Das eigentlich so streng regulierte Glücksspiel in Österreich wird derzeit von Berichten zu möglichen Beteiligungen staatlicher Unternehmen an illegalen Online Casinos erschüttert. Dem Spielerhersteller Rabcat und dessen Mutterkonzern, die Österreichische Lotterien GmbH, wird vorgeworfen, jahrelang ein doppeltes Spiel gespielt zu haben. Auf der einen Seite wurde erklärt, wie schädlich nicht regulierte Anbieter sind, auf der anderen Seite soll aber genau an diesen kräftig mitverdient worden sein.

Die Sache ist etwas kompliziert, deshalb muss zunächst klargestellt werden, wie die Österreichische Lotterien GmbH und Rabcat zusammenhängen. In Österreich wird das Glücksspiel durch verschiedene staatliche Stellen und Unternehmen reguliert und überwacht. Die wichtigsten Akteure sind das Bundesministerium für Finanzen (BMF), die Österreichische Lotterien GmbH und die Casinos Austria AG.

  • Bundesministerium für Finanzen (BMF): Dieses Ministerium ist die zentrale Behörde für die Regulierung und Aufsicht des Glücksspiels in Österreich. Es erteilt Lizenzen und sorgt dafür, dass die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden.
  • Österreichische Lotterien GmbH (nachfolgend „Lotterien“): Dieses Unternehmen hat das Monopol für Lotterien und diverse andere Glücksspiele in Österreich. Es betreibt unter anderem Lotterieprodukte wie Lotto, Toto, EuroMillionen und Rubbellose.
  • Casinos Austria AG: Die Casinos Austria AG ist der Mutterunterkonzern der Lotterien und betreibt die landbasierten Spielbanken in Österreich. Das Unternehmen führt unter Lizenzen des Finanzministeriums mehrere Casinos im ganzen Bundesgebiet.

Die Österreichische Lotterien GmbH ist gemeinsam mit der Casinos Austria AG federführend bei Win2Day, dem einzigen im Land vom BMF genehmigten und damit legalen Online-Glücksspielangebot. Beide Unternehmen gehören zur gleichen Gruppe und arbeiten zusammen, um die Online-Plattform zu verwalten.

Die Rabcat Computer Graphics GmbH ist ein Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Online-Gaming-Inhalten und -Software spezialisiert hat. Die Marke ist bekannt für die Herstellung von hochwertigen Casino Spielen, einschließlich Video-Slots und Table-Games. Obwohl Rabcat selbst kein Betreiber von Online Casinos ist, hat die Firma sowohl in Österreich als auch international einen bekannten Namen in der Branche und bei den Spielern. Sie ist eine Tochtergesellschaft der Österreichischen Lotterien GmbH. Diese Verbindung besteht seit 2015, als die Lotterien eine Mehrheitsbeteiligung an Rabcat erwarben. Interessierte finden entsprechende Spiele bei Win2Day, aber auch anderswo im internationalen Raum.

Mittlerweile gehört Rabcat zu 100 Prozent zu den Lotterien, ist aber nach wie vor global aktiv. Das Problem liegt nun vor allem darin, dass die Spieleprofis offenbar jahrelang auch solche Casinos mit ihren Kreationen belieferten, die in Österreich illegal tätig waren oder sind. Nach wie vor sollen bestimmte Big-Player die Titel der Marke in Österreich ohne hiesige Lizenz anbieten. Damit würden die angeschlossenen österreichischen Casino-Unternehmen indirekt vom nicht regulierten Markt profitieren. Sie räumen eine frühere Beteiligung von Rabcat ein, diese soll aber schon einige Jahre zurückliegen. Die Sache ist ziemlich verstrickt, die Fakten sprechen aber weitgehend gegen die Lotterien und Rabcat. Das hat das gemeinnützige Magazin Dossier in einer tiefgehenden Recherche ans Licht gebracht.

Dossier ist sicher: Österreichische Lotterien GmbH, Casinos Austria AG und Rabcat haben ein doppeltes Spiel gespielt

Wie bei Dossier zu lesen ist, beschwerte sich der Chef der Casinos Austria AG, Erwin van Lambaart, erst im Sommer 2023 in den Salzburger Nachrichten darüber, dass illegale Glücksspielangebote die Spielsucht fördern und über 90 Prozent der Problemspieler auf entsprechenden Internetplattformen zocken. Dabei ließ er jedoch aus, dass die Konzerntochter Rabcat jahrelang speziell an nicht regulierten Online Casinos mitverdient hat.

Dossier schreibt:

„Seit Jahren beliefert Rabcat die internationale Videospielindustrie. Man entwickelt Charaktere für die beliebten Schießspiele Fortnite und Valorant oder 3D-Grafiken für ein Micky-Maus-Spiel von Disney. Rabcat produziert aber auch Online-Glücksspiele in bis zu 32 Sprachen, großteils angelehnt an klassische einarmige Banditen, auch Slots genannt.“

Diese Spielautomaten-Games waren noch bis Anfang 2024 bei bekannten Casino-Größen zu finden, die in Österreich zugänglich sind, dort aber keine Lizenz haben – wie etwa bei bwin, William Hill, bet365, Tipico oder Pokerstars. Laut Dossier sollen Rabcat-Titel zum Beispiel bei Mr Green bis heute auch für Österreicher im Programm sein. Der Spielehersteller führte die Logos einiger der genannten Casinos noch bis vor kurzem auf seiner Website. Sie wurden entfernt, nachdem der oberösterreichische Verein Spielerhilfe Anfang 2024 auf die offenkundigen Kooperationen mit den illegalen Portalen aufmerksam wurde und das BMF informierte.

Gegenüber Dossier sagte ein Sprecher der Lotterien, dass es sich, wenn Rabcat-Spiele von Dritten angeboten würden, um illegale Kopien oder Plagiate handele, gegen die selbstverständlich rechtlich vorgegangen würde. Man versichert, dass Rabcat „exklusiv“ für die Lotterien „vollständige Spiele“ bereitstelle. Es könne lediglich sein, dass andere Unternehmen Grafikdesigns von der Marke bezögen.

Die Lotterien, andere angeschlossene Unternehmen und der Staat profitieren offenbar schon lange von der Verbindung von Rabcat zu illegalen Anbietern

Fest steht, dass Rabcat-Spiele an internationale Casinos liefert(e) und daran verdient(e). Interne Dokumente von Spieleplattformen und Spielegroßhändlern belegen laut Dossier, dass die Beteiligung am Bruttospielertrag von Rabcat-Titeln zwischen 11,5 und 13,5 Prozent liegt oder lag.

Die Lotterien stellen fest, dass sie bei der 100-prozentigen Übernahme von Rabcat sofort für eine Beendigung der bis dahin indirekten oder durch die anteilige Zugehörigkeit teilweisen Geschäftsbeziehungen zwischen ihrer Tochter Rabcat und den illegalen Anbietern gesorgt hätten. Das soll ab 2022 geschehen sein.

Interessant ist aber, dass die Beteiligung der Lotterien über eine weitere Tochtergesellschaft von Win2day offenbar schon 2017 bei 95 Prozent lag. 2019 soll dieser Anteil dann von der Tochter komplett an die Lotterien gegangen sein.

Dossier schreibt dazu:

„Laut den Rabcat-Gesellschaftsverträgen konnten sämtliche Entscheidungen von der ‚Aufnahme und Aufgabe von Geschäftszweigen‘ bis zur ‚Auflösung der Gesellschaft‘ mit einer Stimmenmehrheit von 94 Prozent getroffen werden – womit die Lotterien schon seit 2019 und nicht erst seit 2022 die ‚volle Kontrolle‘ über Rabcat gehabt haben müssen.“

Weiterhin stellt der Bericht fest:

„Als hundertprozentige Tochterfirma der Lotterien ist Rabcat übrigens teilstaatlich. Neben dem Haupteigentümer Allwyn der tschechischen Sazka-Gruppe gehören der Novomatic AG, dem ORF und der Republik Österreich indirekt Anteile an der Casino- und Videospielefirma. Das bringt die Republik in eine heikle Doppelrolle.“

Aber auch wenn Rabcat, so wie es die offiziellen Stimmen verlautbaren, erst 2022 vollkommen an die Lotterien gegangen ist, bekamen letztere vorher über die Firmenanteile, die ja seit 2015 bestehen, immerhin gewisse Summen vom internationalen bzw. in Österreich illegalen Geschäft ab.

Fazit

Diese Verstrickungen haben das Zeug zu einem regelrechten Skandal. Bislang sind außer einem Aufschrei in der Presse und einem gesellschaftlichen Aufhorchen keine weiteren Konsequenzen zu verzeichnen. Alleine die Tatsache, dass staatliche Unternehmen und die Republik Österreich selbst Anteile an Rabcat haben, dürfte eine detaillierte Untersuchung unumgänglich machen.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/vectors/liar-lie-truth-pinocchio-long-7074360/

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1 Kommentar zu: Haben die Österreichischen Lotterien an illegalen Anbietern mitverdient?

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Merkur hat doch auch casinos in malta, unter anderen Namen und iwelchen firmen die ihren sitzt iwo im nirgendwo haben, alle sind sie so schlimm und haben ne doppel Moral
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