Spielhallen-Jobs sind im Durchschnitt am schlechtesten bezahlt
Das Bundesarbeitsministerium hat eine Statistik erstellt, aus der hervorgeht, in welchen Branchen die Angestellten am schlechtesten entlohnt werden. Welche Jobs werden also in Deutschland am schlechtesten bezahlt? Die Antwort ist relativ überraschend.
Sabine Zimmermann ist seit 2019 arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken. Sie hatte eine Anfrage an das Bundesarbeitsministerium gestellt und wollte wissen, welche Jobs am schlechtesten entlohnt werden. Es ist ziemlich überraschend, dass der terrestrische Glücksspielsektor mit Spielhallen, Wettannahmestellen und Lottoannahmestellen das geringste Durchschnittseinkommen bietet.
In Deutschland wurden im regulierten Glücksspielsektor 2017 rund 11 Milliarden Euro an Bruttospielerträgen eingefahren. Es handelt sich hier um die Gewinne der Glücksspielbetreiber abzüglich der Auszahlungen an Spieler. Davon müssen dann die Steuern, Lohn- und Fixkosten bestritten werden. Für das Jahr 2017 ergaben sich für die Bruttospielerträge der einzelnen Glücksspielarten folgende Werte:
- Geldspielgeräte in Gaststätten und Spielhallen: 5,85 Milliarden Euro,
- Lotto: 3,584 Milliarden Euro
- Spielbanken: 607 Millionen Euro
- Soziallotterien: 451 Millionen Euro
- Sparlotterien: 254 Millionen Euro
- Klassenlotterien: 200 Millionen Euro
- Pferdewetten: 43 Millionen Euro
Die Ergebnisse der Anfrage zu den finanziell schlechtesten Jobs in Deutschland
In der terrestrischen Glücksspielbranche werden durchschnittlich 1.819 Euro pro Mitarbeiter und Monat bezahlt. Das ist ein schlechterer Wert als ihn Kosmetik- und Friseursalons sowie Wäschereien, Bäder und Saunas erreichen. Dort bekommen die Mitarbeiter mit 1.843 Euro etwas mehr. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie sehen wie folgt aus:
Branche | Durchschnittliches monatliches Gehalt |
---|---|
Terrestrische Glücksspielbranche | 1.819 Euro |
Kosmetik- und Friseursalons sowie Wäschereien, Bäder und Saunas | 1.843 Euro |
Arbeitsvermittler | 1.866 Euro |
Gastronomie | 1.889 Euro |
Versicherungsbranche | 5.172 Euro |
Mineralölverarbeitung | 5.522 Euro |
Gewinnung von Erdöl und Erdgas | 5.800 Euro |
Ein Grund für diese Entwicklung in der Glücksspielbranche wird in der schlechten Anstellung des Servicepersonals von Spielhallen, Wettbüros oder Wettannahmestellen gesehen. Fast 70 % der Jobs in dem Glücksspielsektor gehören dem Niedriglohnsektor an.
Glücksspielmarkt wird von wenigen Großkonzernen beherrscht
Novomatic und Gauselmann sind die größten Unternehmen in der Glücksspielbranche und Marktführer in Deutschland. Die Merkur-Spielotheken von Gauselmann sind in Deutschland stark vertreten. Die Gauselmann-Gruppe hat mit den Merkur Spielautomaten und Spielotheken 2018 in Deutschland 2,414 Milliarden Euro umgesetzt. Der Gesamtumsatz des Unternehmens lag weltweit bei 3,6 Milliarden Euro. Die Novomatic-Gruppe konnte mit deren Geldspielgeräten und Spielhallen rund 2,614 Milliarden Umsatz in Deutschland einfahren. Weltweit stieg der Umsatz im Jahr 2018 auf etwa 5 Milliarden Euro.
Experten gehen davon aus, dass solche Unternehmen mit Milliardenumsätzen in der Lage sein müssten, ihren Beschäftigten bessere Löhne zu zahlen als kleine Friseur- oder Kosmetikbetriebe. Einige Experten sehen darin ein großes Problem, da die Entlohnung der sozialen Verantwortung des Personals nicht gerecht wird. Beispielsweise werden laut einigen Statistiken nur rund 1 % der Besucher von Spielhallen auf ein problematisches Spielverhalten angesprochen. Eine zu dünne Personaldecke, Zeitmangel und unzureichende Motivation durch zu geringe Bezahlung könnten unter anderen Gründen für diesen Umstand sorgen.
Sind nur Privatkonzerne an der Misere verantwortlich?
Der Staat geht mit dem Lotteriemonopol als schlechtes Vorbild voran. Eine Lottoannahmestelle erhält für die Annahme von Lottoscheinen eine Umsatzprovision. Sie liegt zwischen 4,6 % und 6,55 %.
Als Rechenbeispiel kann man annehmen, dass eine Lottoannahmestelle Lottoscheine im Wert von 1.000 Euro pro Tag annimmt. Bei einer 6-Tage-Woche würden sich im Monat 24.000 Euro ergeben. Eine Provision von 6,55 % würde einem Einkommen von 1.572 Euro für die Lottoannahmestelle entsprechen, was nicht gerade viel ist, wenn davon Mitarbeiter und Steuern sowie Sozialversicherungsabgaben bezahlt werden sollen.
Daraus kann man folgern, dass ein Kiosk Lotto nur als zusätzliches Standbein nutzen kann. Es ist daher allgemein bekannt, dass nur wer Zeitungen, Postkarten, Tabakwaren, Geschenkartikel und andere Artikel in der Lottoannahmestelle zusätzlich anbietet, davon auch gut leben kann.
Die gesamte Lottobranche setzte in Deutschland 2018 rund 7,36 Milliarden Euro um, was dem Gesamtumsatz der beiden großen Unternehmen entspricht. Auch hier ist für viele Beobachter der Branche nicht verständlich, warum die Provisionen für die Annahme von Lottoscheinen so gering ausfallen.
Diskussionen um Bezahlung von Jobs in Glücksspielbranche sollten geführt werden
Vor dem Hintergrund der Milliardenumsätze sollten sich die Glücksspielbetreiber auch Fragen nach einer gerechten Bezahlung der Angestellten gefallen lassen. Immerhin hatte die Automatenwirtschaft Ende 2018 eine große Werbekampagne mit Bastian Schweinsteiger für faires Spiel gestartet. Dort hatte man auch mit geschultem Personal geworben. Doch was nützt es, wenn man das Personal nicht ausreichend entlohnt, sodass es unmotiviert ist?
Bildquelle: Youtube-Video
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3 Kommentare zu: Spielhallen-Jobs sind im Durchschnitt am schlechtesten bezahlt
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Anonym
13.10.2019 um 19:30 Uhr...getrieben von den... getriebenen... Mehr anzeigen
Stromberg
13.10.2019 um 12:38 UhrDer Grundgedanke sollte sein, ich möchte einen Kiosk betreiben und wenn möglich auch Lotto annehmen. Dann ist es ein netter Zuverdienst.
Was die Bezahlung der Spielothekenmitarbeiter angeht,das ist eine Frechheit. Passt aber 100 % zur Glücksspielindustrie, hätte nichts anderes erwartet.
Interessanter Artikel. Mehr anzeigen
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