Das Statistische Bundesamt hat gerade die Steuereinnahmen aus Glücksspielen für das Jahr 2023 veröffentlicht. Es gab im Zehnjahresvergleich ein Gesamtplus von 51 Prozent, was zweifelsohne mehr als ordentlich ist. Brisante Details sind allerdings weiter im Hintergrund zu finden: So waren virtuelle Automatenspiele, Onlinepoker und Sportwetten steuerlich rückläufig – und das erheblich. Bei Slots ging es sogar unglaubliche 38 Prozent abwärts! Wie kann ein solch drastischer Einbruch erklärt werden?

Am Dienstag, dem 14. Januar, brachte das Statistische Bundesamt (StBA) eine Pressemitteilung in der Rubrik „Zahl der Woche“ mit der Überschrift „51,5 % mehr Steuereinnahmen aus Glücksspiel im Jahr 2023 als zehn Jahre zuvor“ heraus. Die Zusammenfassung offenbart einige sehr interessante Werte.

Das Glücksspiel ist in Deutschland demnach im Aufwind. Die Staatskasse hat im Jahr 2023 rund 2,48 Milliarden Euro Steuern über Lotto, Sportwetten, Online-Slots und andere Angebote verzeichnet. Die Einnahmen aus entsprechenden Aktivitäten seien im Jahr 2023 um 51,5 Prozent höher gewesen als im Jahr 2013. Damals belief sich die Summe auf 1,64 Milliarden Euro.

Das klingt doch alles ziemlich erfreulich für den Fiskus und die Bilanz des Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV) von 2021, oder? Endlich kann das finanzielle Potenzial des Markts umfassend genutzt werden. Tatsächlich gibt es aber einen Knackpunkt, der eher etwas beiläufig erwähnt wird:

  • Der durchaus beachtliche Steuerbetrag von 2,48 Milliarden Euro für 2023 fällt nämlich um alles andere als unerhebliche 3,6 Prozent geringer aus als ein Jahr zuvor. Das bedeutet Einbußen von mehr als 89 Millionen Euro. Hinzukommt, dass die Zahlen gemäß der Mitteilung zuvor lange Zeit stetig gestiegen waren und erst 2023 nachließen.
  • Je mehr das StBA ins Detail geht, desto heikler wird es. Zunächst allerdings wieder etwas Positives: Lotto ist nach wie vor das Glücksspiel Nummer eins in Deutschland. Im Jahr 2023 wurden über die gängigen Lotterien satte 1,77 Milliarden Euro eingenommen. Hier registriert man einen Anstieg um gute 5,8 Prozent gegenüber 2022. ABER: Die Steuern bei Sportwetten, Slots und Onlinepoker gehen dafür teils massiv zurück. Der Höhepunkt – oder besser gesagt Tiefpunkt – liegt im Bereich der virtuellen Automatenspiele, die um beeindruckende 38,5 Prozent rückläufig sind.
Die Frage, die sich hier stellen muss, lautet: Wie kann das sein?

Zumal Sportwetten, Automatenspiele und Casino-Tischspiele wie Poker (landbasiert oder online) laut den Daten des aktuellen Glücksspielsurvey eindeutig zur Top 5 der populärsten und damit am meisten in Anspruch genommenen Glücksspiele der Deutschen gehören. Außerdem wird laut Daten von Statista ein Umsatzwachstum bei Online Casinos in Deutschland von aktuell etwa 1,97 Milliarden Euro auf 2,36 Milliarden Euro bis 2029 erwartet. Insgesamt soll das deutsche Online-Gambling von ca. 5,55 Milliarden auf 6,57 Milliarden Euro anwachsen. Da erscheint ein Steuerrückgang um mehr als 38 Prozent bei Slots innerhalb eines Jahres doch ziemlich seltsam.

StBA: „Weniger Steuereinnahmen als im Vorjahr durch Sportwetten, virtuelles Automatenspiel und Onlinepoker“

Diese Überschrift versteckt sich mitten im Bericht des Statistischen Bundesamtes. Dafür, dass sie vergleichsweise weit unten kommt, dürfte sie aber für den deutschen Glücksspielmarkt umso brisanter sein. Die Steuereinnahmen zentraler Segmente des digitalen Gamblings sind – teils extrem – rückläufig: Eine Entwicklung, die für die Industrie, den Fiskus und nicht zuletzt die Regulierungsbehörde gleichermaßen Fragen aufwerfen dürfte.

Die Fakten auf den Punkt gebracht

  • Sportwetten: Der Rückgang hält sich hier (zumindest vergleichsweise) noch in Grenzen. Die steuerlichen Einnahmen fielen 2023 mit Blick auf das Vorjahr von rund 430 Millionen um 5,2 Prozent auf 409 Millionen Euro. Das klingt im ersten Moment wie ein Problem – und doch sind die Einnahmen über die Jahre ordentlich gewachsen. Verglichen mit 2013, als die damals neue Sportwettsteuer gerade einmal 189 Millionen Euro einbrachte, handelt es sich um einen Zuwachs von 116,8 Prozent. Langfristig scheint dieses Modell also ein Gewinner zu sein.
  • Virtuelle Automatenspiele: Hier schrillen dann aber die Alarmglocken! Mit einem Minus von 38,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr brachen die Einnahmen regelrecht ein. Im Jahr 2022 brachten Slots noch satte 430 Millionen Euro in die Kassen, 2023 waren es dann nur noch 264 Millionen.
  • Onlinepoker: Die Zahlen für diese Nische sind ebenfalls rückläufig, wenngleich der Verlust von 7,5 Prozent im Vergleich zu den Automatenspielen fast bescheiden wirkt. Die Einnahmen sanken von generell relativ übersichtlichen 33 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 30 Millionen Euro im Folgejahr.

Mit der Einführung des neuen GlüStV im Juli 2021 war das Ziel klar: Ordnung in den digitalen Glücksspielmarkt zu bringen, illegale Angebote zurückzudrängen und dabei die Staatskasse zu füllen. Doch die aktuellen Zahlen lassen zweifeln, ob diese Strategie tatsächlich voll aufgeht. Ein derart deutlicher Steuereinbruch schon so kurz nach dem Start der Regulierung kann durchaus als bedenklich gewertet werden.

Kritiker mahnen schon länger, dass der deutsche Markt in den illegalen Sektor kippt

Branchenverbände und viele kritische Spieler vermuten bereits eine ganze Weile, dass vor allem die Einschränkungen der lizenzierten Online-Glücksspielangebote in Deutschland stark zu einer Abwanderung zahlreicher Nutzer in den Schwarzmarkt beitragen.

In allen drei Beispielen wurden Bedenken darüber geäußert, dass der hiesige Markt - wie es der DOCV 2024 während einer großen Branchenmesse formulierte - „in den illegalen Sektor kippen“ könnte. Hauptgrund dafür ist, so der Konsens, die vergleichsweise geringe Attraktivität der hiesigen Angebote. Diese Meinung können wir häufig auch in den Beiträgen der GambleJoe-Community feststellen.

Bewahrheiten sich die Einschätzungen, Prognosen und Warnungen also in den aktuellen Zahlen? Oder sind vielleicht doch andere Gründe ausschlaggebend?

Woran kann der enorme Steuereinbruch bei den virtuellen Automatenspielen sonst liegen?

Ein Rückgang der Steuereinnahmen um satte 38 Prozent bei virtuellen Automatenspielen – das ist mehr als nur ein kleiner Schluckauf in der Statistik. Wir wollen hier aber natürlich NICHT, ohne weiter nachzuhaken, auf den „Abwanderung-zum-Schwarzmarkt-Zug“ aufspringen.

Gibt es eventuell noch andere mögliche Gründe für den Einbruch?

Vielleicht bringen die strengen Regulierungen die Menschen einfach dazu, weniger zu zocken?

Die Kunden von in Deutschland lizenzierten Online Casinos sehen sich in der Tat mit besonders vielen Einschränkungen konfrontiert. Auch Sportwetten und Onlinepoker werden streng reguliert, was aber für relativ viele Nutzer noch im Rahmen zu sein scheint. In den Casinos stoßen vor allem die folgenden Punkte sauer auf.

  • 5-Sekunden-Regel: Nach jedem Spin muss eine Pause von mindestens fünf Sekunden herrschen, was das Spieltempo deutlich verlangsamt.
  • Geringe RTPs: Um die Glücksspielsteuer zu kompensieren, wird die Auszahlungsquote der Slots (Return-to-Player, kurz RTP) in den Online Casinos merklich heruntergefahren.
  • 1-Euro-Maximaleinsatz: Pro Spin darf maximal ein Euro gesetzt werden, was hohe Gewinne erschwert.
  • Begrenzte Spieleauswahl: Viele beliebte Automaten und andere Games sind nicht verfügbar, was die Attraktivität mindert.
  • Umfangreiche Datenabfragen: Spieler müssen zahlreiche persönliche Informationen preisgeben, was abschreckend wirken kann.

Allerdings – das wollen wir hier nicht vergessen – bieten lizenzierte Online Casinos dafür auch gewichtige Vorteile!

  • Herausragende technische Sicherheit: Spieler können sich auf den Schutz ihrer Daten verlassen.
  • Garantierte Auszahlungen: Gewinne werden zuverlässig ausgezahlt.
  • Schnelle Transaktionen: Ein- und Auszahlungen erfolgen zügig.
  • Rechtlicher Schutz: Durch legale Verträge sind Kunden abgesichert.
Spielen die Deutschen aufgrund der strengen Regulierung einfach weniger an Automaten? Schon möglich. Ein Vergleich zwischen spezifischen Daten des Glücksspielsurvey 2021 und der aktuellen Ausgabe zeigt, dass Slots seit dem Inkrafttreten des GlüStV von 2021 in der Gunst der Deutschen allgemein abgestiegen sind.

Trotzdem bleibt ein Steuerrückgang von mehr als 38 Prozent ein massiver Einschnitt: Besonders vor dem (nochmals erwähnenswerten) Hintergrund, dass Automatenspiele nach wie vor zu den beliebtesten Glücksspielen in Deutschland zählen und dem digitalen Casino-Markt zudem bis 2029 ein starkes Wachstum prognostiziert wird.

Wirtschaftliche Einflüsse: Ein entscheidender Faktor?

Als alternativer oder weiterer Grund für den Rückgang bleibt eigentlich nur die anhaltend schwierige wirtschaftliche Lage. Steigende Lebenshaltungskosten, verursacht durch die fortwährende Inflation, könnten dazu führen, dass die Deutschen insgesamt weniger Geld für Glücksspiele ausgeben. Diese Entwicklung scheint jedoch nicht alle Segmente gleichermaßen zu treffen. So bleibt beispielsweise Lotto weiterhin hoch frequentiert.

Das lässt sich allerdings ziemlich einfach erklären:

  1. Während bei Automatenspielen naturgemäß eher eine Tendenz zu kontinuierlichem Zocken mit entsprechend vielen Einsätzen besteht, ist Lotto – zumindest für die meisten Spieler – ein mehr ritualisiertes Erlebnis mit längeren bzw. wöchentlichen Intervallen und geringen Kosten.
  2. Zudem sind Lotterien in Deutschland absolut etabliert und praktisch allgegenwärtig. Fast täglich findet man in der Presse Berichte über Glücksritter, die zumindest einige Zehn- oder Hunderttausend Euro kassieren konnten. Das wirkt bei einer allgemein schlechten Finanzlage womöglich regelrecht animierend.
  3. Wohingegen es über Automaten, Sportwetten oder Poker höchstens Warnungen zu lesen gibt.
Alles in allem scheint es logisch, dass wirtschaftliche Zwänge zuerst jene Glücksspielarten treffen, die tendenziell höhere und häufigere finanzielle Verpflichtungen mit sich bringen – wie eben Slots, Wetten oder Poker.

Fazit

Rückgang des Interesses an virtuellen Automaten oder Schwarzmarktabwanderung? Die Sache bleibt alles andere als einfach. Wir dürfen gespannt sein, welche offizielle Erklärung folgen wird. Eines steht wohl fest: Diese Zahlen können nicht einfach so dahingestellt bleiben. Die Branche wird vermutlich schnell darauf reagieren und versuchen, die Behörden in Zugzwang zu bringen. Warten wir ab. Natürlich halten wir euch auf dem Laufenden.

Interessant ist zudem, wie die Entwicklung der Slot-Steuereinnahmen weitergeht. Die vom Statistischen Bundesamt in der Pressemitteilung veröffentlichten Daten beziehen sich auf 2022 bzw. 2023. Es ist aber schon jetzt abzusehen, dass die Steuerzuflüsse aus virtuellen Automaten kaum besser werden. So gab das Bundesministerium für Finanzen im Sommer letzten Jahres bekannt, dass im Mai 2024 verglichen mit Mai 2023 satte 27 Prozent weniger Steuern aus Slots verzeichnet wurden. Das könnte auf das ganze Jahr 2024 betrachtet einen nochmaligen drastischen Einbruch bedeuten.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/vectors/thirty-eight-number-38-rounded-38554/

Zentrale Textquellen: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/2025/PD25_03_p002.html, https://www.isd-hamburg.de/wp-content/uploads/2024/03/Gluecksspielsurvey_2023.pdf, https://www.isd-hamburg.de/wp-content/uploads/2022/03/Gluecksspiel-Survey_2021.pdf

Du hast Fehler in unseren Daten entdeckt?

Um einen Fehler zu melden, musst du dich zuerst kostenlos .

Wie gefällt dir der Artikel?

6 Kommentare zu: Steuereinnahmen aus Online-Slots 38 % gesunken! Doch mehr Schwarzmarktspieler als gedacht?

Kommentar verfassen
Für den Spieler sind solche Nachrichten erfreulich. Denn nur so ist es möglich, das im deutschen Glücksspielgesetz Änderungen vorgenommen werden. Laufen die Umsätze hingegen gut, wären Veränderungen zugunsten der Spieler...   Mehr anzeigen
Wie bei JEDEM Artikel über die GGL und den Vertrag seit 2021 kann man einfach das altbekannte Zitat von Louis de Funes bringen.

Nein? Doch! OOHH!





Verstehe nicht wie man nach Erklärungen suchen kann, wenn ihr sie doch in eurem letzten Artikel schwarz auf weiß geliefert habt liebes Gamblejoe Team. Deutschland ist der größte Absatzmarkt illegaler Bookies. Der Rückgang der...   Mehr anzeigen
Geringe RTPs: Um die Glücksspielsteuer zu kompensieren, wird die Auszahlungsquote der Slots (Return-to-Player, kurz RTP) in den Online Casinos merklich heruntergefahren.

Ja wenn man in DE bei den ganzen Läden wie Tipico usw.,...   Mehr anzeigen
2
0
0
0
0
0
Ein Spiel mit einer RTP von 133% kann es gar nicht geben^^ Theoretisch schon, aber du weißt wie ich es meine
Ich Frage mich Mal wieder, WARUM?
WIESO DAS ALLES.

Ich spiele seit Anbeginn.
Also seit knapp 25 Jahren online Casino sowie Poker.

Aber was die letzten Jahre abging ist kaum noch zu verkraften!
Wir, die jeden Tag spielen, sind ja...   Mehr anzeigen
1
0
0
0
0
0

Unsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!

Du möchtest selbst Kommentare auf GambleJoe schreiben? Dann erstelle dir einfach ein GambleJoe Benutzerkonto.

  • Hochladen von eigenen Gewinnbildern
  • Bewerten von Online Casinos
  • Benutzung der Kommentarfunktion
  • Beiträge im Forum schreiben
  • Und vieles mehr