Der Sommer 2024 hatte in puncto Sportereignisse wahrlich eine Menge zu bieten. Neben den Standardfinals der großen Fußballligen des Kontinents oder der jährlichen Champions League-Endrunde gab es die UEFA-Europameisterschaft und obendrein Olympische Sommerspiele. Damit waren zweifelsohne allerhand Umsatzchancen für die Sportwettenbranche gegeben. Trotz der Events verkündete die belgische Glücksspielbehörde jedoch kürzlich sinkende Teilnehmerzahlen im Vergleich zu vorherigen Top-Wettbewerben. Woran kann das liegen?

Der Sommer 2024 bot für die Sportwettenindustrie enormes Potenzial: Die UEFA Euro 2024 in Deutschland und die Olympischen Sommerspiele in Paris standen als Großereignisse im Mittelpunkt und galten als sichere Umsatzgaranten. Doch aktuelle Zahlen der belgischen Glücksspielaufsichtsbehörde Kansspelcommissie zeichnen ein überraschendes Bild.

Der Bericht „Summer of Sports 2024“ verdeutlicht, dass die Wettaktivität belgischer Verbraucher hinter den Erwartungen zurückblieb. Sie fiel deutlich geringer aus als bei der FIFA-Weltmeisterschaft 2022. Besonders auffällig ist die Abnahme neuer Onlinespieler: Bei der UEFA Euro 2024 meldeten sich im Durchschnitt 1.031 neue Nutzer pro Tag an, was einen deutlichen Rückgang gegenüber 1.487 täglichen Neuzugängen während der WM 2022 markiert. Die Account-Eröffnungen blieben – wenn auch nicht ganz so drastisch – ebenfalls hinter denen der vorherigen Europameisterschaft im Jahr 2021 mit durchschnittlich 1.175 neuen Usern je Tag.

Diese Entwicklung kann auf mehrere mögliche Faktoren zurückgeführt werden:

  1. Zum einen spürt der Sportwettenmarkt die strengeren Regulierungen in Belgien zunehmend. Seit der Verschärfung der Glücksspielregeln im Jahr 2023 (wir berichteten im Vorfeld dazu) müssen Online-Anbieter erhebliche Werbebeschränkungen einhalten, was die Reichweite ihrer Kampagnen und die Neukundengewinnung beeinträchtigt. Übrigens wurde gerade erst im September dieses Jahres das Mindestalter für Glücksspiele in Belgien auf 21 Jahre hinaufgesetzt. Im Zuge dessen stellte man fest, dass generell immer weniger Jugendliche im Land entsprechende Angebote nutzen, was natürlich ebenfalls zu den rückläufigen Zahlen beiträgt.
  2. Zum anderen kommt eine wachsende Sensibilisierung der Öffentlichkeit für problematisches Glücksspielverhalten hinzu, die durch Aufklärungskampagnen und Präventionsmaßnahmen weiter gestärkt wird. So sind Spieler nicht nur besser informiert, sondern auch vorsichtiger bei der Entscheidung für Online-Wetten.
  3. Auch die sportliche Reizwirkung könnte eine Rolle gespielt haben: Während eine Weltmeisterschaft in der Regel ein globales Publikum anzieht und eine Vielzahl nationaler Interessen bzw. Wetteinsätze mobilisiert, scheint die UEFA Euro – trotz hohem Stellenwert – dieses Jahr (zumindest in Belgien) geringere Zugkraft entfaltet zu haben. Der Grund dafür ist simpel: Wie wir bereits in unserem Artikel zur imposanten Wett-Bilanz bei der EM 2024 festgestellt haben, musste Belgien überraschend frühzeitig nach Hause fahren und hat damit verhältnismäßig wenig zum insgesamt gigantischen Umsatz des Events beigetragen.

Auch interessant: Als einer der Hauptsponsoren der EM wird der Wettanbieter Betano mehr und mehr zu einem globalen Player.

„Summer of Sports 2024“ liefert weitere interessante, teils beeindruckende Zahlen

Der Bericht „Summer of Sports 2024“ der belgischen Glücksspielaufsichtsbehörde enthält detaillierte Einblicke in das Wettverhalten belgischer Spieler während der UEFA Euro 2024 und der Olympischen Sommerspiele. Die Zahlen zeigen eindrucksvoll, wie sehr sich die Wettaktivitäten rund um das Fußballturnier von der Olympiade unterschieden.

Es werden bemerkenswerte Analysen zu Altersgruppen, Wettumsätzen und Erträgen bei der Europameisterschaft veröffentlicht.

  • Tägliche Aktivität der Online-Wettenden: Während der Euro 2024 waren im Durchschnitt täglich 196.952 belgische Spieler online aktiv. Das lag zwar unter den 219.971 täglich Aktiven der Weltmeisterschaft 2022, jedoch über den 191.434 der Euro 2020, die pandemiebedingt 2021 stattfand. Bei der letzten WM ist Belgien bereits in der Vorrunde ausgeschieden, dennoch sind die Zahlen höher. Diese Gegebenheit legt noch einmal nahe, dass die Anziehungskraft der Weltmeisterschaft gegenüber den kontinentalen Turnieren einfach generell stärker ist.
  • Altersverteilung der Spieler: Die Altersgruppe der 21- bis 29-Jährigen war mit 31 Prozent die aktivste bei der Euro 2024, gefolgt von den 30- bis 39-Jährigen (26 Prozent) und den 40- bis 49-Jährigen (17,2 Prozent). Diese Verteilung lässt darauf schließen, dass vor allem jüngere Erwachsene Interesse am Wetten auf Großereignisse zeigen.
  • Umsatz und Gewinne: Der durchschnittliche Betrag, der täglich online gewettet wurde, lag bei beeindruckenden 8,6 Millionen Euro, wobei die Spieler im Schnitt täglich 7,5 Millionen gewannen. Für die Betreiber resultierte daraus ein Bruttospielertrag von durchschnittlich 1,1 Millionen Euro an jedem Tag des Events – eine Kennzahl, die die wirtschaftliche Bedeutung des Fußballturniers für die Branche verdeutlicht.
  • Beliebteste Partie: Das Gruppenspiel der belgischen Nationalmannschaft gegen die Slowakei erwies sich als besonders attraktiv für die Wettfans. Insgesamt wurden 14,9 Millionen Euro auf die Begegnung gesetzt. Davon gingen 7,4 Millionen an die Gewinner zurück. Die Betreiber verzeichneten einen Umsatz von 7,6 Millionen Euro. Diese Zahlen zeigen, wie stark die Teilnahme einer nationalen Mannschaft an einem Großereignis das Wettverhalten im betreffenden Land beeinflussen kann. Wären die Belgier weiter gekommen, hätte der Bericht sicher eine ganz andere Tendenz gehabt.

Auch die Olympischen Spiele von Paris 2024 sorgten für Bewegung auf dem belgischen Wettmarkt, jedoch in deutlich geringerem Umfang als die Euro 2024.

  • Tägliche Online-Spielerzahlen: Während der Olympischen Spiele lag der tägliche Durchschnitt der Onlinespieler bei 134.745 und damit merklich unter den Zahlen der Euro 2024 (196.952). Diese Diskrepanz hebt die dominierende Stellung des Fußballs im Vergleich zu anderen Sportarten im Wettverhalten hervor.
  • Altersverteilung: Auch bei den Olympischen Spielen zeigte die Gruppe der 21- bis 29-Jährigen die höchste Aktivität (29,6 Prozent), gefolgt von den 30- bis 39-Jährigen (27,3 Prozent) und den 40- bis 49-Jährigen (19,2 Prozent).
  • Durchschnittliches tägliches Wettvolumen: Täglich wurden etwa 6,1 Millionen Euro auf die Olympischen Spiele gesetzt, mit einem durchschnittlichen Gewinnvolumen von 5,5 Millionen. Die Buchmacher konnten dabei 546.858 Euro als Erlös verzeichnen. Interessanterweise war das Männer-Hockeyspiel "Belgien gegen Spanien" mit einem Wettvolumen von 7,8 Millionen Euro die gefragteste Begegnung des Turniers. Übrigens geht die Glücksspielbehörde in Frankreich davon aus, dass das Wettvolumen weltweit bei den Olympischen Sommerspielen rund 9 Milliarden Euro betragen hat.

Abweichung bei den Wetten vor Ort

Ein weiteres interessantes Detail aus dem Bericht betrifft das Wettverhalten in landbasierten Spielstätten bei der EM und Olympia. Die täglichen Ausgaben für Offline-Wetten lagen während der Olympischen Spiele bei durchschnittlich 1,6 Millionen Euro, wobei sich die Gewinne bei 1,2 Millionen und die Erträge der Anbieter bei 379.395 Euro einpegelten. Im Vergleich dazu waren die täglichen Ausgaben für Wetten in Lokalen vor Ort während der Euro 2024 nur geringfügig höher. Sie beliefen sich auf durchschnittlich 1,9 Millionen Euro, bei Gewinnen von 1,4 Millionen und einem täglichen Erlös für die Wettbüros von 471.686 Euro. Die Zahlen liegen in solchen Spielstätten somit näher aneinander als bei den Online-Bookies.

Fazit

Trotz großer Events blieb die belgische Wettaktivität in diesem Sommer hinter den Erwartungen. Besonders auffällig waren der Rückgang der täglich aktiven Online-Wettenden bei der Euro 2024 im Vergleich zur WM 2022 sowie das geringere Interesse an den Olympischen Spielen. Die jüngere Altersgruppe dominierte das Wettgeschehen und die belgischen EM-Spiele zogen die höchsten Beträge auf sich.

Gründe für die überraschend geringe Teilnahme bei EM-Wetten könnten die strengeren Regulierungen, eine höhere Sensibilität gegenüber Glücksspiel und das frühzeitige Ausscheiden der belgischen Nationalmannschaft sein. Die Zahlen verdeutlichen die Vorlieben bzw. Entwicklungen im belgischen Wettmarkt und liefern obendrein einfach interessante Einblicke in einen millionenschweren Markt, der Hunderttausende Nutzern pro Tag verzeichnet.

Quelle des Bildes: Screenshot von https://gamingcommission.paddlecms.net/sites/default/files/2024-10/CJH_EteSportif2024_FR.pdf

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0 Kommentare zu: Rückgang der Wetten in Belgien trotz großem Sportsommer

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