Viele Kurstädte in Deutschland haben ihr eigenes Casino. Zu den bekanntesten Orten gehören hier zweifelsohne Baden-Baden, Wiesbaden, Bad Wiessee und Bad Ems. Aber warum besteht eine so enge Verbindung zwischen solchen Erholungs- oder Badestädten und entsprechenden Glücksspielangeboten? Für die Beantwortung dieser Frage müssen wir einige Zeit zurückgehen.

Heute sind typische Casino-Angebote oder andere Glücksspiele schnell und einfach für jedermann erreichbar. Spielotheken bieten unterschiedlichste Terminals mit allen möglichen Slots oder auch Tischspielen. In großen Casinos können Interessierte jederzeit an echten Tables und Spielautomaten zocken oder werden zu speziellen Events mit Rahmenprogramm zum Schnuppern eingeladen.

Und dann ist da natürlich noch das Internet, das mit tausenden Online Casinos lockt. Diese Spielstätten sind nicht nur ständig und von jedem Ort aus zugänglich. Sie schaffen zudem durch Live-Casinos, VR-Games und andere Innovationen Erlebnisse, die denen in echten Casinos nahekommen oder diese sogar in gewisser Weise übertreffen.

Kurzum: Die Möglichkeiten, an Casino Spielen teilzunehmen, sind enorm. Das war allerdings nicht immer so. Vor rund 150 Jahren, als Casinos ihren ersten Boom erfuhren, konnten nur die wenigsten Menschen dort ihr Glück versuchen. Normale Bürger hatten keinen Zutritt und auch gar nicht das Kapital, um zum Beispiel am Roulette zu setzen. Analog war auch in Kurbädern kein Platz für die breite Masse.

Das „Kapital“ versammelte sich im 19. Jahrhundert in den bekannten Kurorten

Die bekanntesten Kurstädte Deutschlands haben eine lange Casino-Tradition. Einige der dortigen Glücksspielhäuser entstanden bereits im 19. Jahrhundert. Aus heutiger Sicht ist kaum eine logische Verbindung zwischen Kur und Casino Spielen zu erkennen. Zu früheren Zeiten ergänzte sich beides allerdings bestens.

So verbrachten die Adligen und Reichen des vorletzten Jahrhunderts die Sommermonate gerne in entsprechenden Badeorten. Sie ließen sich verwöhnen und entspannten bei Heilwasserbehandlungen oder Massagen. Man spazierte tagsüber durch die prächtigen Parks, trank Tee und ließ es sich anderswie kulinarisch sowie körperlich gutgehen.

Damit in den Abendstunden keine Langeweile aufkam, brauchte man ein passendes Programm. Neben Aufführungen oder Tanzveranstaltungen in den prächtigen Kursälen erweckten Casinos und die dortigen Spiele immer mehr Aufmerksamkeit.

Letztere Angebote waren häufig nur den Herren vorbehalten, was für den ein oder anderen gestressten Ehemann zudem eine gute Gelegenheit bot, etwas Zeit ohne seine Frau zu verbringen. Man(n) amüsierte sich bei Cognac und Zigarren und verspielte dabei nicht selten eine ganze Menge Bares.

Das nötige Kleingeld war eben nur in den höheren Kreisen vorhanden. In Kombination mit der gewünschten Zerstreuung während der Kurabende lag der perfekte Nährboden für Casinos und deren erfolgreichen Betrieb vor. Somit siedelten sich die meisten Spielbanken in betreffenden Erholungsorten an.

Wann gab es überhaupt die ersten Casinos in Europa?

Glücksspiele finden schon seit Jahrtausenden statt - das erste richtige Casino wurde allerdings erst im 17. Jahrhundert eröffnet. Als Mutter aller Spielbanken gilt das ursprüngliche Casino von Venedig, welches seinerzeit ins Leben gerufen worden war, um während des jährlichen Karnevals ein Zentrum zu schaffen, an dem sich Glücksspiele regulieren ließen.

Schnell folgten andere europäische Städte diesem Beispiel. Als dann Mitte des 18. Jahrhunderts das Roulette erfunden wurde, das prompt sehr viele Anhänger hatte, kam es zu einem regelrechten Casino-Boom.

Mit dem Verbot von Glücksspielen in England und Frankreich erstarkten die deutschen Kur-Casinos

In der Mitte des 19. Jahrhunderts war Deutschland der Casino-Hotspot in Europa. Der Grund dafür: England und Frankreich erließen ein Verbot auf Glücksspiele. Viele der großen europäischen Spielbanken mussten somit schließen.

Die in den betroffenen Ländern sozusagen „in rauen Mengen“ ansässigen Adligen und Reichen dürstete nach passenden Alternativen. So reiste die feine Gesellschaft, um ihren Wunsch nach Glücksspielen zu erfüllen, zunehmend nach Deutschland und in die deutschen Kurstädte.

Traditions-Casinos gehen mit der Zeit

Fragt sich, wie es viele der Traditions-Casinos über einen so langen Zeitraum geschafft haben, ihre Geschäfte in den einschlägigen Kurstädten aufrechtzuerhalten? Längst sind dort nicht mehr nur Adlige oder Menschen mit dicker Geldbörse in Behandlung. Dennoch strahlen alte Kurbäder nach wie vor eine gewisse Exklusivität aus, was zahlreiche ausgabefreudige Touristen anlockt.

Die Casinos pflegen ihrerseits einen entsprechenden Ruf, gehen allerdings auch mit der Zeit. Heute können dort alle Glücksspiel-Fans an den Tischen Platz nehmen oder andere Angebote nutzen, solange sie sich an die Gepflogenheiten halten. Hier und dort gibt es immer noch den Prunk, der einst die europäischen Adelsfamilien anzog. Dabei stehen neben den klassischen Tischen allerdings oftmals ähnliche digitale Automaten, wie man sie aus den Online Casinos kennt, zur Verfügung.

Fazit

Inzwischen spielen natürlich die wenigsten Menschen in echten Casinos – und noch viel weniger in alten Spielbanken, die sich in Kurorten befinden. Es ist fraglos sehr viel einfacher und zudem potenziell gewinnträchtiger, sich bequem am Computer oder am Mobilgerät den Lieblingsspielen zu widmen. Wenn sich allerdings einmal die Gelegenheit bietet, in einer echten traditionellen Spielbank zu zocken, ist das auf jeden Fall zumindest eine einzigartige Erfahrung wert.

Quelle des Bildes: https://www.pexels.com/de-de/foto/menschen-sitzung-wetten-kasino-7594352/

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