Zahlen belegen: Wirkung des GlüStV 2021 ist fraglich!
Mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 haben sich die Länder als soziale bzw. juristische Kerngedanken eine drastische Eindämmung des illegalen Online-Gamblings und einen erhöhten Spielerschutz auf die Fahnen geschrieben. Konnte der GlüStV 2021 diese Ziele erreichen? Die Ergebnisse der aktuellen GambleJoe-Umfrage „Wirkungsanalyse der Neuregelung nach GlüStV 2021“ lassen dies zumindest infrage stellen.
Im Jahr 2020 verkündeten die Politik und andere Organe der Bundesländer eine Novelle des Spielgesetzes. Die Rede war mitunter von einer „Revolution im Online-Glücksspiel“, „Bahnbrechenden Neuerungen“ und „Disruptiven Marktveränderungen“. Wir alle können uns noch gut an Statements wie „Illegalen Online Casinos den Garaus machen“ oder „Der Schutz der Spieler steht an erster Stelle“ erinnern. Ein guter Ansatz so weit. Zumal die meisten von uns es längst satt waren, in einer rechtlichen Grauzone zu zocken.
Zweifel an der Sinnhaftigkeit des GlüStV 2021 schwelen seit Langem
Nun ist der Glücksspielstaatsvertrag zum Sommer 2023 seit zwei Jahren in Kraft. Er verrichtet zumindest weitgehend seine Arbeit (wir berichteten erst kürzlich über schleppende Genehmigungsverfahren in NRW). Dabei sind jedoch in der GambleJoe-Community immer wieder Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Regularien aufgekommen: „Casino-Kunden werden durch die drastischen Einschränkungen doch eher dazu motiviert, illegale Plattformen zu nutzen, als dass sie davon Abstand nehmen“, so eine oft vertretene Meinung.
GambleJoe-Umfrage für echte, ungefilterte Klärung der Sinnfrage
Wir haben die häufige Kritik zum Anlass genommen, die aktuelle Gesetzeslage rund um Online Casino Spiele in Deutschland konkret zu hinterfragen. Dazu wollten wir aber keine wissenschaftlichen Thesen und öffentlichen (bzw. ländergesteuerten) Statistiken annehmen. Es war uns wichtig, einen authentischen Einblick zu erhalten. Und wie sollten wir den besser bekommen, als dich und sämtliche weitere GambleJoe-Mitglieder direkt zu fragen?! Dabei sind viele sehr interessante Insights herausgekommen: Einige davon bestätigen den lange gehegten Eindruck, andere sprechen aber durchaus für die Neuerungen durch den GlüStV 2021. Zur GambleJoe-Umfrage.
Kurz zur Ausrichtung der Umfrage
Mit der Umfrage „Wirkungsanalyse der Neuregelung nach GlüStV 2021“ wollten wir ein objektives Meinungsbild der Community zu den Auswirkungen der entsprechenden Gesetzänderungen erhalten. Im Zuge dessen war es uns - wie gewohnt – wichtig, möglichst alle Seiten zu berücksichtigen.
Insbesondere interessierte uns, ob das Spielangebot nach GlüStV 2021 für Kunden aus Deutschland eine attraktive Alternative zu nicht lizenzierten Casinos aus dem Ausland darstellt und inwiefern sich das Spielverhalten durch die Neuregelungen eventuell verändert hat.
Dabei wurde auch den möglichen Vorteilen des GlüStV 2021 ein großer Raum geboten. Es sollte keinesfalls der Anschein einer unreflektierten Anklage der neuen Regularien erweckt werden.
Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache, sollten allerdings unbedingt ganzheitlich betrachtet werden
Nun endlich zu den Ergebnissen der Umfrage. Tatsächlich untermauern eure Antworten die in der Community breit vertretene Meinung an vielen Stellen: Der GlüStV 2021 scheint seine Ziele oftmals zu verfehlen. Auf der anderen Seite sind jedoch auch nicht zu verachtende Positiveinflüsse erkennbar, die sich durchaus mit den Zielen der neuen Regularien decken.
Meistens keine Veränderung im Spielverhalten
So gibt eine eindeutige Mehrheit der Teilnehmer zwar an, dass sie in ihrem Spielverhalten nach dem GlüStV 2021 kaum eine nennenswerte Veränderung zu früher sieht (59 Prozent). Immerhin 33 Prozent sind sich aber sicher, dass sie seitdem weniger zocken und sich besser geschützt fühlen.
Beunruhigende Tendenz in Richtung Spielprobleme
Besorgniserregend ist hingegen der Anteil der Spieler, die einen Zusammenhang zwischen der neuen Gesetzgebung und einer Verschlechterung ihres Spielverhaltens sehen (21 %). Das sind im Vergleich zwar die Wenigsten. Dennoch haben wir hier eine insgesamt betrachtet große Zahl. Diese sollte dem Gesetzgeber hinsichtlich seiner sozialen Anliegen durchaus zu denken geben.
5-Sekunden-Regel oft ebenfalls am Ziel vorbei
Analog zu den soeben geschilderten Sachverhalten präsentieren sich die Ergebnisse rund um die sogenannte 5-Sekunden-Regel. Die meisten Community-Mitglieder empfinden diese Regelung als besonders störend (25 Prozent). Sie lassen sich in ihrem Spielverhalten allerdings nicht von ihr beeinflussen (53 Prozent). Lediglich 26 Prozent der Befragten haben ihre Einsätze durch die Pause reduziert. Hier kann also abermals kaum von einer starken Schutzfunktion im Sinne der Erreichung eines bewussteren, eingedämmten Spiels gesprochen werden.
Mehr noch: Leider gibt es auch in puncto 5-Sekunden-Regel zudem eine ganz und gar konträre Tendenz in beachtlichem Umfang. So geben – genau wie bei den allgemeinen Negativauswirkungen der Regularien auf das Spielverhalten – stattliche 21 Prozent der Community-Mitglieder an, dass sie durch die Spielpause oftmals sogar mehr setzen. Was ganz sicher nicht im Sinne des Erfinders bzw. der Glücksspielaufsicht ist.
Insgesamt recht geringes Gefälle zwischen Wirkung und Wirkungslosigkeit
Das prozentuale Gefälle zwischen Erfolg und „Scheitern“ der Intentionen des GlüStV 2021 war bis hierher zwar eindeutig, aber trotzdem weniger groß, als wir erwartet haben.
Auf vergleichsweise viele Spieler haben das Gesetz und die damit einhergehenden Änderungen in Online Casinos durchaus Effekte, die sich mit den Zielen der Glücksspielaufsicht decken.
Rund die prozentuale Hälfte derjenigen, die keine Wirkung in den Maßnahmen sehen, fällt auf diejenigen ab, die davon (im Sinne des Gesetzes) positiv beeinflusst werden.
In Deutschland regulierte Online Casinos unattraktiv
Etwas stärker gewichtet fallen die Meinungen aus, wenn es um die Attraktivität von in Deutschland regulierten Casinos geht. Hier sagen satte 71 Prozent der Teilnehmer, dass sie solche Plattformen kaum attraktiv finden. Das bedeutet natürlich nicht sofort, dass diese Spieler bevorzugt in Online Casinos mit ausländischen Genehmigungen Einsätze machen.
Eine entsprechend konsequente Verbindung ist hinsichtlich der Antworten auf unsere Frage „Spielst du auch bei Anbietern, die nicht in Deutschland lizenziert sind?“, jedoch sehr wohl zu erkennen. Hier gaben 59 Prozent an, nach wie vor regelmäßig bei anderen Anbietern aktiv zu sein. Immerhin 27 Prozent sagen, dass sie hin und wieder international zocken.
Fazit
Die Daten belegen, dass der Glücksspielstaatsvertrag seine Zielvorgaben durchaus erfüllen kann. Leider handelt es sich hier allerdings nur um Teilerfolge. Bei den meisten Spielern kommen die Regularien und deren intendierte Wirkung kaum an.
Wirklich kritisch wird die Sache bedauerlicherweise hinsichtlich der Angaben zur Verschlechterung des Spielverhaltens nach dem Inkrafttreten der Neuregelung und der höheren Einsätze durch die 5-Sekunden-Regel. Auch ein Zusammenhang zwischen den eingeschränkten Angeboten von Casinos mit deutscher Lizenz und der immer noch starken Nutzung von international lizenzierten Plattformen ist wahrscheinlich.
Ich frage mich: Können die Ziele der Glücksspielaufsicht durch eine derartige Verbotspolitik überhaupt erreicht werden? Meiner Meinung nach bedarf es flexiblerer, individuellerer Regularien. Man muss für das Spielen in deutschen Casinos sowieso schon so viel von sich preisgeben - da sollte es doch auch möglich sein, die Bedingungen mehr auf die eigenen Voraussetzungen anzupassen.
Findest du deine Meinung in den Gesamtergebnissen wieder? An welchen Stellen widersprichst du der Mehrheit? Was könnte aus deiner Sicht getan werden, um den GlüStV 2021 effektiver zu gestalten?
Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/lupe-oben-auf-dem-dokument-6801648/
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10 Kommentare zu: Zahlen belegen: Wirkung des GlüStV 2021 ist fraglich!
Kommentar verfassenStromberg
14.03.2023 um 09:31 UhrZitat:"Mehr noch: Leider gibt es auch in puncto 5-Sekunden-Regel zudem eine ganz und gar konträre Tendenz in... beachtlichem Umfang. So geben – genau wie bei den allgemeinen Negativauswirkungen der Regularien auf das Spielverhalten – stattliche 21 Prozent der Community-Mitglieder an, dass sie durch die Spielpause oftmals sogar mehr setzen. Was ganz sicher nicht im Sinne des Erfinders bzw. der Glücksspielaufsicht ist."
Die Frage ist da doch vielmehr, wie viel setze ich insgesamt. Wenn ich wegen der 5 sek Regel 40 statt 20 Cent setze, ohne 5 sek Regel aber in 2 Sekunden 5 spins durchballer, was bei zb thunderkick oder pragmatic nicht ganz unrealistisch ist, dann sind die 40 Cent vielleicht doch besser.
Zitat:" Besorgniserregend ist hingegen der Anteil der Spieler, die einen Zusammenhang zwischen der neuen Gesetzgebung und einer Verschlechterung ihres Spielverhaltens sehen (21 %). Das sind im Vergleich zwar die Wenigsten. Dennoch haben wir hier eine insgesamt betrachtet große Zahl. Diese sollte dem Gesetzgeber hinsichtlich seiner sozialen Anliegen durchaus zu denken geben."
Ist jetzt nur eine Theorie:
Da es ja kaum an der steigenden Attraktivität der casinos liegen kann, könnte ich mir vorstellen, dass zum Beispiel die Verfügbarkeit von Paypal in den lizensierten oc eine Rolle spielt, weil es eine Einzahlung mehr oder weniger per Lastschrift möglich macht. Das kann für einen undisziplinierten Spieler schnell böse Ende..
Und im Umkehrschluss muss ich mir natürlich auch die Frage stellen: ist es wahrscheinlich, dass diese 21 Prozent wieder weniger spielen, wenn ich die regulatorischen Eingriffe wieder weg nehme? Oder ist es nicht realistischer, dass die 33 Prozent die weniger spielen oder sich besser geschützt fühlen, wieder mehr spielen? Mehr anzeigen
Chris_W
14.03.2023 um 15:38 UhrFrankey
Jenges
10.03.2023 um 10:45 UhrAffiliates haben keine Lust drauf. Spieler mögen die Regelungen auch nicht.
Edit von Caro: Link wurde entfernt (Konkurrenzseite)
Ralkone
Netent findet man so gut wie kaum noch.. scheint wohl nicht mehr gern gesehen zu werden das man mit sowieso schon nur max. 1€ einsatz was richtig dickes in nem volatilen Game trifft .. gleiches gilt für Jackpot spiele und Live casino da wo man richtig viel mit wenig gewinnen kann wird uns verboten warum ? Hm.. man weis es nicht. Mehr anzeigen
btssultan
DieWunderharke5000
10.03.2023 um 14:42 UhrUmgerechnet... bedeutet das bei 1€ Einsatz und 100€ Einzahlung bist du im Schnitt bei den deutschen nach 763 Spins bei 0€ angekommen und bei 96% nach 3010 Spins. Mehr anzeigen
Falke
10.03.2023 um 16:40 UhrSlot_Star
Falke
10.03.2023 um 16:41 UhrUnsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!
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