Neue Studie zum Thema Glücksspiel unter Jugendlichen in Berlin
Die Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin hat eine neue Statistik zum Glücksspielverhalten unter Schülern veröffentlicht. Insgesamt wurden 1.607 Schüler befragt, knapp ein Drittel hat schon einmal Glücksspiele im Internet ausprobiert. Neben Spielautomaten sind vor allem Sportwetten und Poker gefragt.
Im Rahmen des Suchtpräventionsprogramms Prev@SCHOOL wurden durch die Berliner Fachstelle für Suchtprävention 1.607 Schüler anonym über die Nutzung von Glücksspiel-Angeboten im Internet befragt. Trotz des Glücksspielverbotes für Minderjährige können die Jugendlichen relativ problemlos den Service der Online Casinos in Anspruch nehmen - zu den Hintergründen, wie sie auf das Angebot aufmerksam geworden sind, sagt die Studie jedoch nichts aus.
Die Ergebnisse der Glücksspielbefragung
Die Auswertungen der Studie zum Glücksspielverhalten der Jugendlichen kann man auf der Webseite der Fachstelle finden.
Zunächst wurden 1.218 Schüler befragt, ob sie schon mal in ihrem Leben an einem Glücksspiel teilgenommen haben. 32,9 % der Befragten (insgesamt 400 Schüler) haben angegeben, dass sie schon einmal solche Games gespielt haben. Unter den Mädchen waren es dabei 26,4 % der Befragten, bei den Jungen 39,4 %, dabei spielte der Migrationshintergrund keine große Rolle. Auffällig war hingegen, dass lediglich 19,9 % der Gymnasiasten bereits mit Glücksspielen in Kontakt kamen, während es bei berufsbildenden Schulen mit 43,3 % mehr als doppelt so viele waren.
In einer zweiten Studie hat man dann 1.607 Schüler gefragt, wie viele von ihnen innerhalb der letzten 30 Tage gespielt haben. Zwar haben dies nur 7,6 % der befragten Schüler bejaht, interessant war es aber dennoch, da sich innerhalb der Befragungsgruppen größere Unterschiede ergaben.
So haben nur 2,7 % der Mädchen, aber immerhin 12,5 % der Jungen in den letzten 30 Tagen, Kontakt mit Glücksspielen gehabt. Bei den Gymnasiasten zeigte sich, dass nur 2,6 % gespielt haben, dem stehen 13,8 % der Befragten anderer Schulen gegenüber. Im Bereich des Migrationshintergrundes zeigen sich hier nur wenige Abweichungen: 6 % haben keinen, 9,1 % haben einen Migrationshintergrund.
Fragen zum Spielverhalten der Jugendlichen
118 von 1607 Schülern haben in den letzten 40 Tagen gespielt und wurden dann zum Spielverhalten weiter befragt. Dabei kam heraus, dass knapp 7 % der Befragten ohne Glücksspiel ihren Alltag zu langweilig finden würden. Außerdem stört mehr als 50 % der Verlust nicht, sie spielen dennoch weiter. 23,5 % der Befragten spielen länger, als sie es sich eigentlich vorgenommen haben.
Auf die Frage, ob die Schüler ihr Spielen des Öfteren verheimlicht hätten, antworteten nur 28 % der 118 mit „Ja“. Dieser Wert stimmt mich dabei etwas nachdenklich. Sicherlich ist hier die Frage, was die jeweilige Person unter „verheimlichen“ versteht. Dennoch muss ich persönlich gestehen, dass ich und meine Freunde früher teilweise Automaten in Imbissen ausprobiert haben, obwohl wir minderjährig waren. Wir alle haben diese Aktivitäten vor unseren Eltern oder Geschwistern verheimlicht und hätten wohl bei einer solchen Frage mit „Ja“ geantwortet.
Für mich stellt sich hier die Frage, ob Glücksspiel mittlerweile so gesellschaftlich akzeptiert ist, dass man als Kind mit den Eltern offen darüber redet. Ich hätte es mich nicht getraut. Ich frage mich auch, inwieweit man aus der Frage jetzt Ableitungen über problematisches Verhalten machen kann. Sicherlich ist der Wert in einer Umfrage erst einmal erschreckend, aber da Glücksspiel für Minderjährige eigentlich verboten ist, hätte ich erwartet, dass fast alle, die es ausprobiert haben, dies auch verheimlichen.
Welche Arten von Glücksspielen sind unter Jugendlichen gefragt?
Von den 118 Schülern, die bereits mit Glücksspielen Kontakt hatten, haben 39 % bereits Slotmaschinen ausprobiert, 27 % Sportwetten gemacht und 16 % Erfahrungen mit Poker. Lotto ist mit 8,1 % relativ abgeschlagen und eigentlich kaum der Erwähnung wert. Immerhin 10 % waren schon einmal in einer Spielhalle. Ein interessantes Bild zeigt sich dabei, wenn man sich bestimmte Befragungsgruppen im Detail ansieht:
Gruppe | Slots | Sportwetten | Poker | Casino | Lotto | Sonstiges |
---|---|---|---|---|---|---|
Weibliche Befragte | 35,3 % | 0,0 % | 5,9 % | 11,8 % | 35,3 % | 17,6 % |
Männliche Befragte | 40,2 % | 32,9 % | 18,3 % | 8,5 % | 2,5 % | 8,5 % |
Gymnasiasten | 0,0 % | 20,0 % | 40,0 % | 0,0 % | 0,0 % | 40,0 % |
Berufsbildende Schulen | 52,4 % | 30,1 % | 7,9 % | 12,7 % | 8,1 % | 4,8 % |
Es fällt anhand der Tabelle auf, dass die befragten Mädchen eine deutlich höhere Affinität zu Lotto haben und beispielsweise Sportwetten keine Bedeutung beimessen. Bei den Jungen sind dagegen vor allem Spielautomaten und Sportwetten gefragt. Sicherlich ist auch nicht überraschend, dass Gymnasiasten eher zu Poker tendieren, während sonst bei den Schülern die Spielautomaten sehr hoch im Kurs stehen.
Glücksspiele für Jugendliche wieder interessanter?
Im Jahr 2014 hatte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung einen Ergebnisbericht zum Glücksspielverhalten und der Glücksspielsucht in Deutschland 2013 veröffentlicht. Man hatte auch Befragungen mit 786 Jugendlichen zwischen 16 und 17 Jahren durchgeführt. Gefragt wurde jedoch, ob die Jugendlichen in den 12 Monaten vor der Befragung an Glücksspielen teilgenommen hätten. Damals konnte man einen Rückgang der Beteiligung an Glücksspielen feststellen. So haben 2011 laut der Statistik 31,5 % der Befragten 12 Monate vor der Umfrage gespielt, 2013 waren es nur 19,9 %.
Sicherlich kann man diese beiden Umfragen nicht miteinander vergleichen, aber dennoch zeigt sich, dass fast zwei Drittel der Berliner Schüler bereits an Glücksspielen teilgenommen haben. Spielautomaten und Sportwetten werden dabei besonders viel Aufmerksamkeit beigemessen.
Wenn man sich die Veröffentlichung der Berliner Fachstelle ansieht, werden die Daten einige Fragen aufwerfen, da die Angaben manchmal widersprüchlich sind. Dennoch sollte das Thema Jugendschutz mehr in den Fokus gerückt werden, besonders wenn es ums Online-Glücksspiel geht. Zur Anmeldung bei den meisten Glücksspielportalen bedarf es lediglich einer E-Mail-Adresse und einer Handynummer, was die meisten Jugendlichen heute haben.
Sicherlich muss man auch das Geburtsdatum bei der Registrierung angeben, aber niemand hindert den Nutzer, hier falsche Angaben zu machen. Wenn die Anbieter zu Beginn gleich die Registrierung zur Nutzung der Spiele (auch im Demo-Modus) in Kombination mit einem ID-Check fordern würden, könnte man den Jugendschutz sicherlich entscheidend verbessern. Aber solange es hier keine Auflagen für die Glücksspiel-Unternehmen gibt, wird sich der Schutz der Jugendlichen im Internet sicherlich nicht verbessern.
Bildquelle: 133296933 - Cyber bullying by phone text message © Brian Jackson
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6 Kommentare zu: Neue Studie zum Thema Glücksspiel unter Jugendlichen in Berlin
Kommentar verfassenJulian
Das ist jedoch nicht nur bei Fifa der Fall, sondern auch bei vielen anderen beliebten Spiele. Wie beispielsweise "Counter-Strike Global Offensive" wo man Geld für "Waffen Skins" ausgibt wo man pro Kiste bzw Schlüssel 2,50€ zahlt um in 95% der Fälle einen virtuellen Skin rauszuziehen der maximal 0,10 cent wert ist. Hierbei gibt es auch schon jede menge Gambling Seiten, hierbei ist es klar dass die Jugend heut zu tage schon relativ früh mit Glücksspiel konfrontiert werden. Mehr anzeigen
RiverSong
19.11.2017 um 13:24 UhrDaniel
1. Woher haben die Kinder und Jugendlichen (ohne Einkommen) das Geld regelmäßig an Glücksspielen teilnehmen zu können? Oder bekommen Kinder und Jugendlichen heutzutage 100€ oder mehr Taschengeld die Woche?
2. Wie kommen Kinder- und Jugendlichen im Gewinnfall an ihr Geld? Wohin wird das Geld im Gewinnfall ausgezahlt?
3. Wie verifizieren sich die Minderjährigen in Online Casinos. Geben 33% der Eltern ihren Kindern ohne nachzufragen deren Ausweis und andere Rechnungen? Man kann der Statisik ja auch entnehmen, dass 70% es nicht verheimlichen. Sind Eltern heutzutage so verantwortungslos geworden? Jetzt könnte man sagen, dass Ausweis und Co. vom großen Bruder oder der großen Schwester stammen. Aber eine durchschnittliche Familie hat heutzutage meist weniger als 2 Kinder. Alles irgendwie seltsam.
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RiverSong
19.11.2017 um 13:40 UhrDaniel
Da ist es einfacher in der Dönerbude zu zocken, wo es den Besitzern am Arsch vorbei geht wer da zockt. Man ballert sein Taschengeld rein und wenn man mal 100€ gewinnt, dann zahlt man aus, hat sein Geld und freut sich. Ich habe als 13-Jähriger auch mal diese Rubbellose gekauft und selten hat mal einer grefragt ob ich schon 18 bin.
Wie gesagt, in all den Jahren wo ich GambleJoe mache, habe ich in der Praxis noch nie von einem Fall gehört, wo es Probleme bei der Auszahlung gab, weil der Betroffene noch keine 18 war. Und ich habe wirklich schon zu jedem Scheiß Beschwerden und Anfragen gehabt.
Wenn das tatsächlich so weit verbreitet wäre, dann müsste ich bisher zumindest von einem Fall gehört haben.
Apropos Paysafecard. Eigentlich gibt es in Deutschland einen sogenannten Taschengeldparagraphen und Händler müssten das Aushändigen von Paysafecards größer als 50€ theoretisch verweigern und die Erlaubnis der Eltern einholen - vor allem dann wenn ein Kind mehrfach die Woche Paysafecards kauft.
Der letzte Punkt ist natürlich sehr theoretisch und auch da gibt es viele Händler (wahrscheinlich die Mehrheit sogar) die darauf gar nicht achten oder nichts davon wissen. Dennoch ist das Online Gamling erschwert wenn man als Kind oder Jugendlicher zocken möchte, von daher denke ich, dass deutlich weniger als 5% aller Kinder- und Jugendlichen schon einmal mit Glücksspiel in Kontakt kamen (mit Online-Glücksspiel um echtes Geld).
Klar, auch wenn nur 1% der Jugendlichen Glücksspielerfarhungen gemacht haben, dann ist es immer noch 1% zu viel und es muss entsprechend nach Lösungen gesucht werden. Dennoch 30% kann unmögllich stimmen. Mehr anzeigen
RiverSong
18.11.2017 um 10:39 Uhrals spiel deklariert wirds dann schnell ernst. schau die schönen früchte und stell... sie so zusammen wenn du diese richtig....usw.
auf die nächste generation von spielsüchtigen
keiner spielt heute noch mit Lego etc. Mehr anzeigen
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