Die organisierte Kriminalität und das Glücksspiel – eine „Never Ending Story“. Im Fall der österreichischen „Kajot“-Bande, die über einen langen Zeitraum illegale Automatenspiele im großen Stil betrieben haben soll, bekommt dieser geflügelte Sachverhalt eine ganz eigene Bedeutung: Denn tatsächlich gelingt es den Behörden seit Jahren nicht, die Drahtzieher dingfest zu machen. Sie wehren sich mit taktischen Winkelzügen und wollten sogar einem Ermittler gerichtlich eine psychische Erkrankung zuschieben.

Die österreichische „Kajot“-Bande ist ein Paradebeispiel dafür, wie organisierte Kriminalität und taktische Winkelzüge Behörden über Jahre hinweg an der Nase herumführen können. Jahrzehntelang florierte ihr Geschäft mit illegalen Spielautomaten. Die Bezeichnung „Kajot“ wurde übrigens von den Markennamen der Terminals entlehnt, die die Gruppe normalerweise für ihre Machenschaften nutzte (bzw. weiterhin nutzt).

Trotz millionenschwerer Gewinne an über 50 Standorten blieben die Drahtzieher lange Zeit mehr oder weniger unbehelligt: Bis das österreichische Bundeskriminalamt vor drei Jahren mit 140 Beamten zuschlug und 13 Hausdurchsuchungen durchführte. An dieser Stelle hätte die Geschichte eigentlich eine drastische Wendung nehmen sollen. In aller Regel behalten die Beamten, sobald sich Verdachtsfälle erhärten, die Oberhand. Es kommt zu Sicherstellungen, Verhaftungen, Datenauswertungen, Gerichtsverfahren usw. Wie zum Beispiel auch bei der Aufdeckung eines illegalen Casino-Betriebs in NRW diesen Sommer oder bei der Aushebung von großangelegten illegalen Münchener Pokerrunden im Herbst. Im Fall „Kajot“ kann von einem Ende der krummen Touren jedoch kaum die Rede sein.

Statt sich geschlagen zu geben, wählten die Hintermänner (schon vor der Razzia) immer wieder Strategien, die den klassischen Ermittlungsprozess ad absurdum führten: Beamte sollten als psychisch unfähig diskreditiert werden, ein Gerichtsgutachter wurde mutmaßlich bestochen und zur Krönung zeigte sich die Bande selbst an – ein Schachzug, um die Ermittlungen auf eine falsche Fährte zu locken.

Was wie das Drehbuch eines Krimis klingt, ist Realität: ein hartnäckiger, raffinierter Tanz auf dem Grat zwischen Recht und Unrecht mit einer Menge Manipulationen, der Österreichs Behörden wohl noch eine ganze Weile fordern wird. Nun gibt es bisher unveröffentlichte Informationen, die selbst die neutralsten Betrachter nur noch mit dem Kopf schütteln lassen.

Ein kriminelles Netzwerk mit unglaublicher Tragweite und Kaltschnäuzigkeit

Die „Kajot“-Bande kann mittlerweile sehr trefflich als „Vertrauter Feind“ der österreichischen Justiz beschrieben werden. Seit Jahren ist sie das Sorgenkind der hiesigen Strafverfolgung.

Ihre Geschäfte lesen sich fast wie ein Lehrbuchbeispiel für organisierte Glücksspielkriminalität, bei dem der Einfallsreichtum unbegrenzt zu sein scheint: Über 55 Standorte verteilt sollen die Verantwortlichen jährlich bis zu sieben Millionen Euro aus illegalem Glücksspiel erwirtschaftet haben. Apropos - im Sommer dieses Jahres kamen Berichte über mögliche Beteiligungen staatlicher österreichischer Glücksspielunternehmen an illegalen Online Casinos auf.

Die Drahtzieher agieren dabei mit einer Mischung aus Dreistigkeit und taktischem Geschick, die ihresgleichen sucht. Ermittler der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) kämpfen sich durch ein dichtes Netz von Tarnfirmen, Strohmännern und Korruption.

Hightech und Manipulation: Automaten per Fernsteuerung

Was wie ein filmreifes Katz-und-Maus-Spiel klingt, ist für die Finanzpolizisten in Wels über Jahre zum Alltag geworden: Immer wieder filzten sie Lokale, in denen „Kajot“-Automaten vermutet wurden. Doch noch vor ihrem Eintreffen erfolgte eine Abschaltung der Geräte per Fernsteuerung. Mit diesem technischen Clou hat man die Beweise verschleiert, denn Automaten, die nicht in Betrieb sind, können auch nicht ohne Weiteres geprüft werden. Vor kurzem wurden übrigens 45 illegale Spielautomaten in Frankfurt am Main vernichtet.

Die Bande nutzte zudem manipulierte Buchhaltungsprogramme, um den Behörden geringere Erträge vorzutäuschen, als sie wirklich vorlagen. Die wahren Gewinne ließ man in Lederkoffern verschwinden. Selbst für illegale Einnahmen eigentlich fällige Steuern wurden stets geschickt umgangen.

Ein Firmennetzwerk wie ein Konzern

Die Struktur der Bande erinnert mehr an ein multinationales Unternehmen als an eine kriminelle Vereinigung. Mit 19 Firmen und rund 70 Mitarbeitern betreibt „Kajot“ ein logistisch ausgeklügeltes System: Software-Entwicklung, IT-Dienstleistungen, Personalvermittlung – alles offiziell völlig legal.

Hinter dieser Fassade arbeitete man jedoch auf Hochtouren daran, illegale Spielautomaten in Betrieb zu halten. Selbst die Gewinne aus den Geräten flossen zurück in scheinbar legale Geschäftszweige und wurden somit „sauber gewaschen“. Auch im Rahmen der Großrazzia bei Tipster im vergangenen Frühjahr wurden viele Verstrickungen aufgedeckt.

Korruption und Einschüchterung als Strategie

Die Bande versteht es, ihre Gegner unter Druck zu setzen: Ein besonders tolldreister Fall betrifft den Gruppenleiter der Finanzpolizei Christian W., der in seiner 16-jährigen Amtszeit immer wieder mit „Kajot“ zu tun hatte. Er war laut Presseberichten so einiges von der Gruppe gewohnt. Im Jahr 2021 nahm die Sache für ihn jedoch eine ganz und gar unerwartete Wendung.

Der Anwalt der Bande beantragte eine Prüfung der aus seiner Sicht nicht mit dem Gesetz zu vereinbarenden Vorgehensweisen der Behörde. Er mutmaßte, dass der Leiter seine Aufgaben nicht mehr überblicken könne und der Verdacht einer psychischen Erkrankung naheliege. Tatsächlich wurde daraufhin ein Verfahren wegen Amtsmissbrauchs gegen W. eingeleitet, das man schließlich allerdings fallenließ. Dennoch wurden durch den Schachzug Ressourcen gebunden, womit „Kajot“ zumindest kurzfristig aufatmen konnte.

Zudem sollen Fachleute gekauft worden sein, um Gefälligkeitsberichte zu erstellen. Das ging bis zur Bestechung eines Gerichtsgutachters, der der Gruppe „belegte“, dass die betriebenen Automaten Geschicklichkeitsspiele seien: Ein entscheidender Unterschied zu klassischen Glücksspielautomaten, der die Grundlage für Gerichtsverfahren kippen kann. E-Mails zeigen, dass der Sachverständige seine Ergebnisse vorab mit den Drahtziehern abstimmte und sogar Honorare für „Vorträge“ von den Firmen erhielt. Übrigens gelten Sportwetten in Österreich als Geschicklichkeitsspiele und sind deshalb weitgehend unreguliert.

Zwischen Skrupellosigkeit und öffentlicher Anerkennung

Als die Bande einen Automaten-Container direkt neben der Welser Tafel aufstellte – einer Einrichtung für Bedürftige – schlugen die Wellen hoch. Spielsüchtige, oft sozial schwache Menschen, wurden förmlich zum Spielen eingeladen. Gleichzeitig war die Gruppe bis vor wenigen Jahren Namenssponsor eines lokalen Fußballvereins. Diese öffentlichen Auftritte kontrastieren scharf und haben dafür gesorgt, dass „Kajot“ für nicht wenige Außenstehende nur schwer einzuschätzen ist.

Juristische Schlacht mit kuriosen Strategien

Die Ermittlungen gegen die „Kajot“-Gruppe sind ein Kraftakt für die Behörden. Die Verantwortlichen schaffen es immer wieder, sich durch juristische Winkelzüge aus der Schusslinie ziehen. Beamte und Staatsanwälte müssen sich durch eine Vielzahl von Delikten und undurchsichtige Strukturen kämpfen: von Geldwäsche über Abgabenhinterziehung bis hin zu Urkundenfälschung.

Um es den Ermittlern Steine in den Weg zu legen, macht man vonseiten der Bande selbst keinen Halt vor Methoden, die die eigene Organisation belasten. Mit Selbstanzeigen haben sich die Verantwortlichen in der Vergangenheit immer wieder Puffer gegen härtere Strafen verschafft.

So wurden dem Finanzamt bestimmte zu Unrecht erwirtschaftete Summen dargelegt, was dann lediglich Verwaltungsstrafen anstatt umfangreicher Finanzverfahren nach sich zog. Wie die österreichische Presse schrieb, wurden die betreffenden Geldbußen entweder durch Sündenböcke im Gefängnis abgesessen oder von ausländischen Firmen einfach nicht bezahlt. In Anbetracht eines Umsatzes von mehreren Millionen Euro pro Jahr lohnte es sich offenbar, derartige Schwierigkeiten billigend in Kauf zu nehmen.

Fazit

Trotz jahrelanger Ermittlungen und immer neuer Enthüllungen scheint die „Kajot“-Bande nicht zu fassen zu sein. Die österreichischen Strafverfolgungsbehörden kommen immer wieder an ihre Grenzen. Übrigens: Der Hauptverdächtige, von Zeugen als „Phantom“ bezeichnet, lebt unbehelligt im Hausruckviertel, das im südwestlichen Zentralraum Oberösterreichs liegt. Wie die österreichische Presse mitteilt, ist er Kunstsammler und geht verschiedenen sportlichen Aktivitäten nach.

Die Komplexität des Falls, von verschlüsselten Finanzströmen bis zu mutmaßlich bestochenen Gutachtern, erschwert die Arbeit der Ermittler erheblich. Für alle Beteiligten gilt weiterhin die Unschuldsvermutung. Die vollkommene Aufdeckung des weit verzweigten Netzwerks dürfte weiterhin eine Mammutaufgabe bleiben, deren Abschluss noch lange nicht in Sicht ist.

Eine weitere kuriose Geschichte aus Österreich: Im Sommer dieses Jahres erfolgte eine bislang einzigartige Domain-Pfändung durch eine Spielerin bei Mr. Green.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/illustrations/boss-intimidation-mafia-crime-8952450/

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