Neue Studie: Glücksspielwarnungen haben vielleicht keine Wirkung
Wissenschaftler der University of Warwick haben herausgefunden, dass Warnmeldungen bei Glücksspielwerbung keine Auswirkungen auf das Spielverhalten haben. Bei der neuen Studie wurden Warnhinweise bei TV-Werbung für Sportwetten in den Mittelpunkt gerückt.
Die Psychologieabteilung der britischen Universität in Warwick hatte einen Test mit 506 Personen durchgeführt. Sie waren Fans der britischen Premier League und hatten ebenfalls Erfahrungen mit Sportwetten im Vorfeld gemacht.
Ihnen hatte man verschiedene Werbespots von Sportwetten gezeigt, die teilweise mit Warnhinweisen versehen waren und teilweise nicht. Danach sollten sie entscheiden, ob sie kleine Einsätze bei Sportwetten tätigen wollen. Die Ergebnisse sorgten teilweise für Verblüffung.
Hintergrund ist, dass 2015 The Senet Group die Werbekampagne „When the FUN Stops, Stop!“ (übersetzt: „Wenn der Spaß aufhört, höre auf!“) entwickelt hatte. Die Senet Group wurde von den 4 größten Buchmachern auf dem britischen Markt (William Hill, Ladbrokes, Coral und Paddy Power) gegründet. Ziel war es, neue Standards in Sachen „verantwortungsvolles Glücksspiel“ zu schaffen.
Die Kampagne wurde im TV sowie über soziale Medien verbreitet. Unter anderem gibt man dort die Tipps, nur Geld zu setzen, was man auch verlieren kann und sich eigene Limits zu setzen. 2017 hatten bei Befragungen rund 54 % der Briten angegeben, diese Kampagne wahrgenommen zu haben.
Warnhinweis bei Glücksspielwerbung könnte Wettbereitschaft erhöhen
In den Untersuchungen hatte man festgestellt, dass Spieler, die zuvor durch die Werbung vor den Gefahren von Glücksspiel gewarnt wurden, häufiger wetteten als Teilnehmer, welche die Warnung nicht gesehen hatten.
Die Forscher teilten jedoch mit, dass der Unterschied statistisch nicht signifikant genug war, um schlüssig darauf hinzuweisen, dass die Botschaft eigentlich kontraproduktiv ist. Trotzdem sagten sie in der neuen Studie, dass durch die Warnung, das eigentliche Ziel, verantwortungsbewusstes Spielverhalten zu fördern, nicht erreicht werde.
Wie sahen die Versuche genau aus?
Man ließ den Spielern in der Versuchsanordnung die Wahl, ob sie 0,10 Pfund Sterling bei Fußballwetten platzieren wollen. Wenn sie sich für den Einsatz entschieden, wurde der jeweilige Gewinn ausgezahlt. Wenn sie sich dagegen entschieden haben, haben sie die 10 Pence Einsatz ausgezahlt bekommen.
In der Auswertung hatte man festgestellt, dass nach Ansicht der Werbespots mit Glücksspielwarnung 41,3 % der Versuche in Wetteinsätzen gipfelten. Als der Warnhinweis nicht gezeigt wurde, waren es nur 37,8 %.
Der Unterschied ist nicht sehr groß, daher müssen die Forscher eingestehen, dass die Untersuchung keine statistisch signifikanten Ergebnisse lieferte. Somit kann man nicht sagen, dass die Einblendung zum verantwortungsbewussten Glücksspiel kontraproduktiv ist. Man ist sich aber sicher, dass die Warnhinweise ihr eigentliches Ziel nicht erreichen.
Das Forscherteam spricht sich daher für weitere Untersuchungen aus. Die Kampagne sei sehr bekannt, daher seien Analysen zur Wirkung der Warnhinweise äußerst wichtig. Die Studie zum Thema verstehen sie selbst nur als erste Prüfung.
Forscher kritisieren die Darstellung der Einblendung
Beim Warnhinweis ist das Wort „FUN“ in großen Lettern dargestellt. Es springt sofort ins Auge. Das Wort „Spaß“ hebt sich also durch die größere und dickere Schrift eindeutig vom Rest ab. In ihrer Studie gaben sie als mögliche Gründe für ihr Resultat, dass durch den Schriftzug der Fokus zu sehr auf den Spaß beim Spielen gelenkt wird.
Dr. Lukasz Walasek ist einer der Autoren der Studie und kommentierte die Ergebnisse in folgender Weise:
Der Zweck der Warnhinweise "When the fun stops, stop" ist es, verantwortungsbewussteres Spielverhalten zu fördern. Es gibt jedoch kaum Anhaltspunkte dafür, dass solche Etiketten wirksam sind.
Gillian Wilmot ist die Vorsitzende der Senet-Gruppe. Sie reagierte auf die Kritik wie folgt:
Die Einblendung hat ein substantielles Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen negativen emotionalen Zuständen und Spielproblemen geschaffen. Sie hat jungen Männern eine leicht zugängliche Formulierung gegeben, um sich gegenseitig auf eine Weise infrage zu stellen, die jetzt in die populäre Kultur übergegangen ist. Es war nie das Ziel, alle Wetten zu verhindern. Stattdessen sollen die Spieler zum Innehalten und Nachdenken gebracht werden.
Die Vorsitzende der Senet-Gruppe gestand jedoch ein, dass man derzeit eine Überprüfung der Werbekampagne durchführt und dort ebenfalls über die Schreibweise des Wortes „FUN“ nachdenken wird.
Neue Beschränkungen bei der Werbung
Insgesamt wird der Warnhinweis aber zumindest im TV nicht mehr so präsent sein. In Großbritannien sind neue Richtlinien zur Fernsehwerbung in Kraft getreten. Außerdem hat sich die Glücksspielindustrie freiwillig dazu entschlossen, keine Werbung für Sportwetten mehr bei Live-Events zu schalten.
Beispielsweise bei der Cricket-Serie “The Ashes” schaltet man vor 21 Uhr keine Werbung mehr. Davon werden ebenfalls 2 große Veranstaltungen beim Cricket betroffen sein. England und Australien spielen am 1. August und 16. September 2019 gegeneinander.
Wichtig ist, dass man hier nicht nur die TV-Werbung beachtet, auf die man sich vor allem in der Studie beschränkt hat. Die Senet-Gruppe hatte im November und Dezember 2015 ebenfalls eine Kampagne in den sozialen Medien mit dem Hashtag #gamblesmart gestartet. Videos und andere Inhalte wurden zum Thema gepostet. Es gab von 114.000 Briten Reaktionen auf die Inhalte.
Diese Studie kann höchstens als ein Anfang gesehen werden, weitere Untersuchungen zum Nutzen solcher Warnhinweise stehen noch aus. Zumindest erste relativ erstaunliche Ergebnisse konnte man zeigen, vielleicht werden in weiteren Studien statistisch signifikante Unterschiede deutlicher.
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1 Kommentar zu: Neue Studie: Glücksspielwarnungen haben vielleicht keine Wirkung
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