Die Inselregierung von Mallorca hat entschieden, dass pünktlich zur WM 2018 in Russland die Anzahl an Spielautomaten, an denen Sportwetten getätigt werden können, auf 140 Standorte auf den Balearen erhöht werden soll. Vor allem die Hilfsorganisationen für Spielsucht wie Associació Juguesca haben von solchen Vorhaben genug.

Bisher gibt es auf den Balearen lediglich 50 Standorte, an denen man Sportwetten abschließen kann. Die meisten der Automaten befinden sich zudem im Stadtbezirk von Palma de Mallorca. Dies soll sich jetzt ändern.

Es sind weitere Wettautomaten in Inca, Manacor, an der Playa de Palma, in Cala Millor, Magaluf, Port d'Alcúdia, Port de Pollença, Andratx, Campos oder Santanyí geplant. Größtenteils sollen weitere Spielsalons mit zusätzlichen Automaten ausgestattet werden. Laut Informationen der "Diario de Mallorca" plant das Casino de Mallorca voraussichtlich an der Playa de Palma ebenfalls einen Standort für Sportwetten. Neben den britischen Touristen sieht man wohl auch deutsche Urlauber als gutes Publikum an.

Neuer Boom durch neue Ausführungsbestimmungen ausgelöst

Ein neues spanisches Gesetz sah Mindestabstände zwischen den Sportwettenautomaten vor, was einmal die Annahmestellen untereinander betrifft, aber auch den Abstand zu Einrichtungen, die von Minderjährigen besucht werden. Die Inselregierung musste dafür neue Bestimmungen zur Ausführung des Gesetzes aufstellen, daher mussten sich die Wettbüros bei der Anschaffung neuer Automaten etwas gedulden.

Erst seit August 2017 dürfen Betreiber von Lokalen, in denen Fußball geschaut wird, überhaupt den Gästen Sportwetten anbieten. Die Besucher hatten dann lediglich die Möglichkeit, via Internet auf dem Smartphone, Tablet oder Notebook Wetten zu tätigen, sofern sie ein Mobilgerät überhaupt dabei hatten. Nun möchte man die Sportsbar stärken und erweitern. Insgesamt sollen auf den Balearen 140 Wettbüros entstehen, sodass den Sportwetten ein größerer Platz eingeräumt wird.

Heftige Kritik von den Hilfsorganisationen für Spielsüchtige

Vor allem Antònia Miralles von der Organisation Associació Juguesca, die sich um Spielsüchtige des Inselstaates kümmert, hat etwas dagegen. Sie machte gegenüber der Presse ihrem Unmut Luft:

Die Sportwetten müssen reguliert werden. Das ist eine Aufgabe des Inselrates.

Das Büro der Generaldirektorin Pilar Sansó beschwichtigte das ganze Thema. Dort ist man der Meinung, dass die Anzahl der Menschen mit Spielsucht nicht von der Anzahl der Automaten abhängig ist. Vielmehr möchte man mit Organisationen wie der Associació Juguesca in Kontakt treten und Strategien zur Suchtprävention erarbeiten.

Immer jüngere Spanier von Spielsucht betroffen

Trotz der diplomatischen Worte bleibt Miralles von der Juguesca hart. Sie führt eine Studie der Fundación Codere und der Universität Carlos III in Madrid an. Sie stammt aus dem Jahr 2016 und zeigte, dass 0,3 % der Spanier zwischen 18 und 75 Jahren spielsüchtig sind.

Zwar kann sie keine weiteren Studien anführen, aber aus Erfahrung ist sie der Meinung, dass man mittlerweile einige Prozentpunkte dazurechnen muss. Die Zahl der Jugendlichen, die eine Spielsucht entwickelt haben, sei bei Weitem größer. Im Bereich der Spielsucht findet wohl ein demografischer Wandel statt. Während in der Vergangenheit vor allem die 35- bis 50-Jährigen betroffen waren, sind es derzeit die 18- bis 25-Jährigen.

Verschiedene Gründe für das Problem der Spielsucht in Spanien

Für diese Entwicklung werden immer wieder die Gründe diskutiert. Wie immer gibt es in solchen Fällen viele Meinungen, aber keine verlässlichen Ergebnisse. Hier einmal die gängigsten Begründungen.

Werbung durch Sportwettenanbieter

Miralles sieht dabei die Werbung für das Glücksspiel als Hauptproblem. Vor allem bei den Sportwetten wird der Glücksspielcharakter immer wieder verharmlost. In einem Werbespot eines Wettanbieters treten nicht nur die Spitzenspieler von Real Madrid sowie Einheimische der Insel auf, die Szenen werden außerdem mit den folgenden Worten kommentiert:

Wenn du das Ergebnis wusstest und nicht gewettet hast, tut es weh.

Miralles sieht zum einen in dem Ausspruch, der suggeriert, dass man das Ergebnis vorhersehen kann, ein Problem. Zum anderen ist sie der Meinung, dass die Werbung zu allen Tageszeiten läuft. Selbst Minderjährige sitzen vor dem Fernseher, sehen es und werden zum Wetten verleitet.

Online Wettanbieter als Suchtquelle

Der Glücksspielverband Sareiba, dem auch Miquel Àngel Riera angehört, macht dagegen das Internet und die Online Sportwettenangebote für die erhöhte Spielsucht unter den Spaniern verantwortlich. Für ihn steht fest, dass es in den eigenen vier Wänden keine Kontrolle gibt und die Einsamkeit den Spieler in die Sucht treibt. In einem Lokal mit Sportwetten würde solches Verhalten seiner Ansicht nach auffallen und das geschulte Personal könnte einschreiten.

Er ist ganz klar der Ansicht, dass Leute, die jeden Tag ein bisschen Spielen besser sind als Menschen, die an einem Tag all ihren Besitz einsetzen und verlieren.

Spiellokale mit gutem Ambiente

Beim Glücksspielverband Sareiba ist man der Auffassung, dass Wettbüros in der spanischen Kultur verankert werden sollten. Ähnlich wie es bei einem Café der Fall ist. Er ist der Meinung, dass sich die Bewohner und Gäste Mallorcas anstatt bei einem Café in einem Restaurant auch in einem Spiellokal treffen können. Dabei spielt man dann in einer netten Runde und redet vielleicht über die Spiele, auf die man dann wettet.

Er ist der Meinung, dass die Spielsalons ihr schmuddeliges Image ablegen sollten. Die Einrichtung koste immerhin mittlerweile 500.000 Euro. Es handelt sich um saubere Wettbüros, die nichts mehr mit dem Drogenhandel oder der Geldwäsche zu tun hätten.

Wettautomaten werden kaum angenommen

Auf den Balearen selbst nutzen nur wenige Einheimische die Wettannahmegeräte. Einige Geräte seien sogar noch in Kunststofffolie gehüllt. Die normalen Geldspielgeräte daddeln dagegen munter vor sich hin. Das gute Ambiente, was der Glücksspielverband Sareiba sehen möchte, sei noch nicht gegeben.

In der Regel sitzen Männer vor den Spielautomaten. In den Beratungsstellen sind wohl zu 80 % männliche Spieler, die Hilfe bräuchten. Bei den Frauen sind es nur 20 %, allerdings ist hier die Dunkelziffer deutlich höher, denn viele Spanierinnen würden aus Scham solche Beratungsstellen eher meiden.

Exkurs: Kleiner Vergleich mit Deutschland

In Spanien wurde der Glücksspielmarkt 1977 geöffnet und mittlerweile ist er ähnlich stark wie in Großbritannien. Offizielle Studien gehen teilweise von 0,3 % der Spanier aus, die eine pathologische Spielsucht aufweisen. Insgesamt geht man mittlerweile davon aus, dass 2 % bis 3 % der Spanier ein Spielproblem haben (Spielsucht und problematisches Spielverhalten).

Wenn man die Zahlen mit Deutschland abgleicht, wird man hier feststellen, dass laut dem Jahrbuch Sucht 2018 rund 0,31 % der Deutschen ein Problem mit der Spielsucht haben. Bei weiteren 0,56 % kann man ein problematisches Spielverhalten feststellen. Bei den exakten Zahlen muss man bedenken, dass Spanien weit weniger Einwohner hat. Sind es in Deutschland rund 80 Millionen Bürger, so hat der Mittelmeerstaat lediglich 46 Millionen.

Dennoch zeigt sich, dass trotz der Öffnung des Marktes in Spanien der prozentuale Anteil der Spielsüchtigen nicht deutlich größer ist. Etwas anderes ist es beim problematischen Spielverhalten. Dennoch zeigt sich, dass man der Spielsucht mit einer guten Regulierung und einer geeigneten Prävention auch entgegenwirken kann.

Fazit: Neue Sportwettautomaten kommen nach Mallorca

Zur Fußball-WM werden die neuen Sportwettenstandorte in Mallorca offen sein. Es wird sich zeigen, ob die Einheimischen sie nutzen oder doch eher Deutsche und Briten dort spielen. Vielleicht kann man bis dorthin auch etwas von dem besseren Ambiente spüren. Wie es auf den Balearen mit dem Glücksspiel weitergeht, wird also die Zukunft zeigen.

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