Angesichts der Coronakrise könnte die schwedische Regierung noch diesen Monat Maßnahmen ergreifen, die das Online Glücksspiel ab dem 01.06.2020 einschränken würden. Am 07.05.2020 soll im Parlament ein Gesetzesvorschlag öffentlich debattiert werden, der, sollte er in Kraft treten, mindestens bis zum Ende des Jahres bestehen dürfte. Dabei beschränkt sich das Vorhaben für umfassendere Einschränkungen nicht nur auf die Online Casinos, sondern auch auf den Bereich der Sportwetten. Indessen formen sich bereits Proteste seitens der Anbieter.

Was genau beinhaltet der Gesetzesentwurf?

Der Minister für soziale Sicherheit, Ardalan Shekarabi, sieht in Zeiten der Coronapandemie im Online Glücksspiel eine wesentliche Gefahr für Suchtspieler. Deshalb legt er diese Woche im Parlament Vorschläge vor, die zukünftig folgende Restriktionen für Online Casino Angebote vorsehen:

  • Ein wöchentliches Einzahlungslimit für Glücksspiele von 5.000 SEK (467 Euro) mit einem entsprechenden Verlustlimit für „Spiele an Verkaufsautomaten“.
  • Für Spieler ist es obligatorisch, Fristen für das Spielen mit Online-Casino-Produkten und Verkaufsautomaten festzulegen.
  • Bonusangebote seitens der Anbieter sind auf 100 SEK (10 Euro) begrenzt.

Shekarabi führt weiter aus, dass angesichts der derzeit erhöhten “Aktivität” in Online Casinos derartige Maßnahmen zum Schutz der Spieler erforderlich wären. Wie wir bereits letzte Woche in einem anderen Artikel berichtet haben, deuten jüngste Untersuchungen hierzu zwar auf eine Zunahme der Neuregistrierungen hin, aber nicht zwangsläufig auf ein erhöhtes Spielrisiko. Ferner begründet Shekarabi seinen Antrag damit, dass es sich bei Online Casinos, um eine der riskantesten Formen für suchtgefährdete Spieler überhaupt handelt. Auch angesichts der derzeit erhöhten Risiken auf Arbeitslosigkeit, Krankheit und finanzieller Unsicherheit, wäre es in seinen Augen ratsam, diesem Gefahrenherd vorab klare Schranken vorzusetzen.

Die schwedische Spielaufsichtsbehörde Spelinspektionen wurde indessen von der Regierung dazu aufgefordert, monatliche Berichte zur Marktentwicklung im Glücksspielsektor vorzulegen. Des Weiteren soll Spelinspektionen die unlizenzierten Online Casinos genauer beobachten. Dabei wird nicht ausgeschlossen, dass ihr zukünftig Befugnisse übertragen werden könnten, um im Bedarfsfall gegen unlizenzierte Online Casinos vorzugehen. Die Vorsitzende von Spelinspektionen, Camilla Rosenberg, begrüßte indes Shekarabis Vorschlag. Es sei ein klares Zeichen an die Online Casinos, ihren Verantwortungen stärker nachzukommen.

Die European Gaming and Betting Association (EGBA) hat aber zur Vorsicht aufgerufen. Denn diese Maßnahmen würden, wie bereits mehrfach erwähnt, Spieler zu europaweit lizenzierten Anbietern außerhalb Schwedens treiben.

Mr Green verliert Klage

Ein Beweis für die Unnachgiebigkeit des schwedischen Rechtssystems gegen Online Casinos ereignete sich diese Woche. Mr Green, der lizenzierte schwedische Ableger aus dem Hause William Hill, verlor eine Klage gegen eine zuvor verhängte Strafe, in Höhe von ungefähr 190.000 €. Dabei verstieß, laut der im November vergangenen Jahres abgehaltenen Gerichtsverhandlung, Mr Green gegen die Gesetze zum Spielerschutz.

Demnach soll Mr Green Spieler mit Werbung kontaktiert haben, die sich auf der Liste für Selbstausschluss vom Glücksspiel namens spelpaus.se befanden. Mr Green argumentierte seinerseits, dass sich einige Spieler, kurz nachdem Mr Green die spelpaus.se-Liste geprüft habe, eingetragen hatten.

Da es hier wohl zu einer zeitlichen Überschneidung kam, argumentierte Mr Green im weiteren Verlauf der Klageschrift, dass sein automatisches E-Mail-Benachrichtigungssystem bis zu 10 Stunden benötigt, um die neuen Einträge auf der Ausschlussliste zu berücksichtigen. Schließlich kritisiert Mr Green auch die Höhe der Strafe, die aus ihrer Sicht um ein Vielfaches geringer hätte ausfüllen müssen, da Mr Green sofort den Fehler zu korrigieren versuchte.

Das Gericht begründete die Zurückweisung der Klage damit, dass Mr Green selbst für seine automatischen E-Mail-Benachrichtigungssysteme verantwortlich sei. Folglich müsse Mr Green selber dafür Sorge tragen, dass diese mit den gesetzlichen Vorgaben in Einklang seien. Schließlich begründete das Gericht auch die Höhe der Strafe als gerechtfertigt, da diese verhältnismäßig zum jährlichen Gesamtumsatz von Mr Green sei.

Umfassende Einschränkungen im Bereich Sportwetten bereits geplant

Während im Bereich Online Casino, der Vorschlag von Shekarabi erst in diesen Tagen vom Parlament debattiert wird, sehen die Einschränkungen im Bereich Sportwetten schon konkreter aus. So hat die vorgestellte Spielaufsichtsbehörde Spelinspektionen, der Regierung Vorschläge unterbreitet, die Sportwetten maßgeblich verändern würden. Dabei handelt es sich um permanente Vorschläge, die auch nach Corona bestehen würden, und wie folgt aussehen:

  • Sportwetten wären im Bereich Fußball nur auf den Profibereich beschränkt. Auf Spiele im Amateurbereich dürfte nicht gewettet werden.
  • Fußballwetten bei Freundschaftsspielen wären unabhängig von der Spielklasse verboten.
  • Fußballwetten auf einzelne Spieler, die den Spielverlauf beeinflussen könnten, wären ebenfalls untersagt. (Gelbe Karte, Platzverweise, verursachte Elfmeter etc.).

Diese Maßnahmen wurden auch vor dem Hintergrund ergriffen, dass laut Medienberichten Sportvereine in den unteren Ligen seitens der Wettanbieter zunehmend unter Druck geraten würden. Damit wolle die Spielbehörde der Gefahr auf Spielmanipulation in den unteren Ligen, den Wind aus den Segeln nehmen.

Sollte dem Vorhaben stattgegeben werden, plant die Spielbehörde, diese Verbote nicht nur auf den Fußball zu beschränken, sondern auch auf andere Sportarten zu erweitern.

Der Protest der Glücksspielindustrie nimmt Form an

Letzte Woche hat sich der Verband der schwedischen Glücksspielindustrie, Branschföreningen (BOS), lautstark zu dem Vorhaben von Shekarabi geäußert. Dabei verfasste der Verband einen offenen Brief, der die angedachten Maßnahmen anprangerte und von namhaftem Vertreten wie Betsson, Kindred Group, LeoVegas, NetEnt und William Hill unterzeichnet wurde. Am vergangenen Dienstag schlossen sich weitere Anbieter, wie die ComeOn Group, SuprNation, Hero Gaming, VideoSlots Ltd, Quickspin, Casumo und betway, dem Vorhaben an.

Der Vorsitzende des Verbands Gustaf Hoffsted unterstrich dabei, dass es sich bei dieser Interessengruppe um mehr als die Hälfte der lizenzierten schwedischen Anbieter handle. Der Anteil der lizenzierten Anbieter beträgt landesweit ungefähr 70 %, der insgesamt im Bereich Glücksspiel operierenden Anbieter. Des Weiteren forderte er die restlichen lizenzierten Anbieter dazu auf, sich ebenfalls diesem offenen Brief anzuschließen, um somit dem Ganzen auf politischer Ebene mehr Gewicht zu verleihen. Dabei wurde in diesem Brief ebenfalls die naheliegende Begründung festgehalten, dass jegliche Einschränkungsversuche des Spielverhaltens, die Spieler nur zu international lizenzierten Anbietern – und somit außerhalb der schwedischen Einflussnahme – treiben würden.

Bildquelle: AdobeStock 66365527, Sweden Casino Concept © xtock

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