Der professionelle Schachspieler Francisco Vallejo Pons soll jetzt in Spanien Steuern nachzahlen. Grund: Er habe Gewinne beim Onlinepoker nicht versteuert, die nach einem alten Gesetz mit einer 47 %-Steuer belegt waren. Das Gesetz wurde inzwischen abgeschafft, dennoch streitet sich der Schachprofi seit 2 Jahren mit dem Finanzamt um die Zahlung.

Francisco Vallejo Pons, der vielen Schachspielern mit dem Namen Paco bekannt ist, hat Ende März in Runde 5 bei dem Schachturnier „European Individual Championship“ in Batumi (Georgien) frühzeitig aufgegeben. Es war relativ erstaunlich, da es sich bei dem Turnier auch um eine Qualifikation für den FIDE World Cup 2019 handelt. Am 22. März gab er dazu eine öffentliche Stellungnahme auf Facebook ab, dort erklärte er, dass Steuerschulden für Onlinepoker ihn vom Spielen abhalten würden. Was es genau mit der Forderung von rund 500.000 € auf sich hat, versuche ich im Folgenden zu erklären.

Wer ist überhaupt Francisco Vallejo Pons?

In einer Casino-Community wird der Schachspieler sicherlich nicht sehr bekannt sein. Francisco wurde 1982 in Es Castell auf Menorca geboren. Menorca gehört zu den Balearen. Die Regeln des Schachs soll er mit 5 Jahren erlernt haben und galt schnell als hoffnungsvollstes Nachwuchstalent. Bei den U10-Jugendweltmeisterschaften 1991 erreichte er beispielsweise den zweiten Platz. Im Jahr 1992 erreichte er ebenfalls den zweiten Platz bei der U10-Europameisterschaft in Warschau.

1998 konnte er mit Miguel Illescas Córdoba die spanische Schachmeisterschaft in Linares (beide waren am Ende punktgleich, weshalb in dem Jahr beide die Meisterschaft gewonnen haben) gewinnen. Im selben Jahr hat die FIDE (Fédération Internationale des Échecs) ihn zum internationalen Meister ernannt. 1999 wurde ihm im Alter von 16 Jahren und 9 Monaten der Titel des Großmeisters verliehen.

Vor allem in Spanien konnte er einige Erfolge feiern und beispielsweise 2014 die dritte Meisterschaft in Linares gewinnen. 2015 und 2016 konnte er diesen Titel sogar verteidigen. International konnte er mit der spanischen Nationalmannschaft bei Olympiaden und Europameisterschaften sein Können unter Beweis stellen. Außerdem war er in der deutschen Schachbundesliga aktiv und konnte dort mit dem Team OSG Baden-Baden von 2006 bis 2015 deutscher Mannschaftsmeister werden.

Francisco Vallejo Pons gehört somit zu den besten Schachspielern Spaniens und belegt in der Weltrangliste derzeit Position 32, womit er zur Weltspitze gehört.

Vom Schach zum Poker - kurze Phase, aber hohe Steuerschulden

Beim Poker handelt es sich um kein reines Glücksspiel. Man spielt meist in Pokerräumen gegen andere Spieler, muss dabei verschiedene Strategien bedenken und auch abschätzen, ob jemand blufft. Es handelt sich um ein relativ komplexes Glücksspiel, teilweise sollen sich Schachspieler hier recht gut schlagen, was auch an dem guten logischen Verständnis und der Konzentrationsfähigkeit liegt, die das Schachspielen mit sich bringt.

2011 hatte er eine kurze Phase, in der er Onlinepoker gespielt hat. In der recht kurzen Zeit konnte er sich 1 Million Euro an Preisgeldern sichern. Nach eigenen Angaben habe er das Geld aber bei diversen Turnieren für Teilnahmegebühren bereits wieder verloren. Insgesamt habe er einen kleinen Verlust gemacht, sodass er sich gegen Poker entschied.

Seine Experimentierphase beim Poker kam leider zur falschen Zeit. Im Jahr 2011 hat der spanische Staat noch darauf bestanden, dass Pokerspieler auf Gewinne 47 % Steuern zahlen. Bei mehr als 1 Million Euro an Preisgeld wären es rund 500.000 Euro gewesen. In dem Gesetz war es bis 2012 nicht vorgesehen, dass man Gewinne mit Verlusten verrechnen kann. Ein entsprechendes Gesetz, das lediglich die Nettogewinne besteuerte, trat erst 2012 in Spanien in Kraft. Francisco beschrieb den Umstand wie folgt:

2011 habe ich zum Spaß ein wenig Onlinepoker gespielt. Ich bin überhaupt kein Zocker, und nachdem ich alles verloren hatte, habe ich aufgehört. 2016 bekam ich einen Brief von der Steuerbehörde, die einen sechsstelligen Betrag forderte. Was wie ein makabrer Scherz aussah, war bittere Wirklichkeit.

Seit mehr als 2 Jahren kämpft der Schachprofi gegen die spanische Steuerbehörde, sein Rückzug vom Schachturnier zeigt einmal mehr, wie ihn die steuerrechtlichen Probleme in Spanien jetzt zunehmend zerstören.

Seine Geschichte war in den spanischen Medien sehr groß

Seine Geschichte wurde von der spanischen Zeitung „El Mundo“ am 24. März 2018 aufgegriffen. Dort stellte man das Problem als „Horrorstory“ vor, die den besten Spieler des Landes nahe an den Zusammenbruch bringe und dafür sorge, dass er den Fokus auf seine Karriere verliere. Er selbst schrieb dazu auf Facebook:

Im Jahr 2016 begannen meine Anwälte, sich mit der Steuerbehörde zu treffen, und ich begann, Turniere abzusagen. Ich fing an, wegen meiner Nerven Hautinfektionen zu bekommen. Ich musste auch meine Beteiligung an der Nationalmannschaft beenden, weil ich ehrlich gesagt den Druck nicht mehr aushalten konnte.

Dabei geht es nicht nur um die Schachturniere, an denen er nicht mehr teilnehmen kann. Seine ganzen Ersparnisse wurden ebenfalls vom Finanzamt beschlagnahmt, außerdem fühlt er sich als „Opfer“ der spanischen Steuerbehörde. Er kommentierte den Umstand wie folgt:

Es ist sehr traurig, das Land repräsentieren zu müssen, das dich wie einen Kriminellen behandelt, dich ignoriert und zerstört hat.

Die Sachlage ist den zuständigen Behörden bekannt

Zumindest aus der Stellungnahme des 35-jährigen Schachprofis geht hervor, dass den Finanzbehörden Spaniens alle Umstände bekannt sind. Trotz der Erklärungen bestehen jedoch die Forderungen weiter. Teilweise konnte er dadurch die Behandlungen seiner kranken Mutter nicht mehr finanzieren, was ein zusätzliches Problem darstellt.

Zwar ist Francisco Vallejo Pons nicht als einziger Pokerspieler Spaniens von dem Gesetz betroffen, es handelt sich aber bisher um den brisantesten Fall, der jetzt publik wurde. Andere Fälle sind weiter vorangeschritten, dort hatte sich bereits gezeigt, dass die Finanzbehörden teilweise Einigungen mit den Betroffenen gefunden haben, die nur die Nettogewinne betreffen. Die Chance, dass es auch bei Paco der Fall ist, ist relativ groß, allerdings können sich die Verhandlungen noch hinziehen.

Insgesamt zeigt der Fall einmal mehr, dass beim Thema Glücksspiel und auch bei den Steuern in Europa einige Missstände hervortreten. Wenn man im Forum von der „Bananenrepublik Deutschland“ liest, sollte man sich vor Augen halten, dass andere europäische Länder teilweise nicht besser sind und es wahrscheinlich kein Land der Welt gibt, in dem es keine unglaublichen Gesetze oder Entscheidungen gibt, die man auf den ersten Blick nicht versteht.

Bildquelle: By Stefan64 (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

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2 Kommentare zu: Spanischer Schachspieler soll 500.000 € Steuern für Pokergewinne zahlen

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Avatar von Anonym
Den letzten beißen immer die Hunde^^
Avatar von R****r
Also das ist wirklich ein sehr interessanter Artikel. Ging runter wie Öl. Super geschrieben und eine spannende Geschichte.

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