Schärfere Gesetze für Amateurfußball-Wetten gefordert
Im Spätsommer dieses Jahres wurde der Amateurfußball durch eine Dokumentation der Öffentlich-Rechtlichen regelrecht aufgerüttelt: Vielen Vereinen und ebenso DFB-Verantwortlichen ist erst damit bewusst geworden, dass Wetten auf Spiele der unteren Ligen ein internationales Millionengeschäft sind. Nach Wochen der Aufklärung und Kontroversen werden nun langsam, aber sicher Rufe nach konkreten und effektiven Gesetzen gegen entsprechende Machenschaften lauter.
Wie der Bayrische Rundfunk (BR) Mitte November berichtete, kommt weitere Bewegung in die schwierige Thematik rund um illegale Sportwetten auf Amateurspiele in Deutschland.
- Nach einer betreffenden Konferenz hielten die Sportminister der Länder in einem Beschluss fest, dass die aktuelle Gesetzeslage unzureichend ist, um den Amateurfußball vor dem offenbar massiven Wetteinfluss und schließlich damit zusammenhängenden Manipulationsgefahren zu schützen.
- Anlass dafür waren, wie es in dem Bericht des BR zu lesen ist, tatsächlich die Recherchen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens im Rahmen der Dokumentation „Angriff auf den Amateurfußball – Die Gier der Wettindustrie“(bei welcher der Bayrische Rundfunk übrigens federführend war).
Die Sportminister der Länder sehen hier ein heikles Dilemma: Die Integrität des hiesigen Sports sei laut dem Beschluss, selbst dann, wenn eine Teilnahme an solchen manipulationsanfälligen Wetten nur aus dem Ausland möglich ist, trotzdem gefährdet. Nachvollziehbar: Denn natürlich können Kriminelle somit immer noch versuchen, deutsche Matches zu beeinflussen und diese dann über ausländische Mittelsmänner bewetten.
Was wir bereits im Artikel zur DSWV-Kritik an gewissen Darstellungen der Amateurfußball-Wetten-Doku vermutet haben, scheint jetzt einzutreten: Man fordert Anpassungen der gesetzlichen Bestimmungen, durch die auch ausländische Anbieter daran gehindert werden sollen, Geschäfte mit Wetten auf den deutschen Amateurfußball zu machen. Natürlich kann man Quoten auf entsprechende Amateurligen in anderen Ländern nicht verhindern – das ist auch gar nicht das Ziel. Es geht ausdrücklich darum, die deutschen Wettbewerbe und deren Akteure zu schützen. Dass hier ein nicht unerheblicher Bedarf besteht, zeigten akute Manipulationsverdachte bei 17 Amateurspielen, über die wir vor einigen Wochen berichtet haben.
Deutsche Lizenz nur noch für Wettseiten, die auch international keine Tipps auf Amateurspiele in Deutschland anbieten?
Die Frage ist natürlich: Wie kann eine gesetzliche Verschärfung umgesetzt werden, die Wetten auf den deutschen Amateurfußball wirklich effektiv ausschließt. Im Zentrum steht die Idee, eine Lizenz in Deutschland an die Bedingung zu knüpfen, dass Anbieter – auch auf ihren internationalen Plattformen – keine Tipps auf deutsche Amateurspiele mehr zulassen.
Laut Beschluss der Sportministerkonferenz wird geprüft, ob der Glücksspielstaatsvertrag entsprechend angepasst werden kann, um solche Praktiken gesetzlich zu unterbinden.
- ⚖️ Präzedenzfall durch Interwetten: Der österreichische Buchmacher Interwetten wird künftig komplett auf Quoten für deutsche Amateurligen verzichten, womit man als offizieller Sponsor des DFB eine Vorreiterrolle einnimmt. Diese Selbstverpflichtung wurde von der Sportministerkonferenz begrüßt.
- ⚠️ Notwendigkeit gesetzlicher Klarheit: Fachleute betonen jedoch, dass eine solche Maßnahme, wie sie Interwetten freiwillig vollzieht, nicht vom „guten Willen“ der Anbieter abhängen dürfe. Stattdessen müssten klare Regelungen für sämtliche in Deutschland zugelassenen Buchmacher und deren Tochtergesellschaften geschaffen werden.
- ⚡ Gesetzliches Neuland mit Schwierigkeiten: Ein solches Gesetz wäre ein Novum, da es die Aktivitäten von betreffenden Unternehmen nicht nur innerhalb Deutschlands regeln würde, sondern auch Einfluss auf deren internationale Geschäftspraktiken nähme. Kritiker könnten darin einen möglichen Konflikt mit EU-weiten Regelungen zur Dienstleistungsfreiheit sehen. Ein klares Argument für eine derartige gesetzliche Verordnung ist auf der anderen Seite die Tatsache, dass Wetten auf Amateurspiele in Deutschland verboten sind und somit auch deren Unterstützung (für internationale Geschäfte) untersagt werden sollte.
Schon jetzt hat sich bei Wetten auf deutsche Amateurspiele einiges getan
Die initiale Dokumentation und die darauf folgende öffentliche Debatte haben bereits spürbare Auswirkungen im internationalen Wettgeschehen gezeigt. Laut dem BR-Bericht sind Live-Wetten auf Spiele aus den unteren deutschen Fußballligen inzwischen seltener geworden. Dennoch ist die Problematik längst nicht gelöst.
Um die positiven Entwicklungen weiter voranzutreiben, haben die Sportminister konkrete Maßnahmen vorgeschlagen:
- Prüfung durch die GGL: Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) wurde gebeten, zu analysieren, ob und in welcher Form gegen bestehende Angebote von Live-Wetten auf Amateurspiele schon jetzt vorgegangen werden kann. Dabei sollen vor allem internationale Plattformen ins Visier genommen werden, die deutsche Amateurspiele weiterhin in ihren Portfolios führen.
- Datenscouting untersagen: Eine weitere wichtige Sofortmaßnahme betrifft das sogenannte Datenscouting. Die Sportminister fordern, dass Vereine, Veranstalter und Betreiber kommunaler Sportstätten diese Praxis mithilfe ihres Hausrechts untersagen. Datenscouts sammeln während Amateurspielen vor Ort Informationen zu Spielständen, Karten und anderen Ereignissen, die in Echtzeit an Wettanbieter übermittelt werden. Diese Statistiken machen Live-Wetten im Amateursport überhaupt erst möglich. In letzter Zeit wurden Datenscouts immer öfter von den Plätzen verwiesen, wenn man sie erkannt hat.
- Verstärkte Kontrollen und Kooperationen: Neben den rechtlichen Prüfungen soll eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Vereinen, Landesverbänden und Aufsichtsbehörden sicherstellen, dass unerlaubte Datenerhebungen konsequent verhindert werden. Hierbei könnten (zumindest theoretisch) auch technische Lösungen wie Geofencing zum Einsatz kommen, um Verbindungen zu bestimmten ausländischen Servern für Leute, die sich rund um die Plätze aufhalten, zu blockieren, während ein Spiel läuft.
Die Minister sehen in den Fortschritten und weiteren Lösungsansätzen erste wichtige Schritte, betonen jedoch, dass langfristig umfassendere gesetzliche Anpassungen erforderlich sein werden, um die Integrität des Amateursports dauerhaft zu gewährleisten.
Fazit
Die Debatte um Wetten auf deutsche Amateurspiele zeigt Wirkung. Durch die Dokumentation und den öffentlichen Druck sind Live-Wetten auf Amateurligen seltener geworden. Anbieter wie Interwetten setzen freiwillig ein Zeichen. Doch ohne klare gesetzliche Regelungen bleibt die Problematik bestehen. Eine größere Aufmerksamkeit für die Thematik durch die GGL und das Verbot von Datenscouting wären wichtige Ansätze. Die Kontrolle internationaler Plattformen wird allerdings eine große Herausforderung bleiben.
Ob entsprechende Änderungen des Glücksspielrechts tatsächlich umgesetzt werden, hängt vor allem von der politischen Entschlossenheit und der rechtlichen Machbarkeit ab. Gerade die EU-Dienstleistungsfreiheit könnte hier ein Hindernis sein. Dem gegenüber steht das klare Verbot von Amateurfußball-Wetten in Deutschland. Immerhin zeigt die Diskussion, dass der Schutz der Integrität des Sports an Bedeutung gewinnt – ein erster Schritt hin zu nachhaltigeren Maßnahmen durch konkrete Gesetze.
Quelle des Bildes: https://pixabay.com/photos/soccer-soccer-ball-soccerball-5065614/
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