Direktor des Amtsgerichts Schwäbisch Hall sieht Spielhallen als asoziale Einrichtungen
Der Direktor und Richter des Amtsgerichts Schwäbisch Hall prangert das Geschäft mit den Spielhallen an. Laut seiner Ansicht macht die Stadt Gewinn am Glücksspiel durch Steuereinnahmen. Mit den Auswirkungen, den Kosten durch Spielsucht, wird jedoch die Allgemeinheit belastet. Die Städte beschönigen mit dem Glücksspiel folglich ihre Bilanz.
Schwäbisch Hall hat genau 7 Spielhallen, die wohl im Jahr 2017 den Hauptanteil an der Vergnügungssteuer für die Stadt erwirtschaftet haben. Die Steuereinnahmen beliefen sich in dem Bereich insgesamt auf 1,38 Millionen Euro, was 100.000 Euro mehr als im Jahr davor waren. Innerhalb der letzten 5 Jahre konnte man sogar einen Zuwachs um eine halbe Million Euro verzeichnen.
Für die Stadt ist dies sicherlich ein gern gesehener Geldsegen, der Direktor des Amtsgerichts von Schwäbisch Hall, sieht darin jedoch eine große Mogelpackung. Zwar freue sich die Stadt über die Einnahmen, die sie für sich behalten könne, aber die Kosten für die Allgemeinheit in Form von Straftaten und eventuellen Ausgaben der Sozialkassen für therapeutische Aufwendungen werden meist nicht gegenübergestellt. Laut seiner Ansicht übersteigen die Kosten die Einnahmen bei weitem.
Direktor sieht im Glücksspiel Nährboden für Probleme labiler Menschen
Wolfgang Amendt ist Richter und zugleich Direktor des Amtsgerichts in Schwäbisch Hall. Er hat nun öffentlich sehr deutliche Worte für die Beschreibung der Spielhallen gefunden:
Spielhallen sind asoziale Einrichtungen, die außer ihren Besitzern niemandem nützen. Das ist ein Nährboden, auf dem labile junge Leute sehr schnell aus der Bahn geworfen werden, in zweifelhafte Gesellschaft geraten, Schulden anhäufen, und dann kommt die ganze Folgekriminalität.
Für ihn steht fest, dass die Spielotheken in der Regel personell unterbesetzt sind, bis spät in die Nacht geöffnet haben und somit ein geeignetes Ziel für Überfälle darstellen. Sie sind der Grund für Einbrüche, für die Entwicklung von betrügerischen Handelsplattformen im Internet und letztlich führen sie auch dazu, dass Familienmitglieder und Freunde sich gegenseitig bestehlen.
Der Richter führte außerdem aus, dass der Chef einer Drogendealerbande in Schwäbisch Hall die Sucht der Spieler gezielt für sich genutzt habe. Er hat ihnen wohl höhere Summen Geld geliehen, und als sie es nicht mehr zurückzahlen konnten, hat er sie für seine Taten missbraucht. Vor den Gerichten dürfen die Spieler und Täter nicht mit mildernden Umständen rechnen, da das Strafrecht die Spielsucht nicht mit der Betäubungsmittelsucht gleichsetzt, was Voraussetzung für eine verminderte Schuldfähigkeit wäre.
Laut seiner Auffassung wünscht sich derzeit der Gesetzgeber ein hartes Vorgehen gegen die Spielhallen, letztlich werden aber lediglich Konzessionen verweigert, wenn es aus der Bevölkerung genügend Druck gäbe und Gemeinderäte ein Veto einlegen.
Suchtstellen in Schwäbisch Hall sind alarmiert
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat Erhebungen angestellt, laut denen in Deutschland 600.000 Menschen beim Spielen ein krankhaftes Verhalten zeigen. In Baden-Württemberg sind laut dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim 30.000 Personen betroffen. Knapp 40 Menschen hätten sich 2017 in der Psychosozialen-Beratungsstelle Schwäbisch Hall mit Spielsucht Problemen gemeldet.
Man ist der Meinung, dass zwar bereits Mitte der 20er Jahre die ersten sozialen Auffälligkeiten erkennbar sind, die meisten Spielsüchtigen jedoch zwischen 30 und 40 Jahren aufhören wollen. Dabei gibt es zwar auch immer noch Spieler, die durch schwierige Familienverhältnisse dem Glücksspiel zugeneigt sind, inzwischen wandelt sich das Bild jedoch. Eine große Gruppe stellen Gutverdiener und Unternehmer dar, welche die teilweise recht hohen Kosten mehrere Jahre einfach tragen können. Frauen seien dabei wesentlich seltener betroffen als Männer.
Wenn man nach den Gründen sucht, so sind es meist Langeweile, Unzufriedenheit, Einsamkeit sowie die Hoffnung auf den ganz großen Gewinn. Leistungsorientierte Führungskräfte sollen häufig dem Glücksspiel zugeneigt sein, da sie die Herausforderung suchen und die starken Reize durch die bunten Automaten genießen. Laut einer internen und nicht repräsentativen Studie der Suchtberatungsstelle kann man die Schulden der spielsüchtigen Spieler meist relativ einfach abschätzen, indem an das Alter der jeweiligen Person einfach drei Nullen heranhängt. Zumindest legen das die Daten der Menschen nahe, die sich dort vorgestellt haben.
Therapien sind meist wenig erfolgreich
Die überwiegende Zahl der Spielsüchtigen wird von Gerichten oder der Familie zur Therapie gezwungen, solche Therapien, die ein Spieler nicht aus freiem Willen beginnt, versprechen lediglich einen geringen Erfolg.
Ferner stehen den Bemühungen der Therapeuten die modernen Geldspielgeräte gegenüber, die von psychologischen Gesichtspunkten durch die Gestaltung immer besser werden und den Spieler mit ausgefeilten Ton,- Farb- und Lichteffekten bei den beinahe Gewinnen über die Durststrecken hinwegtäuschen.
Trotzdem zeigt die Stadt bisher lediglich für die Besitzer der Spielhallen Verständnis. Zwar hätten viele Spielotheken 2017 schließen müssen, da sie den Mindestabstand von 500 Metern untereinander nicht einhalten, die Stadt vergab jedoch Härtefallregelungen bis 2021. Das Glücksspiel in Schwäbisch Hall wird folglich in den nächsten Jahren noch für große Diskussionen sorgen.
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3 Kommentare zu: Direktor des Amtsgerichts Schwäbisch Hall sieht Spielhallen als asoziale Einrichtungen
Kommentar verfassenschwede666
13.10.2018 um 05:32 UhrNa ja, alles immer schön plakativ in schwarz/weiß zeichnen macht natürlich deutlich weniger Arbeit... Mehr anzeigen
Sascha666
28.09.2018 um 10:58 UhrRasmik12
27.09.2018 um 19:44 UhrWahrscheinlich sind sie so klamm, dass sie die Einnahmen vom Glücksspiel dringend benötigen.
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