Niederlande: Slots und Glücksspielwerbung bald komplett verboten?
Das niederländische Abgeordnetenhaus hat im April über ein Verbot von Online-Werbung für Glücksspiele und sogar über eine komplette Sperre von Slots abgestimmt. Tatsächlich war die Mehrheit der Beteiligten für einen Ausschluss aller Formen von gezielten Promotionen im Internet und ebenso für einen Bann von Spielautomaten. Letztere werden als "Hochrisikospiele" angesehen.
Die Niederlande gilt grundsätzlich als sehr freiheitlicher und toleranter Staat. Wenn es um Online-Glücksspiele geht, versteht man dort jedoch keinen Spaß. Wir haben in der Vergangenheit mehrfach über die teils strengen Regeln berichtet. Erst kürzlich wurde ein Gesetzesentwurf präsentiert, nach dem die Limits für niederländische Gambler unter 23 Jahren ab Oktober dieses Jahres auf 5,35 Euro pro Tag beschränkt werden sollen. Auch für ältere Zocker sind sehr strikte Grenzen vorgesehen. Des Weiteren ist die Glücksspielwerbung in den Niederlanden bereits seit 2023 stark reguliert. Ungezielte Reklame und Spots in TV, Radio oder im öffentlichen Raum sind nicht mehr erlaubt.
Nun wurden entsprechende Vorgaben noch einmal verschärft. Wie es vor kurzem in der Fachpresse zu lesen war, stimmte das niederländische Repräsentantenhaus für ein Verbot von Online-Werbung für Glücksspiele und für Glücksspiele mit sehr hohem Risiko, zu denen vor allem Slots gezählt werden.
Ein Verbot von Online-Werbung für Glücksspiele wurde bereits mehrfach beantragt
Sowohl der Antrag auf den Ausschluss von Online-Glücksspielwerbung als auch die Forderung nach einem Bann von Spielautomaten wurden von dem sozialdemokratischen Abgeordneten Michiel van Nispen eingebracht. Beide erhielten, wie der Presse zu entnehmen ist, „gerade genug“ Unterstützung für eine Mehrheit.
Bereits im Februar 2024 ging ein Antrag des Abgeordneten Derk Boswijk für ein vollständiges Verbot von Glücksspielwerbung ein. Dieser erhielt allerdings nicht genügend Stimmen. Eine weitere Prüfung war damit ausgeschlossen. Van Nispen griff viele der Argumente von Boswijk auf und startete mit seinem Anliegen im April einen neuen Versuch. Dieses Mal wurde das Gesuch mit einer knappen Mehrheit von 77 Stimmen angenommen.
Ob es wirklich durchgeht, wird sich in einem folgenden Prüfungsverfahren herausstellen.
Mit dem neuen Antrag sollen alle Formen von Online-Werbung ausgeschlossen werden, was auch sämtliche gezielten Anzeigen betrifft. Dies folgt auf das Verbot nicht zielgerichteter Werbung in den Niederlanden, über welches wir (wie oben beschrieben) bereits im Juli 2023 berichteten. Infolgedessen wurde Massenwerbung in Radio, Fernsehen, an Außenstandorten und in Printmedien untersagt. Auch Sportsponsoring ist von dem Verbot betroffen. Für bestehende Verträge gilt jedoch eine Übergangsfrist.
Online-Spielautomaten bald Geschichte in den Niederlanden?
Der zweite von Van Nispen eingereichte Antrag bezieht sich auf - wie es der Presse zu entnehmen ist - „Online-Glücksspiele mit einem nachweislich sehr hohen Risiko“. Nach Ansicht des Politikers und seiner Partei sollte ein komplettes Verbot von Glücksspielen ausgesprochen werden, wobei Online-Spielautomaten aber als Hauptbeispiel für entsprechend gefährliche Angebote dienen. Der Grund dafür sei, dass die Spieler keinerlei Kontrolle über den Ausgang solcher Games hätten. Eine Mehrheit von 79 Abgeordneten stimmte für den Antrag.
Trotz dieser klaren Mehrzahl der Beteiligten, die ein solches Verbot befürworten, ist der Bann noch keine beschlossene Sache. Zunächst muss das Anliegen gesetzlich verankert werden. Es liegt nun an Franc Weerwind, dem Minister für Rechtsschutz in den Niederlanden, den Antrag bzw. den Entwurf zu überprüfen und gegebenenfalls zu genehmigen.
Weerwind hat sich in der Vergangenheit stark für verantwortungsvolles Glücksspiel eingesetzt. Er äußerte jedoch nie ausdrücklich den Wunsch nach Verboten. Dennoch gilt er in gewisser Weise als „Hardliner“. So kündigte er im Dezember 2023 neue Maßnahmen zum Schutz der Spieler an. Dazu gehört auch, dass die Anbieter verpflichtet werden, Kunden zu kontaktieren, die ein monatliches Einzahlungslimit von 350 Euro festgelegt haben (das standardmäßige Maximum für Glücksspiel-Fans in den Niederlanden, die 24 Jahre oder älter sind). Die Betreiber sind verpflichtet, diese Personen über die Risiken von Glücksspielen mit derart „hohen Beträgen“ zu informieren.
Experten sicher: Bei einem Slot-Verbot drohen erhebliche steuerliche Einbußen und ein Boom des Schwarzmarktes
Würde ein Verbot von Spielautomaten wirklich in Kraft treten, hätte dies unweigerlich erhebliche negative Folgen für die regulierte Industrie: Da sind sich die internationale Fachpresse und ausgewiesene Experten sicher. Dazu würden insbesondere starke Auswirkungen auf die Staatseinnahmen zählen. Die Gelder aus dem Sektor der Online Casinos würden immens einbrechen. Die Kansspelautoriteit (KSA), also die Aufsichtsbehörde für Glücksspiele des Landes, schätzte in einem kürzlich erschienenen Überwachungsbericht, dass derzeit 77 Prozent des gesamten Umsatzes im Glücksspiel mit Online Casinos erzielt wird. Da Slots auch in den Niederlanden, die mit Abstand beliebtesten Casino Spiele sind, dürfte vom Markt nach einer Streichung dieser Games nicht mehr viel übrigbleiben.
Fazit
Quelle des Bildes: https://pixabay.com/illustrations/banned-forbidden-warning-ban-1726366/
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9 Kommentare zu: Niederlande: Slots und Glücksspielwerbung bald komplett verboten?
Kommentar verfassenMisterL
15.05.2024 um 13:52 Uhrmein vor paar jahren bei VW 55%
Dutch78
15.05.2024 um 10:01 UhrGemessen daran, dass die Niederlande ca. 400 Milliarden an Steuer und Sozialabgaben haben und dementsprechend die Einnahmen sind,... fällt die eine Milliarde nicht wirklich ins Gewicht. Natürlich sind eine Milliarde besser als keine, gemessen an der Gesamtrelation dürfte diese Summe aber keinen davon abhalten, sich für ein Verbot auszusprechen. Mehr anzeigen
Chris_W
15.05.2024 um 15:38 UhrRasmik12
15.05.2024 um 09:09 UhrGlücksspiel (auch Wetten), Alkoholkonsum und alles was mit „Rauchen“ zusammen steht.
TranceBabe
Rainmann
15.05.2024 um 11:13 UhrRasmik12
17.05.2024 um 08:42 UhrRainmann
15.05.2024 um 08:16 UhrMacke
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