Schweden: Während der Covid-19-Pandemie haben weniger Spieler online gespielt
In Schweden hatte man große Angst, dass während der Coronavirus-Pandemie mehr gespielt wird. Mittlerweile wurde bekannt, dass mehr Spieler mit dem Glücksspiel aufgehört haben, als neue Spieler hinzugekommen sind. Allerdings soll mehr als ein Viertel der Spieler mit hohem Risiko spielen.
Anders C. Håkansson ist Professor für Psychiatrie an der Universität Lund. Er hat eine Studie geleitet, bei der zwischen dem 28. April und dem 4. Mai 2020 rund 2.016 schwedische Personen befragt wurden. 1.246 Teilnehmer gaben an, in den letzten 12 Monaten in irgendeiner Form Glücksspiele gespielt zu haben.
In der Umfrage wurden den Personen Fragen zu Verhaltensänderungen seit Beginn der Coronavirus-Pandemie gestellt. Die Spielgewohnheiten waren dabei vom besonderen Interesse.
Was hat die Studie zum Spielverhalten ergeben?
5,9 % der Spieler haben laut eigenen Angaben während der Pandemie mehr gespielt. Im Gegensatz dazu gaben 11,6 % an, weniger gespielt zu haben. Den höchsten Anstieg verzeichnete man bei Online-Poker Spielern. Danach folgten Online-Bingo Spieler und Besucher der Online Casinos.
Spieler, die sich vor allem in Offline Casinos bewegten oder an Sportwetten interessiert waren, haben grundsätzlich weniger gespielt. Die Spielverminderung war bei den Fans von Sportwetten am größten, daher schließt man daraus, dass die Kunden sich eher enthalten, als auf andere Produkte umzusteigen.
Vor allem jüngere Menschen haben viel gespielt. Unter den Spielern waren in der Umfrage 17,7 % zwischen 18 und 24 Jahren alt. 13,0 % der Spieler waren zwischen 25 und 29 Jahren. Danach nimmt die Zahl der Online-Spieler rapide ab. Unter den 30 bis 39-jährigen Schweden haben nur 7,5 % gespielt.
Höhere Einsätze bei Problemspielern
In der Studie wurden den Teilnehmern auch Fragen aus dem Problem Gambling Severity Index (PGSI) gestellt. Damit wollte man beurteilen, wie viele von ihnen Probleme mit dem Glücksspiel haben. 79 % der befragten Spieler zeigen „kein Risiko“ für Spielprobleme. Aus dieser Gruppe gaben nur 1,8 % an, während der Pandemie mehr zu spielen.
10 % aller Spieler waren laut PGSI in der Gruppe „risikoarm“. Dort haben 12,4 % angegeben, dass sie mehr spielen, als es vor der Krise der Fall war. 5 % der Umfrageteilnehmer wurden in die Stufe des „mittleren Risikos“ für Spielprobleme eingeordnet. Hier gaben bereits 21,1 % an, dass sie während der Pandemie intensiver Glücksspiele nutzten. Die Gruppe mit „einem hohen Risiko“ bildete sich aus 6 % der Spieler. Dort gaben 27,4 % an, dass sie mehr Geld beim Glücksspiel einsetzen.
Die Studienautoren kamen daher zu dem Schluss, dass Kunden mit geringem Risiko leichter ihr Glücksspielverhalten einschränken können. Der Anstieg des Glücksspiels beschränkt sich vor allem auf den Bereich der Spieler mit problematischem Spielverhalten.
Man hat keine Hinweise gefunden, dass ein Zusammenhang mit dem Einkommen und der Veränderung des Spielverhaltens besteht. Personen, die am ehesten mehr spielen, hätten rund 4.270 bis 4.746 Euro im Monat zur Verfügung. 10 % der Verdienstgruppe hatten angegeben mehr zu spielen. Den zweitstärksten Anstieg bei der Glücksspielnutzung verzeichnete man hingegen bei Personen, die 10.000 bis 15.000 schwedische Kronen zur Verfügung hatten.
Sportwetter spielen weniger
389 der Teilnehmer gaben an, dass sie eher Sportwetten spielen würden. Nachdem fast alle Sportwetten den Spielbetrieb eingestellt haben, hatten auch 59,6 % der Befragten angegeben, weniger zu spielen. 7,2 % sind auf Sportarten umgestiegen, die noch veranstaltet wurden. 20,1 % würden hingegen eher auf Pferderennen umsteigen und 11,3 % hätten mehr im Casino gespielt. Die Sportwetter, die mehr gespielt haben, sollen ein größeres Risiko in Bezug auf ein problematisches Spielverhalten gezeigt haben.
Diese Erkenntnis ist nicht neu. Bereits Anfang des Monats gab es eine Studie mit Spielerdaten von einem der größten europäischen Online-Glücksspielanbieter mit Spielern aus Norwegen, Finnland, Schweden und Deutschland. Man hat dort festgestellt, dass viele Sportwetter bei dem Betreiber bereits Casinospieler waren. In Ermangelung von Sportwetten haben die Spieler dort ebenfalls die Umsätze im Casino reduziert. Es gab demnach keine Ausweichbewegung beim Glücksspiel.
Studie mit politischem Hintergrund?
Diese Ergebnisse sind durchaus bedeutend. Zumal die schwedische Regierung ab 2. Juli 2020 strengere Auflagen beim Online-Glücksspiel erlässt. Glücksspielanbieter müssen ein Einzahlungslimit von 5.000 schwedischen Kronen (rund 470 Euro) bei jedem Spieler setzen. Zudem gibt es in Schweden lediglich Willkommensboni für Spieler. Diese sind auf 100 Kronen (etwa 10 Euro) beschränkt.
Die Glücksspielanbieter sind über die neuen Limits sehr unzufrieden. Der Online-Glücksspielhandelsverband Branschföreningen für Onlinespel (BOS) meinte, der Schritt werde wahrscheinlich dem illegalen Glücksspielmarkt in Schweden helfen. Eine Petition gegen die Maßnahme wurde von namhaften Anbietern wie Betsson, der Kindred Group, LeoVegas, NetEnt und William Hill vorangetrieben.
Letzte Woche wurden von der iGaming-Branche alternative Schutzmaßnahmen für Spieler vorgeschlagen, die laut den Anbietern wirksamer sind als das Einsatzlimit.
Der Minister für soziale Sicherheit, Ardalan Shekarabi, hatte zuvor erklärt, dass die Beschränkungen auch Sportwetten und Pferderennen betreffen würden. Durch vermehrte Kritik wurden diese später freigestellt.
Die schwedische Glücksspielbehörde Spelinspektionen hat die Pläne ebenfalls kritisiert und letzte Woche gewarnt, dass Änderungen der Regeln die Umsetzung bis zum 2. Juli noch schwieriger machen könnten. Es bleibt daher spannend, welche Änderungen es in Schweden im Bereich Online-Glücksspiel während der Coronapandemie noch geben wird. Der Widerstand gegen weitere Beschränkungen wird immer größer.
Bildquelle: AdobeStock 309764447, Sweden casino theme. Two ace in poker game, cards and black chips on green table with national flag background. Gambling and betting. © sezerozger
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