Im Poker geht es mitunter hitzig her – und bei der Umsetzung der eigenen Strategie scheuen einige nicht davor zurück, auch fragwürdige Mittel einzusetzen. Genau an diese Leute hat der Pokerveteran Phil Ivey vor kurzem eine deutliche Warnung ausgesprochen: Man solle sich mit ihm lieber nicht anlegen, so die Quintessenz, die in der Presse zu lesen war. Interessant ist dabei, dass Ivey tatsächlich selbst Millionengewinne zurückzahlen musste, weil er angeblich in mehreren Casinos betrogen hat.

Phil Ivey – allein der Name lässt Pokerfans auf der ganzen Welt aufhorchen. Der Mann ist eine lebende Legende: 11 goldene WSOP-Bracelets hat er schon abgestaubt und in seiner Karriere unglaubliche 47 Millionen Dollar an Gewinnen angesammelt. Damit ist er auf der All-Time Money List der Poker-Datenbank TheHendonMob.com aktuell auf dem elften Platz. Tatsächlich hat ihn der Deutsche Superstar Fedor Holz, der es erst kürzlich in den exklusiven Club der 40-Millionen-Spieler schaffte, mittlerweile überholt. Im Popularity Ranking belegt Ivey sogar den zweiten Platz – hinter Daniel Negreanu auf dem ersten Rang und vor Fedor Holz auf dem dritten. Ivey, der 2017 in die Poker Hall of Fame aufgenommen wurde, ist einfach eine Ikone des Spiels – das lässt sich nicht bestreiten.

Aber wie das manchmal so ist mit den ganz Großen ihres Fachs, klebt auch an Iveys Ruhm ein Schatten. Die Kontroversen rund um ihn lassen einfach nicht locker. Er ist ein Mann der klaren Worte und hat damit nicht immer für Begeisterung gesorgt. Das ist eine Sache. Besonders hängt ihm aber sein jahrelang schwelender Edge-Sorting-Skandal an: Ivey soll sich mit der Taktik in mehreren Casinos einen Millionen-Vorteil verschafft haben – legal? Naja, nicht unbedingt. Verboten? Auch nicht direkt. Die Gerichte sahen das ähnlich, aber am Ende musste Ivey Millionen zurückzahlen.

Jetzt hat Phil Ivey in Joey Ingrams Youtube-Show mal wieder Klartext gesprochen, unter anderem zum Thema Betrug beim Poker: Man solle sich mit ihm nicht anlegen. Ironischerweise kommen die mahnenden Worte ausgerechnet von einem Mann, der selbst in der Vergangenheit ordentlich in der Grauzone operierte.

Phil Ivey spricht bei Joey Ingram über seine Erfahrungen mit Pokerbetrug und warnt Cheater

Joey Ingram, einer der bekanntesten Poker-Youtuber, hat sich nach einer längeren Pause zurückgemeldet – und das mit einem Interview, das sich gewaschen hat. Im Mittelpunkt seines „Poker Life Podcast“: keine Geringeren als Phil Ivey, Brad Owen und Adam Pliska.

Ivey dürfte den meisten, die sich regelmäßig mit Poker beschäftigen, wohlbekannt sein. Aber auch Owen und Pliska sind wirklich große Namen der Szene.

  • Brad Owen, ein gefeierter Poker-Vlogger, hat mit seinem Youtube-Kanal die Herzen von Hunderttausenden Fans erobert. Er zeigt, wie aufregend, aber auch gnadenlos der Alltag eines Pokerspielers sein kann. Apropos: Vor kurzem gab der Pokerprofi Quirin Heinz interessante Einblicke in seinen Alltag. Owen kombiniert Unterhaltung mit Strategie-Tipps und hat es geschafft, ein breites Publikum für Poker zu begeistern.
  • Adam Pliska, der CEO der World Poker Tour (WPT), ist der Mann hinter einem der bekanntesten Poker-Events weltweit. Seit über einem Jahrzehnt sorgt er dafür, dass die WPT immer innovativ bleibt, ob mit virtuellen Poker-Lounges oder internationalen Livestreams. Unter seiner Leitung hat sich der Verband zu einem Synonym für professionelles Poker entwickelt.
Mit dieser Starbesetzung wurde natürlich über alles gesprochen, was die Pokerwelt bewegt – von virtuellen Poker-Räumen (in denen immer mehr organisierte Poker-Bots aktiv sind) und der globalen Poker-Community bis hin zu Social-Media und Strategiespielen gegen die GTO-Wizards. Doch als es um Sicherheit und Betrug am Pokertisch ging, wurde es richtig spannend.
Phil Ivey, ein Mann der leisen, aber eindringlichen Worte, ließ durchblicken, wie er mit solchen Themen umgeht. „Ich spiele nur mit Leuten, die ich kenne und denen ich vertraue“, erklärte er. Und das kam so ehrlich rüber, wie man es von einem Poker-Urgestein erwarten würde. „Ich bin schon lange dabei, verstehst du? Ich kenne die Guten und die Schlechten mittlerweile ziemlich gut.“ Für ihn sei klar: „Gute Leute zahlen, die halten sich an Abmachungen.“ Erst vor kurzem haben wir über Pokerbetrug als Geschäft mit spezialisierten Onlineshops berichtet.
Ivey gab offen zu, dass er in jüngeren Jahren durchaus in Runden saß, bei denen es nicht immer mit rechten Dingen zuging. Doch solche Spiele? „Die mache ich heute nicht mehr“, betonte er. Dabei blieb er, wie gewohnt, ziemlich vage – keine Details, keine Namen. Stattdessen ein klarer Hinweis: Betrug sei für ihn ein absolutes No-Go. „Ich bin kein Typ für Drohungen, und ich poste auch nichts auf Social Media. Wir finden Wege, Dinge zu regeln“, meinte er. Und wer Ivey kennt, weiß, dass er genau das meint, was er sagt – ohne viel Tamtam drumherum. Übrigens ist im Herbst eine groß angelegte illegale Pokerrunde in München ausgehoben worden.

Hier gibt’s die ganze Show bei YouTube – ab Minute 16:25 spricht Ivey über den Schutz vor Poker-Cheating:

Angesichts seiner bewegten Vergangenheit wirkten Iveys ehrlichen Worte etwas seltsam

Phil Ivey spricht von Ehrlichkeit und Fairness am Pokertisch? Klar, das klingt erstmal gut – aber wenn man sich die Vergangenheit des Pokerstars anschaut, wirkt das schon ein bisschen schräg. Schließlich ist da diese Geschichte, die ihn jahrelang durch Gerichtssäle auf beiden Seiten des Atlantiks schleppte und ihm den Ruf eines regelrechten „Edge-Sorting-Maestros“ einbrachte.

2012: Der Millionenlauf mit Kelly Sun

Im Frühjahr 2012 starteten Ivey und seine Partnerin „in Crime“, Kelly Sun, einen beispiellosen Siegeszug an den Punto-Banco-Tischen des Borgata Casinos in Atlantic City. Sun hat ein außergewöhnliches Talent: Sie kann winzige Designfehler auf Spielkarten erkennen und nutzte dieses Wissen, um Iveys Chancen massiv zu pushen. Innerhalb von insgesamt vier Sessions räumten die beiden sagenhafte 9,6 Millionen Dollar ab, die komplett ausgezahlt wurden.

Zwischendurch machte das Duo noch einen Abstecher ins Crockfords Casino in London, wo sie 7,8 Millionen Pfund gewannen. Allerdings roch Crockfords Manager den Braten und zahlte die Gewinne nie aus – nur die 1-Million-Pfund-Einlage gab es zurück.

2013 bis 2014: Gerichtsmarathon und kontroverse Urteile

Während das Borgata Ivey und Sun wegen des Rückerstattens der Gewinne verklagte, reichten die beiden in London eine eigene Klage gegen Crockfords ein. Doch Richter Mitting entschied 2014, dass das sogenannte Edge-Sorting „keine legitime Strategie“ sei. Ivey habe durch gezielte Absprachen mit den Casinos die Decks manipuliert – wenn auch nicht direkt betrügerisch.

Die Vereinbarung bestand aus fünf Forderungen, die die Spielbanken – unwissend ihres dadurch entstehenden Nachteils – erfüllten:

  1. Ein privater Spielbereich
  2. Ein Mandarin sprechender Dealer
  3. Kelly Sun als Begleiterin am Tisch
  4. Ein spezielles Kartenset von Gemaco
  5. Automatische Kartenmischer

Das Urteil: Ivey habe sich „einen unfairen Vorteil verschafft“. Sein Kommentar dazu: „Wie kann man ehrlich betrügen? Das ergibt doch keinen Sinn.“

2016 bis 2017: Mehr Prozesse und herbe Rückschläge

Ein US-Gericht befand, dass Ivey zwar nicht betrogen, aber die Spielregeln „im Geist des Gesetzes“ gebrochen habe. Ergebnis: Er musste die 9,6 Millionen Dollar an das Borgata zurückzahlen – plus Gerichtskosten, insgesamt über 10 Millionen.

In London ging der Fall bis zum Supreme Court, doch auch dort kassierte Ivey, wie wir damals berichteten, eine Niederlage. Die Richter bezeichneten seine Strategie als „geplanten Coup“ und sahen keinen Grund, das Crockfords zur Auszahlung zu zwingen.

2018 bis 2020: Settlement und ein Ende mit Fragezeichen

Nach weiteren Klagen, Einsprüchen und einem kuriosen Streit mit Daniel „Jungleman“ Cates um WSOP-Gewinne endete der Fall 2020 mit einem Vergleich zwischen Ivey und dem Borgata, über den auch wir damals berichteten. Über die Bedingungen wurde Stillschweigen vereinbart, doch eines ist sicher: Die Story von Iveys Edge-Sorting-Saga wird in der Pokerwelt noch lange weiterleben.

Angesichts all dessen wirken Iveys mahnende Worte über Ehrlichkeit am Pokertisch ein bisschen wie der Fuchs, der sich als Hüter des Hühnerstalls aufspielt. Aber genau das ist wohl auch einer der vielen Faktoren, die Ivey so faszinierend machen: Er ist nicht nur ein Ausnahme-Pokerspieler, sondern auch eine der schillerndsten – und widersprüchlichsten – Figuren der Szene.

Quelle des Bildes: Screenshot von https://www.youtube.com/watch?v=hQbDxHHitOg&ab_channel=joeingram1

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1 Kommentar zu: Pokerikone Phil Ivey warnt Betrüger, hat aber selbst einen kontroversen Ruf

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Die Doppelmoralisten,ist wie in der Politik.🫣🫣🫣

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