Am Dienstag, den 15. Mai 2018, gab es in sieben Bundesländern Untersuchungen zum Verdacht auf illegale Poker-Turniere. 300 Beamte haben 23 Standorte in Dresden, Hamburg, Rostock, Berlin, Cottbus, Markkleeberg, Zwickau, Leimen und Wörth am Rhein kontrolliert. Im Fokus standen einige Mitglieder der Hells Angels aus Berlin.

Das Landeskriminalamt Sachsen ermittelt seit Oktober 2017 gegen 15 Beschuldigte auf Verdacht des banden- und gewerbsmäßigen Betruges. Ein Großteil der Verdächtigen stammt aus dem Milieu der Rocker-Gruppierung Hells Angels aus Berlin. Man geht davon aus, dass seit April 2014 regelmäßig Pokerspiele mit liquiden und zum Teil prominenten Persönlichkeiten organisiert wurden. Das LKA ist der Meinung, dass die tatverdächtigen Spieler mit teilweise manipulierter Technik betrogen haben. Insgesamt handelt es sich wohl um einen geschätzten Gesamtschaden von mehr als 600.000 Euro.

Manipulationen bei illegalen Poker-Turnieren

Man geht davon aus, dass die Tatverdächtigen die Teilnehmer der Turniere seit April 2014 um mehr als 600.000 Euro betrogen haben. Ausgetragen wurden die Spiele wohl in Leipzig, Dresden, Hamburg, Rostock, Zwickau und auf Mallorca. Laut LKA habe man seitens der Betreiber Technik eingesetzt, um sich einen Vorteil zu verschaffen.

In einer Stellungnahme wurde es lediglich als „eigens dafür angeschafftes spezielles technisches und entsprechend manipuliertes Equipment“ bezeichnet. Mit diesem hätte man pro Spieltag einen vier- bis fünfstelligen Gewinn eingestrichen, der dann unter den Tätern zu festgelegten Konditionen aufgeteilt worden sein soll.

Die Ergebnisse der Razzien

Bei den Durchsuchungen an den 23 Standorten wurden sechs Haftbefehle vollstreckt, Beweismaterialien sichergestellt sowie Betäubungsmittel und eine Schusswaffe beschlagnahmt. Vier der Betroffenen sollen bereits in U-Haft sein, laut Angaben der Bild-Zeitung soll sich auch der Dresdner Profiboxer Robert Teuber unter den festgenommenen Personen befinden.

Probleme mit illegalem Poker sind nicht neu

In den letzten Jahren finden sich immer wieder Berichte zu Veranstaltungen über illegale Poker-Turniere in Deutschland. Hier hatte ich unter anderem von Spielen bei der JVA Torgau und im Pokerclub „Magic Cards“ berichtet. Man findet aber deutlich mehr zu dem Thema, hier eine kleine Auswahl.

Ein Insider der Poker-Szene packt gegenüber FAS aus

In einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung konnte man 2014 von einem 25-Jährigen lesen, der regelmäßig an illegalen Poker-Turnieren teilgenommen hat. Damals wurde er unter dem Pseudonym Stefan Müller bekannt. Er hatte beschrieben, dass er in eine kleine Stadt Nordrhein-Westfalens mit ungefähr 100.000 Einwohnern gezogen sei. Um Anschluss zu finden, hatte er mit dem Pokern begonnen und ist nach einem anfänglichen Ausprobieren immer weiter in die Szene hineingerutscht.

Er selbst gab an, dass er an einem Abend meist zwischen 3.000 Euro und 4.000 Euro gesetzt hatte. Manchmal verlor er alles, hatte aber auch einige Gewinne. Er hat festgestellt, dass er bei den Turnieren durch die Atmosphäre, die gratis Getränke und das Essen ebenfalls Spaß haben konnte, selbst wenn er 7.000 Euro verloren hat.

Als er wieder zu seinen Eltern zurückziehen musste, weil die finanziellen Lasten zu groß geworden waren, dachte er nicht ans Aufhören. Er hatte einen neuen Pokerclub gefunden, musste dort aber feststellen, dass die Spieler viel vorsichtiger waren. Dem Betreiber gefiel seine risikoreiche Spielweise und er bot ihm 50 % des Abendumsatzes, wenn er regelmäßig käme und spiele. Durch seine Spielweise könnte er neue Teilnehmer anlocken und so wäre es für beide ein Gewinn. Er hat so Einblick in die Geschäfte erhalten und wusste, dass einige Betreiber vierstellige Summen als Gewinn machen.

Am Ende stand ein großes Zerwürfnis zwischen Spieler und Betreiber. Schulden des Betreibers und ein Missverständnis an einem Spielabend sorgten dafür, dass Müller den Organisator verklagte und zudem die Machenschaften in der Szene publik machte.

Prozess gegen „illegale Pokerrunden“ in Augsburg

2015 wurde bekannt, dass in Augsburg in der Ulmer Straße in einem Lokal mehrere Poker-Turniere ausgetragen wurden. Bei den Spielen kam modernste Technik aus China zum Einsatz. Alle Pokerkarten verfügten über Magnetstreifen. Ein Empfangsgerät, das als Handy getarnt war, sollte dafür sorgen, dass der Betreiber jederzeit wusste, wer welches Blatt hat. Ein Spieler hatte einen Innenohrkopfhörer, der durch ein Tonsignal übermittelte, wie die Karten sind. Der Dealer und einige weitere Mitspieler waren in die Pläne eingeweiht.

Hinweise bekam die Polizei wohl aus Frankreich. Daraufhin hat man Ermittlungen aufgenommen und den Betrügerring auffliegen lassen. Beteiligt waren wohl ebenfalls Spieler aus Frankfurt und Karlsruhe. An einem Abend im Jahr 2011 sollen Mitspieler so bis zu 10.000 Euro an einem Abend verloren haben.

Mittlerweile gibt es im Prozess einige Ergebnisse. Acht Täter wurden zu Freiheitsstrafen von acht Monaten bis zu zwei Jahren verurteilt. Es hatte wohl zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigern Absprachen gegeben, sodass die Angeklagten die Taten einräumten und im Gegenzug mit milden Strafen rechnen durften.

22-Jähriger veranstaltet illegale Poker-Turniere

2017 hatte Vice Sports über die Bekenntnisse eines Organisators von illegalen Kartenspielen berichtet. Zum Schutz hatte man ihn lediglich als Gregor vorgestellt. Es handelte sich um einen Studenten, der neben dem Studium mit der Veranstaltung von Cash Games gutes Geld verdient hatte. Er selbst hatte bereits zwei Jahre in der Szene gespielt, allerdings waren seine Fähigkeiten nicht gut genug, um dort groß abzuräumen. Mit einem Partner wollte er dann eigene Spiele veranstalten, gutes Geld verdienen, aber auch ein faires Spiel bieten.

In der Regel wurde von 20 Uhr abends gespielt, bis die Spieler keine Lust mehr hatten. Meist ging es bis 4 Uhr nachts, konnte aber auch bis 10 Uhr gehen. Bei den Cash-Games gab es einen Mindest-Buy-In von 50 Euro, nach oben aber keine Grenzen. Am Ende des Abends lagen meist um die 3.000 Euro in Jetons auf dem Tisch. Die Einsätze der Blinds lagen anfangs bei 1 bis 2 Euro, es konnten am Abend aber bis zu 10 Euro werden.

Er hat bei den Runden immer auf eine gemischte Klientel geachtet. Er selbst beschrieb die Zusammensetzung beim Pokern wie folgt:

Das waren Pokerprofis, Topverdiener, Studenten und generell Menschen mit Gehirn. Die brauchten Gegner, an denen sie verdienen konnten, also habe ich zusätzlich Automatenzocker, Idioten, Säufer und Kleinkriminelle rekrutiert. Die einen nahmen die anderen aus und ich profitierte davon, dass ständig neues Geld auf den Tisch kam.

Zum Verdienst hat er damals angegeben, dass das Kneipenzimmer zuerst 25 Euro und später 50 Euro gekostet hat. Außerdem musste man 20 Euro für Zigaretten einplanen. Die beiden Partner haben, um Geld zu sparen, die Karten selbst gedealt. Vom Pot wurden 5 % genommen, in der Stunde generierten sie so Einnahmen zwischen 70 Euro und 110 Euro. Ein siebenstündiger Abend brachte für ihn und seinen Partner jeweils ungefähr 300 Euro, folglich mehr als 40 Euro netto in der Stunde.

Nach zwei Wochen merkte Gregor, wie die Klientel tickt. Sein Partner habe Koks genommen und sich in Bordellen herumgetrieben, während er die Hauptarbeit gemacht hat. Nach drei Monaten war die emotionale Belastung für ihn zu hoch, er stieg aus.

Illegales Poker nicht neu und Strafen sind eher gering

Die meisten Veranstalter haben keine Angst vor Kontrollen der Polizei. Solange die nicht zweifelsfrei nachweisen kann, dass es sich um ein Spiel um Geld handelt, haben sie sowieso keine rechtliche Handhabe. Die meisten Betreiber lassen daher kein Geld auf dem Tisch, sondern stecken alles gleich ein. Bei Kontrollen wird angegeben, dass man lediglich zum „Spaß“ spielt.

Weiterhin gibt es nur eine Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren, wenn gewerbsmäßig Pokerspiele veranstaltet werden. Das ist beim Poker im Hinterzimmer nicht immer der Fall, daher kommen die meisten Betreiber mit Geld- und Bewährungsstrafen relativ gut weg.

Es bleibt also abzuwarten, welche Konsequenzen die neuen Razzien nach sich ziehen. Bisher gibt es keine neuen Meldungen zu dem Thema. Es kann folglich sein, dass es nur heiße Luft war und die Verdächtigen nach kurzer Zeit wieder auf freiem Fuß sind.

Bildquelle: 77782681 - Man betting on the casino © KikoStock

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