Ein italienischer Trickbetrüger, der Casinos und Spielbanken weltweit bestohlen haben soll, ist von der Bundespolizei gefasst worden. Der Mann soll mit geschickten Händen an Roulettetischen Chips gestohlen haben – er wird auch als „diebischer Houdini“ bezeichnet.

Am Mittwochabend (25. Oktober 2018) soll der Trickbetrüger der Bundespolizei Waidhaus ins Netz gegangen sein. Bei einer Personenkontrolle an der Autobahnausfahrt „Vohenstrauß Ost“ an der A6 haben die Beamten den 58-jährigen Mann festgenommen. Vohenstrauß liegt in der Oberpfalz in Bayern und ist nicht weit von der tschechischen Grenze entfernt.

Seit 2015 wird er von der Staatsanwaltschaft Stuttgart mit Vollstreckungshaftbefehl gesucht. Damals wurde er wegen Diebstahls in einer Spielbank verhaftet und zu 13.000 Euro Strafe verurteilt. Das Geld hatte er bisher nicht gezahlt.

Casino auf der ganzen Welt fürchten den Betrüger

Nach der Festnahme haben die Beamten sein Gepäck untersucht und entdeckten dabei zwei gefälschte Identitätskarten aus Italien. Sie trugen sein Passfoto und verschiedene Namen. Bei der Bearbeitung des Falls stellte sich heraus, dass es sich um einen bekannten Trickbetrüger handelt. Er soll in vielen Casinos auf der ganzen Welt Jetons an Roulettetischen gestohlen haben. Dafür nutzte er seine Fingerfertigkeiten. Die Jetons hat er nach der Aneignung dann im Casino gegen Echtgeld umtauschen lassen. In vielen Casinos Europas gilt er damit heute als unerwünschte Person und hat bei vielen Hausverbot.

Betrug, Hausfriedensbruch, Diebstahl – die Liste an begangenen Straftaten ist lang. Auf seiner echten ID-Karte („Carta d’Identità“) war im Übrigen vermerkt, dass er Italien nicht verlassen darf. Daran gehalten hat sich der 58-jährige Italiener jedoch nicht. Der Polizeisprecher Johann Miesbeck berichtete:

Bei dem Beschuldigten handelt es sich offensichtlich um einen Trickbetrüger, der an den Roulettetischen in Casinos weltweit mit großer Fingerfertigkeit Jetons klaut und in bares Geld umtauscht. Deshalb gilt er in den Spielbanken nahezu ganz Europas als unerwünschte Person.

Der Mann ist 2015 in der Spielbank in Stuttgart-Plieningen aufgefallen

Im Polizeibericht war 2015 die Rede von einem 65-jährigen Mann, der ebenfalls Jetons beim Roulette gestohlen hatte. Damals hatte er sich so schnell wieder aus dem Casino entfernt, dass keiner der Gäste den Diebstahl bemerkte. Erst als der Mann dann wiederkam, um die Chips gegen Geld einzutauschen, haben die Casinomitarbeiter ihn erkannt. Trotz Hausverbots hatte er sich über gefälschte italienische Dokumente Zugang verschafft. Insgesamt konnte er in der Nacht 1.000 Euro in Jetons erbeuten.

Betrug am Roulettetisch ist kein Einzelphänomen

In der Vergangenheit gab es immer wieder Berichte, dass Betrüger am Roulettetisch ihr Glück versucht haben. An dieser Stelle möchte ich nur ein paar der Geschichten beschreiben, die ich bei diversen Recherchen gefunden habe.

Roulette-Spieler stiehlt Jeton vom Tisch

In Hannover in der Spielbank am Raschplatz hatte ein Gast im Januar 2013 bemerkt, wie sich ein Croupier einen violetten 500-Euro-Jeton in die Handinnenfläche nahm und dann in die eigene Tasche des Sakkos beförderte. Der Angestellte hatte die Tat abgestritten, obwohl eine Kamera die Tat aufzeichnete und die Aufnahme dem Gericht vorlag. Der Dealer argumentierte damals, dass die Aufnahme sehr unscharf gewesen sei.

Vor den Gerichten war das Argument nicht ausreichend. Von der Spielbank wurde der Dealer entlassen, außerdem sollte er 1.350 Euro Strafe zahlen. In einer Berufungsverhandlung war die Strafe auf 750 Euro herabgesetzt worden. Vor dem Arbeitsgericht wollte er seine Kündigung anfechten. Der Richter Ulrich Kubicki bemerkte jedoch, dass ein dringender Tatverdacht für eine Kündigung bereits ausreichte. Der damals 50-Jährige hat auf Anraten seines Anwalts einem Vergleich mit dem Arbeitgeber zugestimmt. Er bekam zwei Monatsgehälter und seine fristlose Kündigung wurde in eine fristgerechte Kündigung umgewandelt.

Versuchter Raub nach misslungener Wette

Im März 2017 hatte ein 39-jähriger Mann in der Spielbank Berlin am Marlene-Dietrich-Platz gegen 20 Uhr am Roulettetisch gespielt. Er setzte eine vierstellige Summe auf Schwarz, es kam jedoch Rot. Vor dem Einziehen des Geldes durch den Croupier schnappte sich der Spieler seinen Einsatz und lief aus dem Casino. Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes trat ihm entgegen, wurde jedoch umgerannt. Bei der Aktion zog sich der Täter einen Nasenbeinbruch zu und konnte im Krankenhaus nach erfolgreicher medizinischer Behandlung festgenommen werden.

Poussette-Betrug durch Casino-Betrügerbande

Im Juni 2012 wurde eine Bande aus 27 Mitgliedern geschnappt, die professionell verschiedene Casinos bestohlen haben soll. Dabei sollen 2005 zum ersten Mal Unstimmigkeiten im Spielcasino Bad Wiessee auffällig geworden sein. Bei Ansicht der Aufzeichnungen fiel auf, dass die Mitglieder der Bande abwarteten, bis die Kugel beim Roulette gefallen war. In dem Moment des Fallens lenkten einige Betrüger den Croupier ab und andere Mitglieder tätigten auf die entsprechende Zahl einen hohen Einsatz. Erfahrene Spieler nennen diese Masche „Pousette-Betrug“.

Innerhalb von 8 Monaten sollen die verschiedenen Bandenmitglieder mehr als 129.000 Euro erbeutet haben. Bei Einzelcoups kamen teilweise bis zu 10.500 Euro zusammen. Einige Mitglieder hatten bereits Hausverbot in den Spielbanken deutschlandweit, sie ließen aber immer neue Identitäten fälschen, damit sie sich wieder Zugang verschaffen konnten.

Stammspieler und Croupiers unter einer Decke

Die Spielbank Duisburg soll zwischen März und Oktober 2010 um etwa 190.000 Euro erleichtert worden sein. Zwei Stammspieler aus Leverkusen und den Niederlanden hatten mit 5 Croupiers gemeinsame Sache gemacht. Dabei hatte man sich Spätannoncen bedient, also Wetten nach dem Satz „Nichts geht mehr.“, welche nur die Croupiers auf Ansage eines Spielers setzen können.

Die Spieler äußerten die Wetten dabei recht unverständlich. Die Dealer hatten „Probleme“ beim Setzen und platzierten die Wetten Bruchteile von Sekunden nachdem die Ergebnisse feststanden auf die richtige Zahl. Die Gewinne wurden dann zu 50 % unter Spielern und Mitarbeitern aufgeteilt.

Für den „diebischen Houdini“ heißt es „Rien ne va plus“

Der diebische Houdini kam laut Aussage der Beamten ebenfalls aus einem Glücksspielstandort im benachbarten Rozvadov in Tschechien. Rund 1.000 Euro hat er bei sich geführt, bisher ist nicht klar, ob es sich um gestohlenes Geld oder sein eigenes handelt.

Die Bundespolizei hat ihn wegen des aktuellen Haftbefehls in die JVA Weiden gebracht. Nachdem er die 13.000 Euro nicht gezahlt hat, droht ihm jetzt eine Ersatzfreiheitsstrafe von mehr als einem Jahr.

Am Ende zeigt sich auch in diesem Fall, dass sich Betrug im Casino oder der Spielbank nicht auszahlt, da ohnehin irgendwann die Wahrheit herauskommt und dann Strafen für die Vergehen anfallen.

Bildquelle: 223196193 - Game chips are on the table in the casino © andrys lukowski

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1 Kommentar zu: Casino-Trickbetrüger von der Bundespolizei verhaftet

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Avatar von Anonym
Guter Artikel, bitte mehr davon.

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