UK: Kreditkarten für Glücksspiel verboten, Zocken via Handyrechnung erlaubt
Zwar haben Spielsuchtexperten und Wohltätigkeitsorganisationen endlich erreicht, dass Kreditkarteneinzahlungen in Großbritannien im Bereich des Online Glücksspiels nicht mehr erlaubt sind, trotzdem schlagen sie weiterhin Alarm. „Pay by Phone-Online Casinos“ sind der neue Trend. Die Spieler können relativ einfach über die Handyrechnung einzahlen, was quasi ein kreditbasiertes System darstellt.
In Großbritannien sieht man aktuell einmal mehr, dass es einfach ist, etwas zu verbieten. Die Durchsetzung eines Verbots kann jedoch schwierig sein. Zudem beweisen britische Online Casinos einmal mehr, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Offiziell sind seit dem 14. April 2020 in Großbritannien Kreditkarten für Glücksspieleinsätze verboten. Online-Glücksspielanbietern im Vereinigten Königreich wurde in dem Monat untersagt, Einzahlungen von britischen Kunden über ihre Kreditkarten auf das Casinokonto zu gestatten. Die Online Casinos haben jedoch ein ähnliches kreditbasiertes System gefunden: das Spielen über die Mobilfunkrechnung.
Spezialisierte Pay by Phone-Dienste werden verwendet
In vielen Ländern gibt es Spieler, die nach Online Casinos mit Handyrechnung oder Mobilfunkrechnung suchen. In Großbritannien sollen die Google-Suchanfragen derzeit nahelegen, dass Spieler zu sogenannten Pay by Phone-Gambling tendieren. Das hat dazu geführt, dass sich viele Webseiten auf Zusammenstellungen von Online Casinos spezialisiert haben, bei denen man mit „Handyguthaben“ einzahlen kann.
Die Pay by Phone-Dienste Boku und Payforit sollen dabei an vorderster Front stehen. Die Funktionsweise ist bei dem System sehr einfach. Man wählt lediglich einen Betrag aus. In einem zweiten Schritt gibt man die Handynummer ein. Sogleich erhält man einen Bestätigungscode per SMS, den man dann auf der Glücksspielseite eingeben muss. Das Guthaben wird sofort dem Casinokonto gutgeschrieben. Auf der nächsten Mobilfunkrechnung erscheint dann der Glücksspieleinsatz. Die Handyrechnung kann man dann weiterhin mit Kreditkarte bezahlen.
Die Einzahlungen sind demnach teilweise einfacher als mit der Kreditkarte, da man keine Kreditkartendaten mehr eingeben muss. Dennoch gibt es einen wesentlichen Unterschied: Das System hat ein strenges Limit von 40 britischen Pfund an einem einzelnen Tag. Außerdem darf man nicht mehr als 240 britische Pfund über die Handyrechnung monatlich bezahlen.
Diskussionen um das Handyrechnungssystem
Einige Beobachter der Szene meinen, dass man durch das relativ strenge Limit kaum davon reden könne, dass es Spielsucht begünstige. Dank der Limits sollte das Glücksspiel via Handyrechnung nicht dazu führen, dass Hypotheken nicht mehr bedient werden. Das Anhäufen von mehreren Tausend Pfund Schulden im Monat ist durch die strenge Limitierung nicht möglich.
Trotzdem warnen Suchtexperten, da sich Spieler als letzten Strohhalm an die Handyrechnung klammern könnten. Die Idee hinter dem Kreditkartenverbot war, dass man Menschen vom Spielen mit Geld abhalten wollte, was sie eigentlich nicht haben. Durch die Nutzung von Handyrechnungen wird das Verbot aber teilweise umgangen.
Spielsüchtiger wettert gegen die Branche in der BBC
Die BBC hatte Radio 4 Money Box einen Spielsüchtigen mit dem Decknamen Dave zu Wort kommen lassen. Er habe in seiner Karriere rund 50.000 Pfund an Schulden angehäuft, welche auf 6 Kreditkarten verteilt sind. Daher hat er direkte Worte für das Verhalten der Online Casinos gefunden:
Es ist wie ein letzter Versuch, das letzte bisschen Geld aus einem Spieler herauszuholen. Ich war nur angewidert.
Er selbst habe die Anzeige ebenfalls des Öfteren gesehen. Politiker und Wohltätigkeitsorganisationen, welche sich für den Spielerschutz einsetzen, haben inzwischen ebenfalls Kenntnis darüber. Man fordert daher knapp 6 Wochen nach Inkrafttreten des Kreditkartenverbots von der UK Gambling Commission, dass diese neue Gesetzeslücke unverzüglich geschlossen wird.
Glücksspielbehörde beobachtet die Auswirkungen
Im Vorfeld hatten einige Experten der Szene bereits erwähnt, dass es Versuche geben wird, das Kreditkartenverbot zu umgehen. Zwar ist man damals davon ausgegangen, dass sich Spieler in dem Fall Geld zu schlechteren Konditionen oder aus dubiosen Quellen zum Spielen leihen, aber die Handyrechnung hatte kaum jemand auf der Liste.
Die Glücksspielkommission hatte der BBC mitgeteilt, dass man die unbeabsichtigten Folgen des Verbots genau beobachtet. Falls es nötig wird, will man auch weitere Interaktionen in Betracht ziehen.
Man musste jedoch gestehen, dass die meisten Glücksspielportale mit der Zahlungsoption außerhalb des britischen Einflussbereiches liegen. Aus dem Grund kann man schlecht Druck auf die Online Casinos ausüben, sondern muss eher Druck auf die Zahlungsdienstleister ausüben. Die meisten Zahlungsoptionen haben Niederlassungen in Großbritannien. Daher ist man sich sicher, dass sie schnell umsteigen werden.
The Betting and Gaming Council repräsentiert gut 90 % des britischen Wettmarktes. Man habe als Verband die Einführung des Verbots des Glücksspiels mit Kreditkarten akzeptiert und begrüßt. Daher ließ man auch verlauten:
Alle unsere Mitglieder stimmten den Richtlinien der Glücksspielkommission zu. Wir werden mit der Aufsichtsbehörde zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass sie eingehalten werden.
Die Angst bei Betroffenen wächst
Für zwei Personengruppen sei das System von Glücksspiel via Mobilfunkrechnung problematisch: Jugendliche und Spieler, die aufhören wollen.
Man geht davon aus, dass unter anderem Spieler, die sich in einer Genesungsphase befinden und versuchen, mit dem Spielen aufzuhören, davon verleitet werden können. Es würde sie eventuell zurück in den Kreislauf der Spielsucht führen. Der spielsüchtige Dave hatte es bei der BBC wie folgt ausgedrückt:
Es ist, als gäbe es keinen sicheren Ort, als wäre die Glücksspielbranche immer auf deinem Rücken.
Dr. Henrietta Bowden Jones ist Sprecherin des Royal College of Psychiatrists und Direktorin der National Problem Gambling Clinic. Sie ist besorgt über die Auswirkungen im Bereich des Jugendschutzes durch das neue Bezahlungssystem. Die unter 18-jährigen Briten könnten am ehesten betroffen sein. Immerhin sei es das erste Mal, dass Jugendliche mit einem Handy über dessen Rechnung spielen könnte. Vorher habe sie noch nie davon gehört.
Allgemein könnte das Zahlen per Handyrechnung dazu führen, dass neue Spieler Glücksspiel ausprobieren. Die 10 bis 20 Pfund würden zwar zunächst nicht schaden, könnte aber der Beginn einer langen Zockerkarriere sein. Schlussendlich kann diese Karriere auch in einer Sucht enden.
Es gibt aktuell demnach wieder hitzige Diskussionen über Glücksspiel auf Kredit. Das Thema wird Großbritannien wahrscheinlich länger beschäftigen und eventuell sogar zu neuen Verboten führen. Am Ende bleibt abzuwarten, was wirklich geschieht. In Deutschland kann man im Übrigen nicht über die Handyrechnung spielen. Es gibt keine Zahlungsdienstleister, die diesen Dienst hierzulande bereitstellen.
Bildquelle: AdobeStock 340513519, Mobile banking and payments © rawpixel.com
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