Österreich: Online Casino verklagt Spieler nach Gewinn

Viele Online Casinos in Österreich besitzen nicht die erforderliche behördliche Lizenz und sind damit illegal. In der Vergangenheit haben deshalb immer mehr österreichische Gambler versucht, erlittene Casino-Verluste zurückzufordern. Nun schlagen die Online Casinos zurück und klagen ihrerseits die zuvor an die Spieler ausgezahlten Gewinne ein. Müssen sich jetzt Spieler davor fürchten, ihre in der Vergangenheit erspielten Gewinne zurückzahlen zu müssen?

Wir bei GambleJoe berichteten bereits an vielen Stellen über die Problematik mit den illegalen Online Casinos und den damit in Zusammenhang stehenden Rückforderungsansprüchen der Spieler. Schon im März 2021 haben wir uns hier die Frage gestellt, ob es eine gute Idee ist, erlittene Casino-Verluste hinterher wieder zurückzufordern. Nun scheinen die Online Casinos allerdings den Spieß umzudrehen und fordern von erfolgreichen Spielern die bereits ausgezahlten Gewinne wieder zurück.

Oberstes Gericht in Österreich bestätigt: Anbieter können Casinogewinne zurückfordern

Bisweilen haben sich vor allem Spielerinnen und Spieler darauf konzentriert, ihre erlittenen Verluste aus dem Online Casino zurückzufordern. Nun hat der Oberste Gerichtshof (OGH) in Österreich entschieden, dass auch die illegal betriebenen Online Casinos die Gewinne von den Glücksspielern zurückfordern dürfen (OGH 26.6.24, 8 Ob 21/24g). Die OGH-Entscheidung kann hier online eingesehen werden.

In dem konkreten Fall hat eine Spielerin im Online Casino von Bet365 zunächst versucht, ihre Spielverluste zurückerstattet zu bekommen. Die Begründung: Bet365 besaß zum entsprechenden Zeitpunkt keine österreichische Glücksspiellizenz und hätte dementsprechend kein Online Casino in Österreich betreiben dürfen. Die Situation in Österreich sieht nämlich zurzeit noch so aus, dass ausschließlich die Casinos Austria mit ihrer Marke „Win2day“ Online-Glücksspiel legal anbieten dürfen.

Nachdem die Spielerin ihre Klage eingereicht hat, reichte auch der Glücksspielanbieter Klage ein und verlangte die Rückzahlung der ausgezahlten Gewinne in Höhe von knapp 7.000 Euro. Das Bezirksgericht Donaustadt hat die Klage von Bet365 zunächst abgelehnt. Im weiteren Verlauf gab der OGH dem Glücksspielunternehmen jedoch Recht und bestätigte, dass die Spielerin die gesamten Gewinne zurückzahlen muss.

Glücksspielverträge sind nichtig – Verträge müssen rückabgewickelt werden

Der OGH stellte fest, dass sämtliche geschlossene Verträge nichtig sind, wenn es sich um ein illegales Online Casino handelt. Folglich müssen die Verträge komplett rückabgewickelt werden. Das gilt natürlich in beide Richtungen, sodass nicht nur Spieler ihre Verluste zurückbekommen, sondern diese ihre Gewinne ebenfalls zurückzahlen müssen.

Schließlich könne es nicht sein, dass Spieler risikolos am illegalen Spiel teilnehmen können. Wenn nämlich Verluste zurückgefordert werden können, während Gewinne einbehalten werden dürfen, dann ist der Anreiz natürlich groß, am verbotenen Glücksspiel teilzunehmen.

Nun bleibt abzuwarten, ob die illegalen Online Casinos breitflächig in Österreich gegen die Spieler klagen werden. Es kann damit gerechnet werden, dass die Glücksspielunternehmen ihren Fokus wohl erst auf die Spieler legen, die versuchen, ihre Verluste zurückzubekommen. Theoretisch wäre es nun aber auch denkbar, dass sich die illegalen Online Casinos gezielt an Spieler wenden, die in der Vergangenheit hohe Beträge gewonnen haben und diese auffordern, das Geld zurückzuzahlen.

Bereits vor ziemlich exakt zwei Jahren berichteten wir bei GambleJoe auch darüber, dass einige Casinos trotz Verurteilung die Spielerverluste nicht erstatten. Von daher ist eine Klage gegen ein Online Casino natürlich keinesfalls eine Garantie, dass man seine Verluste zurückerhält. Selbst dann nicht, wenn das Gericht am Ende im Sinne des Spielers urteilt.

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