UK: House of Lords fordert 66 Gesetzesänderungen am Glücksspielgesetz
Das Oberhaus des britischen Parlamentes (House of Lords) fordert eine Änderung des geltenden Glücksspielgesetzes von 2005. Der britischen Regierung wurden 66 konkrete Änderungsvorschläge vorgelegt. Sie wurden ebenfalls in den Medien diskutiert.
Laut einem Bericht der Zeitung The Guardian drängen die „Herren“ des Oberhauses auf eine schnellstmögliche Änderung des Gambling Act von 2005, der das britische Glücksspielgesetz darstellt.
Lord Michael Grade ist ein britischer Geschäftsmann und war Chef der Fernsehsender BBC und ITV. Er leitet das Komitee des Oberhauses, welches auf die Gesetzesänderung besteht. In seinen Augen ist bei der Regulierung von Glücksspiel in Großbritannien etwas „schrecklich schiefgelaufen“. Daher wird eine radikale Überarbeitung des Glücksspielgesetzes gefordert.
Man möchte dabei vor allem den Spielerschutz verbessern. So fordert man beispielsweise das Ende von Sponsoring in den Sportarten durch Glücksspielanbieter. Man besteht aber ebenfalls auf stärkere Kontrollen bei Bonusangeboten und Gratiswetten. Man möchte damit Spielern mit problematischem Spielverhalten helfen, die Nutzung von Glücksspiel besser kontrollieren zu können.
Regierung hatte sich zur Überprüfung des aktuellen Gesetzes verpflichtet
Die Kritik am Glücksspielgesetz ist in Großbritannien in den letzten Jahren immer lauter geworden. Der Gambling Act stammt aus dem Jahr 2005 und wurde unter dem Premierminister Tony Blair verabschiedet. Heute gilt das Gesetz nicht mehr als effektiv, daher soll es überprüft werden.
Die Vorgaben der Glücksspiellizenzen müssten verschärft werden, damit der Spielerschutz gestärkt und Spielsucht besser bekämpft werden kann. Die Forderungen des Unterhauses haben aus dem Grund folgende Punkte enthalten:
- verpflichtende Beiträge aller Glücksspielunternehmen zur Finanzierung von Spielsuchtbehandlung (bisher gilt es als „freiwillig“),
- ein Testverfahren für das Suchtverlangen von Glücksspielen (auf dessen Grundlage sollen besonders suchterzeugende Spiele verboten werden können),
- strikte Regeln zu Bonusangeboten,
- strikte Überprüfung der finanziellen Mittel aller Spieler,
- eine Angleichung der Spielgeschwindigkeit von Online-Spielen an Offline-Slots und Casinospiele,
- die Anhebung des Mindestalters für Lotterien und Rubbellose (teilweise ab 16 Jahren).
Das Oberhaus verwies auf die Dringlichkeit mit aktuellen Statistiken zu den Auswirkungen der Spielsucht. Knapp 300.000 Briten gelten als spielsüchtig. Knapp 55.000 Minderjährige seien darunter. Ferner gehen Experten von 2 Millionen Briten aus, die direkte oder indirekte Schäden durch Glücksspiele erlitten hätten.
Verbot von Glücksspiel ist keine Lösung
Das britische Oberhaus stellte in dem Zusammenhang noch einmal klar, dass man das Glücksspiel an sich nicht verbieten möchte. Man möchte nur dort das Gesetz verbessern, wo Handlungsbedarf besteht und große Probleme erkennbar werden. Lord Grade drückte die Beweggründe wie folgt aus:
Niemand möchte das Glücksspiel komplett verbieten. Wir wollen nur die Schäden minimieren, Selbstmorde verhindern und das Leid der Menschen mindern, das durch Spielsucht entsteht. Wir greifen den Teil des Marktes an, der auf die falsche Bahn gekommen ist.
Verbot von Sponsoring nicht sofort möglich
Eine der Hauptforderungen ist das Verbot des Sportsponsorings durch Glücksspielunternehmen. Das betrifft ebenfalls Markenwerbung, also Logos auf Fußballtrikots, Namensrechten für Stadien und Werbetafeln am Spielfeldrand. Einige Vereine innerhalb der britischen Fußballliga seien stark auf Sponsorengelder für Glücksspiele angewiesen. Man müsste ihnen wenigstens bis 2023 Zeit geben, damit man neue Sponsoren suchen kann.
Glücksspielbehörde gilt als unterfinanziert
Das Public Accounts Committee (Gremium zur Überprüfung der Staatsausgaben) und das National Audit Office (Gremium zur Prüfung von Regierungsbehörden) hatten wiederholt angegeben, dass die Glücksspielkommission unterfinanziert sei. Sie forderten eine Aufstockung des Budgets der Regulierungsbehörde in Höhe von 19 Millionen britischen Pfund (rund 21 Millionen Euro). Immerhin müsse man sehen, dass in der Branche im Jahr 11 Milliarden Pfund (rund 12 Millionen Euro) umgesetzt werden.
Die Glücksspielkommission hatte bereits eingeräumt, dass sie unterfinanziert sei. Man arbeite aber derzeit an Verbesserungen. Außerdem habe man vor, Maßnahmen zu veröffentlichen, um Suchtmerkmale in Spielen zu erkennen und die Prüfung der finanziellen Mittel von Spielern zu verschärfen.
Das Oberhaus war außerdem der Meinung, dass die Regulierungsbehörde ihre Befugnisse stärker nutzen sollte, um Unternehmen zu bestrafen und ihre Betriebsgenehmigungen zu widerrufen.
Strikte Vorgaben für Bonusangebote
Das Komitee ist ebenfalls der Meinung, dass man Spielanreize wie „Gratiswetten“ oder Boni verbieten sollte, sofern sich die Kunden nicht dafür entscheiden, sie zu erhalten. Hintergrund sind Diskussionen um VIP-Programme. In einigen Fällen seien eigentlich schutzbedürftige Spieler mit Boni überhäuft worden, obwohl die Anbieter von Spielproblemen wussten. Große Geldbeträge und teilweise Leben sind durch solche Programme verloren gegangen. Lord Grade kommentierte:
Das Verhalten einiger Glücksspielanbieter, bei dem schutzbedürftige Personen dazu angeregt wurden, weiterzuspielen. Selbst wenn die Betreiber wussten, dass sie es sich nicht leisten konnten.
Es wurden Statistiken und Untersuchungen angeführt, welche zeigten, dass rund 60 % des Brancheneinkommens von Menschen mit einer schweren oder mittelschweren Spielstörung stammen.
Wie geht die Überprüfung des Glücksspielgesetzes weiter?
Man betonte, dass der ausführliche Bericht eine Reihe von Vorschlägen enthält, die bis Ende September in Kraft treten könnten. Die Einstufung von „Lootboxen“ in Videospielen als Glücksspiel wäre ein Beispiel.
Das Ministerium für digitale Medien, Kulturmedien und Sport (DCMS) hat noch keinen Zeitplan für die Reform des Glücksspiels festgelegt. Das Komitee forderte dringende Maßnahmen. Man sieht auch, dass das zuständige Ministerium selten proaktiv und manchmal eher hinderlich gewesen sei.
Einige seiner Empfehlungen wie eine neue Altersgrenze für die Nationale Lotterie erfordern Änderungen des Glücksspielgesetzes. Das Komitee meint jedoch, die meisten Forderungen können mit Änderungen anderer Gesetze erreicht werden. Es würde bedeuten, dass sie vor der Überprüfung des Glücksspielgesetzes durchgeführt werden könnten.
The Betting and Gaming Council ist die Lobby-Gruppe der Glücksspielbranche. Man stimmt zwar nicht allen Empfehlungen zu, arbeitet aber bereits mit der Glücksspielkommission zusammen. Man bittet die Regierung um eine schnelle Prüfung des bestehenden Glücksspielgesetzes, damit man an einem evidenzbasierten Ansatz für die künftige Regulierung arbeiten kann.
Es bleibt abzuwarten, was in Großbritannien jetzt geschieht. Eigentlich gilt die britische Regulierungsbehörde als Musterbeispiel für eine starke Glücksspielkommission – anscheinend reicht es immer noch nicht aus.
Bildquelle: AdobeStock 94224772, Evening view of the Palace of Westminster and Big Ben in London, United Kingdom. © Jbyard
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