Neue Studie: Spielhallen-Markt in Deutschland rückläufig
Jürgen Trümper ist Leiter des „Arbeitskreis gegen Spielsucht“ und hat eine neue Untersuchung zur "Angebotsstruktur der Spielhallen und Geldspielgeräte in Deutschland" veröffentlicht. Der Spielhallen-Markt ist laut den Erkenntnissen dort rückläufig. Die veränderten gesetzlichen Regelungen zeigen somit Wirkung.
Der Arbeitskreis gegen Spielsucht untersucht seit mehreren Jahren den Markt für Spielhallen und Geldspielgeräte in Deutschland. Jürgen Trümper hat diese Studie ins Leben gerufen, daher wird sie manchmal auch als „Trümper-Studie“ bezeichnet. Die aktuellen Daten geben dabei den Stand bis zum 1. Januar 2018 wieder.
Die neue Untersuchung ist von größerer Bedeutung, da man hier die Auswirkungen des ersten Glücksspieländerungsstaatsvertrages (GlüÄndStV) bemerken wird. Ausgehend von den Gesetzesänderungen wurden die länderspezifischen Spielhallenregelungen geschaffen. Im letzten Jahr endete die 5-jährige Übergangsfrist für Bestandsspielhallen in Bezug auf Mehrfachkonzessionen und Abstandsregelungen. Stichtag war dafür der 1. Juli 2017 (Ausnahmen: in Nordrhein-Westfalen der 1. Dezember 2017 und in Schleswig-Holstein der 9. Februar 2018).
Die Ergebnisse der Studie
Von 2006 bis 2012 wurde die Anzahl von Geldspielgeräten massiv erhöht, es gab zum Ende der 6 Jahre rund 77,6 % mehr Spielautomaten in Spielhallen als zu Beginn des Zeitraumes. Im Jahr 2012 war der bisherige Höchststand, was die Anzahl von Spielhallenstandorten anbelangt. Bis 2018 kann man festhalten, dass es 5 % weniger Standorte gibt. Im Bereich der Spielhallenkonzessionen kann man einen Rückgang von 8,58 % verzeichnen, die Anzahl an Spielautomaten hat sich um 6,52 % verringert.
Im Vergleich zu den Prognosen, welche Vertreter der Automatenwirtschaft gezeichnet hatten, ist der bisherige Rückgang eher gering. Dafür lassen sich natürlich verschiedene Gründe angeben. Beispielsweise gibt es immer noch schwebende Verfahren im Bereich der Spielhallenschließungen, bei denen endgültige rechtskräftige Urteile nicht gesprochen wurden.
In diversen Kommunen und Bundesländern finden sich Härtefallregelungen, welche die neuen härteren Glücksspielgesetze aufweichen. Einige Gemeinden setzen die Verbote der Mehrfachkonzessionen schrittweise bis 2021 um (sogenannte Abschmelzkonzepte). In diversen Fällen gibt es auch Rechtsunsicherheit, was das Auswahlverfahren beim Mindestabstand von Spielhallen untereinander anbelangt. Es muss gut begründet werden, warum Spielhallen schließen müssen, aber andere den Spielhallenbetrieb aufrechterhalten dürfen. Der Entscheidungsprozess dauert in manchen Städten immer noch an.
Nicht zuletzt spielt auch das finanzielle Interesse der Gemeinden eine große Rolle. Geldspielgeräte machen einen Großteil der Vergnügungssteuer von Städten aus, daher billigen einige Kommunen die Spielotheken mit Ausnahmegenehmigungen oder Härtefallregelungen.
Geringer Rückgang bei den Spielhallen
Bisher hat man deutschlandweit festgestellt, dass es gegenüber 2016 rund 201 Spielhallenstandorte weniger gibt. Das entspricht einem Rückgang von 2,2 %. Im gleichen Zeitraum wurde das Angebot an Spielhallenkonzessionen um 1.127 Lizenzen reduziert, was 7,6 % entspricht. Die Anzahl der Spielautomaten in Spielotheken hat sich im selben Zeitraum um 10.817 Geräte verringert, ebenfalls ein Rückgang um 7 %.
Ferner ist seit 2006 der Konzentrationsprozess rückläufig. Spielhallen werden folglich nicht mehr auf dem gleichen Standort oder in näherer Umgebung eröffnet. Die Gründe liegen auf der Hand. Seit 2012 gibt es keine Mehrfachkonzessionen mehr und die Übergangsfristen laufen aus.
In der Gastronomie zeigt sich ein anderes Bild
Glücksspielgeräte können ebenfalls in Restaurants, Bars oder Bistros aufgestellt werden. Im Jahr 2000 konnte man hier die meisten Geräte feststellen. Damals waren 66.683 Spielautomaten deutschlandweit gemeldet.
Bis 2006 ging die Anzahl auf 44.436 Geräte zurück. In der Gastronomie war der Schwund an Spielautomaten jährlich im zweistelligen Prozentbereich. Von 2008 bis 2016 konnte man dann wiederum einen leichten Anstieg auf 48.162 Geräte feststellen. Zwischen 2016 und dem 1. Januar 2018 gab es wiederum einen leichten Rückgang um 0,18 %. Es waren insgesamt 87 Spielautomaten weniger.
Kleiner Ausblick für die Zukunft
Derzeit gibt es keine aktuelleren Statistiken für die Aufstellung von Spielautomaten in der Gastronomie. Ich hatte bereits in der Vergangenheit berichtet, dass Automaten-Bistros der neue Trend in Berlin sind und viele Spielhallen zu Bars oder Imbissen mit Geldspielgeräten umfunktioniert wurden. Es wird sich im nächsten Jahr zeigen, inwiefern diese Entwicklungen die Gesamtzahl von Spielautomaten in der Gastronomie widerspiegeln.
Ansonsten ist 2018 auch die Spielerkarte bei einigen Automaten der neuen Technischen Richtlinie 5.0 gekommen. Was das für die Attraktivität von Spielhallen bedeutet, hatte ich bereits versucht zu beschreiben. Leider kann man bisher über die Auswirkungen ebenfalls wenig sagen. Wobei die Spielerzahlen in Spielotheken eher rückläufig sind, zumindest haben uns das einige Spieler berichtet. Statistiken darüber gibt es noch nicht.
Es zeigt sich aber anhand der Studie vorerst, dass die Befürchtungen der Automatenwirtschaft etwas überzogen waren. Der große Schwund an Geldspielgeräten ist vorerst ausgeblieben. Sicherlich kann dies in der Zukunft noch kommen, wenn alle laufenden Verfahren abgeschlossen sind – aber vorerst bieten die meisten Spielhallen immer noch ihre Geldspielgeräte den Kunden zum Spielen.
Bildquelle: 223158427 - An 8-bit Game Over text on a hall full of slot machines; glowing lights, darkness and gambling threats. © Grenar
Um einen Fehler zu melden, musst du dich zuerst kostenlos bei GambleJoe registrieren.
7 Kommentare zu: Neue Studie: Spielhallen-Markt in Deutschland rückläufig
Kommentar verfassenschwede666
23.10.2018 um 19:13 UhrTolga
19.10.2018 um 17:01 UhrAnonym
TonioKroeger
18.10.2018 um 22:32 UhrAnonym
20.10.2018 um 04:02 UhrTonioKroeger
20.10.2018 um 17:13 UhrTonioKroeger
18.10.2018 um 12:27 UhrUnsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!
Du möchtest selbst Kommentare auf GambleJoe schreiben? Dann erstelle dir einfach ein GambleJoe Benutzerkonto.