) reagierte schnell und veröffentlichte sogar einen speziellen Leitfaden für Amateurvereine, der Handlungsempfehlungen für den Umgang mit solchen Scouts beinhaltet. Es dürfte sich hier nicht um den letzten Fall dieser Art handeln.

Keine Spielmanipulation in der Verbandsliga Hessen Mitte, der Fall wird aber ernst genommen

Der Vorfall in der Verbandsliga Hessen Mitte, bei dem ein Datenscout während eines Spiels entdeckt wurde, veranlasste den betroffenen Verein, aber auch den HFV zu schnellem und präzisem Handeln. Obwohl keine konkreten Hinweise auf Spielmanipulation vorlagen, wurde das Geschehen ernst genommen und der Club griff umgehend ein, indem er den Scout in enger Absprache mit dem Schiedsrichtergespann des Platzes verwies. Dies erfolgte im Rahmen der Inanspruchnahme des Hausrechts. Der Datensammler fügte sich dem Aufruf offenbar ohne größere Gegenwehr.

  • Der HFV zog zudem den Ombudsmann für Spielmanipulation und Schiedsrichterwesen des DFB, Dr. Carsten Thiel von Herff, zu Rate, der eine gründliche Prüfung vornahm. Dabei bestätigte er, dass in diesem speziellen Zusammenhang keine Anzeichen für eine Wett- oder Spielmanipulation zu erkennen seien. Dennoch unterstrich der Verband die Ernsthaftigkeit der Situation und die Notwendigkeit, wachsam zu bleiben.
  • Prof. Dr. Silke Sinning, Vizepräsidentin des HFV, betonte, dass der Schutz der Integrität des Spiels oberste Priorität habe. Hierbei verwies sie auf den § 21 Nr. 1a des Glücksspielstaatsvertrags, der das unerlaubte Anbieten bzw. Vermitteln von Sportwetten untersagt – und ebenfalls das unautorisierte Sammeln von Spielinformationen für Wettzwecke umfasse.

Dieser Fall verdeutlicht die proaktive Haltung des HFV, insbesondere in Bezug auf die Sensibilisierung der Vereine für potenzielle Manipulationsrisiken.

Hessischer Fußballverband bietet speziellen Leitfaden zum „Umgang mit Sportwetten im Amateurbereich“

Der HFV reagierte prompt mit weiteren Maßnahmen auf den Datenscout-Vorfall und brachte schon kurz danach einen umfassenden Leitfaden mit dem Titel „Umgang mit Sportwetten im Amateurbereich“ heraus. Das Dokument wurde an alle Vereine und Funktionäre im Verband verschickt und soll den Clubs klare Handlungsempfehlungen geben, wie sie bei verdächtigen Aktivitäten, die im Zusammenhang mit Wetten stehen, sachgemäß reagieren können.

Robert Neubauer, Vorsitzender des Verbandsausschusses für Spielbetrieb und Fußballentwicklung, hob hervor, wie wichtig es sei, dass die Vereine vorbereitet sind und die richtigen Schritte kennen, um potenzielle Manipulationsversuche oder illegale Datensammlungen effektiv zu unterbinden.

Der Leitfaden enthält sowohl rechtliche Hinweise als auch praxisnahe Maßnahmen für den Ernstfall und gibt den Vereinen ein Werkzeug an die Hand, um bei Verdachtsmomenten souverän handeln zu können.

  1. Reaktion bei Verdacht auf Wetten: Wenn der Verdacht besteht, dass auf ein Spiel online Wetten abgeschlossen werden, sollen die Vereinsvertreter umgehend informiert werden, die dann wiederum das Schiedsrichtergespann in Kenntnis setzen können. Dabei ist es essenziell, ruhig und sachlich vorzugehen, um unnötige Eskalationen zu vermeiden.
  2. Umgang mit Datenscouts: Falls es Hinweise auf Personen gibt, die Spielinformationen für Wettzwecke sammeln, sollten diese identifiziert und vom Sportgelände verwiesen werden. Der Verein kann hierfür sein Hausrecht geltend machen.
  3. Dokumentation des Vorfalls: Alle relevanten Informationen – einschließlich Screenshots von Wettseiten oder Notizen über den Vorfall – sollten sorgfältig dokumentiert werden. Zeugen sollten ihre Beobachtungen schriftlich festhalten.
  4. Nachbesprechung und Berichterstattung: Nach dem Spiel wird empfohlen, eine interne Besprechung abzuhalten, um das Vorgehen zu evaluieren und, falls nötig, weitere Schritte festzulegen. Der HFV sollte über den Vorfall per E-Mail an spielbetrieb@hfv-online.de informiert werden.
  5. Spielmanipulation: Bei Verdacht auf Spielmanipulation sollte der Vorgang gemäß § 13 der Rechts- und Verfahrensordnung durch eine Anzeige beim zuständigen Sportgericht gemeldet werden. Dieses prüft, ob ein sanktionsfähiges Verhalten gemäß der HFV-Strafordnung vorliegt.

Zudem macht der Leitfaden deutlich, dass auch Wetten von Spielern auf ihre eigenen Matches strafbar sind. In solchen Fällen wird das Sportgericht ebenfalls eingeschaltet. Der DFB hat darüber hinaus eine Ombudsstelle eingerichtet, bei der Spieler, Vereinsvertreter und Schiedsrichter Rat einholen können, wenn sie mit Spiel- oder Wettmanipulationen in Kontakt geraten.

Fazit

Das entschlossene Handeln des HFV setzt einen wichtigen Präzedenzfall, der durchaus Signalwirkung für andere Fußballverbände in Deutschland haben könnte. Durch die schnelle Reaktion auf den Vorfall mit dem Datenscout und die Einführung eines spezifischen Leitfadens zeigt man, wie ernst das Problem der potenziellen Manipulation im Amateurfußball genommen wird. Indem klare Handlungsempfehlungen und rechtliche Hinweise an die Vereine kommuniziert werden, bietet der Verband seinen Mitgliedern ein wertvolles Werkzeug, um auf ähnliche Situationen vorbereitet zu sein und die Integrität des Sports zu schützen. Dieses Vorgehen könnte als Blaupause dienen, um deutschlandweit eine einheitliche Strategie im Umgang mit dem großen Sportwettenmarkt rund um Amateurspiele zu etablieren. So könnte der HFV bundesweit zu einem Vorbild für das Ansehen und die Sicherheit des Amateurfußballs werden.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/photos/phone-cell-customer-service-875488/

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