Großbritannien: Erfolge bei der Verringerung der Glücksspiel-Werbung
Die UK Gambling Commission hatte Ende letzten Jahres den Kinder- und Jugendschutz stärker in den Fokus gerückt. Die britische Werbeaufsicht ASA hat aktuell einen Bericht veröffentlicht, in dem man festgestellt hat, dass die TV-Spots (die von Kindern gesehen werden) gegenüber 2013 um 37 % zurückgegangen sind.
In einer neuen Studie hat sich die Advertising Standards Authority (ASA) mit der TV-Werbung für verschiedene Produkte (z. B. Gambling und Alkohol) auseinandergesetzt. Dabei zielte die Fragestellung darauf ab, wie Kinder und Jugendliche dazu Kontakt haben. Die Studie kam zu dem Schluss, dass die Jugendlichen unter 16 Jahren im Durchschnitt 37 % weniger Glücksspielwerbung als 2013 sehen. In dem Jahr gab es eine rapide Zunahme im Bereich der Glücksspielwerbung, was in Großbritannien immer wieder große Diskussionen auslöste.
In einigen Studien wurde in der Vergangenheit festgestellt, dass 80 % der 11- bis 16-Jährigen bereits einmal Glücksspiel-Werbung gesehen haben. Die britische Regulierungsbehörde (die Gambling Commission) fand damals diese Studien alarmierend und wollte enger mit der ASA zusammenarbeiten. Man hat jedoch ebenso die Eltern und das Umfeld der Kinder um Hilfe gebeten.
Was beschreibt der Bericht genau?
Von 2008 zu 2013 hat sich die Anzahl der Werbespots, die Kinder im Schnitt in der Woche gesehen haben, von 2,2 auf 4,4 verdoppelt. Bis 2018 sei dieser Wert kontinuierlich wieder gesunken. Es gab einige Einschränkungen im Bereich der Glücksspielwerbung im UK-Bereich, ein Verbot von Glücksspielwerbung als Spots bei Sportwettenveranstaltungen wurde diskutiert. Weiterhin darf nicht mehr mit Symbolen oder Motiven geworben werden, die vor allem Kinder ansprechen.
Insgesamt hatte man festgestellt, dass im letzten Jahr in vielen Bereichen ein Rückgang der Wahrnehmung von TV-Werbung verzeichnet werden konnte. Bei Bingo-Angeboten sank der Durchschnittswert von 1,9 Spots im Jahr 2013 auf 0,8 Spots im Jahr 2018. Bei Lotterien und Rubbellosen schwand er von 1,3 auf 0,9 Spots. Im Bereich Sportwetten waren es nicht mehr 1,0 Spots, sondern lediglich 0,4 Werbeeinblendungen.
Einzig im Bereich der Online Casinos konnte man eine Zunahme feststellen. Hier waren es 2013 lediglich 0,3 Spots im Durchschnitt, der Wert hat sich mehr als verdoppelt auf 0,7 Spots im Jahr 2018.
Zwar kann man gegenüber 2008 immer noch einen kleinen Anstieg feststellen, da damals die Studie ergab, dass die Kinder nur 2,2 Glücksspiel-Spots pro Woche gesehen haben. Mittlerweile beträgt die Anzahl im Durchschnitt 2,8 Spots pro Woche, man sieht darin dennoch Erfolge.
Die Quote von gesehener Glücksspielwerbung durch Kinder und Jugendliche ist gegenüber 2013 um knapp ein Drittel gesunken. Gegenüber den Erwachsenen konsumieren sie nur noch ein Fünftel der Werbung für Glücksspiel. 2013 kam man bei den Statistiken noch auf Werte von 38,6 %.
Gründe für die Verbesserungen bei den Statistiken
Die ASA erkennt an, dass eine Verhaltensänderung bei den Jugendlichen und Kindern großen Einfluss auf die Wahrnehmung der Werbung im Fernsehen hat. Viele Kinder und Jugendliche weichen inzwischen auf digitale Unterhaltungsangebote (YouTube, Twitch und andere Streamingdienste) aus, wo die Glücksspielanbieter nicht so viele (teilweise auch gar keine) Werbespots schalten.
Dennoch begrüßt man die freiwillige Entscheidung vieler Glücksspielanbieter, die zumindest in UK-Medien während der Live-Übertragung von Sportereignissen in den Werbeunterbrechungen keine Spots mehr schalten wollen. Dort finden die Buchmacher normalerweise die meisten neuen Kunden. In einer Erklärung fasste ein Sprecher der ASA zusammen:
Die Resultate der Studie zeigen, dass Jugendliche in den letzten Jahren weniger TV-Werbung für Glücksspiele und Alkohol ausgesetzt waren und dass die Entwicklung weiter rückläufig ist. Wir werden diesen wichtigen Bereich weiter intensiv beobachten.
Generell konnte man wohl feststellen, dass die Jugendlichen und Kinder im Schnitt 160 Werbespots pro Woche gesehen haben. Gegenüber 2010 ist der Rückgang am stärksten, dort war ein Hoch bei 220 Spots pro Woche. Der Rückgang beträgt folglich mehr als 20 %. Es zeigt sich also einmal mehr, dass sich die Mediengewohnheiten der britischen Jugend deutlich verändert haben.
In verschiedenen Umfragen wurden ebenfalls Erwachsene befragt. Ausgehend von den Daten kann man sagen, dass die Anzahl der Spots für Glücksspielwerbung bis 2018 relativ konstant blieb. 14,5 Spots wurden 2013 im Durchschnitt von den Volljährigen gesehen, 2018 lag der Durchschnitt bei 14,2. Interessant ist, dass man 2014 den niedrigsten Wert bei 11,9 Spots pro Woche hatte.
Rückgang bei Alkohol-Werbespots deutlicher
Der Bereich Alkohol-Werbung wurde in der gleichen Studie ebenfalls untersucht. Hier hatte man 2010 den höchsten Wert bei Kindern und Jugendlichen mit 3,2 Spots pro Woche. Er ist auf 1,0 Spots im Jahr 2018 gesunken, was einer Reduzierung von mehr als 60 % entspricht. Nur noch 0,6 % der von Kindern gesehenen Werbespots behandeln überhaupt das Thema Alkohol.
Untersucht wurden daneben noch ungesunde Lebensmittel (Fast Food und Softdrinks). Hier fiel der Wert von 2008, wo es noch 35,5 Spots in der Woche waren, auf 19 Spots im Jahr 2017, was einer Abnahme um mehr als 45 % entspricht.
Interessante Studie, aber eine große Unbekannte bleibt
Sicherlich ist die Beobachtung der Fernsehwerbung wichtig, aber dennoch deckt die Studie nur einen Bruchteil der Werbung ab, die Kinder und Jugendliche zu sehen bekommen. Laut einer Studie von GambleAware fließen mittlerweile 80 % der Marketing-Gelder von Online Glücksspielanbietern auch in Online Werbung.
In einer Studie vom November wurde bekannt, dass 2017 rund 1,5 Milliarden Pfund (rund 1,7 Milliarden Euro) in Großbritannien von den Sportwettenanbietern und Online Casinos für Marketingzwecke aufgewendet werden. Für Online-Marketing in Form von Anzeigen wurden dabei rund 747 Millionen Pfund Sterling (rund 842 Millionen Euro) ausgegeben, was fast der Hälfte der Ausgaben entspricht. Rund 301 Millionen Pfund (etwa 340 Millionen Euro) waren für Affiliate-Werbung vorgesehen – das sind etwa 19 %. Für die sozialen Medien wurden etwa 149 Millionen Pfund (etwa 168 Millionen Euro) – rund 10 % - ausgegeben.
Am Ende hat die Studie gezeigt, dass 80 % der Ausgaben für Werbung als Internetwerbung verbucht werden. Fernsehwerbung macht hier lediglich 15 % der gesamten Marketingausgaben aus, also etwa 234 Millionen Pfund (circa 264 Millionen Euro).
Sicherlich dient die Studie zur Überprüfung des Kinder- und Jugendschutzes, dennoch sollte man sich sicherlich überlegen, ob es nicht weitreichendere Statistiken seitens der ASA zur Werbung im Internet geben sollte und wie Kinder oder Jugendliche diese wahrnehmen. Derzeit wird, wie bereits gesagt, nur ein kleiner Prozentsatz abgedeckt, was sicherlich aber auch an der veränderten Mediennutzung heutzutage liegt.
Bildquelle: 99095662 - Boy watching television © kaliantye
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