Spätestens seit dem Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV) ist das Glücksspiel hierzulande sowohl online als auch offline penibel geregelt. Der Staat schreibt nicht nur mögliche Verluste und Gewinne vor, sondern macht auch Vorgaben was die Spielzeit und das Spielangebot angeht. Das Ergebnis: Viele Glücksspielfans kehren dem legalen Angebot den Rücken und spielen stattdessen auf dem Schwarzmarkt.

Die Spielerschutzvorschriften in Deutschland sind mittlerweile enorm streng. In der stationären Spielhalle ist genau geregelt, wie viele Spielautomaten in einem Raum stehen dürfen, welchen Abstand diese zueinander einhalten müssen, wie viel Geld pro Stunde maximal verloren und gewonnen werden darf, und wie lange ein Spiel mindestens dauern muss. Hinzu kommt die nicht unerhebliche Steuerlast.

Nicht selten sind die Spielerinnen und Spieler von den umfangreichen Vorgaben abgeschreckt und entscheiden sich dann (leider) dafür, bei Kriminellen an illegalen Spielautomaten zu spielen. Aber kann das eine akzeptable Alternative sein? Und was muss der Staat jetzt tun, um die Spieler wieder vom legalen Glücksspielangebot zu überzeugen?

Organisierte Kriminalität profitiert von strengen Spielerschutzvorschriften

Während der Staat hierzulande immer weiter versucht, den legalen Glücksspielsektor zu regulieren, bieten organisierte Banden auf der anderen Seite ein scheinbares „Schlaraffenland“. Hier kann dann meist ohne Mindestspieldauer, Gewinnlimit und Verlustgrenzen gespielt werden. Besonders gefährlich ist dieses illegale Angebot insbesondere für Spieler mit problematischem und pathologischen Spielverhalten, da sie am illegalen Spielautomaten kaum geschützt werden.

Je unattraktiver das legale Glücksspielangebot also ist, desto größer ist die Verlockung beim Spieler, sich für einen Anbieter auf dem Schwarzmarkt zu entscheiden. Wer an einem illegalen Spielautomaten im Hinterzimmer Platz nimmt, unterstützt aber häufig auch Kriminelle mit Verbindungen ins Rocker- und Clan-Milieu. Außerdem sind solche illegalen Automaten teilweise auch manipuliert und gewährleisten dementsprechend kein faires Spiel. Das ist vielen Spielern leider auch nicht bewusst.

Spielhallen und Betriebe mit Spielautomaten erwirtschaften rund 5 Mrd. Euro pro Jahr

Laut Statista haben legale Spielhallen und Betriebe mit Spielautomaten zuletzt im Jahr 2022 rund 5,1 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Insgesamt gab es laut Statista 5.100 steuerpflichtige Unternehmen in dieser Branche. In den „Coronajahren“ 2020 und 2021 betrug der erwirtschaftete Jahresumsatz in diesem Wirtschaftszweig unter anderem aufgrund der strengen Kontaktbeschränkungen und Lockdowns nur 3,5 bzw. 2,66 Milliarden Euro.

Experten gehen mittlerweile davon aus, dass der illegale Anteil am Geschäft annährend so hoch ist wie der legale Anteil. Bedeutet konkret: Auch der illegale Glücksspielsektor wird pro Jahr bis zu 5 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften. Bereits im September 2023 berichteten wir bei GambleJoe darüber, dass eine Rentnerin mit drei illegalen Spielautomaten in einem Jahr 192.000 Euro Gewinn erwirtschaftete.

Erst vor wenigen Tagen berichtete auch die WELT über die Thematik und zitiert sogar eine Analyse des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen, in der es heißt, dass der Markt für die kriminellen Protagonisten äußerst attraktiv sei.

Hat es die Politik bei der Glücksspielregulierung übertrieben?

In Anbetracht des florierenden illegalen Glücksspielmarktes muss sich die Politik die Frage gefallen lassen, ob man es mit der Regulierung vielleicht etwas zu gut gemeint hat. Viele Spielerinnen und Spieler stören sich am legalen Angebot, da die Spielerschutzvorschriften als zu streng wahrgenommen werden und das Spiel dadurch häufig keinen Spaß mehr macht. Dementsprechend könnte sich die neue Glücksspielregulierung als Konjunkturprogramm für die organisierte Kriminalität entpuppen.

Das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft kam zu dem Ergebnis, dass allein zwischen 2017 und 2022 ein Umsatzrückgang bei den legalen Aufstellunternehmen in Höhe von etwa 25 Prozent festzustellen gewesen ist. Der Geschäftsführer von Löwen Entertainment, Daniel Henzgen, äußerte gegenüber der WELT, dass diese Umsätze nun auf dem illegalen Markt gemacht werden. Denn nicht einmal die Deutsche Automatenwirtschaft hält ihr eigenes Angebot für attraktiv.

Gegenwärtig soll es laut Schätzungen der Branche allein in Deutschland etwa 50.000 illegale Spielautomaten geben. Interessant ist auch die Tatsache, dass nicht einmal die Bundesregierung weiß, wie viele legale Spielautomaten es überhaupt in der Bundesrepublik gibt.

LKA NRW: Illegales Glücksspiel nur schwer nachweisbar

Das Problem am illegalen Glücksspiel ist insbesondere auch die schwere Nachweisbarkeit. Die Ermittlungsbehörden benötigen nämlich nicht nur ganzheitliche Bekämpfungskonzepte, sondern auch technisch versierte Experten und die entsprechende Ausstattung.

Da auch die Justiz teilweise überfordert ist, gibt es aus Richtung des LKA Nordrhein-Westfalen schon jetzt die Empfehlung, sich aus Effizienzgründen auf die Steuerstraftaten zu fokussieren, die üblicherweise mit dem Betrieb illegaler Spielautomaten einhergehen. Hier sei die Beweisführung einfacher und das zu erwartende Strafmaß höher.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/gangster-kriminell-bande-gefährlich-2902625/

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2 Kommentare zu: Umsatz in Spielhallen rückläufig - Kriminelle profitieren

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Kein Wunder, die größte Spielhallen bei uns mit 4 großen Hallen, musste dank der tollen Gesetzgebung von 48 Automaten, komplett drei schließen und hat somit nur noch 12 Automaten.

Sollte man Online auch einführen, max. 12 Spieler...   Mehr anzeigen
So eine Regelung finde ich persönlich auch nicht wirklich zielführend. Der Spieler wird doch nicht mehr geschützt, nur weil es statt 48 jetzt nur noch 12 Spielautomaten an einer Örtlichkeit gibt. Aber deine Idee, das auch online...   Mehr anzeigen

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