Digitale Technologien kommen längst nicht nur für die Unterhaltung, in der Kommunikation oder bei der Office-Unterstützung zum Einsatz. Sie bilden auch in der Medizin zunehmend wichtige Eckpfeiler. Unter den vielfältigen Möglichkeiten der Digitalisierung erlebt Virtual Reality (VR) dort gerade einen Boom. Vor allem in der Psychotherapie sehen Ärzte und Therapeuten großes Potenzial. VR wird tatsächlich immer öfter zur Spielsuchtbekämpfung eingesetzt.

Vom Risiko einer Spielsucht kann sich leider keiner, der regelmäßig im Casino zockt, Sportwetten abgibt oder auch Lotto tippt freisprechen. Laut aktuellen Zahlen des Glücksspielatlas 2023 haben alleine in Deutschland rund 4,6 Millionen Menschen Spielprobleme oder zeigen erste Symptome. Wenn es erst einmal Schwierigkeiten gibt, ist es - bereits bei geringeren Ausprägungen - überaus kompliziert, dagegen anzugehen.

Die Sache ist, dass betreffende Suchtmittel vor allem online besonders einfach zugänglich sind und die Erreichbarkeit in unserer zunehmend digitalisierten Welt kaum effektiv unterbunden werden kann (so gut wie jeder hat mindestens ein Smartphone mit Internetzugang zur Hand). Darüber hinaus ist es in einer herkömmlichen Therapieumgebung kaum nachvollziehbar, wie sich Suchtkranke beim Kontakt mit physischen Glücksspielen verhalten – etwa in einer Spielhalle. Das macht eine individuelle Therapie ziemlich aufwendig. Oft werden hier lediglich Best Practices angewandt, die dem Einzelnen womöglich nur wenig weiterhelfen.

Um eine mehr auf die persönlichen Bedarfe der Patienten bezogene Behandlung zu gewährleisten, setzt man immer öfter auf Virtual Reality. Über entsprechende Ansätze lassen sich Probleme präziser orten und es kann generell stärker auf die jeweiligen situationsbedingten Effekte bzw. auf die relevanten Verhaltensmuster in der Praxis, sprich beim Kontakt mit Glücksspielen im täglichen Leben, eingegangen werden. Mithilfe von VR-Brillen werden Betroffene in eine realistische Spielumgebung geführt und dabei von ihren Therapeuten beobachtet.

Wie funktioniert die Spielsuchttherapie mithilfe von VR genau?

Einer der Kernaspekte der Spielsuchtbekämpfung über Virtual Reality ist der damit mögliche nahe Kontakt mit den Problemmustern der Patienten in der Praxis. Oft ist es so, dass Therapeuten, wenn sie Behandlungen in ihrer Praxis durchführen, weit von den realen Versuchungen entfernt sind. Meistens passt das, was in den Sitzungsräumen geschieht, nicht ganz zu dem, was die Patienten in ihrem Alltag erleben. Das schmälert die Chancen auf Erfolge ungemein und macht die Therapie letztlich überaus langwierig.

Deutlich bessere, effizientere Möglichkeiten bestehen, wenn Therapeuten und Ärzte, nahe an den üblichen Suchtmustern und –prozessen arbeiten können. Nun ist es natürlich (meistens) keine Option, Problemspieler auf Schritt und Tritt in ihrem Leben zu begleiten. Nur in sehr schweren Fällen kann es vorkommen, dass ein behandelnder Experte mit dem Patienten in die Spielhalle geht oder den privaten Online-Konsum vor Ort überwacht.

Mithilfe von VR bzw. VR-Brillen und entsprechenden Videosequenzen sind hingegen sehr situationsrealistische Untersuchungen mit relativ wenig Aufwand und innerhalb von Praxisräumen erreichbar. Die Therapeuten bringen Suchtkranke hier bewusst in typische Problemsituationen. Sie führen sie beispielsweise an einen Spielautomaten heran, lassen sie Werbung für Online Casinos auf dem Smartphone schauen oder leiten sie sogar durch eine „echte“ Spielothek im virtuellen Raum.

Dabei werden laut Berichten tatsächlich häufiger extreme Reaktionen beobachtet, bei denen der Behandelnde jedoch schnell eingreifen bzw. die Bedingungen der Simulation verändern kann. Die Medizin erhofft sich durch diesen flexiblen, situations- und alltagsnahen Ansatz genaue Impulse zu erkennen, die das Suchtverhalten auslösen und bestimmte Reize für die Patienten irgendwann abzuschwächen.

Es bieten sich sehr gute Individualisierungsmöglichkeiten und damit beste Therapiechancen

Forschung und Praxis zeigen, dass durch die optimalen Möglichkeiten zur Individualisierung einer VR-Therapie umso bessere Chancen für einen Erfolg bestehen. Nicht nur können die Therapeuten eine solche Sitzung schnell und flexibel anpassen. Auch die Sequenzen selbst sind überaus spezifisch auszurichten. Je genauer die virtuelle Umgebung auf typische Suchtbilder abgestimmt werden kann, desto größer sei der Therapieeffekt, sagen die Experten.

Um hier beste Voraussetzungen zu schaffen, arbeiten große Therapiezentren längst mit namhaften Entwicklern für entsprechende Systeme zusammen. Einer der Marktführer ist das italienische Unternehmen Spherea3D, das sich bereits seit längerem um die Produktion qualitativ hochwertiger 3D-Filmsequenzen für Therapiezwecke kümmert. Hier wird sehr eng mit betreffenden Einrichtungen und Medizinern kooperiert, womit viele spezifische Situationen abgedeckt werden können. Die letztlichen Sequenzen sind somit quasi maßgeschneidert und genau auf verschiedene Therapieziele angepasst.

Wirkt die Spielsuchtbehandlung per VR-Brille?

In der Tat haben sich bereits viele Studien mit den Möglichkeiten und den Effekten der VR-Psychotherapie beschäftigt. Ihre Wirksamkeit wurde in so gut wie allen Bereichen bestätigt. Gerade im Zusammenhang mit Spielsucht sollen laut der Medizin große Potenziale bestehen. Hier könne man beim Ansteigen des Suchtdrucks einen schnellen und unmittelbaren Zugang zu den belastenden Gefühlen in besonders relevanten Situationen herstellen.

Patienten seien mithilfe von immersiven Videos überaus real und anschaulich an suchtauslösende Situationen heranzuführen. Deren Dynamik sei damit präzise zu analysieren: so der allgemeine Tonus. Wichtig ist dabei, dass dies in einem sicheren Rahmen, also in der therapeutischen Praxis geschieht. Die Patienten kommen zwar nah an Ausnahmesituationen heran, werden aber „aufgefangen“, bevor es zu sehr kritischen Lagen kommt.

Fazit

Tatsächlich ist der Ansatz, Glücksspielsucht mithilfe von VR zu behandeln, nicht neu. Bereits beim ersten ernsthafteren Aufkommen der Technologie beschäftigten sich Therapeuten und Mediziner mit einem möglichen Einsatz für die Unterstützung von Problemspielern. Das ist nun rund 25 Jahre her. Damals war die Technologie natürlich noch längst nicht so ausgereift, als dass man damit hinreichende Therapiehilfen hätte schaffen können. Mittlerweile hat sich jedoch viel getan. Experten sehen große Chancen in der Idee. Die Wirksamkeit wurde zigfach in der Praxis und nicht zuletzt in internationalen Studien belegt.
Wenn du unter Glücksspielsucht leidest oder du bei dir ein problematisches Spielverhalten vermutest, kontaktiere die BZgA-Telefonberatung unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 1 37 27 00 (Montag bis Donnerstag von 10:00 bis 22:00 Uhr und Freitag bis Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr) oder das Team der Telefonseelsorge® unter der kostenlosen Hotline 0800 111 0 111 (rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr).

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/vr-virtuelle-realit%C3%A4t-mann-3559837/

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1 Kommentar zu: Spielsuchtbekämpfung häufiger per VR-Brille

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Ich bin ein absoluter VR Junkie!

Angefangen mit der PSVR, niemand in meinem Bekannten Kreis, kann das Hobby teilen, was ich nicht verstehen kann.

Definitiv kommen die Leute damit von den Slots weg!

Sofern nicht bald die ersten VR...   Mehr anzeigen

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