Das staatliche schwedische Glücksspielunternehmen Svenska Spel gilt als eine der fortschrittlichsten Institutionen der Branche in ganz Europa. Gegründet 1997, handelt es sich hier gleichzeitig um eine der ältesten Stellen, die sich schon seit Ende der 1990er mit modernen (Online-)Spielformen und neuen Gefahrenherden beschäftigt. Über die vielen Jahre machte man sich unter anderem mit einer sehr liberalen Haltung und innovativen Präventionsmaßnahmen einen guten Namen. Auch 2024 erhält wieder einmal eine spezielle Aktion viel Aufmerksamkeit: Die neuste Kampagne gegen Spielmanipulationen möchte bereits sehr junge Menschen darüber aufklären, wie wichtig Fairness und ehrlicher Wettbewerb im Sport sind.

In Schweden dürfen seit dem 1. Januar 2019 auch private Glücksspielanbieter ihre Zielgruppen bedienen. Dies wurde durch eine umfassende Reform des Glücksspielgesetzes ermöglicht, die den schwedischen Markt liberalisierte. Zuvor hatte Svenska Spel ein staatliches Monopol. Die Reform zielte darauf ab, den Wettbewerb zu fördern und gleichzeitig strikte Regulierungen und Maßnahmen für verantwortungsvolles Spielen durchzusetzen.

Die Regulierungsbehörde Spelinspektionen (vormals Lotteriinspektionen) überwacht seither sowohl Svenska Spel als auch private Anbieter, um sicherzustellen, dass alle Glücksspielaktivitäten in Schweden sicher und fair ablaufen.

Svenska Spel hat in dieser Konstellation immer noch eine wichtige Rolle inne. Als staatliches Unternehmen nimmt man sich dort unter anderem besonders ausgiebig dem Spielerschutz und weiterer sozialer Relevanzen rund um Glücksspiele an. Beispielsweise zielt die 2017 gestartete Kampagne „Spela Lagom“ auf die Minderung der Gefahren von Spielsucht ab, indem verstärkt Tools wie Selbsttests und Features zur Individualisierung von Einsatzlimits angeboten werden (die Schweden zocken übrigens sehr gerne online). Svenska Spel fördert zudem wissenschaftliche Forschung zur Spielsucht und stellt jährlich Mittel für unabhängige Studien zur Verfügung. Die 2018 eingeführte Spelkoll-App ermöglicht es Spielern, ihr Verhalten zu überwachen. Darüber hinaus kooperiert das Unternehmen schon lange eng mit der schwedischen Polizei, um Sportwettbetrug zu bekämpfen.

In letzterem Bereich ist auch die aktuelle Kampagne „Min match“ – oder zu Deutsch „Mein Spiel“ – angesiedelt. Hier nimmt man eine laut offiziellem Statement „ernsthafte Bedrohung“ im Land in den Fokus: „Die Möglichkeiten, mit manipulierten Spielen durch Glücksspiele und Wetten Geld zu verdienen, stellen ein wachsendes Problem dar.“ „Mein Spiel“ übernimmt vor allem eine Aufklärungsrolle und geht dafür tatsächlich schon an Schulen, um frühzeitig ein Bewusstsein für entsprechende Schwierigkeiten zu schaffen.

„Mein Spiel“ wendet man sich direkt an Schulen

Mit der Kampagne „Mein Spiel“ geht Svenska Spel neue Wege im Kampf gegen Spielmanipulationen, indem man direkt an Schulen herantritt. Diese Maßnahme ist nicht nur außergewöhnlich, sondern auch strategisch klug, da sie das Bewusstsein von Sportlern der Sekundarstufe anspricht, einer Altersgruppe, die in ihrer sportlichen Entwicklung besonders anfällig für äußere Einflüsse ist. Die Initiative umfasst eine breite Zusammenarbeit mit verschiedenen Sportverbänden, darunter der schwedische Basketballverband, der E-Sport-Verband, der Eishockeyverband, der Tennisverband und der Fußballverband. Das klare Ziel lautet, eine Kultur des Schweigens zu durchbrechen.

Die Kampagne sensibilisiert die jungen Athleten für die Gefahren von Spielmanipulationen und fordert sie auf, Vorfälle zu melden.

Svenska Spel erklärt:

„Das Hauptziel ist es, der Kultur des Schweigens entgegenzuwirken, die entstehen kann, wenn Menschen, die mit Spielmanipulationen in Berührung kommen, sich alleingelassen fühlen und sich aus Angst vor negativen Konsequenzen nicht trauen, Anzeige zu erstatten“.

Diese proaktive Herangehensweise steht im Einklang mit den aktualisierten Spielmanipulationsvorschriften in Schweden, die 2023 modernisiert wurden, um den sich wandelnden Herausforderungen im Sport gerecht zu werden.

Anna Iwarsson, Vorsitzende des Nationalen Sportbundes und der Sporttrainervereinigung SISU, betont die Dringlichkeit der Initiative gegenüber der internationalen Fachpresse:

„Spielmanipulationen sind eine der größten Bedrohungen für den Sport, und wir müssen alles tun, was wir können, um sie zu stoppen.“

Sie hebt weiterhin hervor, dass die Gemeinschaft der Sportler eine bedeutende Kraft hat, um gemeinsam gegen kriminelle Machenschaften vorzugehen. Die durch die Kampagne gezeigten Videos und Materialien sollen in Schulen und bei Schiedsrichtersitzungen verbreitet werden, um die Botschaft effektiv zu kommunizieren.

Ein starkes Zitat von den Kampagnenverantwortlichen fasst die Philosophie hinter „Mein Spiel“ zusammen:

„Beim Sport geht es darum, immer sein Bestes zu geben. Es geht darum, bei Wettkämpfen 100 Prozent zu geben und Verantwortung für sich und seinen Sport zu übernehmen. Wenn ich mich nicht gegen Betrug wehre, ruiniere ich nicht nur meine eigene Karriere. Ich ruiniere sie auch für meine Mannschaftskameraden, Betreuer und Zuschauer. Es ist mein Spiel - meine Verantwortung.“

Diese Einstellung unterstreicht die persönliche Verantwortung, die jeder Sportler trägt, um nicht nur die eigene Karriere, sondern auch die seiner Teamkollegen und die Integrität des Sports zu schützen. Die Kampagne zielt darauf ab, ein starkes Gefühl der Verantwortlichkeit zu fördern, das über den individuellen Erfolg hinausgeht.

Svenska Spel: Ein Überblick

Gründung und Entwicklung

  • Gegründet am 1. Januar 1997 durch die Fusion der staatlichen Unternehmen Penninglotteriet und Tipstjänst.
  • Hauptsitz in Visby, Schweden.
  • Aufgabe: Verantwortungsvolle Bereitstellung von Glücksspielen und Wetten.

Geschäftsbereiche

  • Bietet Lotterien, Sportwetten und Casinospiele an.
  • Bekannte Marken: Lotto, Triss (Rubbellos-Spiel), Stryktipset (Sportwetten) und Oddset (Sportwetten auf Sportereignisse).
  • Betreibt vier landbasierte Casinos in Stockholm, Göteborg, Malmö und Sundsvall über die Tochtergesellschaft Casino Cosmopol.

Einstieg in das Online-Glücksspiel

  • Beginn der Onlineangebote im Jahr 1999, zunächst mit Lotterien und Sportwetten.
  • Einführung von Online-Casinospielen im Jahr 2006.

Regulatorische Änderungen 2019

  • Bis Ende 2018 monopolartige Kontrolle über Online-Glücksspiele.
  • Ab Januar 2019: Öffnung des schwedischen Glücksspielmarktes für private Anbieter, wodurch das Monopol aufgehoben wurde.

Verantwortungsvolles Spielen

  • Starkes Engagement für verantwortungsbewusstes Spielen.
  • Bietet verschiedene Tools und Initiativen, um sicheres Glücksspiel zu fördern.

Wichtige Meilensteine

  • 1943: Verstaatlichung der Vorgängerunternehmen.
  • 1997: Gründung von Svenska Spel.
  • 1999: Einstieg in das Online-Glücksspiel.
  • 2001: Eröffnung der ersten landbasierten Casinos durch Casino Cosmopol.
  • 2019: Liberalisierung des schwedischen Glücksspielmarktes.

Fazit

Schweden setzt mit seiner Kampagne zur Sensibilisierung junger Menschen für Spielmanipulationen einen vorbildlichen Standard, der als Modell für andere Länder dienen kann. Durch frühzeitige Aufklärung wird das Bewusstsein für die Gefahren und die Unrechtmäßigkeit von Manipulationen gefördert. Das Vorgehen könnte auch für Deutschland ein hilfreicher Ansatz sein. Insbesondere im Kontext der aktuellen Diskussionen über Wetten und unlautere Praktiken im Amateurfußball besteht hier eine erhöhte Relevanz. Die Entwicklungen zeigen, dass es an der Zeit ist, Maßnahmen zu ergreifen, die über die bloßen Platzverweise von Datenscouts hinausgehen, um die Integrität des Sports zu schützen und das Vertrauen der Öffentlichkeit zu stärken. Generell gab es nie mehr Manipulation und Wettbetrug im Sport als heute.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/photos/people-girls-women-students-2557399/

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1 Kommentar zu: Schweden: Kampagne gegen Spielmanipulation schon bei Schülern

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Da ich Schweden sowieso in einigen Punkten als vorbildlich betrachte, ist dieses Vorhaben und die Umsetzung nur konsequent und darf auch ruhig Schule machen.

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