Frankreich: Ist FIFA Ultimate Team schon Glücksspiel? Verbot in Frankreich droht
Anfang Februar hat die französische Zeitung L’Equipe berichtet, dass die Anwälte Victor Zagury und Karim Morand-Lahouazi gegen den Entwickler von FIFA, Eletronic Arts, Klage eingereicht haben. Die Klienten werfen dem FIFA Ultimate Team, welches es seit 2009 gibt, „ein illusionäres und süchtig machendes System“ vor. Es geht demnach um den Streit, ob die Lootboxen bei FIFA Glücksspiel sind oder nicht.
In den Niederlanden und Belgien werden Lootboxen (wie es sie bei FIFA gibt) bereits als Glücksspiel angesehen und sind damit verboten. Zwei Anwälte aus Paris sehen die Mechanik der Pack-Ziehungen ebenfalls als Glücksspiel an und haben Klage gegen Eletronic Arts in Frankreich eingereicht.
Was ist das FIFA Ultimate Team überhaupt?
Mit dem FIFA Ultimate Team versucht EA Games, FIFA auf das nächste E-Sports-Level zu heben. Man soll sich das ultimative Fußballteam aus aktiven Spielern und Fußball-Legenden zusammenstellen. Damit kann man dann gegen Freunde, Bekannte oder Verwandte und bei Turnieren antreten. Je besser die Werte des Spielers, desto besser ist das eigene Team und umso eher soll man gewinnen können. So zumindest präsentiert es EA in einem Werbevideo.
Zur Zusammenstellung des Teams sind Karten aus verschiedenen Packs notwendig. Dabei gibt es verschiedene Packs, die man gegen die Spielgeldwährung tauschen kann. Die Münzen oder FIFA Points kann man unter anderem gegen Echtgeldzahlungen erhalten.
Neben Packs, die man gratis oder als Belohnung erhält, kann man sich folgende Packs mit Spielerkarten kaufen: Bronze-Pack, Premium-Bronze-Pack, Silber-Pack, Premium-Silber-Set, Gold-Pack und Premium-Gold-Pack. Das Problem ist, dass man nicht weiß, welche Karten in einem Pack sind und welche man am Ende erhält. Außerdem gibt es nur wenige seltene Karten, die einen wirklichen Vorteil im Spiel bedeuten. Somit erinnert der Vorgang des Kartenziehens stark an Glücksspiel.
EA-Games gibt auch zu den Gewinnwahrscheinlichkeiten eines Premium-Gold-Packs nur sehr vage Angaben:
- Gold-75+-Spieler: 100 %
- Gold-82+-Spieler: 18 %
- Gold-84+-Spieler: 4,2 %
Die Zahl gibt die Gesamtstärke des Spielers an, welche sich im Game aus unterschiedlichen Komponenten zusammensetzt. Wenn man stärkere Spieler hat, steigt die Mannschaftsstärke und damit auch die Chance, ein Match zu gewinnen.
Das große Problem ist, dass manche Spieler Hunderte oder Tausende Euro ausgeben, um seltene Spieler zu bekommen. Teilweise lässt sich dort ein ähnliches Spiel- und Suchtverhalten wie beim Glücksspiel feststellen. Aus dem Grund gehen immer mehr Länder gegen die Lootboxen vor.
Die Pariser Anwälte vertreten Klienten, die selbst Spieler sind
Letztlich möchte jeder Spieler am Ende sein Traum-Team bei FIFA Ultimate Team zusammenstellen. In der Klageschrift heißt es von dem Anwalt Victor Zagury:
Mein Klient hat in fünf Monaten 600 Euro ausgegeben, ohne auch nur einen großen Spieler zu bekommen. Die Entwickler dieses Spielmodus haben ein täuschendes und zum Teil abhängig machendes System erschaffen. Je mehr man zahlt, desto höher ist die Chance, einen großen Spieler zu bekommen. Wir glauben, dass dies ein Glücksspiel ist, das in ein Videospiel integriert wurde, weil das Kaufen von Packs nicht mehr als eine Wette ist.
Er prangert ebenfalls an, dass Kinder und Jugendliche so einfach und ohne Kontrolle Zugang zu Spielen mit Glücksspielmechanismen hätten.
Sein Klient ist wohl ein 32-jähriger Taxifahrer. Er hätte erlebt, wie Freunde und Bekannte 2.000 bis 3.000 Euro in das Spiel „investierten“. Er selbst hätte sogar Probleme mit Rückständen bei Mietzahlungen für seine Wohnung gehabt.
Bisher gibt es zwar noch keinen Verhandlungstermin, aber Frankreich könnte das dritte Land sein, in dem Lootboxen nach FIFA-Vorbild verboten werden.
Allerdings sollte man nicht zu viel erwarten. Lootboxen in Counter-Strike: Global Offensive wurden bereits einmal verboten. Allerdings hat sich der Spieleentwickler Valve hier ein Schlupfloch einfallen lassen, sodass selbst das Verbot nur sehr bedingt einen Nutzen hat.
Valve führt bei Counter-Strike: Global Offensive neue Röntgenpistole ein
Für Frankreich hatte der Spielehersteller Valve einen Röntgen-Scanner P250 X-Ray eingeführt. Zum Öffnen der Kisten benötigt man zwar immer noch einen Schlüssel, aber man kann den Inhalt vorher einmal scannen. Dann kann der Spieler den Inhalt kaufen, den er bereits kennt. Wenn der Spieler jedoch die nächste Kiste scannen möchte, muss er den Inhalt der ersten Kiste erst einmal kaufen. Man verlagert folglich lediglich den Mechanismus ein wenig.
Aus dem Grund sollte man an das Urteil nicht zu viele Erwartungen stellen. Lootboxen sind für die Videospiele-Entwickler ein einträgliches Geschäft, welches viele Spieler scheinbar gerne nutzen. Weltweit sollen Spielehersteller im Jahr 2018 24,2 Milliarden Euro mit den Lootboxen generiert haben.
Es ist daher sicher nur eine Frage der Zeit, bis FIFA auch Schlupflöcher findet. Trotzdem sollten die europäischen Länder sich endlich gemeinsam darüber verständigen, ob solche Beutekisten Glücksspiel sind oder nicht.
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