Auf dem niederländischen Glücksspielmarkt sind bereits seit einiger Zeit diverse Umbrüche zugunsten des Spielerschutzes bzw. der Staatseinnahmen im Gange, die wie Damoklesschwerter über der Industrie hängen. Es stehen neue Werberichtlinien und verschärfte Einzahlungslimits im Raum. Schließlich soll auch die Glücksspielsteuer auf mehr als 37 Prozent angehoben werden. Mit Blick auf die in Holland sehr gute Kanalisierungsquote macht sich die Branche immer mehr Sorgen. Gerade die Steuererhöhung wird von vielen als eine Art Sargnagel für die bisherigen Erfolge gesehen. Da hilft selbst das Entgegenkommen durch eine schrittweise Anpassung nur wenig.

Die Erhöhung der Glücksspielsteuer in den Niederlanden traf bereits bei ihrer Ankündigung auf heftige Reaktionen. Jetzt wurde beschlossen, die Anpassung auf satte 37,8 Prozent bis Januar 2026 schrittweise durchzuführen, was die Branche jedoch kaum beruhigt.

Besonders im Fokus steht die potenzielle Gefahr, dass regulierte Anbieter unter erheblichen finanziellen Druck geraten und die erhöhten Kosten zunehmend auf ihre Spieler umlegen könnten. Letztere würden daraufhin vermehrt auf den Schwarzmarkt ausweichen, so die Befürchtung. Das wäre zweifelsohne ein herber Rückschlag für die niederländische Glücksspielregulierung, die seit ihrer Reform im Jahr 2021 tatsächlich als Vorzeigemodell gilt. Die Glücksspielaufsicht KSA (Kansspelautoriteit) konnte in kurzer Zeit eine beeindruckende Kanalisierungsquote von rund 90 Prozent der Spieler in den legalen Markt erzielen – ein Wert, der in ganz Europa Beachtung findet.

Die Steuererhöhung sorgt somit für viel Unsicherheit und Unmut. Hinzu kommt, dass sie trotz Warnungen aus einer von der Regierung beauftragten Studie erfolgt. Diese hatte eindeutig darauf hingewiesen, dass ein solcher Schritt die Position der lizenzierten Anbieter gefährden könnte, was wiederum die langfristigen Ziele des Spieler- und Konsumentenschutzes untergräbt. Branchenexperten nehmen an, dass eine stark steigende steuerliche Belastung das Geschäftsmodell vieler lizenzierter Anbieter ins Wanken bringt. Der Staat scheint in Kauf zu nehmen, dass die bisherigen Regulierungserfolge massiv gefährdet werden.

Am 1. Januar 2025 steigt die Glücksspielsteuer in den Niederlanden auf 34,2 Prozent und dann 2026 weiter auf 37,8 Prozent

Der gestaffelte Anstieg der Glücksspielsteuer, der ab dem 1. Januar 2025 zunächst von 30,5 auf 34,2 Prozent festgesetzt wurde, soll der niederländischen Glücksspielbranche eine Übergangsphase bieten, um sich auf die neue Belastung einzustellen. Diese Entscheidung, die im niederländischen Parlament Mitte September vorgestellt wurde, ist Teil eines umfassenden Plans zur Erhöhung der Staatseinnahmen, wobei aber gleichzeitig allzu massive Negativauswirkungen auf die regulierten Anbieter abgemildert werden sollen.

Dennoch ist der Spielraum für viele Betreiber eng: Eine Bruttospielertragssteuer von letztlich 37,8 Prozent kann selbst für die Big-Player erhebliche finanzielle Einschnitte bedeuten. Ab 2026 müssen alle Anbieter mit diesen neuen Abgaben leben bzw. wirtschaften – von landbasierten Casinos und Spielhallen bis hin zu Lotterien und Online-Glücksspielen. In Deutschland wurde übrigens im Mai ein massiver Einbruch bei den Steuereinnahmen aus virtuellen Automatenspielen verzeichnet.

Branchenvertreter warnen davor, dass dieser gestaffelte Ansatz nicht ausreicht, um die Unternehmen vor empfindlichen Belastungen zu schützen. Insbesondere kleine und mittelständische Betreiber, wie es sie vor allem bei stationären Spielhallen oder Buchmacherlokalen gibt, könnten durch die Einführung der Steuererhöhung in Schwierigkeiten geraten. Die vielleicht schon jetzt knappen Margen schrumpfen weiter.

Branchenexperten und sogar eine staatlich beauftragte Studie warnen vor den Folgen der Steuererhöhung

Der niederländische Branchenverband NOGA (Netherlands Online Gambling Association), der schon bei der ersten Ankündigung der Steuererhöhung eine sehr kritische Meinung vorbrachte, äußerte sich auch beim Beschluss Ende September überaus besorgt. Man bezeichnete die geplante Anhebung als gravierende Bedrohung für die gesamte Glücksspielindustrie.

  1. NOGA: Die Steuererhöhung werde, so NOGA, „zu einer weiteren Erosion des regulierten Angebots führen“ und letztlich die Ziele der niederländischen Regulierung untergraben. Besonders beunruhigend sei die wahrscheinlich zunehmende Nutzung illegaler Optionen, die mit höheren Risiken für die Spieler verbunden sind. NOGA warnte davor, dass diese Entwicklung die Grundpfeiler der hiesigen Glücksspielpolitik – den Spielerschutz und die Prävention von Betrug und Spielsucht – massiv gefährden würde. Der Verband forderte die Regierung auf, den Dialog mit der Industrie zu suchen, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, die die Belastungen abfedern könnten.
  2. Studie von Atlas Research: Diese Bedenken werden durch eine Studie des renommierten Forschungsinstituts Atlas Research untermauert, die im Rahmen des Haushaltsentwurfs vorgestellt wurde. Laut dem Bericht besteht die Gefahr, dass zahlreiche Online-Anbieter den niederländischen Markt verlassen müssen, da sie womöglich nicht in der Lage seien, die gestiegenen Steuerlasten zu tragen. „Die Betreiber werden Maßnahmen ergreifen, um nicht in die roten Zahlen zu geraten“, heißt es in der Analyse. Das Resultat könnte abermals eine zunehmende Verlagerung der Spieler auf den Schwarzmarkt sein, so das Resümee. Die Studie macht deutlich, dass die Abwälzung der höheren Kosten auf die Spieler unweigerlich zu einer Schwächung des regulierten Wettbewerbs führen wird.
  3. Holland Casino: Auch der staatlich geführte Glücksspielkonzern Holland Casino ist von der Steuererhöhung massiv betroffen. Petra de Ruiter, CEO des Unternehmens, nannte die Anhebung „unverantwortlich“ und erklärte, dass Holland Casino im Jahr 2024 bereits einen Verlust von 3,5 Millionen Euro verzeichnet habe, nachdem die Steuer um nur 1 Prozent angehoben wurde. Bei einem Steuersatz von insgesamt 37,8 Prozent werde sich die effektive Abgabenlast auf etwa 50 Prozent des Umsatzes belaufen, was es nahezu unmöglich mache, profitabel zu arbeiten. De Ruiter warnte, dass Holland Casino gezwungen sein könnte, Filialen zu schließen oder sein Online-Geschäft aufzugeben, falls nichts passiere. „Im Gegensatz zu Supermärkten können wir Preiserhöhungen nicht so einfach weitergeben“, erklärte sie. Maßnahmen wie die Reduzierung der Gewinnsummen für Spieler oder eine aggressivere Kundenakquise seien nicht akzeptabel und stünden im Widerspruch zu den Zielen der staatlichen Glücksspielpolitik.

Fazit

Trotz starker Gegenargumente von Branchenexperten und einer staatlich beauftragten Studie scheinen die Niederlande entschlossen, die Erhöhung der Glücksspielsteuer durchzusetzen. Die geplante Anhebung auf 37,8 Prozent bis 2026 bedroht nicht nur die Profitabilität vieler Anbieter, sondern auch den bislang gelungenen Kampf gegen den Schwarzmarkt. Es erscheint nahezu unglaublich, dass die Regierung dieses Risiko eingeht, obwohl die bisherigen Regulierungserfolge europaweit als beispielhaft gelten. Die Gefahr, dass die Steueranpassung die hart erarbeiteten Erfolge der Kanalisierung gewissermaßen zunichtemacht, scheint offensichtlich. Ähnlich gravierend wären die Konsequenzen wohl auch bei einem tatsächlichen Verbot von Slots in Holland, das ebenfalls noch immer Thema ist.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/illustrations/rocket-firework-red-rise-fly-979271/

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