Schweiz: Können die ersten Internetcasinos ab Juli 2019 online gehen?
Die Abstimmung über das Geldspielgesetz in der Schweiz ist nun gut ein Jahr her. Sechs Glücksspielbetreiber haben sich für den Ausbau des Angebots auf Online Casinospiele entschieden. Vier Bewerber wurden jetzt zugelassen, zwei Anbieter müssen noch einmal nachbessern.
Am 10. Juni 2018 hatten die Schweizer über das Geldspielgesetz abgestimmt. Es wurde mit einer Mehrheit von 73 % angenommen. Das neue Gesetz sollte den Verfassungsartikel über Geldspiele umsetzen, auf den man sich am 11. März 2012 geeinigt hatte. Das neue Gesetz löste das Schweizer Spielbankengesetz vom 18. Dezember 1998 und das Lotteriegesetz vom 8. Juni 1923 ab.
Ein Jahr nachdem das Gesetz beschlossen wurde, drängen die ersten Online Casinos auf den Markt. Es bleibt abzuwarten, wie die Entwicklung des Online Glücksspielmarktes in der Schweiz weitergeht.
Was ist am neuen Geldspielgesetz so besonders?
Bisher waren in der Schweiz Online Casinos gesetzlich nicht vorgesehen. Zwar haben verschiedene ausländische Anbieter mit Online-Glücksspielen geworben und Schweizer Spielerinnen und Spieler an Geldspielautomaten spielen lassen, doch handelte es sich dabei eher um eine rechtliche Grauzone. Mit dem neuen Gesetz sind Online Geldspiele wie Spielautomaten, Poker, Roulette oder Blackjack erlaubt, wenn sie von Casinos angeboten werden, die ihren Sitz in der Schweiz haben. Außerdem dürfen nun auch Online Sportwetten angeboten werden.
Die Eidgenössische Spielbankenkommission musste vorab die Grundlagen und die geplante Umsetzung bei den unterschiedlichen Glücksspielbetreibern untersuchen. Die Spielbanken Baden, Davos, Luzern und Pfäffikon haben die ersten Hürden zur Erweiterung des Glücksspielangebotes erfolgreich überstanden.
Die Gesuche werden jetzt dem Bundesrat vorgelegt, der Ende Juni 2019 über die Vergabe der Konzessionen entscheidet. Wenn der Prozess formal abgeschlossen ist, wollen die vier Online Casinos ab 1. Juli 2019 den Spielbetrieb aufnehmen.
Welche Online Casinos werden offiziell als Erstes zugelassen?
Die vier Spielbanken betreiben Portale unabhängig von den eigentlichen Spielbank-Webseiten. Das Grand Casino Luzern ist für Mycasino.ch verantwortlich. Die Züricher Swiss Casinos Holding, die auch das Casino in Pfäffikon betreibt, schickt Swisscasinos.ch in das Rennen. Besonderheit ist bei den Standorten in Zürich und Pfäffikon, dass man für Besucher auch einen Platz einrichten möchte, an dem sie im Casino selbst das Online Angebot nutzen können.
Die Grand Casino Baden AG hat für zwei Casinos separate Konzessionen beantragt. Man hatte mit Jackpot.ch, einem Social Casino. bereits erste Erfahrungen gesammelt. Demnächst soll es dort ebenfalls Echtgeldspiele geben. Bisher haben sich auf der Webseite Jackpot.ch 1.500 Schweizer Spieler registriert.
Die Spielbank Davos wird mit dem Angebot auf casino777.ch starten. Bisher sind alle Webseiten noch im Wartungsmodus, aber der Spielbetrieb soll spätestens in knapp 2 Monaten starten. Bis dahin muss noch viel getan werden.
Im Moment müssen von der Eidgenössischen Spielbankenkommission alle Spielautomaten und anderen Casinospiele zertifiziert und genehmigt werden. Bis Juli soll dieser Prozess ebenfalls abgeschlossen sein.
Warum kam es bei einigen Schweizer Online Casinos zu Verzögerungen?
Die Spielbanken in Bern und Neuenburg müssen noch einige Stellen nachbessern. Beide Spielbanken gehören der Kongress + Kursaal Bern AG. Die Verantwortlichen wollten sich zu den konkreten Gründen der Verzögerung nicht genau äußern. In einer Pressemitteilung ließ man lediglich verlauten:
Nur im formaljuristischen Bereich müssen wir kleine Anpassungen anbringen, weil die Interpretation einiger Verträge nicht ganz eindeutig war. Wir werden unser Gesuch überarbeiten und noch einmal einreichen. Danach hoffen wir auf eine möglichst schnelle Konzessionserteilung. Der Start unseres Online Angebots wird sich um einige Wochen verzögern, für einen Start im Juli wird es nicht mehr reichen.
Insgesamt sei die Verzögerung jedoch gerechtfertigt, da die Spielbankenkommission ihre Prüfungen korrekt und gewissenhaft durchführen muss.
Wie stark ist der Schweizer Online Casino Markt?
Keiner der Anbieter wollte konkrete Zahlen zu den Umsätzen im neuen Online Casino Markt nennen. Zwar musste man die Ziele bereits in den Gesuchen angeben, aber öffentliche Prognosen sind eher rar. Es heißt, dass 250 bis 300 Millionen Franken (rund 220 bis 264 Millionen Euro) auf Online Angebote aus dem Ausland entfallen. Allerdings lasse sich schwer abschätzen, wie viel davon später in Schweizer Online Casinos eingesetzt wird. Die Höhe der Spielbankabgabe, die dann sozialen Einrichtungen zugutekommen wird, lässt sich somit vorerst nicht abschätzen.
Gleichzeitig mit den ersten offiziellen Online Casinos treten auch die rechtlichen Grundlagen für Netzsperren ab dem 1. Juli 2019 in Kraft. Die Eidgenössische Spielbankenkommission und die Lotteriekommission Comlot können dann von Internetanbietern verlangen, dass der Zugang zu ausländischen Casino- oder Wettseiten für Schweizer Kunden komplett gesperrt wird.
Die Webseiten der Schweizer Casinos sehen derzeit meist lediglich 100 Casinospiele vor. Kein Vergleich zu den 2.000 Games, die auf einigen ausländischen Webseiten verfügbar sind. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Markt dort durch die neuen Gesetze entwickelt. Es wäre möglich, dass die Netzsperren von Spielern durch VPN-Verbindungen oder Proxyserver umgangen werden.
Bildquelle: Fotolia 194882066 - Casino and gambling industry in Switzerland concept, 3D rendering © alexlmx
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3 Kommentare zu: Schweiz: Können die ersten Internetcasinos ab Juli 2019 online gehen?
Kommentar verfassenAnonym
04.05.2019 um 10:05 UhrDie Tatsache dass online Casinos legal werden, wird deutsche Hallenbetreiber je nach dem pleite gehen lassen. Mehr anzeigen
MisterL
30.04.2019 um 23:35 UhrFind ich gut
Wo gehen eigentlich die millonenstrafen hin die andauernd verhaengt werden?
Gott safe the queen
Christoph
Ansonsten gibt es viele soziale Einrichtungen in Großbritannien, die davon profitieren. Gamecare ist hier am größten. Die inverstieren es dann wiederum in Projekte zur Therapie von Suchtverhalten oder zur Forschung über Spielsucht etc. Es lässt sich nur schwer pauschalisieren.
Nachtrag:
Bei der 2 Millionen Pfund Strafe gegen 32Red hatte die UKGC die Zahlungen genauer aufgeschlüsselt. Es handelt sich um folgenden Artikel:
https://www.gamblejoe.com/news/uk-gambling-comission-strafe-gegen-32-red/
Gleiches war bei William Hill der Fall, allerdings wurde dort auch nicht genannt, welche Wohltätigkeitsorganisationen, welche Gelder bekommen. Hier findest du den Artikel zu William Hill:
https://www.gamblejoe.com/news/william-hill-strafe-uk-gambling-commission/
Vielleicht beantwortet es zumindest ein wenig deine Frage. Mehr anzeigen
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