Tipp24 will Hamburger Konkurrenten Lotto24 übernehmen
In Deutschland wird das Lotteriemonopol immer noch von der Glücksspielbranche vehement verteidigt. Tipp24, ein Anbieter für Zweitlotterien, zieht jetzt aus der Situation seine Konsequenzen und möchte den Hamburger Glücksspielanbieter Lotto24 übernehmen, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein.
Der deutsche Lottomarkt bekommt durch die Zweitlotterien im Internet starke Konkurrenz. Da Online Glücksspiel in Deutschland rechtlich noch immer eine Grauzone darstellt, hat sich Tipp24 nun dazu entschieden, sich durch den Kauf von Lotto24 juristisch auf die sichere Seite zu begeben. Außerdem erhofft sich das Unternehmen durch die Übernahme in Deutschland das Angebot ausbauen zu können.
Welche Gründe hat diese Entscheidung?
Das Londoner Unternehmen ZEAL Network, das Tipp24 betreibt, wolle mit dieser Entscheidung das Wachstum der Online-Lotterievermittlung in Deutschland vorantreiben. Die Unternehmensgruppe möchte dafür auf dem Angebot von Lotto24 aufbauen. Im Gegenzug soll zumindest das deutsche Zweitlotterie-Modell von Tipp24 eingestellt werden.
Der Chef des Londoner Glücksspielkonzerns, Helmut Becker, gab an, dass man so mittelfristig regulatorische Risiken minimieren möchte. Da es sich beim Online-Lotto durch Zweitlotterien immer noch um eine rechtliche Grauzone handelt, ist dies auch nicht verwunderlich.
Das ZEAL Network hat 5 Millionen Kunden weltweit, wenn man alle deutschen Tipp24 Kunden zu Lotto24 übernehmen kann – schafft man sich einen guten Kundenstamm. Zumal man gegenüber Lottoland dann den Vorteil hätte, dass man als deutscher lizenzierter Lottopartner auftreten könnte.
Lotto24 gilt als Nummer 1 im Online Geschäft
Lotto24 sieht sich selbst als wichtigsten Vermittler von Lottoscheinen im Online Bereich. Es handelt sich um einen zugelassenen Vermittler von Spielscheinen für die staatlichen Lotteriegesellschaften und die Deutsche Fernsehlotterie. Das Unternehmen erhält für die Vermittlung Provisionen.
In den ersten neun Monaten des Jahres 2018 konnte Lotto24 eine Umsatzsteigerung um 43 % auf 236 Millionen Euro verzeichnen. Die Einnahmen des Unternehmens stiegen um fast 50 % auf 28 Millionen Euro, was vor allem am Wachstum des Kundenstamms um mehr als 33 % lag.
Durch die Übernahme möchte das Unternehmen ZEAL Network den deutschen Lottomarkt erheblich stärken. Außerdem sollen dadurch die Einnahmen für die Bundesländer und gemeinnützige Organisationen in der Bundesrepublik wieder gestärkt werden. Mit den zuständigen Behörden habe man bereits Verhandlungen aufgenommen, zumal man das Unternehmen vergrößern möchte. Im Zuge der Übernahme soll der Firmensitz von London nach Deutschland verlagert werden. Ob man wie Lotto24 Hamburg als Hauptsitz auswählt, ist bisher noch nicht geklärt.
Aktientausch zur Übernahme
Angeblich möchte man die derzeitigen Eigentümer nicht ausbezahlen, sondern bietet ihnen Aktien des eigenen Unternehmens an. Es handelt sich um ein Tauschangebot, bei dem 1,6 Aktien der Lotto24 gegen eine von den eigenen Aktien getauscht werden soll. Einige der Großaktionäre von Lotto24 waren mit dem Angebot einverstanden und haben sich bereits zum Tausch verpflichtet. ZEAL gab bekannt, dass man bereits Zusagen über 65 % der Firmenanteile hat. Von der Unternehmensleitung Lotto24 hört man, dass es sich bei ZEAL um einen strategisch sinnvollen Partner handelt.
ZEAL Finanzreport zeigt seit einigen Jahren ein großes Wachstum. Der Umsatz des Unternehmens betrug 2017 rund 280,5 Millionen Euro, man erwirtschaftete dabei Einnahmen von 134,3 Millionen Euro. In den ersten 9 Monaten von 2018 konnte man den Umsatz um 5 % steigern auf 212,4 Millionen Euro und die Umsätze um 19 % auf 111,2 Millionen Euro. Der Kundenstamm wurde um 54 % gesteigert.
Es ist also nicht verwunderlich, dass die meisten Aktionäre dem Deal zustimmen werden. Wenn die Lizenzbehörden den Plänen der Londoner Unternehmensgruppe zustimmen, gäbe es keine Probleme mehr für den Besitzerwechsel.
Wie werden die Entwicklungen in Deutschland aufgenommen?
Einige Analysen des Handelsblattes Research Institute hatten in der Vergangenheit gezeigt, dass der Offline-Lotteriemarkt in Deutschland rückläufig ist. Zweitlotterien lösen einen großen Reiz für die meisten Spieler aus, da man dort einfacher und schneller spielen kann. Der Unterschied, dass man dort nur eine Wette auf die Ziehung abschließt und nicht selbst am eigentlichen Lottospiel teilnimmt, ist kaum bekannt.
Durch das Schrumpfen des Lotteriemarktes entgehen dem Staat Steuereinnahmen. Teilweise gehen die Überschüsse der Lotteriegesellschaften an Programme im Sport, im Denkmalschutz oder in soziale Bereiche – die Gelder sind auch hier rückläufig. Abgesehen davon hatte ich mich bereits kritisch zur Vergabe der Spendengelder durch das Lottoglücksspiel in einem anderen Artikel geäußert.
Dennoch sieht der Finanzminister in Hessen von der CDU, Thomas Schäfer, die Entwicklung insgesamt recht positiv und bringt den Vorteil auf den Punkt:
Wenn es also tatsächlich die Absicht gibt, zukünftig als lizenzierter gewerblicher Spielevermittler tätig zu werden, hilft das dem Gemeinwohl und dem Steuerzahler, der bislang die Zeche für ausbleibende Steuern und Abgaben zu zahlen hatte.
Wird sich am Lotteriemonopol zukünftig etwas ändern?
Die Lotteriegesellschaften pochen weiterhin auf die Aufrechterhaltung ihres Monopols. Es ist aber bekannt, dass der Glücksspielstaatsvertrag nicht den Erfolg bei der Kanalisierung des Glücksspiels brachte, den er eigentlich hätte gewähren sollen. Bundesländer wie Schleswig-Holstein, Niedersachsen oder Baden-Württemberg sind mittlerweile an einer ganzheitlichen Regulierung des Glücksspiels interessiert, in der auch Online Glücksspiel durch ausländische Anbieter vorgesehen ist.
Hans-Jörn Arp von der CDU in Schleswig-Holstein hatte sich zumindest vor einigen Wochen recht zuverlässig gegenüber den Medien geäußert, dass eine vernünftige Regulierung auf den Weg gebracht werden könnte. Für ihn zeigen die Signale aus den Länderkreisen eine positive Entwicklung. Man habe inzwischen auch in den Gremien die Erkenntnis, dass es in Bezug auf Sportwetten und Online Casino zukunftsfähige Lösungen bedarf. Hans-Jörn Arp hatte bereits angekündigt, dass wenn in diesem Bereich keine Lösungen bis 2019 erkennbar sind, Schleswig-Holstein wiederum einen Alleingang machen werde.
Inwiefern auch das Lotteriemonopol von einer neuen Regulierung betroffen sein könnte, ist bisher unklar. Fakt ist, dass die Gesellschaften ihr derzeitiges Lotteriemonopol nicht aufgeben werden. Es handelt sich um einen Milliardenmarkt, was den Umsatz angeht, sodass deren Lobby alles unternehmen wird, damit sich am System nicht viel ändert.
Tipp24 zieht mit der Übernahme von Lotto24 die Konsequenzen aus den Entwicklungen. Das Unternehmen möchte regulatorische Sicherheiten haben – so wie man die Glücksspielbranche in Deutschland kennt und durch die merkwürdige Gesetzgebung in dem Bereich handelt es sich sicherlich nicht um die schlechteste Idee.
Bildquelle: 81751773 - Handshake of businessmenoncepts - soft focus © Sergey Nivens
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