Gemäß Glücksspielstaatsvertrag von 2021 sind Online-Tischspiele in Deutschland grundsätzlich erlaubt. Die Regulierung erfolgt allerdings nicht wie bei virtuellen Automaten bundesweit, sondern ist Ländersache. Diese uneinheitliche Lösung hat dazu geführt, dass Roulette, Blackjack und Co. bis heute vielerorts nicht online gespielt werden können (zumindest nicht legal). Baden-Württemberg gehört seit kurzem zu den wenigen Regionen, die solche Casino Spiele genehmigen. Allerdings nur von einem staatlichen Anbieter und natürlich ausschließlich innerhalb der Landesgrenzen.

Seit 2021 soll der Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) für klare Verhältnisse auf dem deutschen iGaming-Markt sorgen. Doch Theorie und Praxis – nun ja, die liegen manchmal weiter auseinander als ein Roulette-Einsatz und ein Volltreffer auf die richtige Zahl. Gerade bei klassischen Casino Spielen wie Blackjack oder Baccarat tun sich die Bundesländer schwer mit der Lizenzierung.

Dabei gibt es genau zwei Wege: Entweder erfolgt die Regulierung auf der Basis eines staatlichen Monopols oder man lässt private Anbieter zu. Die Anzahl der Konzessionen, hängt davon ab, wie viele Spielbanken im jeweiligen Bundesland existieren. Klingt einfach, zieht sich aber. Erst im Frühjahr 2024, also gut drei Jahre nach dem Inkrafttreten des GlüStV, legte Bayern als erstes Land mit einem staatlichen Live-Casino los. Schleswig-Holstein folgte im September 2024 – allerdings mit vier privaten Anbietern: BluBet Operations Limited (Novoline), Cashpoint Malta Limited (Merkur Slots), Skill On Net Limited (DrückGlück) und Tipico Karlsruhe Limited (Tipico Games).

Nun zieht Baden-Württemberg nach. Laut dem Innenministerium liegt der Hauptgrund darin, dass im Land (wie auch überall sonst in Deutschland) viele unerlaubte Betreiber aus dem internationalen Raum zugänglich sind. Um die Spieler nicht in fragwürdige Gefilde abzudrängen, will die Regierung ein legales, kontrolliertes Angebot schaffen. Wie in Bayern soll dieses auf einem Monopolsystem gründen, weil man so den Spielerschutz am besten gewährleisten könne. Nach offiziellen Angaben wird die staatliche Toto-Lotto GmbH die Leitung übernehmen.

Für den Schritt war eine Anpassung des Landesglücksspielgesetzes nötig – und die wurde Ende Februar im Stuttgarter Landtag mehrheitlich beschlossen. Wann genau das Online-Angebot an den Start geht, bleibt offen. Es soll aber nicht allzu lange dauern. Und wo können die Tischspiele dann genutzt werden? Auch dazu gibt es bislang keine offiziellen Angaben. Wir haben allerdings schon eine Vermutung. Ach, und Kritik bleibt natürlich ebenfalls nicht aus. Hier gibt’s alle Details!

Neues Gesetz, neue Regeln – was steckt drin?

Die neuen Bestimmungen für Online-Tischspiele ersetzen den Bereich des Landesglücksspielgesetzes, der bislang die Sportwettenerlaubnis regelte, da diese inzwischen bundesweit einheitlich vergeben wird. Man schafft dort nun explizit die Möglichkeit, dass das Land selbst Online Casinos betreiben darf. Dazu gibt es eine Menge Details zu lesen, die vor allem den Betreiber betreffen. Die meisten Vorgaben, die für Endkunden interessant sind, beziehen sich auf den Spielerschutz.

Tischspiele mit ähnlicher Regulierung wie Onlinepoker und Automaten

Der Gesetzgeber sieht bei Online-Tischspielen ein vergleichbares Suchtpotenzial, wie es auch Onlinepoker und virtuelle Automaten bergen. Somit legt das Gesetz die Schutzmechanismen ähnlich aus.

  1. Strenge Limits: Um exzessives Spielen zu verhindern, wird der maximale Einsatz pro Runde auf 1 Euro begrenzt. Dieser Höchstbetrag soll verhindern, dass Spieler große Verluste in kurzer Zeit anhäufen bzw. ihr persönliches Limit überschreiten. Hinzu kommt das bekannte Einzahlungslimit von 1.000 Euro im Monat.
  2. Kein Algorithmus-Tricksen: Es darf keine Mechanismen geben, die Gewinne gezielt anpassen, um Spieler zu längerem Zocken zu verleiten. Kein heimliches „Runterschrauben“ der Gewinnchancen oder andere unlautere Machenschaften. Sollte eigentlich klar sein, steht aber explizit drin.
  3. Einfache Verständlichkeit: Sämtlich Spiele müssen eine klare Erklärung zur Nutzung mitbringen. Das Gesetz sagt dazu folgendes: „Ob eine leichte Aufrufbarkeit und eine leichtverständliche Beschreibung vorliegen, ist durch die Behörde mit Rücksicht auf das Verständnis eines durchschnittlichen Spielers im Erlaubnisverfahren zu entscheiden.“
  4. Glasklare Infos zu Gewinnwahrscheinlichkeiten: Spieler müssen direkt sehen können, wie hoch die Chancen auf einen Gewinn sind. Beispiel: Beim europäischen Roulette liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Erfolg auf Farbe bei 48,65 Prozent (ohne die grüne Null wären es 50 Prozent). Auch für komplexere Konstellationen sollen genaue Angaben gemacht werden.
  5. Jackpot? Fehlanzeige: Progressive Jackpots, die mit unvorhersehbaren Multiplikatoren arbeiten, sind ausgeschlossen. Gewinne müssen immer auf dem getätigten Einsatz basieren und eindeutig nachvollziehbar sein.
  6. Keine Auto-Play-Funktion: Spieler müssen nach jeder Runde aktiv entscheiden, ob und wie sie weiterspielen möchten. Eine automatische Wiederholung von Einsätzen ist unzulässig – auch nicht mit vordefinierten Stopps.
  7. Pausen für Vielspieler: Nach 60 Minuten Spielzeit wird eine fünfminütige Zwangspause verhängt. Diese greift unabhängig davon, ob jemand durchgängig gespielt hat oder nur einmal in der jeweiligen Stunde aktiv war.

Spiele mit Live-Atmosphäre – aber unter Auflagen

Damit das Angebot für Spieler attraktiv bleibt und nicht gegen illegale Anbieter abstinkt, darf Baden-Württemberg Live-Casino-Spiele übertragen – allerdings nur unter bestimmten Bedingungen: So müssen beispielsweise die Roulettekessel regelmäßig geprüft werden. Weiterhin sind ausschließlich Spielstätten innerhalb der EU als Übertragungsorte zugelassen, um wichtige Datenschutzstandards einzuhalten.

Mit all diesen Regeln will das Land eine kontrollierte Alternative zu illegalen Angeboten schaffen – ohne den Spielerschutz zu vernachlässigen. Ob das Konzept aufgeht, bleibt abzuwarten.

Wo kann man in Baden-Württemberg lizenzierte Online-Tischspiele nutzen?

Offiziell bestätigt ist es noch nicht, aber die wahrscheinlichste Adresse für lizenzierte Online-Tischspiele in Baden-Württemberg dürfte die hauseigene Online Spielothek der Toto-Lotto GmbH mit dem Namen „erwin“ sein. Bereits im Frühling 2024 haben wir darüber berichtet, dass Lotto BW sein lange geplantes Online Casino schlussendlich eröffnet hat – also warum nicht gleich die nächste Erweiterung?

Rein optisch und strukturell ist „erwin“ eine klassische deutsche Online Spielothek mit horizontaler Hauptnavigation und einem übersichtlichen Aufbau. Ganz oben kann man zwischen „Lotterien“ und „Automatenspiele“ wählen. Das Slot-Portfolio umfasst rund 200 Titel, was im Vergleich zu anderen Plattformen eher im unteren Bereich liegt. Allerdings sind einige bekannte Studios mit an Bord, darunter Greentube bzw. Novomatic, Pragmatic Play, Blueprint Gaming und Hacksaw. Das Angebot wächst kontinuierlich – ob und wann die neuen Tischspiele hinzukommen, bleibt abzuwarten. Für Neukunden gibt’s bis zu 500 Freispiele als Willkommensbonus. Einzahlungen können per Kreditkarte, Lastschrift und PayPal erfolgen. Auszahlungen dauern ein bis drei Werktage, wobei keine Gebühren anfallen.

Kritische Stimmen zweifeln an der Sinnhaftigkeit des Vorhabens und den ehrenvollen Motiven der Politik

Die größte Kritik an den neuen Online-Tischspielen in Baden-Württemberg kommt nicht – wie man vielleicht erwarten könnte – aus der Ecke der Suchtprävention oder von Gegnern des Online-Glücksspiels. Stattdessen sind es vor allem Politik und Medien, die Zweifel anmelden.

► Ein Hauptkritikpunkt: Das staatliche Angebot könnte für typische Casino-Fans wenig attraktiv sein. Besonders High-Roller dürften sich kaum für die neuen Tische begeistern. Warum? Weil auch hier das monatliche Einzahlungslimit von 1.000 Euro gilt. Spieler, die es gewohnt sind, deutlich höhere Summen zu setzen, hätten theoretisch die Möglichkeit, die Grenze auf 10.000 oder sogar 30.000 Euro anheben zu lassen – allerdings nur, wenn sie detaillierte Finanznachweise vorlegen. Die meisten High-Roller machen so etwas ungern, weshalb sich die Frage stellt, ob sie nicht einfach weiter auf internationale Angebote ausweichen. Schon im Sommer 2024 wurde bei uns diskutiert, ob die Aufweichung des Einzahlungslimits in Online Casinos sinnvoll war – jetzt kommt das Thema erneut auf den Tisch.

► Auch die Spieleauswahl dürfte viele Nutzer ernüchtern. Wer internationale Online Casinos gewohnt ist, weiß, dass dort nicht selten Hunderte verschiedene Roulette-, Blackjack- und Baccarat-Varianten spielbar sind. In Baden-Württemberg dürfte es hingegen eher eine abgespeckte Version mit nur wenigen Tischen geben.

► Ein weiteres heiß diskutiertes Thema sind die Steuern auf die Tischspiele-Einnahmen. Laut Gesetzentwurf gelten folgende Sätze:

  • 15 Prozent auf Einnahmen bis 300.000 Euro pro Monat.
  • 20 Prozent auf Einnahmen zwischen 300.000 und 750.000 Euro.
  • 25 Prozent auf Einnahmen über 750.000 Euro.

Kritiker merken an, dass die Steuereinnahmen möglicherweise weit unter den Erwartungen bleiben, weil das Angebot schlicht nicht genügend Spieler anzieht. Wer keine Lust auf eine begrenzte Auswahl, Einzahlungslimits und wenig Flexibilität hat, könnte sich einfach weiterhin auf nicht lizenzierte Alternativen konzentrieren.

► Und dann wäre da noch der Monopol-Ansatz. Die Regierung argumentiert, dass ein staatliches Unternehmen am besten garantieren könne, dass Spielerschutz und Jugendschutz wirklich eingehalten werden. Doch diese Argumentation stößt auf Widerstand. Der FDP-Abgeordnete Daniel Karrais sieht hinter der Monopolstrategie eine ganz andere Motivation:

„Ich glaube, in Wahrheit hat man sich für die Monopollösung für das Online-Glücksspiel entschieden, weil das Land da den maximalen Gewinn herausholen kann, was bei einer Konzessionsvergabe nicht der Fall wäre.“

Trotz kritischer Stimmen zeigt Baden-Württemberg mit seinem Schritt, dass die Regulierung des deutschen Online-Glücksspiels weiter voranschreitet – ob mit Erfolg oder als warnendes Beispiel, wird die Zukunft zeigen.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/photos/game-bank-mission-token-place-1003137/

Zentrale Textquellen: https://gamesundbusiness.de/baden-wuerttemberg-erlaubt-online-casino, https://igamingbusiness.com/gaming/gaming-regulation/german-state-of-baden-wurttemberg-approves-online-games/

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9 Kommentare zu: Online-Tischspiele in Baden-Württemberg genehmigt

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Ich habe innerhalb Deutschlands nichts anderes erwartet.
Mit der 1euro Grenze will man verhindern das Spieler in kurzer Zeit viel Geld Verlieren. Dann ist Geld halt schnell weg. . Mit der 1euro Grenze verlieren Leute langsamer, bleiben aber länger. Whats the point?
Oder soll das ein...   Mehr anzeigen
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1€ Roulette oder Blackjack lohnt sich null.
Werden höchstwahrscheinlich eh nur Slot-Games sein. Ich weiß nicht einmal, ob sich bei den max Einsatz eine automatische Roulette überhaupt lohnt. Da hat es in Bayern tatsächlich besser...   Mehr anzeigen
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@frapi07: Als 8eNews kamen das es wohl extra Lizenzen geben wird fur live black jack geben wird dachte ich als erstes an black jack und wie damals das ist
@Frankey: Ja solche Nachrichten muss man mit Vorsicht genießen. In Bayern gibts kein live blackjack. Sind alles nur Slots, weshalb ich mich da auch nicht registriert habe. Live gibt es nur Roulette, aber bin nicht so der Roulette-Spieler^^
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Ist das ein Slot? Oh man...
Glücksspiel sollten alle lassen die sich 0 mit der Materie auskennen
@comiker91: Bei der Online-Spielbank in BaWü kann ichs dir nicht sagen, aber bei der bayerischen Online Spielbank wird zumindest beim Blackjack (und auch teils Roulette) als Slot angeboten. Kannst du auch gerne hier nachschauen: ...   Mehr anzeigen
super Kommentar !! TOP weiter so )
@frapi07: GANZ MEINE WORTE !!!! ) absoluter Müll kommt nix bei rum

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