Niederländische Profi-Pokerspieler sollen Steuern zurückerhalten
Wie die niederländischen Finanzbehörden vor einigen Tagen mitgeteilt haben, können Profi-Pokerspieler unter bestimmten Umständen bereits gezahlte Glücksspielsteuern zurückerhalten. Insgesamt dürfte sich der Rückforderungsbetrag im Millionenbereich bewegen. Es gibt jedoch einen Haken: Es können nur Steuern für Gewinne zurückgefordert werden, die auf der regulierten Plattform PokerStars.eu erspielt worden sind.
Wer als Profi-Pokerspieler aus den Niederlanden bei PokerStars in den vergangenen Jahren abgeräumt hat, kann nun die entrichtete Steuer zurückfordern. In den Niederlanden ist es nämlich üblich, dass Profispieler jeden Monat rund 30 % ihrer Gewinne als Steuer abtreten. Da die Steuerzahlungen rückwirkend für mehrere Jahre zurückgefordert werden können, könnten professionelle Pokerspieler nun insgesamt mehrere Millionen Euro zurückerstattet bekommen.
Niederländisches Steuergesetz vs. EU-Recht
Ausschlaggebend für diese auf den ersten Blick kulante Entscheidung der niederländischen Finanzbehörden ist ein Urteil des Obersten Gerichtshofes. Hier hat man nämlich bereits im Jahr 2015 festgestellt, dass aufgrund von geltenden EU-Vorschriften keine Glücksspielsteuern auf erspielte Gewinne erhoben werden können, wenn sich der Geschäftssitz des Betreibers in der EU befindet. In diesem Fall würde nämlich ein Verstoß gegen den freien EU-Dienstleistungsverkehr vorliegen.
Der Streitpunkt lag hierbei im Unternehmenssitz der bekannten Poker-Plattform. Zur Anwendung der oben genannten Regelung müsste sich der Sitz der Plattform wie erwähnt in der Europäischen Union befinden. Schlussendlich hat sich herausgestellt, dass sich der Unternehmenssitz von PokerStars bereits seit 2012 auf der europäischen Mittelmeerinsel Malta befindet. Die niederländischen Finanzbehörden sind jedoch weiterhin davon ausgegangen, dass PokerStars auf der Isle of Man ansässig ist. Diese Insel gehört wiederum nicht (mehr) zur Europäischen Union.
Finanzbehörden geben freiwillig nach
In der Folge forderten die Finanzbehörden der Niederlande von etlichen Spielern zu Unrecht, dass für erspielte Pokergewinne bei PokerStars monatlich Steuern in Höhe von 30,1 % zu zahlen sind. Schließlich vertrat man hier die Auffassung, dass PokerStars seinen Unternehmenssitz auf der Isle of Man hat. Aufgrund der neuen Erkenntnisse wollen die Behörden nun einlenken und erstatten auf freiwilliger Basis die „Pokersteuern“ der vergangenen neun Jahre (seit 2012). Das bedeutet jedoch nicht, dass der Streit endgültig geklärt ist. Es haben schließlich auch schon niederländische Gerichte festgestellt, dass PokerStars seinen Geschäftssitz doch auf der Isle of Man hat. Es scheint also, als würde sich die niederländische Finanzbehörde mit dem Vorgehen vor einer teuren Klagewelle schützen wollen.
Steuererstattung auch bei anderen Poker-Plattformen?
Die niederländischen Steuerbehörden gehen davon aus, dass mehrere Millionen Euro an die PokerStars-Spieler zurückerstattet werden müssen. Weitere Erstattungsansprüche gibt es zum aktuellen Zeitpunkt allerdings nicht. Wer aus den Niederlanden zum Beispiel bei Konkurrenzanbietern wie partypoker oder 888poker gespielt hat, muss weiterhin die 30-prozentige Steuer bezahlen und bekommt auch kein Geld zurück. Das liegt daran, dass beide Anbieter ihren Sitz im Vereinigten Königreich und damit seit dem vollzogenen Brexit außerhalb der Europäischen Union haben.
Niederländisches Glücksspielgesetz wird reformiert
Ähnlich wie in Deutschland hat sich auch die Niederlande dazu entschieden, ein neues Online-Glücksspiel-Gesetz namens „Wet Kansspelen op Afstand“ umzusetzen. Damit wird das nicht mehr zeitgemäße Glücksspielgesetz, welches in den 1960er-Jahren in Kraft getreten ist, voraussichtlich zum 1. April 2021 reformiert.
Ab diesem Zeitpunkt wird es den Online-Glücksspielanbietern möglich sein, eine niederländische Lizenz zu beantragen. Die Betreiber werden hierbei diejenigen sein, die Steuern zu bezahlen haben und nicht die Spielerinnen und Spieler. Das soll nicht nur für Poker, sondern auch für andere Arten des Online-Glücksspiels gelten.
Fazit
Um einer Klageflut der niederländischen Spielerinnen und Spieler zu entkommen, bieten die lokalen Finanzbehörden nun freiwillig eine Rückzahlung der Glücksspielsteuer an. Dazu muss der Spielgast seine Gewinne allerdings bei PokerStars.eu generiert haben und den Betrag aktiv einfordern. Bislang ist noch unklar, wie viele Spieler tatsächlich davon betroffen sind. Branchenkenner gehen aber von einer Rückzahlung in Höhe von mehreren Millionen Euro aus, da eine Rückforderung bis ins Jahr 2012 erfolgen kann.
Hierzulande müssen Pokerspieler ihre Gewinne nur dann versteuern, wenn sie dem Spiel beruflich nachgehen oder mit ihren besonderen „Poker-Skills“ mehr erspielen als andere. Das wird dann im Einzelfall von den zuständigen Finanzämtern geprüft. Hobby- bzw. Freizeitspieler müssen auf die erspielten Glücksspielgewinne in Deutschland allerdings auch nach dem Inkrafttreten des GlüStV keine Steuer entrichten. Bei steuerlichen Fragen sollte jedoch immer der eigene Steuerberater konsultiert werden.
Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/amsterdam-fluss-stadt-europa-4625104/
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4 Kommentare zu: Niederländische Profi-Pokerspieler sollen Steuern zurückerhalten
Kommentar verfassenR0UNDER
21.02.2021 um 12:27 UhrKeine gesetzliche Grundlage bedeutet für mich das man null Handhabe hat. Mehr anzeigen
Felixrl
23.02.2021 um 08:23 UhrChristian_1994
26.02.2021 um 17:10 Uhrwettibernd
21.02.2021 um 10:34 UhrUnsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!
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