Erneut Streit um Phil Iveys Gewinne – Borgata Casino gegen Pokerspieler
Das Borgata Casino hatte die Gewinne von Pokerlegende Phil Ivey von der WSOP $50.000 Poker Players Championship 2019 zurückgehalten. Der Star schuldet dem Casino noch mehr als 10 Millionen Dollar durch den Edge-Sorting-Skandal. Jetzt erheben zwei andere Pokerstars Anspruch auf einen Teil der Gewinne, weil sie Ivey wohl gestaket haben.
Das Staking ist im Bereich des Pokers relativ weit verbreitet. Beim Staken geht es darum, dass man sich an einem Spieler, der bei mehreren Turnieren oder Cashgames teilnimmt, beteiligt. Eine oder mehrere Personen können so Geld für den Buy-In zur Verfügung stellen, erhalten aber als Gegenleistung im Falle des Gewinns einen Anteil des Betrages, der zuvor vereinbart wurde. Der Spieler kann so seine Bankroll erhöhen und der „Teilhaber“ verspricht sich von dem Geschäft eine ordentliche Rendite.
Es gibt verschiedene Optionen, wie das Staking aussehen kann. Am weitesten verbreitet ist ein Fullstaking mit Cut 50/50. Der Spieler verkauft sämtliche Anteile, regelt aber über den Cut, wie mit dem Gewinn verfahren wird. In dem Fall würden die „Unterstützer“ den vollen Einsatz aufbringen. Im Falle des Gewinns erhalten sie diesen zurück, der Gewinn darüber hinaus wird dann aber zu jeweils 50 % auf den Spieler und die „Investoren“ verteilt.
Die Profipokerspieler Daniel „Jungleman“ Cates und Illya Trincher geben an, dass zwischen Ivey und ihnen eine solche Regelung getroffen worden sei. Am 30. August 2019 haben sie deshalb in Nevada rechtliche Schritte gegen das Borgata Casino eingeleitet.
Durch den Edge Sorting Skandal hat das Borgata Casino Forderungen über 10 Millionen Euro gegen die Poker Legende erhoben. Cheung Yin “Kelly” Sun hatte als Freundin von Ivey dem Star damals geholfen, die Casinos auszutricksen.
Buy-In von Ivey war komplett gesponsert
Trincher, Cates und Ivey hatten im Vorfeld eine Abmachung getroffen, dass sie das komplette Buy-In übernehmen. Im Falle eines Gewinns sollten sie die 50.000 US-Dollar zurückerhalten und hätten 50 % Anspruch auf alle Gewinne von Ivey gehabt.
Im $50.000 Poker Players Championship der WSOP 2019 in Las Vegas hatte Ivey den 8. Platz erreichen können und normalerweise 124.410 Dollar gewonnen. Austragungsort war in diesem Fall das Caesars Casino in Las Vegas. Über die Anwälte hatte MGM als Betreiber vom Borgata dafür gesorgt, dass das Geld eingefroren wird und man so zumindest einen Teil der Forderungen begleichen könnte, der noch offen war. Nach Bekanntwerden der Forderungen hatte Ivey relativ schnell das Turnier verlassen müssen. Die genauen Abläufe findet ihr in dem Artikel zu Borgata und Iveys neuen WSOP Gewinnen.
Die beiden Pokerprofis fordern jetzt 87.205 US-Dollar von dem Borgata Casino, da ihnen der Buy-In und die Hälfte von Iveys Gewinnen rechtlich zustehen würden. Die Anwaltskanzlei Chesnoff and Schonfeld in Las Vegas wurde mit der Klage beauftragt. Die Kanzlei hat sich auf Glücksspielstreitigkeiten spezialisiert und in der Vergangenheit auch Ivey bei anderen Gerichtsfällen vertreten. Im Einspruch der Anwälte heißt es wie folgt:
Mr. Cates und Mr. Trincher hatten mit Mr. Ivey eine Staking-Vereinbarung ausgehandelt. Am oder um den 24. Juni 2019 haben Mr. Cates und Mr. Trincher zugestimmt, Mr. Ivey mit dem vollen $50.000-Buy-in für ein World Series of Poker-Turnier im Rio Hotel and Casino in Las Vegas in Nevada auszustatten – das Buy-in war im Besonderen für die $50.000 Poker Players Championship (Event #58) am 24. Juni 2019 gedacht; im Austausch gegen 50 % aller Gewinne (neben der Rückgabe der $50.000). […]
Aus einem Chat-Verlauf am oder um den 24. Juni 2019 lässt sich ersehen, dass Mr. Trincher gegen 16:04 eine Nachricht an Mr. Cates geschickt hat, in der Mr. Trincher feststellt: „Hab Phil bisher 100 für Turniere gegeben (50 heute)“. Dieser Chat-Verlauf beweist, dass Mr. Cates und Mr. Trincher Phil Ivey das volle $50.000 Buy-in übernommen haben, so wie es der Staking-Deal vorgesehen hat.
Präzedenzfall-Charakter für die Zukunft
Die meisten Beobachter der Pokerszene gehen davon aus, dass der Rechtsstreit nicht klar geregelt ist und das Urteil sicherlich einen Präzedenzfall-Charakter für zukünftige Gerichtsverfahren zu diesem Thema darstellt. Problem ist, dass es meist keine schriftlichen Verträge für das Staking gibt, sondern nur mündliche Absprachen, was die Beweisführung vor Gericht schwierig macht.
Beobachter glauben, dass Borgata die Argumentation übernehmen wird, dass Ivey mit einer Konfiszierung von Gewinnen gerechnet und sich nur deshalb auf das Staking eingelassen habe. Cates und Trincher werden von der Forderung des Borgata Casinos gewusst haben, daher ist es unwahrscheinlich, dass ein Richter oder Gericht annimmt, dass die beiden Pokerspieler nicht über den Edge Sorting-Vorfall informiert waren. Der Fall stand im Fokus der öffentlichen Debatte und seit längerem ist auch bekannt, dass das Borgata Gewinne von Ivey einfordern kann.
Eine mögliche Konsequenz wäre daher auch, dass Daniel „Jungleman“ Cates und Illya Trincher sich selbst das Geld von Ivey beschaffen müssen. Da er behauptet, kein greifbares Vermögen zu besitzen und sich für die WSOP 19 hat staken lassen, könnte das ebenfalls schwierig sein.
Die Skandale um Ivey nehmen also weiterhin zu. Immerhin wird so viel über ihn gesprochen und negative Publicity ist besser als gar keine Publicity. In seinem MasterClass-Kurs beschrieb er, dass er dem Poker-Sport mit dem Kurs etwas zurückgeben wolle. Mit seinen sonstigen Aktionen macht er das aus meiner Sicht jedoch ein Stück weit zunichte.
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