Staatliche Spielbanken haben gegenüber Online Casinos den besseren Spielerschutz, so zumindest argumentieren staatliche Glücksspielanbieter seit Jahren gegen Anbieter im Internet. Doch wie viel Wahrheitsgehalt steckt hinter diesen Behauptungen?

Private Unternehmen, welche Casino Spiele, Sportwetten, Poker, Lotterien oder sonstige Glücksspiele im Internet anbieten, operieren seit Jahren in einer Grauzone und sollten nach Auffassung staatlicher Anbieter am besten komplett verboten werden. Da wir jedoch nicht mehr in den Jahren zwischen 1933 und 1945, sondern 70 Jahre später in einem halbwegs rechtsstaatlichen Europa leben, kann auch der deutsche Staat nicht einfach ein Gesetz erlassen, um sich der privaten Konkurrenz zu entledigen. Dies gilt vor allem dann, wenn ordentlich lizenzierte Glücksspielanbieter innerhalb Europas ebenso strenge oder teilweise noch strengere Auflagen für den Betrieb von Glücksspielen erfüllen müssen wie staatliche Anbieter in Deutschland.

Da das Betreiben von Glücksspielen im Grunde keine hoheitliche Aufgabe darstellt und genauso gut von privaten Anbietern erfolgen kann, müssen staatliche Anbieter Argumente finden, die für ein Verbot von Online Casinos & Co. sprechen. Da die Argumente Geldwäsche und manipulierte Spiele bei legalen, lizenzierten und regulierten Online Casinos innerhalb Europas nicht haltbar sind, wird seit Jahren mit dem schlechteren Spielerschutz der privaten Anbieter argumentiert. Doch wie viel besser ist der Spielerschutz in deutschen Spielbanken wirklich?

Die Spielerschutzmaßnahmen deutscher Spielbanken

Schenkt man der Propaganda deutscher Spielbanken Glauben, nimmt in diesen Spielstätten kein süchtiger Spieler einen unverhältnismäßig hohen finanziellen Schaden. Der Grund dafür sind die hervorragend geschulten Mitarbeiter, welche übermäßiges Spiel sofort erkennen, bei Verdacht eingreifen und sich heldenhaft zwischen Spieler und Spielautomat werfen, um betroffene Spieler zu schützen. Diese Spieler werden dann bundesweit in allen Spielbanken gesperrt oder zumindest von der Selbstsperre überzeugt.

Trotz der hervorragenden Spielerschutzprogramme deutscher Spielbanken haben dort in der Vergangenheit - und mit Sicherheit auch heute noch - einige Millionäre ihr Vermögen verloren. Das prominenteste Beispiel hierfür ist der Wassermax-Erfinder und ehemalige Multimillionär Klaus F. Schmidt, der sein komplettes Vermögen in Spielbanken verzockte und heute Pfandflaschen sammelt, um sein Hartz-4 aufzubessern.

Auch ich hatte in den letzten 6 Monaten die Gelegenheit, die Spielbanken Berlin, Hamburg und Stuttgart zu besuchen. Vor allem in Stuttgart war ich oft zu Besuch und konnte dort inzwischen viele Erfahrungen und Eindrücke sammeln. In dieser Zeit habe ich relativ wenig von dem ausgereiften Spielerschutzprogramm mitbekommen. Mit Sicherheit gibt es die Möglichkeit der Selbstsperre und am Eingang liegen auch Informationsbroschüren, aber dies waren auch schon die einzigen Schutzmaßnahmen, die mir in der Stuttgarter Spielbank aufgefallen sind.

Auffällig waren jedoch einige mehr oder weniger gut betuchte Spieler, die mit einem alkoholischen Cocktail in der Hand mit astronomischen Beträgen an den zahlreich vorhandenen Spielautomaten spielten. Spieler, die im Akkord 500 €-Scheine in vier oder mehr Automaten schoben und ab 10 € pro Umdrehung Book of Ra & Co. an allen Automaten gleichzeitig spielten.

Ein Abend in der Stuttgarter Spielbank blieb mir besonders im Gedächtnis. An diesem Abend spielte ich mit dem Mindesteinsatz von 1 € pro Spin (bei 10 Gewinnlinien) gemütlich an einem Novoline Automaten. Die fünf Nachbarautomaten wurden von einem circa 50-jährigen Spieler belegt, welcher alle Automaten mit 500 €-Scheinen fütterte und mit 5 € pro Spin anfing zu spielen. An einem der fünf Automaten erzielte dieser Spieler dann relativ schnell einen Freispielgewinn von knapp über 1.000 €, welcher jedoch nicht angenommen, sondern mit der Rot/Schwarz Risikofunktion mehrfach riskiert wurde.

Als dieser Spieler den Gewinn von 1.000 € auf 4.000 € hochspielte und anschließend von 4.000 € auf 8.000 € „verdrückte“, ist mir der leise Ausspruch „kranke Scheiße“ herausgerutscht. „So musst du spielen junger Mann, sonst gewinnst nichts“, antwortete der Spieler auf meinen Ausspruch und ließ die Walzen weiter glühen. Ich unterhielt mich noch etwas mit dem Mann, der alle gut geschulten Angestellten der Spielbank kannte und laut seinen eigenen Aussagen mehrere Mehrfamilienhäuser verspielte. Anschließend wechselte ich den Raum, um einen „besseren Spielautomaten“ für mich zu finden.

Nach 1,5 Stunden und mit leerem Geldbeutel ging ich zurück in den alten Automatensaal, um mich von dem Spieler zu verabschieden. Der Spieler wirkte zu diesem Zeitpunkt schon von Weitem stark gestresst, hatte sichtbar Schweiß auf der Stirn und war durch mehrere Biere etwas beschwipst. Er fragte mich, wie es bei mir lief und teilte mir mit einer Verzweiflung in der Stimme mit, dass es bei ihm nicht gut lief und er schon circa 15.000 € verloren hatte.

Dieser Stammspieler wirkte auf mich nicht wie jemand, der nur zum Spaß spielt und solche Verluste problemlos verschmerzen kann. Meiner Meinung nach wäre dieser Spieler schon längst ein Fall für „die gut geschulten Mitarbeiter“ der Spielbank Stuttgart und den perfekt umgesetzten Spielerschutz - aber das ist nur meine unprofessionelle Meinung.

Fazit

In Online Casinos sind durch die höhere Auszahlungsquote von circa 95 % die Gewinnchancen deutlich höher als in Spielotheken. Allerdings liegt der Mindesteinsatz bei fast allen Novoline Spielautomaten bei 10 Cent pro Gewinnlinie und in der Praxis somit bei 1 € pro Umdrehung - außer man möchte Book of Ra, Sizzling Hot usw. auf nur einer Gewinnlinie spielen. Durch den höheren Mindesteinsatz sind langfristige Durchschnittsverluste trotz höherer Auszahlungsquote genauso hoch wie in Spielotheken, vorausgesetzt man spielt ausschließlich mit Mindesteinsatz. Weitere Informationen hierzu findet man im Artikel „Was Spielen an Spielautomaten wirklich kostet“ auf der Ratgeberseite von GambleJoe.

Bis auf eine ausgelegte Broschüre am Eingang und der Möglichkeit der freiwilligen Selbstsperre finden in der Praxis keine weiteren Spielerschutzmaßnahmen in deutschen Spielbanken bzw. in der Spielbank Stuttgart statt. Dafür bekommt man als „guter Spieler“ hin und wieder einen Gutschein für einen gratis Cocktail in die Hand gedrückt und die Bar lockt permanent mit alkoholischen Getränken.

Während meiner vielen Besuche konnte ich nie beobachten, wie ein Spieler durch das geschulte Personal auf sein Spielverhalten hin angesprochen wurde. Auch dann nicht, wenn es selbst für einen Laien von Weitem ersichtlich ist, dass ein Spieler weit über seine Verhältnisse spielt und im Begriff ist, sich langfristig zu ruinieren.

Natürlich ist der Spielerschutz auch in seriösen Online Casinos bei Weitem nicht besser, aber auch nicht schlechter als in Spielbanken. Die Argumentation des besseren Spielerschutzes kann meiner Meinung nach als reine Heuchelei gewertet werden. Die staatlichen Glücksspielanbieter wollen lediglich das alte Glücksspielmonopol wieder herstellen und somit wettbewerbswidrig alle Marktanteile für sich beanspruchen. Würde es um das Wohl pathologischer Spieler gehen, hätte der Staat schon längst alle Glücksspiele verboten, sich selbst vom Markt zurückgezogen und damit die argumentative und rechtliche Grundlage dafür geschaffen, auch das böse Online Glücksspiel zu verbieten.

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