Interview: "Spielsüchtiger trifft Casinobesitzer"
Beim deutschen Online-Content-Netzwerk Funk wurde vor wenigen Tagen ein spannendes Interview veröffentlicht. Hier traf ein jahrelang Spielsüchtiger auf einen erfolgreichen Casino-Geschäftsmann. Im neuen Format „Das Treffen“ ging es unter anderem darum, ob Casinos absichtlich die Gäste manipulieren und wer Schuld an einer Spielsucht hat.
Erst vor wenigen Wochen haben wir uns in einem Artikel mit der Frage beschäftigt, welche Spieler besonders suchtanfällig sind. Darüber hinaus haben wir bereits in vielen Fällen davon berichtet, dass Spielsüchtige straffällig geworden sind, um ihre Sucht finanzieren zu können. Auf dem YouTube-Kanal von „Leeroy will’s wissen!“ wurde vor wenigen Tagen ein interessantes Interview mit dem Titel „Spielsüchtiger trifft Casinobesitzer“ veröffentlicht. Bis jetzt haben sich allein auf YouTube mehr als 1,5 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer das dreiunddreißig Minuten lange Gespräch angeschaut.
Die Gäste: Mario & Franklin
Im Interview trifft der seit elf Jahren spielsüchtige Mario auf den erfolgreichen Casino-Boss Franklin. Franklin hat unter anderem in der Glücksspielmetropole Las Vegas sowie in der Dominikanischen Republik Karriere gemacht und in der darauffolgenden Zeit eigene Casinos besessen. Erst vor einigen Wochen berichteten wir darüber, dass die Direktverbindung zwischen München und Las Vegas zurück ist.
Zum ersten Mal besuchte Mario eine Spielhalle an dem Tag, an dem sein Vater beerdigt wurde. Mit einem Einsatz von 10 oder 20 Euro habe er damals etwa 180 bis 200 Euro gewonnen. Er wurde in der darauffolgenden Zeit ein regelmäßiger Gast in Spielhallen und wurde relativ schnell auch spielsüchtig. Für ihn war es immer am schlimmsten, wenn er nach einem hohen Gewinn von beispielsweise 5.000 Euro am Ende doch wieder alles verspielt hatte.
„Da gibt’s ganz viele Geschichten, die ich erzählen kann, wo ich (…), so hart wie das klingt, mein Essen aus einer Mülltonne geholt habe hinterm Netto und da mir Gemüse rausgeholt habe, weil ich nix zu essen hatte.“
Darüber hinaus erzählt Mario im Interview, dass er auch mehrfach straffällig geworden sei, um seine Spielsucht zu finanzieren. So habe er mehrere Diebstähle begangen und viele Kreditkarten beantragt, um möglichst viel Geld zum Spielen zu haben. Zwischenzeitlich sei er sogar für einige Zeit im Gefängnis in Untersuchungshaft gewesen. Letztendlich sei er dann für seine Taten zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt worden, die allerdings zur Bewährung ausgesetzt wurde.
Ganz anders sah das Leben von Franklin aus. Er fing als Page in einem Casino an, arbeitete sich dann schnell zum Croupier hoch und führte letztendlich mit zwei weiteren Geschäftspartnern ein eigenes Casino in einem 5-Sterne-Resort in der Dominikanischen Republik. Heute betreibt Franklin unter anderem ein sogenanntes mobiles Casino. Hierbei handelt es sich um ein Casino, das von Kundinnen und Kunden gebucht werden kann. Allerdings gibt es hier lediglich Sachpreise und keine Geldpreise zu gewinnen.
Worin besteht die Faszination im Glücksspiel?
Der spielsüchtige Mario beantwortet die Frage damit, dass die Spielhalle für ihn immer der persönliche Rückzugsort war, an dem er seine Ruhe von allem hatte. Der Casino-Boss Franklin war hingegen von Beginn an von der Kulisse fasziniert. Er war unter anderem von den „adrett gekleideten Croupiers“, von der „Geräuschkulisse“ sowie von „viel Kommunikation“ beeindruckt. Einen guten Tipp gibt der Casino-Unternehmer Franklin im Interview aber auf jeden Fall:
„Gehe nicht ins Casino, um zu gewinnen. Gehe hin und mach‘ dir einen schönen Abend.“
Ein kleiner „Streit“ findet zwischen den beiden Interviewpartnern dann auch noch statt (ab Minute 12:00). Franklin hat darauf hingewiesen, dass es die Casino-Mitarbeiter gegenüber den Gästen vermeiden, das Wort „verlieren“ zu benutzen. Stattdessen wird gesagt, dass „leider nicht gewonnen wurde“. Darüber zeigte sich Mario sehr verärgert und unterstellt, dass es sich hierbei „fast schon um ein kleines Psychospielchen“ handelt. Eigenen Angaben zufolge habe Mario im Laufe der vergangenen elf Jahre zwischen 200.000 und 300.000 Euro verspielt.
Franklin spricht im Interview darüber hinaus darüber, dass er dem Job auf der Seite des Casinos seit 34 Jahren nachgeht und in dieser Zeit viel erlebt hat. So sei er im Laufe seiner Karriere bereits angespuckt worden und nach ihm seien Gegenstände geworfen worden. In Minute 22 gibt der ehemalige Casino-Boss dann mit Blick auf sein damals üppiges Gehalt noch ein kleines Zwischenfazit:
„Das Geld hat alles gut gemacht. Urlaub, Auto, Uhr, scheißegal.“
Fazit
Schon wenige Tage nach der Veröffentlichung haben allein auf YouTube rund 1,5 Millionen Menschen das spannende Interview gesehen und knapp 4.000 Kommentare dazu verfasst. Abschließend lässt sich sagen, dass sowohl der spielsüchtige Mario als auch der Casino-Geschäftsmann Franklin eine Menge Mut gebraucht haben, um öffentlich in den Austausch zu gehen. Am Ende des Gespräches haben beide Interviewpartner Verständnis für die Probleme des anderen gezeigt und Mario hat sogar gesagt, dass er Franklin für einen „korrekten Typen“ hält.
Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/mikrofon-radio-studio-audio-4340507/
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12 Kommentare zu: Interview: "Spielsüchtiger trifft Casinobesitzer"
Kommentar verfassenBinGOLDiG
"man verliert lediglich jeden Bezug zum Geld und dessen wert"
Wenn ich mich an meine Anfangszeit zurück erinnere, weiß ich noch wie unverschämt ich es... fand, das in jedem casino die mindest Einzahlung 10€ Betrug!
Deshalb war sunmaker das einzige casino, wo ich spielte😆
Gut, heute finde ich 20€ auch noch unverschämt aber wenn ich den Monat so Revue passieren lasse, denk ich immer "so viel habe ich diesmal gar nicht eingezahlt"
Rechne ich aber alles nach.. Wird mir während ich noch zähle, schon schlecht 🤦♀️🤷♀️🙆♀️
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BinGOLDiG
Ausserdem wird selbst in der Handelsbranche, unser kaufverhalten, durch den Einsatz selber Faktoren wie besonderen Lichtverhältnissen, ruhiger Musik, verschönten Umschreibungen etc. Beeinflusst.
In der Gemüse Abteilung sind die Lichtverhältnisse so angepasst, das alles noch grüner und frischer wirkt.. Während wir durch die gänge schlendern, läuft immer stimmungsaufhellende und ruhige musik im Hintergrund.. Beim Metzger an der Fleisch Theke wird immer gefragt "darf es auch etwas mehr sein" als das die Verkäuferin nochmal etwas vom Braten runter schneidet! Oder man hört auch nie den Satz "das waren Ihre Wünsche" sondern "darf es Ausserdem noch etwas sein"
Das gesamte Marketing system ist auf einem großen Psychologischen Prozess aufgebaut.
Für einen Kaufsüchtigen, ist wahrscheinlich der Media Markt die selbe Hölle wie für einen spielsüchtigen die spielo um die Ecke. Mehr anzeigen
Frankey
BinGOLDiG
Dementsprechend benimmt man sich im smoking auch automatisch... anständiger und lässt seinen frust auch nicht so nach aussen raus
Hinzu kommt noch dass das Publikum in Las vegas überhaupt nicht mit dem spiel Süchtigen Kunden vergleichbar ist, der täglich in der spielo hockt 😉 Mehr anzeigen
Skitch22
Christian_1994
23.04.2022 um 18:38 UhrFrankey
Christian_1994
23.04.2022 um 18:34 UhrFrankey
btssultan
Christian_1994
23.04.2022 um 18:28 UhrUnd ein Spielsüchtiger muss sich natürlich zunächst selbst eingestehen, spielsüchtig zu sein und ein Problem zu haben. Ab diesem Zeitpunkt kann ihm dann aber m.M. nach auch sehr gut von außen geholfen werden, wenn der Wille da ist Mehr anzeigen
gamble1
Man kann von beiden Beteiligten halten was man möchte aber ich finde beide... verdienen einen gewissen Respekt
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