Rien ne va plus in der Spielbank in Bad Neuenahr

Rien ne va plus ist die Ansage des Croupiers beim Roulette, um die Platzierungen der Einsätze zu beenden. Übersetzt bedeutet die französische Aussage so viel wie „nichts geht mehr“. Das trifft wohl auch auf die Hochwassergebiete rund um den rheinland-pfälzischen Landkreis Bad Neuenahr-Ahrweiler zu. Unter anderem betroffen ist die Spielbank im Ort. Die Zukunft des Standortes ist fraglich.

Bislang starben durch die Jahrhundertflut in Deutschland allein in den beiden Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mindestens 180 Menschen. Davon allein 138 Menschen im Landkreis Ahrweiler. Neben den zahlreichen Todesopfern beklagen die Flutregionen auch zahllose zerstörte Gebäude. Der materielle Schaden wird schon jetzt auf mehrere Milliarden Euro geschätzt. Von der Flutwelle betroffen ist auch die Spielbank Bad Neuenahr. Hier wird erst einmal nicht mehr gespielt werden können.

„Die Räume für das Automatenspiel wurden bis zur Decke geflutet“

Die Spielbank von Bad Neuenahr befand sich unmittelbar an der Ahr, die Mitte Juli zu einem reißenden Fluss wurde und unbeschreibliche Schäden verursacht hat. Das Casino in der Kurstadt wurde genau wie das dazugehörige Verwaltungsgebäude nahezu komplett zerstört. Die Zukunft der von der Spielbank am Nürburgring betriebenen Spielstätte ist zum aktuellen Zeitpunkt noch vollkommen ungewiss. Auf der Website der Spielbank ist von „massiven Beschädigungen“ am Gebäude die Rede und davon, dass der Standort „auf unbestimmte Zeit geschlossen bleiben“ muss. Aktuell wird hier von einem Schaden in Höhe von sieben bis zehn Millionen Euro ausgegangen. Der Geschäftsführer der Spielbank, Michael Seegert, versucht gegenüber der Rhein-Zeitung zu beschreiben, wie die Situation vor Ort ist:

„Das Verwaltungsgebäude ist ein Totalschaden und bereits abgerissen. Die Räume für das Automatenspiel wurden bis zur Decke geflutet.“

Zuvor waren in der Spielbank insgesamt 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. Diese befinden sich nach der Katastrophe komplett in Kurzarbeit. Die Geschäftsleitung hat dabei Wert darauf gelegt, dass niemand entlassen wurde. Die Verwaltung der Spielbank wurde dabei nach Bad Dürkheim verlegt.

Casino wurde frühzeitig evakuiert

In der Unglücksnacht Mitte Juli hatte die Geschäftsführung der Spielbank glücklicherweise früh auf die eingegangenen Unwettermeldungen reagiert. So habe man bereits gegen 20 Uhr erkannt, dass eine dramatische Flut auf den Ort zukommt und beschlossen, den Betrieb spätestens um 22 Uhr zu schließen. Normalerweise hätte die Spielbank an diesem Abend noch bis 2 Uhr geöffnet. Doch zu diesem Zeitpunkt haben bereits die Fluten in den Spielbereichen gewütet. Der Spielbank-Chef gab sich gegenüber der Rhein-Zeitung erleichtert, dass keiner der Gäste zu Schaden gekommen ist und alle Gäste rechtzeitig die Spielbank verlassen konnten.

Plünderer bestahlen die Spielbank Bad Neuenahr

Unbegreiflich ist ein Vorfall, der sich in den Tagen nach der verheerenden Flutkatastrophe abgespielt hat. Demnach haben dreiste Diebe etliche Jetons im Gesamtwert von über 125.000 Euro aus der zerstörten Spielbank Bad Neuenahr gestohlen. Daraufhin versuchte das kriminelle Trio die Jetons im benachbarten Casino am Nürburgring in Bargeld umzutauschen. Doch die aufmerksame Spielbank-Mitarbeiterin erkannte den Betrug und alarmierte die Polizei – Festnahme.

Wenig später hat der zuständige Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Koblenz gegen zwei der drei Männer im Alter von 22 bis 23 Jahren Haftbefehle erlassen. Der dritte Tatverdächtige wurde wegen eines fehlenden dringenden Tatverdachts entlassen. Der Staatsanwaltschaft zufolge haben die Verdächtigen mit einer empfindlichen Strafe zu rechnen, da sie die Notsituation im Katastrophengebiet ausgenutzt haben, um sich selbst zu bereichern.

Fazit

Die Zukunft der Spielbank in Bad Neuenahr ist fraglich. Mittelfristig ist in dem ehemals beliebten Kurort aktuell nicht mit einem Spielbetrieb zu rechnen. Erschreckenderweise scheinen trotz der Notsituation vor Ort einige Kriminelle nicht davor zurückzuschrecken, sich selbst zu bereichern. So entwendeten wohl drei junge Männer Jetons im Wert von über 125.000 Euro aus der vollkommen zerstörten Spielbank und versuchten, sie in einer anderen Filiale gegen Bargeld umzutauschen. Ihnen droht jetzt eine empfindliche Strafe. Man kann nur hoffen, dass nicht nur die Spielbank, sondern auch die zahllosen Wohn- und Geschäftshäuser alsbald wieder aufgebaut werden können und dass die Menschen das Erlebte möglichst zeitnah verarbeiten und verkraften.

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