Die Spielbanken von Nordrhein-Westfalen haben Bilanz für das letzte Jahr gezogen und veröffentlicht, welche Aktionen im Bereich des Spielerschutzes angestellt wurden. Laut eigenen Aussagen erreicht man derzeit 80 % der Problemspieler nicht adäquat.

Laut Glücksspielstaatsvertrag ist die Kanalisierung von Glücksspiel und der Spielerschutz eine der Hauptaufgaben von Glücksspielbetreibern. Die Westspiel GmbH unterhält Spielbanken in Aachen, Bad Oeynhausen, Bremen, Bremerhaven, Hohensyburg (Dortmund) und Duisburg.

Im Bereich Spielerschutz wurde Westspiel von der European Casino Association (ECA) im September 2019 ausgezeichnet. Dafür wurde im Juli 2019 das Sozialkonzept des Glücksspielbetreibers vom „Kompetenzzentrum für Spielerschutz und Prävention“ der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz untersucht. Die Hochschule hat gegenüber der ECA die Einhaltung aller Vorgaben und Regeln des „Responsible Gambling Frameworks“ bestätigt. Dafür hat die ECA ein Zertifikat ausgestellt. In Deutschland besitzen dieses Zertifikat lediglich die Spielbanken Sachsen-Anhalts, die von der Gauselmann-Gruppe betrieben werden und die Spielbanken in Baden-Württemberg. Seitens Westspiel ist man auf das Zertifikat daher besonders stolz.

Bei der European Casino Association (ECA) handelt es sich um einen Verband europäischer Casinounternehmen. Sie hat rund 30 Mitglieder aus 29 Staaten. Der Deutsche Spielbankenverband e. V. und der Bundesverband deutscher Spielbanken e. V. gehören der ECA an.

Anzahl der Fremdsperren wächst rasant

Westspiel hat genau 6 Spielbanken. 2018 hat man rund 916.000 Besucher in den Spielbanken gezählt. Die Anzahl der Mitarbeiter betrug rund 990. Der Bruttospielertrag lag 2018 bei rund 107,7 Millionen Euro. Die Spielbankabgabe lag bei 50,4 Millionen Euro. Das Unternehmen gehört somit zu den führenden Casinobetreibern in Deutschland.

In den Glücksspielstätten wurden 2019 im gesamten Jahr 622 Spielsperren registriert. Im Vorjahr waren es lediglich 401 Spielsperren. Das entspricht einer Zunahme um 55 %. Von den neuen Spielsperren waren 566 Männer und 56 Frauen betroffen.

Insgesamt sind bei Westspiel inzwischen 5.182 Spielsperren gemeldet. Im Vorjahr waren es lediglich 4.560 Spielsperren, somit ist der Anteil an den Gesamtspielsperren um 14 % gestiegen. Die Sperren setzen sich aus 3.603 Selbstsperren, 135 Fremdsperren durch Hinweise Dritter und 1.444 Fremdsperren durch das Personal der Spielbanken von Westspiel zusammen.

Spielsperren nach Alter und Spielformen

Mehr als die Hälfte der Spielsperren betrafen Spieler unter 30 Jahren (genau 312). Knapp ein Drittel der gesperrten Spieler entstammte dem Altersbereich von 31 bis 45 Jahren (circa 219). Die restlichen gesperrten Spieler waren über 45 Jahre alt.

Bei den Spielformen, welche die gesperrten Spieler favorisieren, gibt es keine Überraschungen. Spielautomaten wurden von 50 % der Gesperrten bevorzugt gespielt. An zweiter Stelle wurde Roulette mit 21 % genannt. Danach kamen Blackjack mit 8 %, Poker mit 6 % und Multi-Roulette mit 3 %.

Welche Gründe führten zu den Selbstsperren bei den Spielbanken?

Fast zwei Drittel der gesperrten Spieler hatten Spielsuchtgefährdung als Grund für die Sperre angegeben. Knapp 16 % hätten es wegen ihrer riskanten Spieleinsätze gemacht. Für 8 % war Überschuldung ein Thema und 6 % hatten andere finanzielle Verpflichtungen. Man sollte aufpassen, was man als Grund bei den Spielsperren angibt. Es kann wichtig sein, falls man die Sperre eventuell noch einmal aufheben möchte.

Wie viele Spielsperren wurden zurückgenommen?

In Deutschland ist eine Spielsperre zeitlich nicht befristet. Grundlegend gilt sie aber erst einmal für ein Jahr. Nach Ablauf dieser Frist kann die gesperrte Person einen Antrag auf Aufhebung der Spielsperre stellen.

Die Aufhebung wird lediglich gewährt, wenn die Gründe für die Spielsperre nicht mehr vorliegen. Der Spieler muss durch vollständige und prüffähige Unterlagen nachweisen, dass der Grund für die Sperre nicht mehr aktuell ist. Teilweise können auch Einkommensnachweise und Schufa-Auskünfte sowie Unbedenklichkeitsgutachten von Suchtexperten, die im Zuge einer Spielsuchtdiagnostik oder Therapie erstellt wurden, gefordert werden. Die Entscheidung über die weitere Sperre obliegt dem Glücksspielbetreiber, welcher die Spielsperre angenommen beziehungsweise ausgesprochen hat.

2019 sind lediglich 14 Sperren von Westspiel aufgehoben worden. Es wurden 9 Selbstsperren aufgehoben und 5 Fremdsperren. Im Vorjahr waren es noch 33 Aufhebungen von Spielsperren. Im Jahr 2018 wurden 31 Selbstsperren und 2 Fremdsperren rückgängig gemacht.

Mehr Gespräche zwischen Mitarbeitern und Spieler zum Thema Spielsucht

Die Firma Westspiel hat 2019 insgesamt 255 Gastgespräche zum Thema Spielsucht und Spielerschutz dokumentiert. Es handelt sich um einen Anstieg von 67 % gegenüber dem Vorjahr, wo es nur 153 Gespräche waren.

Gründe für den Anstieg sieht man im Ausbau der Ressourcen im Bereich Spielerschutz. Man hatte damit auf den Anstieg der Besucherzahlen reagiert, den man seit den Änderungen der Technischen Richtlinien 5.0 in den Spielhallen sieht. Die neuen Spielautomaten nach TR 5.0 hatten dafür gesorgt, dass das Glücksspiel in Spielhallen zunehmend unattraktiver wurde. Die Limitierung von Einsätzen, Spielzeit und der Wegfall der Autostart-Taste sind für viele Spieler starke Einschränkungen beim Glücksspiel. Aus dem Grund erkennt man Abwanderungsbewegungen bei den Spielern. Es profitieren davon Online Casinos, aber zum großen Teil auch Spielbanken, wo es die bekannten Novoline- und Merkur-Spielautomaten gibt.

Umfrage zum Thema Spielerschutz: Mechanismen bekannt, aber werden nicht genutzt

In 12 staatlich konzessionierten Spielbanken wurden zudem Umfragen zum Thema Spielerschutz zwischen April und November 2016 durchgeführt. Dabei ging es vor allem um die Bekanntheit von Spielerschutzmechanismen und deren Nutzung. Es konnten 758 Fragebögen ausgewertet werden. Die Umfrageergebnisse wurden als Teil eines Gastbeitrages im Bericht von Westspiel mitveröffentlicht.

60 % der Teilnehmer waren Männer. Ein großer Teil der Befragten war über 65 Jahre alt (29,9 %). Das erklärt dann vielleicht auch, warum wenigstens ein Drittel bereits in Rente war. 42 % der Befragten waren vollzeitbeschäftigt. Lediglich 6,3 % der Befragten waren arbeitssuchend. Rund drei Viertel der Teilnehmer hatte die deutsche Staatsbürgerschaft. Als höchsten Bildungsabschluss gab immerhin die Hälfte das Abitur an.

Die meisten Besucher der Spielbanken haben bereits Flyer zur Spielsucht in den Spielbanken gesehen. Wirklich genutzt und gelesen haben die Materialien lediglich rund 5,6 % der Befragten. Zwar hatten nur 43,3 % von einem Selbsttest zum Spielverhalten gehört, aber rund 6,6 % hätten ihn schon einmal genutzt.

Die Möglichkeit von Selbst- und Fremdsperren ist 55,2 % der Teilnehmer bekannt, rund 3,3 % hätten sie genutzt. 45,8 % wussten, dass es bei den Spielbankmitarbeitern Beratungsangebote gibt, lediglich 5,8 % hätte sie in Anspruch genommen. Von Online-Spielsucht-Selbsttests hatten bisher nur 30,9 % der Befragten gehört, etwas mehr als 2 % hätten sie bereits durchgeführt. Dieser Wert hat in der Auswertung überrascht, kann aber vielleicht mit dem großen Anteil der Gruppe von älteren Menschen erklärt werden.

Das Fazit der Umfrage war erst einmal, dass Spielerschutzmaßnahmen in Deutschland grundsätzlich bekannt sind. Allerdings werden die Angebote nicht genutzt.

80 % der Problemspieler fallen durch das Raster

Da die Erkennung von Spielsüchtigen eine der Hauptaufgaben im Bereich Spielerschutz ist, hat man ebenfalls eine Analyse des Spielverhaltens bei der Befragung durchgeführt. Nach den Daten lag der Anteil der Problemspieler bei 29 %.

Zwei Drittel der Befragten mit einem problematischen Spielverhalten waren Männer. Zudem gaben rund 20 % der Problemspieler an, mehr als 500 Euro pro Spielbankbesuch auszugeben. Gegenüber den Normalspielern war der Anteil in dieser Gruppe doppelt so hoch. 39,4 % der Problemspieler gaben außerdem an, mehrmals wöchentlich oder täglich zu spielen.

Problemspieler wurden häufiger von Spielbankmitarbeitern angesprochen (3,1 % der Normalspieler gegen 11,7 % der Problemspieler) und füllen ebenfalls eher einen Selbsttest aus (9,2 % der Normalspieler gegen 14,3 % der Problemspieler). Trotzdem kommt man zu dem Schluss, dass 80 % der Problemspieler nicht durch die derzeitigen Spielerschutzmaßnahmen erreicht werden.

Mehrheit der Problemspieler möchte das Spielen nicht reduzieren

21,1 % der Befragten mit einem problematischen Spielverhalten haben nie daran gedacht, dass sie weniger Zeit ins Glücksspiel investieren sollten. 22,5 % der Befragten hatten zwar bereits daran gedacht, weniger zu spielen, aber es nicht für nötig gehalten. Immerhin haben 18,9 % der befragten Problemspieler ebenfalls angegeben, dass sie weniger spielen als früher und das auch beibehalten wollen.

Welche Handlungsweisen ergeben sich aus den Analysen?

Im Spielerschutz-Tätigkeitsbericht 2019 kommt man aufgrund der Analyse zu dem Schluss, dass man beim Spielerschutz aktiver werden muss. Die Ausbildung der Angestellten im Bereich Spielerschutz sei wichtig. Vor allem eine Sensibilisierung für einen proaktiven Spielerschutz sei von großer Bedeutung. Zunächst erfordert es die Erkennung von Spielern mit problematischem Spielverhalten. Die Mitarbeiter müssten dann Methoden beherrschen, um mit den Spielern das sensible Thema Spielsucht vernünftig zu besprechen.

Zudem müssten Risikofaktoren automatisiert erkannt werden. Besuchshäufigkeit, Einsatzverhalten und gesteigerte Risikobereitschaft stellen eindeutige Indikatoren für ein problematisches Spielverhalten dar. Man spricht beispielsweise von automatisierten Interventionen durch Verhaltensdaten, die über personengebundene Spielerkarten und personalisiertes Feedback zum individuellen Spielverhalten erreicht werden könnten. Es sollen dann Pop-Up-Messages am Slot angezeigt werden. In internationalen Studien hätte es für gute Ergebnisse gesorgt.

Den neuen Glücksspielstaatsvertrag Mitte 2021 sieht man als Chance, um den Spielerschutz zu verbessern. Vor allem das einheitliche Sperrsystem für alle Glücksspielangebote wird positiv bewertet. Auf jeden Fall möchte man seitens Westspiel die Ressourcen für den Spielerschutz ausbauen. Es bleibt jedoch fraglich, was bei einer Privatisierung des Unternehmens geschieht. Die Diskussionen um den Verkauf von Westspiel dauern immer noch an.

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