Großbritannien: Fehlender Spielerschutz in Online Casinos?
In der Radiosendung „My Name Is …“ von BBC Radio 4 hat eine Problemspielerin über ihre Erfahrungen mit zwei britischen Online Casinos berichtet und beschuldigt sie, dass man ihr Suchtverhalten nicht erkannt habe. Ein kurzer Bericht über die Geschichte der anonymen Katie.
Die Radiosendung „My Name Is …“ wurde am Montag, dem 22. April 2019, ausgestrahlt. Dort hat Katie ihre Geschichte erzählt. Es handelt sich um eine 42-jährige Frau, die lieber anonym bleiben möchte und einen fiktiven Namen verwendet.
Katie hat angegeben, dass sie 125.000 Pfund (145.750 Euro) bei den Online Casinos LeoVegas und Casumo verloren hat. Sie beschreibt ihre gemachten Erfahrungen in dem Radio-Interview sehr authentisch, möchte aber dennoch nicht, dass man ihre Person mit dem Glücksspiel in Verbindung bringt und hat sich daher für eine anonyme Art der Darstellung entschieden.
Wie hat Katies Glücksspielkarriere angefangen?
Katie hat sich von der ganzen Werbung für Online Casinos zum Spielen verleiten lassen. Sie sagte, dass man regelrecht mit der Werbung bombardiert wird und irgendwann angefangen hat zu spielen. Katie gibt an, dass sie im Finanzdienstleistungssektor einen gut bezahlten, aber vor allem stressigen Job hat – ihr Jahresgehalt beläuft sich bei 70.000 Pfund (rund 81.600 Euro).
Auf die Frage auf ihre erste je platzierte Wette gab sie an, dass sie relativ harmlos mit 10 Pence an einem Online Spielautomaten begonnen habe. Sie habe zunächst eine App von Casumo genutzt. Dadurch konnte sie jederzeit spielen, die Möglichkeit war immer durch ein Icon auf ihrem Smartphone gegeben. Es hat bei ihr im Juni 2017 angefangen. Ihre erste Wette brachte angeblich einen kleinen Gewinn. Sie habe normalerweise an einem Abend Wetten im Wert von 100 Pfund (116 Euro) bei den verschiedenen Games platziert.
Die erste Eskalation beim Spielverhalten
Eine erste Eskalation gab es am 9. Oktober 2017, als sie Dutzende von Einzahlungen tätigte und so rund 5.000 Pfund (rund 5.800 Euro) in einer Spielsession umsetzte. Dabei habe sie drei Bonusangebote erhalten – mit den Boni hatte sie die größten Probleme, sie konnte einfach nicht mehr aufhören zu spielen. Sie hat auf der Toilette mit dem Smartphone gespielt und ihren Freund kaum noch gesehen – das Glücksspiel wurde zum großen Teil ihres Lebens.
Elf Stunden nach der Eskalation merkte Casumo, dass das Spielverhalten nicht normal ist. Casumo schrieb ihr daraufhin eine E-Mail, sie solle sich mit dem Support in Verbindung setzen. In der Zeit hatte sie weitere 7.000 Pfund (8.160 Euro) verspielt, da sie die Verluste zurückgewinnen wollte. Zu dem Zeitpunkt hatte sie seit dem Beginn des Online Glücksspiels 40.000 Pfund (46.600 Euro) bereits verspielt. Nach einem Gespräch, indem sie dem Support die Probleme geschildert hatte und auch Selbstmordabsichten verdeutlichte, wurde sie von Casumo dauerhaft gesperrt.
Wie konnte sie das Glücksspiel finanzieren?
Katie gab an, dass sie finanziell bis dahin gut aufgestellt war. Sie hatte ein gutes Kreditrating. Ihre neun Kreditkarten mit relativ großem Limit hatte sie bis zum Anschlag ausgeschöpft. Das Glücksspiel war größten Teils durch Kredite finanziert worden. Katie selbst konnte sich nicht erklären, wie sie so dumm sein konnte.
Sie wurde auch schnell zum VIP, wodurch sie besondere Boni bekam, besondere Goodies und mehr Aufmerksamkeit. Sie konnte problemlos mehrere Kreditkarten einsetzen.
Neuer Versuch bei LeoVegas
LeoVegas ist als Mobiles Casino ebenfalls sehr präsent in Großbritannien. Katie hatte Ende 2017 dort angefangen zu spielen. Sie wurde auch hier schnell zum VIP und konnte wiederum mehrere Kreditkarten zur Einzahlung nutzen. In der Nacht vom 12. bis 13. Dezember 2017 hatte sie hier die schlimmste High Roller Session in diesem Jahr. Sie hatte Wetten in einer Höhe von 382.844 Pfund (rund 448.892 Euro) gesetzt. Es war eine 24-Stunden-Session, bei der sie 53.985 Pfund (rund 63.300 Euro) verloren hatte.
Am 3. Januar 2018 hatte sie dann noch einmal laut eigenen Aussagen 1 Million Pfund (1,17 Millionen Euro) an den verschiedenen Slots eingesetzt. An diesem Tag hatte sie einen Verlust von 94.049 Pfund (110.000 Euro). Nach dem Verlust erhielt sie eine E-Mail von LeoVegas, welche besagte:
Ich hoffe, Sie hatten ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr! Ich wollte Ihnen nur eine kurze Nachricht senden, um Sie darauf hinzuweisen, dass ich Ihrem Konto einen speziellen Bonus von 800 Pfund (rund 940 Euro) hinzugefügt habe, der nur eine 1x-Wettumsatz erfordert. Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag!
In der Zeit, die Katie bei LeoVegas gespielt hatte, gab es 291 fehlgeschlagene Einzahlungen und Auszahlungen in Höhe von 27.550 Pfund (etwa 32.300 Euro).
Vorwürfe gegen die Online Casinos
In dem Interview hatte Katie gegen Casumo und LeoVegas relativ schwere Vorwürfe erhoben. Die Boni wurden immer wieder kritisiert, da man damit zum Spielen animiert und der Spielerschutz auf der Strecke bleibt. Gegenüber dem Radio sagte sie:
Sie verfügen über Algorithmen, bei denen sie, wenn sie viel ausgeben, zu einem VIP werden oder Ihnen eine Bonus-E-Mail senden und sie zu ihrem Vorteil nutzen. Sie könnten es auch nutzen, um problematisches Glücksspiel zu verhindern.
LeoVegas wollte sich gegenüber den Reportern und der Spielerin nicht äußern. Schriftlich wurde später mitgeteilt, dass man sicheres Glücksspiel sehr ernst nehme und strikten Vorgaben in diesem Bereich folge. Die Verfahren zum Spielerschutz seien im Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben und den Auflagen der Glücksspiellizenz. Als Zeichen des guten Willens hatte LeoVegas der Spielerin 34.000 Pfund (etwa 40.000 Euro) für ihre Rehabilitation gezahlt.
Nachfragen bei der Gambling Commission ergaben, dass die Regulierungsbehörde sich nicht im Speziellen um Einzelfälle kümmere, daher kann sie den speziellen Fall auch nicht kommentieren. Aber die Verfehlungen bei Casumo und LeoVegas sind bekannt geworden und wurden in der entsprechenden Zeit auch berücksichtigt.
Die Radiodokumentation findet sich immer noch auf der Webseite der BBC. Man kann sie sich immer noch anhören. Es handelt sich um einen neuen Fall von Spielsucht, diesmal von einer Frau. In Großbritannien sind immer mehr Politiker davon überzeugt, dass Glücksspiel nicht mit Kreditkarten möglich sein sollte. Es bleibt abzuwarten, wann man die gesetzlichen Vorgaben dort wieder ändern wird.
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