Schweden: Geldstrafen in Höhe von 390.000 Euro gegen zwei Online Casinos
Die schwedische Regulierungsbehörde geht jetzt streng gegen Verstöße der Lizenzauflagen vor. Die Genesis Global Limited und eine Tochterfirma der finnischen Alands Penningautomatforening (Paf) haben gegen die Regelungen zum Selbstausschluss verstoßen.
Ende Februar 2019 wurde bekannt, dass die schwedische Regulierungsbehörde alle Glücksspielbetreiber mit schwedischer Lizenz gewarnt hatte, sich an die Regeln der Konzessionen zu halten.
Mittlerweile hat man die ersten Strafen gegen Glücksspielanbieter aus dem EU-Ausland ausgesprochen. Die Genesis Global Limited muss 4 Millionen schwedische Kronen (rund 382.500 €) und die finnische Alands Penningautomatforening (Paf) muss 100.000 schwedische Kronen (etwa 9.600 €) als Strafe zahlen.
Spielen trotz Selbstsperre
Am 1. Januar 2019 trat ein neues Gesetz zur Neuregelung des Online Glücksspielmarktes in Schweden in Kraft. Die zuvor durch die schwedische Regulierungsbehörde Spelinspektionen vergebenen Lizenzen mit den Auflagen zum Glücksspiel sind ab diesem Zeitpunkt gültig. Damals wurden 18 Online Konzessionen an Unternehmen aus dem EU-Ausland ausgestellt. Inzwischen sind es Ende März bereits 75 Lizenznehmer.
Mit den Konzessionen sind Auflagen verbunden, um neue Kunden zu werben (so ist z.B. nur ein Willkommensbonus erlaubt) und vor allem, um die Spieler zu schützen. Die Glücksspielanbieter haben sich zudem verpflichtet, Besucher nicht spielen zu lassen, die sich über Spelpaus.se registriert und sperren lassen haben. Den gleichen Spielern dürfen auch keine Marketingmaterialien zugeschickt werden, damit sie nicht zum Spielen animiert werden.
Wie funktioniert die Sperrung bei Spelpaus.se?
Die Webseite Spelpaus.se ist das einheitliche Sperrsystem in Schweden. Ein Spieler, der feststellt, dass er Probleme mit dem Glücksspiel hat, soll sich über die Plattform sofort bei allen Angeboten der in Schweden lizenzierten Glücksspielbetreiber ausschließen können. Der Ausschluss gilt für Casinospiele, Sportwetten, Bingo, Lotto und Wettsimulationen.
Der Spieler, der sich selbst sperren lassen möchte, bestimmt, ob die Sperre für einen Monat, drei Monate, ein halbes Jahr oder auf unbestimmte Zeit gilt. Bei der letzten Option gilt die Sperre wenigstens ein Jahr. Danach kann dann eine Aufhebung der Sperre beantragt werden.
Wenn man die Sperre einmal aktiviert hat, kann sie nicht wieder rückgängig gemacht werden. Innerhalb der ersten Monate des neuen Jahres haben sich 28.000 Spieler bei Spelpaus.se registriert. 77 % der registrierten Spieler sind Männer. Der größte Teil der Nutzer ist unter 30 Jahren. Die meisten sollen die längste Zeitspanne zur Sperrung ausgewählt haben.
Online Casinos sollen eigentlich die neu angemeldeten Spieler automatisch mit der Datenbank von Spelpaus.se abgleichen. Wenn dort jemand einen Selbstausschluss aktiviert hat und sich dennoch beim Glücksspielportal anmeldet, muss er abgelehnt werden und darf nicht zu den Spielen gelangen.
Trotz Sperre konnten Spieler sich bei Glücksspielbetreibern anmelden
Es gab mehrere Beschwerden von Spielern, dass sie sich trotz Sperre bei einigen Glücksspielportalen noch anmelden konnten.
Nach Bekanntwerden der Meldungen hatten die Reporter Erik Wisterberg und Tobias Blixt von der Online Nachrichtenplattform Breakit.se einen Selbstversuch durchgeführt. Sie haben sich über das Sperrsystem vom Spielen ausgeschlossen. Sie hatten danach trotzdem die Möglichkeit, im Live Casino von tipwin Wetten abzugeben. Außerdem konnten sie bei den Webseiten Slotesis und Pelaa von der Genesis Global Limited, Karamba von AG Communications sowie bei Lottoland von United Lottery Solutions spielen.
Die Reporter gehen davon aus, dass eventuell auch das Sperrsystem selbst nicht richtig funktionieren könnte. Die Regulierungsbehörde hat die Systeme prüfen lassen, bei ihnen sollen keine Fehler vorliegen.
Global Genesis Limited klagt über technische Probleme
Die Global Genesis Limited gab an, dass man Probleme bei der Integration des Tools zum Selbstausschluss hatte. Die Ausfälle habe es im Januar gegeben. Es gab wohl einen Fehler im System eines Drittanbieters, der den Abgleich mit Spelpaus.se vornehmen sollte. Das Unternehmen hat angemessene Schritte eingeleitet, um dieses Integrationsproblem zu lösen.
Die Glücksspielbetreiber hatten die betroffenen Spieler bereits kontaktiert und alle verlorenen Einsätze zurückgegeben. Die Genesis Global Limited hatte offiziell kommentiert:
Genesis nimmt die Einhaltung der Gesetze und das verantwortungsvolle Spielen als Kern seiner Geschäftsaktivitäten sehr ernst, um seinen Spielern eine sichere Spielumgebung bieten zu können. Daher werden behördliche Anforderungen und Richtlinien mit der höchsten Priorität behandelt.
Bei Paf, einem Glücksspielbetreiber in Finnlands autonomen, schwedischsprachigen Ålandinseln, hatte es ähnliche Probleme gegeben. Seitens des Unternehmens gab es noch keine offizielle Stellungnahme zur Ursache der Probleme.
Schwedische Regulierungsbehörde fährt harten Kurs
Camilla Rosenberg, Generaldirektorin der Spelinspektionen, bezeichnete die Verstöße als „sehr schwerwiegend“. Die Liberalisierung des Online Glücksspielmarktes wurde vorgenommen, damit sich die Verbraucherschutzmaßnahmen verbessern. Aus diesem Grund achte man besonders auf die Einhaltung der Kinder- und Jugendschutzmaßnahmen. Die Glücksspielbehörde hat gegenüber den Glücksspielanbietern folgende Ziele definiert:
Ein wichtiger Teil der neuen Glücksspielregelung ist der optimale Verbraucherschutz und die Begrenzung der negativen Auswirkungen auf die Spieler. Es ist sehr wichtig, dass die Glücksspielunternehmen eine funktionierende Verbindung zu Spelpaus.se haben, um sozialem und wirtschaftlichem Schaden entgegenzuwirken. Die Glücksspielinspektion wird sich daher weiterhin auf die Überwachung dieses Bereichs fokussieren.
Die Generaldirektorin hatte zudem angegeben, dass die unterschiedliche Höhe der Strafen widerspiegeln, wie groß der Umsatz der Unternehmen ist, wie lange die Verstöße andauerten und wie gut die Reaktionen der betreffenden Firmen waren.
Die gleichen Verstöße wurden noch bei anderen Glücksspielbetreibern festgestellt. Es drohen folglich weitere Geldbußen für Online Casinos aus Schweden. Die Generaldirektorin verlangt von den Glücksspielbetreibern, dass sie in Zukunft sicherstellen, dass die Systeme ordnungsgemäß mit Spelpaus.se verbunden sind, bevor sie Spieleinsätze für schwedische Spieler gestatten.
Marketingmaßnahmen werden ebenfalls untersucht
Die Regulierungsbehörde Spelinspektionen arbeitet mittlerweile auch mit der Swedish Consumer Agency (SCA) zusammen. Hintergrund ist, dass die Werbemaßnahmen der neuen Glücksspiellizenznehmer unter dem neuen Regulierungssystem rasant zugenommen haben. Durch die Zusammenarbeit möchte man sicherstellen, dass die Marketingmaßnahmen den Rahmenbedingungen der neuen Lizenzen entsprechen und es sich um „gemäßigte“ Glücksspielwerbung handelt.
Die SCA untersucht gerade 19 Lizenznehmer wegen verschiedener Verstöße gegen die „gemäßigten“ Werberegeln. Unter anderem wird eine Anzeige von Videoslots untersucht, die auf drei Webseiten aktiv war, sie soll „sich speziell an jüngere Menschen oder Jugendliche“ gerichtet haben.
Videoslots hatte die Vorwürfe abgewiesen und kommentiert, dass man nie bewusst gegen die Vorgaben verstoßen habe. Alle Anzeigen würden eine „+18“-Kennzeichnung tragen. Dennoch werde das Unternehmen auch mit Drittanbietern über die Platzierung der Werbung sprechen, damit die Regelungen zum Jugend- und Kinderschutz eingehalten werden.
Drei Monate nach Öffnung des Glücksspielmarkts in Schweden zeigen sich erste Probleme bei der Umsetzung. Derzeit scheint die Regulierungsbehörde einen harten Kurs gegen die Glücksspielanbieter zu führen. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Markt dort entwickelt.
Bildquelle: Fotolia 216031725 - Human Rights Act and Justice Concept , Sweden Flag © aytuncoylum
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4 Kommentare zu: Schweden: Geldstrafen in Höhe von 390.000 Euro gegen zwei Online Casinos
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31.03.2019 um 11:03 UhrFalko
29.03.2019 um 23:15 UhrTheone87
31.03.2019 um 10:06 UhrTheone87
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